www.wikidata.de-de.nina.az
Als Philosophumena altgriechisch Filosofoymena Philosophoumena Neutrum Plural wird eine fruhchristliche Schrift aus dem 3 Jahrhundert bezeichnet die sich gegen die damals bekannten Haresien wendet und deshalb auch unter dem Namen Refutatio omnium haeresium Widerlegung aller Haresien bekannt ist Als Autor wird Hippolyt von Rom vermutet Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung 2 Inhalt 3 Verfasser 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEntdeckung BearbeitenMinoides Mynas entdeckte 1842 in einem Kloster auf dem Berg Athos eine bis dahin unbekannte aus sechs Buchern bestehende ursprunglich aber neun Bucher umfassende Schrift gegen die Irrlehren Auf diplomatischem Weg erreichten die Schriften noch im gleichen Jahr Paris und wurden im Archiv der Bibliotheque Royale eingelagert Da die Handschrift aus dem 14 Jahrhundert stammte erregte sie zunachst kaum offentliches Interesse Der Franzose Emmanuel Miller erkannte jedoch den Zusammenhang mit einem anderen ebenfalls unvollstandigen Werk das bereits damals den Namen Philosophumena fuhrte und allgemein Origenes zugeschrieben wurde Er stellte fest dass es sich bei den von Mynas entdeckten Schriften um die bis dahin fehlenden Bucher vier bis neun dieser Philosophumena handelte So veroffentlichte er 1851 in Oxford das gesamte ihm vorliegende Werk ohne die nach wie vor fehlenden Bucher 2 und 3 unter dem Titel Origenis Philosophumena sive omnium haeresium refutatio Nach Erscheinen der editio princeps wurde das Werk intensiv diskutiert Vor allem Ignaz Dollinger argumentierte dass eine Zuschreibung an Origines aus inhaltlichen Grunden nicht plausibel sei Vor allem das bereits im Vorwort erkennbare Selbstverstandnis des Verfassers als Nachfolger der Apostel und Gemeindeleiter 1 passe nicht zu Origenes Biographie Da aus dem 9 Buch eindeutig hervorging dass der Verfasser zur Zeit des Papstes Calixt I in Rom gelebt hatte mit den dortigen Verhaltnissen uberaus vertraut war und diesen scharf angriff argumentierte Dollinger fur Hippolyt von Rom als Verfasser 2 Inhalt BearbeitenDer Text ist klar gegliedert In den Buchern eins bis vier stellt der Verfasser die unterschiedlichen philosophischen Stromungen als Grundlage der spateren christlichen Irrlehren ausfuhrlich vor die Bucher funf bis neun beschreiben diese Haresien das zehnte Buch schliesslich beendet das Gesamtwerk mit einer Zusammenfassung Im ersten Buch gliedert der Verfasser die griechischen Philosophen in Naturphilosophen unter anderem Thales Pythagoras Heraklit Ethiker Sokrates Plato und Dialektiker Aristoteles und die Stoiker Eine Sonderstellung raumt er Epikur ein Ferner behandelt er im ersten Buch die indischen Brahmanen und die keltischen Druiden 3 Das zweite und dritte Buch sind verloren Der Anfang des vierten Buches und damit dessen Inhaltsverzeichnis fehlt ebenfalls Die erhaltenen Teile bekampfen die Astrologen die Astronomen aber auch die Wahrsager und Zauberer wobei der Verfasser so manchen damaligen Trick offenbart 4 Im funften bis siebten Buch widerlegt er vor allem die Gnostiker Valentinus Basilides und Markion im achten die damals sehr einflussreichen Stromungen der Doketen und der Montanisten sowie der Quartodezimaner Im neunten Buch stellt der Verfasser die Irrlehren des Noet und die aus seiner Sicht merkwurdigen Brauche der Juden vor Dieses neunte Buch hat aber aus einem anderen Grunde grosste Aufmerksamkeit unter den Theologen gefunden Der Verfasser wendet sich heftig gegen den rechtmassig gewahlten Papst Calixt I In erkennbar verachtendem Ton beschreibt er den aus seiner Sicht zwielichtigen Lebenswandel des Calixt vor seiner Wahl So beschuldigt er ihn der Veruntreuung von Geldern und anderer krimineller Aktivitaten Scharf kritisiert er den Erlass des Papstes Milde bei Sunden sexueller Natur walten zu lassen Ein heftiger theologischer Streit entbrannte ausserdem um die gottliche Dreifaltigkeit Der Verfasser klagt den Papst an die Lehre des Sabellius den Monarchianismus nur unzureichend zu bekampfen 5 Am Ende dieses Kapitels stosst man auf eine aussagekraftige Passage Und auf all das hin gehen diese Ausgeschamten daran sich katholische Kirche zu nennen und manche laufen ihnen zu in der Meinung recht zu handeln Von Kallistus haben sie auch ihren Beinamen erhalten und heissen nach ihrem Grunder Kallistianer 5 Diese Bezeichnung der Kirche als Sekte der Kallistianer die Formulierung taucht bereits im Inhaltsverzeichnis auf wird als klarer Beweis dafur gewertet dass es zur Zeit des Calixt ein Schisma gegeben hat die erste bekannte Kirchenspaltung in der Geschichte Roms Dass der Verfasser des Textes mit dem Selbstverstandnis auftrat der rechtmassige romische Bischof zu sein zeigt ein Zitat aus dem Vorwort Es wird sie scil die Irrlehrer aber niemand anderer des Irrtums uberfuhren als der in der Kirche gespendete Hl Geist den zuerst die Apostel empfangen haben Da wir als