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Der Name Landgraben bezeichnet in der sachsischen Landeshauptstadt Dresden traditionell den unteren Abschnitt des im amtlichen Sprachgebrauch Blasewitz Grunaer Landgraben Koitschgraben Leubnitzbach genannten Gewassersystems das seinen Anfang auf den Hohen sudlich des Stadtteils Leubnitz Neuostra nimmt und im Stadtteil Blasewitz in die Elbe mundet Landgraben in Striesen Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsbestimmung 2 Verlauf 3 Verlauf in fruheren Jahrhunderten 4 Zweck und Nutzung 5 Quellen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBegriffsbestimmung BearbeitenDer allgemeine Gattungsbegriff Landgraben trifft im heutigen Dresdener Stadtgebiet auf eine ganze Reihe kleiner Fliessgewasser bzw Gerinne zu Einem Eigennamen ahnlich etablierte sich der Ausdruck vor allem in Bezug auf den Wasserlauf der das ehemalige Dorf heute Stadtteil Gruna durchfliesst Von Gruna aufwarts kann die Bezeichnung Landgraben anhand historischer Karten entlang eines westlichen Zuflusses bis an die Dohnaer Strasse unweit des alten Dorfkerns von Leubnitz Neuostra sowie entlang eines ostlichen Zuflusses durch Prohlis bis nach Nickern belegt werden Der ostliche Zufluss eine Fortsetzung des Geberbaches und heute amtlich Prohliser Landgraben genannt hat seit Anfang des 20 Jahrhunderts keine Verbindung mehr mit dem Grunaer Abschnitt Der westliche Zufluss eine Fortsetzung des Leubnitzbaches tragt neben der Bezeichnung Landgraben von alters her auch den Namen Kotzschgraben spater Koitzschgraben heute amtlich Koitschgraben Ein von der Landeshauptstadt Dresden 2012 herausgegebener Gewassersteckbrief ordnet die Namen den Gewasserabschnitten folgendermassen zu Leubnitzbach vom Zusammenfluss Britschengraben Zauchgraben bis zur Dohnaer Strasse Koitschgraben von der Dohnaer Strasse bis zur Unterquerung der Bahnstrecke Decin Dresden Blasewitz Grunaer Landgraben von der Bahnunterquerung bis zur Mundung in die ElbeDavon abweichend verwendeten einzelne historische Karten bzw Stadtplanausgaben die Bezeichnung Landgraben auch fur den Niedersedlitzer Flutgraben sowie die Bezeichnung Prohliser Landgraben auch fur den Abschnitt unterhalb von Gruna Verlauf Bearbeiten nbsp Unweit der Dohnaer Strasse tritt das Wasser des Leubnitzbaches aus dem Untergrund und fliesst als Koitschgraben weiter nbsp Von hohen Dammen eingefasst legt sich der Landgraben vor der Gartenheimsiedlung in Gruna in eine scharfe Rechtskurve nbsp Eine vielstufige Kaskade uberwindet die Hohendifferenz vor der Mundung in die Elbe Der Landgraben oder Koitschgraben beginnt an der Ausmundung einer Verrohrung ungefahr auf der Grenze zwischen den Grundstucken Dohnaer Strasse 133 133a und 135 etwa zehn Meter nordlich der Dohnaer Strasse Das dort zutage tretende Wasser stammt vom Leubnitzbach der etwa 300 Meter stadteinwarts am sudlichen Strassenrand in die Verrohrung eintritt Der erste Grabenabschnitt verlauft ziemlich versteckt inmitten eines Industrie und Gewerbegebietes in Richtung Nordosten und ist nur etwa 150 Meter lang dann folgt ein etwa 100 Meter langer verrohrter Abschnitt Unweit der Strasse Otto Dix Ring kommt der Wasserlauf wieder an die Oberflache und schwenkt dabei scharf nach Osten zugleich mundet von links der 0 74 km lange nur episodisch wasserfuhrende Leubnitzer Mittelgraben ein Anschliessend wendet er sich wieder nach Nordosten und nimmt in der Nahe der Seebachstrasse in spitzem Winkel von rechts Suden den Tornaer Abzugsgraben auf In diesem Bereich und auf dem folgenden Kilometer mutet das Gewasser