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SpumavirenSystematikKlassifikation VirenRealm Riboviria 1 Reich Pararnavirae 1 Phylum Artverviricota 1 Klasse Revtraviricetes 1 Ordnung OrterviralesFamilie RetroviridaeUnterfamilie SpumaretrovirinaeTaxonomische MerkmaleBaltimore Gruppe 6Hulle vorhandenWissenschaftlicher NameSpumaretrovirinaeLinksNCBI Taxonomy 11642NCBI Reference U04327ICTV Taxon History 202005036Spumaviren besser bekannt als Foamyviren FV offiziell Spumaretrovirinae sind behullte Einzel Strang RNA Viren ss RNA aus der Familie der Retroviren Sie sind bei verschiedenen Affenarten SFV Katzen FFV Rindern BFV und Pferden EFV weit verbreitet und konnen selten auch den Menschen infizieren Dabei ist weder bei den naturlichen Wirten noch beim Menschen ein durch Foamyviren verursachtes Krankheitsbild bekannt Aufgrund von Besonderheiten ihres Replikationszyklus und ihrer Molekularbiologie die teilweise Analogien zu Hepadnaviren aufweisen bilden sie innerhalb der Retroviren als Spumaretrovirinae eine eigene Unterfamilie die von den ubrigen Retroviren in der Unterfamilie der Orthoretrovirinae abgegrenzt werden Das wissenschaftliche Interesse an Foamyviren bezieht sich besonders auf ihre Sonderstellung zwischen Hepadna und Orthoretroviren sowie auf ihren moglichen Einsatz als virale Vektoren im Rahmen der Gentherapie Inhaltsverzeichnis 1 Foamyviren als besondere Retroviren 2 Geschichte 3 Verbreitung bei Mensch und Tier 4 Molekularbiologie 5 Foamyviren als virale Vektoren 6 Systematik 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFoamyviren als besondere Retroviren BearbeitenFoamyviren gelten als einzige Gattung der Retroviren fur die bisher keine assoziierte Krankheit beschrieben werden konnte Die Ursache dafur ist letztlich unbekannt Vergleiche von Foamyviren aus unterschiedlichen Affenarten konnten aber zeigen dass die jeweiligen Foamyviren und ihre Wirte sich vermutlich uber viele bis zu 30 oder 40 Millionen Jahre gemeinsam entwickelt haben Damit waren sie die altesten bekannten RNA Viren bei Wirbeltieren Diese Koevolution konnte einen Grund fur die Apathogenitat der Foamyviren darstellen da Virus und Wirt sich im Verlauf der Zeit optimal aneinander anpassen konnten Foamyviren fuhren in ihren Wirten zu einer persistierenden Infektion mit niedrigen Replikationsraten Es gibt Hinweise dass die Replikation vor allem in der Mundschleimhaut oder den Speicheldrusen stattfindet und die Ubertragung zwischen den Tieren vor allem durch Beissen geschieht Es ist dabei noch weitgehend unbekannt warum Foamyviren in vivo zu einer apathogenen persistierenden oder latenten Infektion fuhren obwohl sie in Zellkultur einen ausgepragten zytopathischen Effekt CPE zeigen Dieser CPE zeigt in einem charakteristischen schaumigen Aussehen der Zellkultur mit konfluierenden multinuklearen und vakuolisierenden Riesenzellen und fuhrte auch zur Namensgebung dieser Viren engl foamy schaumig lat spuma Schaum Die Abgrenzung der Foamyviren als einziges Genus der Subfamilie Spumaretrovirinae gegenuber den anderen sechs retroviralen Genera in der Subfamilie der Orthoretrovirinae erfolgt neben einigen anderen Besonderheiten in ihrer Molekularbiologie vor allem aufgrund der Tatsache dass die Reverse Transkription zu einem spaten Zeitpunkt im Replikationszyklus stattfindet das heisst bevor das Viruspartikel die Zelle verlasst und damit DNA in den Virionen als funktionelles Erbgut vorliegt und nicht wie bei allen anderen Retroviren RNA Geschichte BearbeitenDie ersten Beschreibungen des typischen foamyviralen schaumigen CPE in einer Zellkultur aus Affengewebe sowie die Isolierung des verursachenden zellfrei ubertragbaren Agens stammen aus den Jahren 1954 55 In der darauffolgenden Zeit konnten aus unterschiedlichen Affenarten ahnliche foamy viral agents isoliert werden die aufgrund serologischer Eigenschaften unterschieden wurden und zunachst in der Reihenfolge ihrer Entdeckung eine Nummer erhielten SFV 1 aus Makaken 1955 bis SFV 11 aus Orang Utans 1994 Spater wurden die Foamyviren nach der Affenart benannt aus dem sie stammten so z B nachtraglich SFVmac fur SFV 1 und SFVora fur SFV 11 Die