deren Nachfolger an derselben Gnade Hohenpriesterwurde und Lehre teilhaben und zu den Hutern der Kirche gehoren so halten wir die Augen offen und verkundigen die wahre Lehre 1 Der Text war ursprunglich griechisch verfasst vom ersten Buch das vermutlich als philosophisches Lehrbuch fruh vom restlichen Text abgetrennt wurde haben sich funf Abschriften erhalten von den Buchern vier bis zehn existiert nur das Pariser Exemplar vom Berg Athos Manche Theologen kritisieren dass es sich nicht um eine eigenstandige Arbeit sondern um eine Zusammentragung einer Vielzahl unterschiedlicher Vorlagen handele 6 Dabei ging es dem Verfasser um eine moglichst vollstandige Darstellung Verfasser BearbeitenEinige Gesichtspunkte sprechen fur Hippolyt von Rom als Verfasser Der Autor hat eine profunde Kenntnis der Zustande in Rom insbesondere der personlichen Geschichte von Papst Calixt 222 Der Text mehrfach in Ich Form geschrieben belegt dass er ein Zeitgenosse dieses Papstes war Hippolyt ist nachweislich 235 in Rom begraben worden 7 Der Text ist in griechischer Sprache verfasst Hippolyt gilt als der letzte westliche Kirchenvater der nicht lateinisch sondern griechisch geschrieben hat Im Vorwort seines Werkes erwahnt der Autor dass er bereits vorher eine kleinere Schrift gegen Haretiker verfasst habe Dieses Werk wird von mehreren Kirchenvatern z B Eusebius als Arbeit Hippolyts ausgewiesen 8 Im zehnten Buch verweist der Verfasser auf ein eigenes Werk uber das Universum 9 Ein Text mit genau diesem Titel findet sich eingemeisselt in den Stuhl einer antiken Statue zusammen mit anderen gesicherten Hippolyt Werken die 1551 in der Nahe der Hippolyt Katakombe aufgefunden worden ist Manche Theologen widersprechen dennoch einer Urheberschaft Hippolyts 10 Hauptargument sind theologische Unterschiede zwischen der Philosophumena und anderen Werken Hippolyts die so gravierend seien dass die Texte nicht von dem gleichen Verfasser stammen konnten Hier wird in der Regel die Schrift Gegen Noet genannt die aber als Werk Hippolyts umstritten und deshalb als Beleg nicht geeignet ist Doch auch zu sicheren Werken Hippolyts Danielkommentar Schrift vom Antichrist gibt es nicht unerhebliche Unterschiede 11 Lehnt man jedoch aus diesen Grunden Hippolyt als Verfasser ab stellt sich die Frage nach der Alternative Der Autor der Philosophumena war in hohem Masse schriftstellerisch tatig er verweist selbst im Text auf seine anderen Werke Ein solcher Mann noch dazu mit dem im Vorwort deutlich werdenden Selbstbewusstsein wird einen hohen Bekanntheitsgrad gehabt haben Unter den bekannten Kirchenvatern des dritten Jahrhunderts kommt aber nach dem derzeitigen Kenntnisstand niemand ausser Hippolyt in Frage Literatur BearbeitenTexteditionen Origenis Philosophumena sive omnium haeresium refutatio E codice Parisino nunc primum edidit Emmanuel Miller Oxford 1851 Editio princeps Hippolytus Refutatio omnium haeresium Herausgegeben von Miroslav Marcovich de Gruyter Berlin 1988 Patristische Texte und Studien Bd 25 ISBN 3 11 008751 0 massgebliche textkritische Edition Ubersetzungen Konrad Graf Preysing Des heiligen Hippolytus von Rom Widerlegung aller Haresien deutsch Bibliothek der Kirchenvater II Band 40 Munchen Kempten 1922 online Einzelnachweise Bearbeiten a b https bkv unifr ch works 116 versions 134 divisions 103673 Hippolytus und Kallistus oder die romische Kirche in der ersten Halfte des 3 Jahrhunderts Regensburg 1853 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3Dhippolytusundkal00dl MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Andreas Hofeneder Die Religion der Kelten in den antiken literarischen Zeugnissen Sammlung Ubersetzung und Kommentierung Bd 3 Von Arrianos bis zum Ausklang der Antike Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2008 ISBN 978 3 7001 3931 7 S 199 205 AFM Blog Antike Magie oder Zaubern mit dem heiligen Hippolyt Abgerufen am 21 Januar 2021 a b https bkv unifr ch works 116 versions 134 divisions 103880 So Miroslav Marcovich Art Hippolyt von Rom In Theologische Realenzyklopadie TRE Bd 15 Heinrich II Ibsen de Gruyter Berlin 1986 S 381 387 Theodor Mommsen Hrsg Chronica minora saec IV V VI VII Monumenta Germaniae Historica Abteilung I Scriptores Reihe Auctores antiquissimi Bd IX Teilband 1 Berlin 1892 S 72 Eusebius von Caesarea Kirchengeschichte 6 Buch Kapitel 22 Die auf uns gekommenen Schriften Hippolyts deutsche Ubersetzung von Philipp Hauser Bibliothek der Kirchenvater 2 Reihe Band 1 Munchen 1932 S 290 online https bkv unifr ch works 116 versions 134 divisions 103928 So vor allem Pierre Nautin Hippolyte et Josipe Contribution a l histoire de la litterature chretienne du troisieme siecle Paris 1947 Pietro Meloni Ippolito e il cantico dei cantici In Ricerche su Ippolito Studia ephemeridis Augustinianum Bd 13 Institum Patristicum Augustinianum Rom 1977 S 97 120 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Philosophumena amp oldid 234400843