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Als Seegraben oder Seegrabenrinne bezeichnet man in Dresden eine Rinne die einen alten Elblauf markiert Sie ist in ihren oberen Schichten mit Auenlehm gefullt und bestimmt auf diese Weise dessen Ausdehnung und seinen Verlauf Er bildet im Gelande eine als lange und flache Senke wahrnehmbare Struktur die aus dem ostlichen Stadtgebiet kommend bis an den Sudrand des Stadtzentrums heranfuhrt 1 Der Seegraben ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Wassergraben in den Seewiesen an der Stadtgrenze von Dresden zu Radebeul Die Senke des Seegrabens an der Sudallee im sudostlichen Grossen GartenVerlauf des Seegrabens hellblau Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geologie 3 Historische Bezuge 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Dr Kulz Ring im Bereich des Alten Sees nahe am Dippoldiswalder Platz 1959 Der Seegraben beginnt westlich von Altdobritz zwischen Altseidnitz und der Pferderennbahn Er verlauft in westlicher Richtung weiter unterquert die Rennplatzstrasse und eine anschliessende Kleingartenanlage bis zur Liebstadter Strasse Danach schneidet der vom Koitzschgraben gespeiste Landgraben diese Senke im rechten Winkel ohne sein Wasser hier einzuleiten Die Seegrabensenke folgt weiter der Winterbergstrasse bis zur Pikardie am ostlichen Ende der Hauptallee im Grossen Garten Dort wendet sich der Seegraben leicht in sudliche Richtung und beruhrt am nordlichen Rand den Carolasee wo er sich zu seiner grossten Breite etwa 250 m entwickelt Dessen Einsenkung ist im Grossen Garten entlang der Sudallee sehr gut erkennbar und kann dort in niederschlagsreichen Jahreszeiten stehendes Wasser fuhren An der Querallee nimmt er den Kaitzbach auf Mit seinem vollen Querschnitt erstreckt sich der Seegraben unter dem gesamten Zoologischen Garten weiter die Lennestrasse unterquerend in den Bereich der Burgerwiese hinein Deren Ausdehnung und Form stimmen mit den Dimensionen der Seegrabensenke uberein Ihre weitere westliche Fortsetzung quert unter dem Georgplatz und den gesamten Dr Kulz Ring wo sie am Dippoldiswalder Platz in Richtung Norden dem westlichen Rand vom Antonsplatz bis zum Postplatz folgt Dort stosst der Seegraben auf den Schotterfacher der Weisseritz Nach modernen Erkenntnissen fuhrt vom Seegraben am nordostlichen Rand des Zoologischen Gartens ein Seitenzweig weg der sich unter dem Georg Arnhold Bad das Hygienemuseum streifend unter dem Pirnaischen Platz bis zum Albertinum in Richtung Elbufer erstreckt Eine weitere Abzweigung lauft vom Georgplatz zum Gewandhaus und Neumarkt bis zum ostlichen Ende des Furstenzuges 2 Dieser Zweig hatte fur die fruhe Stadtentwicklung eine besondere Bedeutung Geologie BearbeitenDer Seegraben ist eine Wasser fuhrende Zone die fur die hydrologischen Verhaltnisse im Gebiet der Dresdner Altstadt eine wichtige Rolle spielt Das hatte und hat Auswirkungen fur die Grunflachengestaltung und Bebauung im Stadtgebiet Seiner Entstehung nach bildet der Seegraben einen Teil der kaum maandrierenden Altwasserrinnen der Elbe auf dem Stadtgebiet Als Flussbett mit gelegentlicher historischer Wasserfuhrung ist er durch mineralische Suspensionsfracht ausgefullt worden Spaterer organogener Stoffeintrag hat zusatzlich humose Oberschichten ausgebildet besonders im Bereich der ehemaligen Seen an der Sudseite der alten Stadt Dr Kulz Ring Mit dem Wasser des Kaitzbaches wurden diese Substanzen hier eingetragen 3 Die Seegrabensenke ist weitgehend mit einer Schicht Auenlehm aus dem Holozan bedeckt der eine Machtigkeit um 0 5 m aufweist und aus Schluff Feinsand mit Glimmeranteilen besteht Darunter befindet sich feinsandiger oder fetter Ton der alteren Elb und Lockwitzkiesen der Niederterrasse auflagert Als in der Zeit des Weichsel Hochglazials die klimatischen Veranderungen zum Abschmelzen der Vereisungen und Schneelagen in den nahen Mittelgebirgsraumen fuhrten erlebten viele Flusse starke Hochwasserereignisse Das fuhrte in Senken zu einer Auffullung mit fluviatilen Sedimenten die in den sich weitenden Talern wie dem der Elbe im Bereich Dresden Banke ausbildeten Das schuf in der Folge Werder und Altwasser Die hier in Frage kommenden Ablagerungsprozesse ereigneten sich seit dem spaten Subboreal 4 Der Seegraben wird von dem alteren diluvialen Tallehm der Niederterrasse beidseitig flankiert der aus schluffig sandigen Bestandteilen besteht Von der sudlichen Seite in den Gemarkungen Reick und Strehlen bis in den Grossen Garten fehlt der Tallehm und wird von diluvialen Weichsel Hochglazial Elbschottern der Niederterrasse begleitet und unterlagert Diese gewann man bis zur Bebauung im Bereich zwischen Winterbergstrasse und Basteistrasse in einer Kiesgrube In ihren alten Elbschottern aus