Isolierung von Foamyviren aus Katzen und Rindern erfolgte unabhangig voneinander 1969 die aus Pferden 1999 Unbestatigte Einzelberichte uber das Vorkommen von Foamyviren liegen auch bei einigen anderen Saugetieren wie kalifornischen Seelowen und Hamstern vor 1971 wurde ein Foamyvirus aus einer Zellkultur isoliert die von einem kenianischen Patienten mit Nasopharynxkarzinom stammte Da die Entdeckung von HTLV und HIV erst 1980 bzw 1983 erfolgte war dieses humane Foamyvirus HFV damit das erste aus menschlichem Gewebe isolierte Retrovirus Dabei wurde recht bald eine serologische Ahnlichkeit von HFV mit dem aus Schimpansen bekannten Isolat SFV 6 festgestellt weshalb bereits kurze Zeit nach der Entdeckung die Frage aufkam ob es sich bei HFV um ein echtes menschliches Retrovirus handelt oder um die Infektion eines Menschen mit einem Schimpansenvirus Diese Frage konnte zwei Jahrzehnte spater geklart werden als neue Methoden wie die Sequenzierung weite Verbreitung gefunden hatten und seit 1994 95 ist man allgemein der Ansicht dass es sich bei HFV nicht um ein menschliches Retrovirus im eigentlichen Sinne wie bei HTLV oder HIV handelt sondern um eine Kontamination der ursprunglichen Zellkultur oder eine speziesubergreifende Infektion des kenianischen Patienten mit einem in Schimpansen vorkommenden SFVcpz Fur letzteres spricht dabei die Tatsache dass der Patient aus einer Gegend stammte in der Schimpansen verbreitet sind Um zu verdeutlichen dass es sich bei HFV um kein eigentliches menschliches Foamyvirus handelt wird es seitdem als SFVcpz hu bezeichnet oder da ein Grossteil der Forschungen zu Foamyviren an diesem Isolat durchgefuhrt wurde auch als Prototypisches Foamyvirus PFV Mit der Isolierung von PFV aus menschlichem Gewebe begann gleichzeitig die Suche nach einer durch dieses vermeintliche humane Retrovirus verursachten Erkrankung Die Herkunft aus einem Nasopharynxkarzinom und die Verwandtschaft der Foamyviren zu den Onkoviren liessen zunachst an eine mogliche Tumorassoziation denken Einzelne positive Berichte konnten jedoch nie bestatigt werden Erneut angeschoben wurde diesbezugliche Forschung durch die Entdeckung der humanpathogenen Retroviren HTLV und HIV 1980 83 wobei sich die Suche immer mehr auch auf Autoimmunkrankheiten wie beispielsweise Morbus Basedow oder Multiple Sklerose und ahnliche bezog Dabei konnten die jeweiligen an kleinen Patientengruppen erhobenen Befunde im Folgenden nie an grosseren Patientengruppen bestatigt werden In diesen kleineren Studien wurde meistens nur eine oft zudem noch relativ unspezifische Suchmethode angewandt wie z B ein Western Blot oder eine PCR In den darauffolgenden Untersuchungen wurde die Spezifitat durch die gleichzeitige Anwendung mehrerer solcher Methoden erhoht wodurch die Ergebnisse jeweils negativ wurden Molekularbiologische Untersuchungen zum Genom der Foamyviren den darin codierten Proteinen und ihren Funktionen begannen in verstarktem Masse Ende der 80er Jahre und dauern bis heute an Erste Uberlegungen und Experimente zum Einsatz von Foamyviren in der Gentherapie stammen aus der Mitte der 90er Jahre Verbreitung bei Mensch und Tier BearbeitenFoamyviren wurden sowohl bei Neuweltaffen in Amerika als auch vor allem bei Altweltaffen in Afrika und Asien inklusive der Menschenaffen gefunden So sind mittlerweile etwa aus Klammeraffen Grunen Meerkatzen Makaken Mandrills Pavianen Schimpansen Gorillas und Orang Utans Foamyviren isoliert und teilweise untersucht worden Bei in Gefangenschaft gehaltenen Tieren erreicht dabei die Rate der infizierten Tiere Werte bis uber 90 Auch in freier Wildbahn werden jedoch teilweise Werte uber 50 gefunden Neugeborene scheinen Antikorper aber nicht das Virus vom Muttertier ubertragen zu bekommen Die Virusinfektion geschieht vielmehr vertikal vermutlich als Kontaktinfektion im Jugend oder jungen Erwachsenenalter Dabei ist noch nicht endgultig geklart ob dies vor allem durch Bisse geschieht oder moglicherweise auch durch Geschlechtsverkehr FFV bei Katzen und BFV bei Rindern sind ebenfalls recht verbreitet uber das erst in letzter Zeit entdeckte equine Foamyvirus bei Pferden liegen noch keine