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Simon Magus auch Simon der Magier Simon von Samarien oder Simon von Gitta 65 in Rom gilt als erster Haretiker der Kirche Das Wenige das uber ihn bekannt ist stammt aus christlichen Quellen meist Polemiken gegen Gnostiker Demzufolge war er ein Samaritaner der von seinen Anhangern als die grosse Kraft Gottes oder Gott in menschlicher Gestalt theios aner verehrt wurde Von seinem Namen ist der Begriff Simonie fur Amterkauf abgeleitet Der Fall des Simon Magus unbekannter Kunstler Hildesheim 1170 Inhaltsverzeichnis 1 Die Quellen 1 1 Apostelgeschichte 1 2 Justin 1 3 Irenaus von Lyon 1 4 Die apokryphen Petrusakten 1 5 Hippolyt von Rom 1 6 Pseudoklementinen 2 Der historische Simon Magus und der Simonianismus 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseDie Quellen BearbeitenDie Gestalt des Simon erscheint in der Apostelgeschichte bei den Kirchenvatern Irenaus Justin der Martyrer Hippolyt von Rom sowie in den apokryphen Petrusakten und den Pseudo Klementinen Dort werden so sehr unterschiedliche Bilder von ihm entworfen dass fraglich ist ob alle dieselbe Person meinen oder ob sein Name nur die Projektionsflache fur die Verurteilung abweichender theologischer Richtungen bildet Die grosskirchliche Literatur ist vor allem an Abgrenzung interessiert so dass ihre Darstellung wahrscheinlich verzeichnend und polemisch ist Apostelgeschichte Bearbeiten Der fruheste Hinweis auf Simon findet sich in der wohl nach 70 entstandenen Apostelgeschichte Apg 8 9 25 EU die von einem Simon Magus in Sebaste in Samaria berichtet Er soll demnach ekstatische Wirkungen ausgelost haben und von seinen Anhangern als eine Kraft Gottes die grosse verehrt worden sein Beeindruckt vom Apostel Philippus liess er sich taufen Als Petrus und Johannes nach Samaria kamen und uber den Glaubigen beteten der Heilige Geist moge auf sie kommen bot Simon ihnen Geld fur die Macht den Heiligen Geist auf andere herabzurufen Daran knupft die Bezeichnung Simonie fur den Handel mit kirchlichen Amtern an Justin Bearbeiten Justin der Martyrer 165 schildert Simon als einen von seinen Anhangern religios verehrten Mann zur Zeit des Claudius 41 54 Er sei mit einer Helena unterwegs gewesen die er aus einem Bordell befreit habe und die von seinen Anhangern als gottliche Teilinstanz mit dem Namen Erster Gedanke verehrt werde Justin berichtet von einer hauptsachlich aus Samaritanern bestehenden romischen Gemeinde Simons Daruber hinaus weiss er von einer Simon geweihten Statue auf der Tiberinsel 1574 wurde eine Statue auf der Insel entdeckt diese war jedoch dem romischen Schwurgott Semo Sancus geweiht welcher wahrscheinlich mit Jupiter identifiziert wurde Es konnte sich dabei durchaus um das von Justin erwahnte Bild des Simon handeln 1 Irenaus von Lyon Bearbeiten Wahrend die Apostelgeschichte nur vom Magier Simon aber von keinem Lehrsystem weiss hat nach Irenaus von Lyon die falschlich so genannte Gnosis mit Simon begonnen In Gegen die Haretiker Buch 1 aus den Pseudo Clementinen schrieb er Simon habe den Anspruch erhoben ein Messias Christus zu sein und gekommen zu sein um den weiblichen ersten Gedanken Ennoia aus der Materie zu erlosen Dieser Erste Gedanke sei in niedere Regionen herabgestiegen und habe Engel und Machte erschaffen Diese hatten sich aus Neid gegen Ennoia Helena aufgelehnt und die Welt fur sie als Gefangnis geschaffen in dem sie in einem weiblichen Leib gefangen liegen musste Mehrere Reinkarnationen hindurch blieb sie in der Welt gefangen nahm u a in Helena von Troja Gestalt an bis sie als Prostituierte in der phonizischen Stadt Tyrus durch Gott der in Gestalt des Simon Magus herabgestiegen war erlost wurde Diese von den Engeln geschaffene Welt sei dem Verderben preisgegeben Nur wer an Simon und an Helena glaube konne mit ihnen in die hoheren Regionen zuruckkehren Die apokryphen Petrusakten Bearbeiten nbsp Sturz des Simon Magus Fresko 1768 in Soll Tirol Die vermutlich Ende des zweiten Jahrhunderts in Kleinasien entstandenen apokryphen Petrusakten schildern eine Legende uber den Tod des Simon Magus Simon