naturnah an Dies ist das Resultat einer von 2010 bis 2012 durchgefuhrten Umgestaltung die in erster Linie eine Ertuchtigung fur die schadlose Abfuhrung eines sog 100 jahrlichen Hochwassers HQ 100 zum Ziel hatte Zugleich wurde der Graben bei dieser Gelegenheit durch unregelmassige Sohlen und Boschungsformung sowie die Einbringung von Gesteinsblocken und standortgerechter Vegetation einem naturlichen Zustand angenahert und mit einem begehbaren Uferbereich versehen Zuvor und wahrend des 20 Jahrhunderts prasentierte er sich in diesem Abschnitt wie in seinem ubrigen Verlauf als einformiger Kanal mit Trapezquerschnitt Zwischen Strehlen und Reick zwingt der Graben die ihn uberbruckende Reicker Strasse zu einer langgestreckten Erhohung Nordlich der Reicker Strasse passiert er die Abrissbrache der ehemaligen Plattenbausiedlung Rudolf Bergander Ring sowie ein der naturlichen Sukzession uberlassenes Areal wo das Gewasserbett zu einer etwa 0 5 ha grossen Mulde aufgeweitet wurde Wenige Meter nach dem Austritt aus dieser Mulde wird der Graben in einem mannshohen betonierten Tunnel durch den Bahndamm der Bahnstrecke Decin Dresden gefuhrt kurz danach folgt eine etwa 300 Meter lange Verrohrung im Betriebsgelande des Heizkraftwerks Dresden Reick der DREWAG Nach der Unterquerung des sudlichen Endes der Liebstadter Strasse erheben sich die Oberkanten der Grabenboschungen zunehmend uber das Umgebungsniveau im Folgenden uberschreitet der Graben zwei prahistorische Abflussbahnen der Elbe Zwischen Winterbergstrasse und Bodenbacher Strasse im Bereich des sudlichen alten Elbarmes erreicht die Uberhohung mehr als zwei Meter und macht sich wiederum als markante Hugel im Verlauf der beiden Strassen bemerkbar Am Ostrand des Rothermundtparkes flacht sie etwas ab um beim Queren des nordlichen Altelbarmes in Hohe der Calvinstrasse wieder anzusteigen An dieser Stelle wurde der Grabenlauf 1875 verandert Sudlich der Gartenheimsiedlung liegt sogar die Grabensohle hoher als das benachbarte Terrain Dort biegt er rechtwinklig nach Sudosten und nach etwa 300 Metern ebenso scharf wieder nach Nordosten Am Sudende der Strasse Grabenwinkel deren Name von dieser Verschwenkung herruhrt fuhrt eine kleine Treppe auf den Grabenrand hinauf Mit dem Austritt aus der Niederung im Bereich der Hepkestrasse endet die Hochlage des Grabens Anschliessend verlauft der Landgraben parallel zur Lauensteiner Strasse uberwiegend relativ unzuganglich und hinter der Bebauung verborgen entlang der strassenabgewandten Grundstucksgrenzen Lediglich entlang des Striesener Friedhofes ist der Grabenrand auf einigen hundert Metern begehbar Ausblicke auf den Graben sind jedoch von mehreren ihn uberbruckenden Querstrassen aus moglich In Hohe der Niederwaldstrasse biegt der Graben nochmals rechtwinklig nach Sudosten schneidet die Nordspitze des Niederwaldplatzes nimmt ostlich des ehemaligen Strassenbahnhofes Blasewitz die Nordostrichtung wieder auf und erreicht nach Unterquerung der Tolkewitzer Strasse die Uferboschung der Elbe Da die Grabensohle dort noch mehrere Meter hoher als der normale Elbspiegel liegt weist das letzte Laufstuck des Landgrabens entlang der kurzen Spohrstrasse ein betrachtliches Gefalle auf Fruher erfolgte der Abstieg uber drei Absturzbauwerke die ein unuberwindliches Wanderungshindernis fur aquatische Organismen bildeten Im Jahr 2012 wurde diese Barriere zuruckgebaut und durch eine vielstufige Kaskadentreppe ersetzt Verlauf in fruheren Jahrhunderten Bearbeiten nbsp Oeder Zimmermann Karte Tafel IX mit Dresden gesudete Karte um 1600 nbsp Vormaliger