aussagekraftige Zahlen vor Insgesamt fallt auf dass die Verbreitung der Foamyviren mit der Verbreitung der Lentiviren eine grosse Ubereinstimmung aufweist wobei die Ursachen hierfur noch im Dunkeln liegen Obwohl ein menschliches Foamyvirus entgegen fruheren Annahmen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht existiert gibt es dennoch eine Anzahl von mit Foamyviren infizierten Menschen Es handelt sich dabei aber um Infektionen mit Isolaten die aus nichthumanen Primaten stammen und fur die der Mensch vermutlich eine Art Fehlwirt darstellt So konnte eine Ubertragung von jahrelang mit SFV infizierten Personen beispielsweise auf die jeweiligen Lebensgefahrten nicht nachgewiesen werden Betroffen sind bestimmte Risikogruppen wie Laborpersonal und Tierpfleger die in engem Kontakt zu Affen stehen und moglicherweise gebissen werden konnen und vor allem in bestimmten Gebieten Afrikas Personen die Affen jagen oder mit ihren Kadavern hantieren Dabei wurden Ubertragungen von so unterschiedlichen Affen wie Makaken Pavianen und Schimpansen beobachtet und die Rate der infizierten Personen erreicht in den Risikogruppen etwa 2 3 Damit ist die Ubertragungswahrscheinlichkeit von SFV auf den Menschen hoher anzusetzen als die von SIV Im Gegensatz zu den Orthoretroviren zu denen unter anderem die und Lentiviren zahlen losen Foamyviren weder im naturlichen Hauptwirt Reservoirwirt noch nach Uberwindung von Artengrenzen in anderen Wirten bekannte Krankheiten aus Molekularbiologie BearbeitenDie Foamyviren unterscheiden sich in vielen Aspekten ihrer Molekularbiologie und ihres Replikationszyklus von den Orthoretroviren und besitzen teilweise Gemeinsamkeiten mit den Hepadnaviren weshalb sie auch als Bindeglied zwischen Ortho Retroviren und Hepadnaviren angesehen werden So spalten sie Gag nicht in die bei Orthoretroviren bekannten Bestandteile Matrix Kapsid Nukleokapsid sondern es wird nur ein kurzes Peptid am C Terminus abgespalten Auch wird Pol nur einmal gespalten zwischen RT RN und IN wahrend die Protease mit der RT verbunden bleibt Auch Env weist einige Besonderheiten auf so etwa das Vorhandensein eines langen Leaderpeptids als integraler Bestandteil des Virions Am auffalligsten ist aber das Stattfinden der Reversen Transkription zu einem spaten Zeitpunkt im Replikationszyklus und damit zusammenhangend das Vorhandensein von DNA im Virion Foamyviren besitzen ein komplexes Genom und codieren neben Gag Pol und Env noch weitere Proteine namlich Tas Bel1 und Bet Diese werden uber einen internen Promotor der sich im 3 Bereich des Env Genes befindet exprimiert Tas ist der transkriptionelle Transaktivator der Spumaviren und reguliert die Aktivitat beider Promotoren Bet ist ein funktionell dem HIV Vif homologes Protein das zellulare Immunitatsfaktoren wie APOBEC 3G F unterdruckt Foamyviren als virale Vektoren BearbeitenTrotz ihrer pathologischen Bedeutungslosigkeit sind sie interessante Studienobjekte fur Virusforscher da man von ihrem Aufbau und der Art ihrer Vermehrung zahlreiche Ruckschlusse auf die anderen pathogenen Retroviren ziehen kann In den letzten Jahren haben Foamyviren grosse Bedeutung in Studien zur Gentherapie erlangt da sie apathogen sind und ein grosses Genom ca 14000 Nukleotide verpacken konnen Systematik BearbeitenDas International Committee on Taxonomy of Viruses ICTV hat die Spumaviren als Unterfamilie Spumavirinae eingestuft Stand November 2018 Die Gattungen sind 2 Gattung Bovispumavirus Gattung Equispumavirus mit Spezies Equines Foamyvirus Gattung Felispumavirus Gattung Prosimiispumavirus Gattung Simiispumavirus 3 Weblinks Bearbeitenhttp www ncbi nlm nih gov ICTVdb ICTVdB 00 061 2 htmEinzelnachweise Bearbeiten a b c d ICTV ICTV Taxonomy history Commelina yellow mottle virus EC 51 Berlin Germany July 2019 Email ratification March 2020 MSL 35 ICTV Master Species List 2018a v1 Memento des Originals vom 14 Marz 2019 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot talk ictvonline org MSL including all taxa updates since the 2017 release Fall 2018 MSL 33 SIB Simiispumavirus auf ViralZone Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spumaviren amp oldid 229789974