ubt auf dem Forum Zauberei vor dem romischen Kaiser Claudius Um seine Gottlichkeit zu beweisen erhebt sich Simon in die Luft Der Apostel Petrus betet Gott solle dem Geschehen Einhalt gebieten Doch moge er nicht sterben sondern bloss unschadlich gemacht werden und sich den Schenkel an drei Stellen brechen Und Simon sturzte vom Himmel und brach sich den Schenkel an drei Stellen Da warfen alle Steine auf ihn und gingen heim und vertrauten von nun an Petrus Petrusakten 32 Offenbar war es den Autoren der Petrusakten nicht bekannt dass der im antiken Griechenland und im alten Israel praktizierte Brauch der Steinigung in Rom unvorstellbar war Das dramatische Bild des levitierten und uber Rom absturzenden Simon entfaltete jedoch eine grosse Wirkung und wurde in mittelalterlicher Kunst haufig dargestellt Hippolyt von Rom Bearbeiten Hippolyt von Rom liefert in den Philosophumena eine komplexe Darlegung des Simonianismus einschliesslich seines Systems gottlicher Emanationen und Deutungen des Alten Testaments Wahrscheinlich liegt dieser Darstellung eine spatere Gestalt des Simonianismus zugrunde wahrend ihre ursprunglichen Lehren schlichter und der Darstellung des Justin und Irenaus ahnlicher waren Pseudoklementinen Bearbeiten In dem etwa im 4 Jahrhundert entstandenen anti gnostischen pseudoklementinischen Roman ist Simon Magus als Gegenspieler des Petrus und dessen jugendlichen Schulers Klemens die Verkorperung der gnostischen Irrlehre und der falsche Prophet Uber Simon wird berichtet dass er aus Samarien stammte und sich in Alexandria griechische Bildung und Zauberkunst aneignete nachdem er Schuler des Taufers Johannes gewesen war Helena begleitete ihn als Sophia d h als personifizierte Weisheit Simons Disputationen mit Petrus bestimmen uber weite Teile die Handlung In ihnen vertritt Simon die in der Gnosis vorherrschende dualistische Lehre vom Inneren Licht sowie der von einem bosen und ungerechten Gott geschaffenen Welt als deren Gefangnis aus der nur er die oberste Kraft Gottes befreien konne Petrus halt dagegen dass die Schopfung weil vom guten gerechten Gott geschaffen sehr wohl gut sei und der Mensch als Ebenbild Gottes frei entscheiden konne Mit Zitaten aus der Bibel uberfuhrt er Simon als falschen Propheten Als Simon merkt dass er Petrus nicht besiegen kann flieht er Bei der Figur des Simon in den Pseudoklementinen handelt es sich weniger um eine historische Person als vielmehr um das Klischee eines Ketzers Seine Geschichte ist als Gegenbild zum wahren Propheten Jesus Christus und seines Jungers Petrus konstruiert passend zur Theologie des Buches dass alles seine Syzygie also sein Gegenteil besitze Der historische Simon Magus und der Simonianismus BearbeitenSowohl uber den historischen Simon als auch uber seine Lehre und Anhanger ist so gut wie nichts bekannt Den Quellen kann man entnehmen dass es sich bei ihm um einen Magier der Gnosis handelte Die fruheste Quelle die Apostelgeschichte berichtet allerdings nichts von seinem gnostischen Anspruch eines Erlosers der die in Knechtschaft geratene Weltseele bei Simon die Mutter des Alls durch seinen Ruf zu befreien vermochte und mit Befreiung der Helena unter Beweis stellt Das System simonianischer Gnosis wie es am Ende des 2 Jahrhunderts belegt ist zeigt sich als Konkurrenzbildung zum beginnenden Christentum was zum in der Apostelgeschichte berichteten Ausschluss und Nachrichten uber Simons Aufenthalt in Rom passt Es richtete sich an Christen und Nichtchristen nahm Einflusse des Vulgarplatonismus gefangene wandernde Weltseele auf integrierte romische religiose Brauche Verehrung einer Statue der dem Haupt des Zeus entsprungenen Athena als Helena und enthalt die Vorstellung gottlich personifizierter weiblicher Weisheit des hellenistischen Judentums Buch der Weisheit AT Mit Magier wurden in der zoroastrischen Religion auch deren Priester bezeichnet 2 3 Dabei ist Magier oder Mager persisch مغ DMG muġ bzw moġ ein Wanderwort altiranischer Herkunft seit dem 4 Jahrhundert v Chr eine allgemeine Bezeichnung fur einen zoroastrischen Priester siehe auch Elymas Literatur