Quarz fand man Gerollstucke von Sandstein Basalt und Phonolith Der Aufschluss soll Kies und Sandschichten in Wechsellagerung gezeigt haben Das Liegende der Tonauskleidung im Seegraben ab etwa Querallee im Grossen Garten bis zum Altstadtkern sind dagegen jungere Kiese 5 6 2 Ab dem Bereich an der Querallee des Grossen Gartens wo der Kaitzbach in die Seegrabensenke eintritt ist sie mit dessen weiteren alten Flusslauf identisch Im Mittelalter mundete er in einer auenartigen Landschaft am ehemaligen Wilsdruffer Tor heute der Postplatz in einen damals dort fliessenden Weisseritzarm Historische Bezuge Bearbeiten nbsp Der Judenteich und der Kaitzbach um 1759 nahe der ehemaligen Stadtbefestigung Karte gesudet Der Seegraben war die Ursache aller ehemaligen Seeflachen am Sudrand des mittelalterlichen Stadtkerns von Dresden Der Judenteich Alte Teich Oberer See und Neue Teich Unterer See die zusammen der Seestrasse dem ehemaligen Seetor und nachfolgend dem Stadtteil Seethorvorstadt oder spater Seevorstadt den Namen gaben lagen im Bereich dieser Senke Diese Teichflachen verschwanden beim Fortschritt der Vorstadtbebauung bis zum Beginn des 19 Jahrhunderts Sie befanden sich vor den Festungsanlagen mit eigenem Festungsgraben Dessen Wasserfuhrung wurde hauptsachlich durch den Kaitzbachzufluss bestimmt Die heutigen Strassen Am See und Seestrasse beziehen sich namentlich auf diese fruhere Seenlandschaft Der Judenteich war die letzte erhaltene Teichflache Er verschwand Anfang des 19 Jahrhunderts durch die bauliche Entwicklung im Umfeld der damaligen Kreuzschule Ein am ehemaligen Judenteich abgehender Zweig des Seegrabens mit seiner Unterquerung des Neumarkts bildete die naturliche Grundlage fur den ostlichen Festungsgraben des mittelalterlichen Dresdens Zu dieser Zeit lag die alte Frauenkirche deshalb noch vor dem Stadttor 2 Im Verlauf des 18 Jahrhunderts entstanden in der Seevorstadt viele burgerliche Gartenanlagen Der bestandig feuchte Moorboden im ehemaligen Seengebiet bot dafur gunstige Bedingungen In einer Beschreibung aus dem Jahr 1804 wird das davon betroffene aber schon bebaute Stadtbild wie folgt geschildert Vom Seethore links dann rechts zwischen neuen Gebauden hindurch fuhrt uns die halbe Eulengasse auf einen der schonsten freien Platze der Stadt an den sogenannten Judenteich Dieses Quartier fangt von der Waisenkirche und dem Waisen und Zuchthause einem ansehnlichen Gebaude in der Pirna schen Vorstadt mit einer 19 Fenster langen Fronte an und geht langs der Burgerwiese die dem Magistrat gehort und mit einer hohen steinernen Mauer eingefasst ist bis zum Dohna schen Schlage hin Hier liegen des Prof Tittmann s Haus und Garten Richter s offentlicher Garten das Wirthschaftsgebaude vom ehemaligen Moczinska schen Garten u a m Alle diese Garten und Gartenhauser die netten Gebaude der freundlichen Gassen und die schone Fronte an der grossen Wiese gewahren einen reizenden Anblick Du siehst die Residenz allmahlich in eine heitre Landstadt sich verwandeln Um sie her breitet sich der schone Teppich einer grossen Feldflur aus welche der Natursinn unsrer wohlhabenden Cultivateurs mit gefalligen Landsitzen eingefasst hat Dieser sanfte Ubergang von der Kunst zur Natur ist wenig Stadten so eigenthumlich wie der Hauptstadt Sachsens 7 Literatur BearbeitenWolfgang Alexowsky et al Geologische Karte des Freistaates Sachsen 1 25 000 Erlauterungen zu Blatt 4948 Dresden Freiberg 2001 Wolfgang Alexowsky Geologische Karte des Freistaates Sachsen 1 25 000 Blatt 4948 Dresden Freiberg 2001 Signaturen 4 23 H Ebert R Grahmann K Pietzsch Erlauterungen zur Geologischen Karte von Sachsen im Massstab 1 25 000 Nr 66 Blatt Dresden III Auflage Leipzig 1934 Friedrich Christian August Hasse Dresden und die umliegende Gegend bis Elsterwerda Bautzen Herrnhut Rumburg Aussig Toplitz Freyberg und Hubertusburg Eine Darstellung fur Natur und Kunstfreunde Erster Theil 2 vermehrte Auflage Arnoldische Buch und Kunsthandlung Dresden 1804 F Kossmat et al Geologische Karte von Sachsen im Massstab 1 25 000 Nr 66 Blatt Dresden III Auflage Leipzig 1934 Wilhelm Robert Nessig Geologische Exkursionen in der Umgegend von Dresden Dresden 1898 Digitalisat W Palchen Hrsg H Walter Hrsg Geologie von Sachsen Geologischer Bau und Entwicklungsgeschichte Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 2008 ISBN 978 3 510 65239 6Einzelnachweise Bearbeiten Ebert Grahmann Pietzsch Erlauterungen S 128 129 a b c Alexowsky Blatt 4948 Dresden Alexowsky Erlauterungen 2001 S 95 Palchen Walter Geologie S 452 459 Wilhelm Robert Nessig Exkursionen S 89 90 Digitalisat Alexowsky Erlauterungen 2001 S 84 91 92 Hasse Dresden und die 1804 S 221 222 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Seegraben Dresden amp oldid 238070649