BearbeitenAlastair H B Logan Simon Magus In Theologische Realenzyklopadie Band 31 Seelenwanderung Sprache Sprachwissenschaft Sprachphilosophie de Gruyter Berlin 1999 ISBN 3 11 002218 4 S 272 276 Karlmann Beyschlag Simon Magus und die christliche Gnosis Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament Bd 16 Mohr Tubingen 1974 ISBN 3 16 135872 4 Gerd Ludemann Untersuchungen zur simonianischen Gnosis Gottinger theologische Arbeiten Band 1 Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1975 ISBN 3 525 87351 4 Alfred Pfabigan Herausgeber Die Andere Bibel Apokryphen AT NT Frankfurt am Main Eichborn 1990 ISBN 3 8218 4068 4 Christoph Schmitt Simon Magus In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 10 Bautz Herzberg 1995 ISBN 3 88309 062 X Sp 410 413 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Florent Heintz Simon le magicien Actes 8 5 25 et l accusation de magie contre les prophetes thaumaturges dans l antiquite Cahiers de la Revue Biblique Band 39 Gabalda Paris 1997 ISBN 2 85021 104 4 Gerd Theissen Simon Magus Die Entwicklung seines Bildes vom Charismatiker zum gnostischen Erloser Ein Beitrag zur Fruhgeschichte der Gnosis In Axel von Dobbeler Herausgeber Religionsgeschichte des Neuen Testaments Festschrift fur Klaus Berger zum 60 Geburtstag Francke Tubingen u a 2000 S 407 433 ISBN 3 7720 2756 3 Gnilka Christian Simon magus und die romische Petrustradition In Romische Quartalschrift fur Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte Bd 113 2018 S 151 165 Jurgen Zangenberg Dynamis tou theou Das religionsgeschichtliche Profil des Simon Magus aus Sebaste In Axel von Dobbeler Hrsg Religionsgeschichte des Neuen Testaments Festschrift fur Klaus Berger zum 60 Geburtstag Francke Tubingen u a 2000 S 519 541 ISBN 3 7720 2756 3 Roland Bergmeier Die Gestalt des Simon Magus in Act 8 und in der simeonianischen Gnosis Aporien einer Gesamtdeutung In Roland Bergmeier Das Gesetz im Romerbrief und andere Studien zum Neuen Testament WUNT Band 121 Mohr Siebeck Tubingen 2000 ISBN 3 16 147196 2 Dominique Cote Le theme de l opposition entre Pierre et Simon dans les Pseudo Clementines Collection des Etudes Augustiniennes Serie Antiquite Band 167 Institut d Etudes Augustiniennes Paris 2001 ISBN 2 85121 188 9 Stephen Haar Simon Magus The First Gnostic Beihefte zur Zeitschrift fur die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der alteren Kirche Band 119 de Gruyter Berlin 2003 ISBN 3 11 017689 0 Alberto Ferreiro Simon Magus in Patristic Medieval and Early Modern Traditions Studies in the History of Christian Traditions Bd 125 Brill Leiden u a 2005 ISBN 90 04 14495 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Simon Magus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Simon Magus JewishEncyclopedia com Alberto Ferreiro Simon Magus Ubersetzung von Johannes Peisker historicum net Wer war Simon Magus GWR Zeitschrift 427 Marz 2018Einzelnachweise Bearbeiten Eusebius von Casarea Historia Ecclesiastica Kirchengeschichte Zweites Buch 13 Kap Simon der Magier Ubersetzung Departement fur Patristik und Kirchengeschichte Universite Fribourg Marco Frenschkowski Magie im antiken Christentum Eine Studie zur Alten Kirche und ihrem Umfeld Standorte in Antike und Christentum 7 XIV Anton Hiersemann Stuttgart 2016 ISBN 978 3 7772 1602 7 Michael Lutge Der Himmel als Heimat der Seele Visionare Himmelfahrtspraktiken und Konstrukte gottlicher Welten bei Schamanen Magiern Taufern und Sethianern Iranische Spuren im Zostrianos von Nag Hammadi Habilitationsschrift Georg August Universitat Gottingen 2008 Sudwestdeutscher Verlag fur Hochschulschriften 1 auf archiv ub uni marburg de hier S 409 1 7 6 Simon Magus ein Magier in Samaria Normdaten Person GND 118765450 lobid OGND AKS LCCN no99030629 VIAF 215995336 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Simon MagusALTERNATIVNAMEN Simon der Zauberer Hexenmeister Simon von GittaKURZBESCHREIBUNG san marinesischer GnostikerGEBURTSDATUM 1 Jahrhundert v Chr oder 1 JahrhundertSTERBEDATUM 65STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Simon Magus amp oldid 238590497