Verlauf des Landgrabens bei Striesen in einem Ausschnitt der Meilenblatter von Sachsen 1785 nbsp Vormaliger Verlauf des Landgrabens bei Striesen und in der Pirnaischen Vorstadt in einem Plan zur Schlacht um Dresden 1813Das zwischen 1586 und 1614 von Matthias Oeder angefertigte und bis 1634 von Balthasar Zimmermann weiterbearbeitete Kartenwerk der ersten kursachsischen Landesaufnahme verzeichnet nordlich von Leubnitz Neuostra eine Flussbifurkation Aufzweigung des durch Leubnitz fliessenden Baches Der westliche Gewasserast ist mit Graben beschriftet und mundet nach kurzem Lauf in das System des Kaitzbaches Der ostliche Ast mit der Beschriftung Die alte bach verlauft identisch mit dem in spateren Darstellungen Landgraben genannten Gewasser durch Gruna und Striesen zur Elbe Eine Verbindung mit dem von Nickern uber Prohlis kommenden Wasserlauf ist in der Oederschen Karte noch nicht ersichtlich dieser nimmt seinen weiteren Weg nach Nordosten durch Reick Dobritz und Tolkewitz zur Elbe 1 2 In mehreren gegen Ende des 18 Jahrhunderts gezeichneten Karten endet der ostliche Leubnitzbacharm kurz nach der Verzweigung Seine ehemalige Fortsetzung der nunmehr mit Landgraben im Oberlauf auch Kotzschgraben beschriftete Wasserlauf hat uber den Mittelgraben Verbindung mit dem westlichen Leubnitzbacharm aufgenommen Ausserdem vereinigt er sich sudlich von Gruna mit dem Prohliser Wasserlauf der bei Reick aus seiner lt Oeder fruheren Nordost in eine Nordwestrichtung umgeschwenkt ist und nun ebenfalls die Bezeichnung Landgraben fuhrt Weiter abwarts zeigen die Karten einen vom 17 bis ins 19 Jahrhundert bestandigen Lauf Sudlich des Dorfes Gruna quert der Graben ungefahr rechtwinklig den sudlichen alten Elbarm und umgeht dabei einen See oder Sumpf der sich in dieser Niederung damals noch erstreckte Ostlich des Ortskerns schwenkt er mit einem scharfen Knick nach Westen in den nordlichen Altelblauf ein wobei er den darin von Osten aus der Ortslage Seidnitz kommenden Plantzschgraben aufnimmt Dann folgt er dem alten Flussbett in einem weiten Viertelkreisbogen zum Dorf Striesen wo er sich im Bereich zwischen der heutigen Eilenburger und Schandauer Strasse wieder nach Westen richtet Hier trennte der Landgraben die Ortsausbauten Neustriesens vom alten Bauerndorf Striesen und floss parallel nordlich der heutigen Holbeinstrasse in Richtung Eliasfriedhof Im Bereich der nordlichen Fetscherstrasse nahm er den heute nicht mehr sichtbaren Kaitzbach Flutgraben auf der die Bewasserung des Carola und Neuen Sees im Grossen Garten sichert Sudlich des Eliasfriedhofes erreichte der Landgraben die Pirnaische Vorstadt am ehemaligen Ziegelschlag und wandte sich danach in nordliche Richtung zu den fruheren Ziegelscheunen wo er in die Elbe mundete In den 1870er Jahren erhielt der Graben ab Gruna einen neuen Lauf in Richtung Blasewitz Anschliessend dokumentieren die Aquidistantenkarten und Messtischblatter von Sachsen sowie Dresdener Stadtplane den schrittweisen Ruckbau des Gruna Striesener Abschnitts von Westen her letzte Relikte sind in Gruna noch bis ins 20 Jahrhundert verzeichnet Ahnlich ist wenig spater die Stilllegung und Einebnung des Prohliser Zuflusses zu verfolgen dessen Wasser seither ab Reick nach Leuben in den Niedersedlitzer Flutgraben geleitet wird Gleichzeitig lebte der Zufluss vom ostlichen Arm des Leubnitzbaches wieder auf die Verbindung zum westlichen Arm wurde dagegen unterbrochen 3 Zweck und Nutzung BearbeitenDer Landgraben erfasst den Abfluss der sudlichen Elbtalhange von Leubnitz Neuostra bis Torna fruher bis Nickern und fuhrt ihn auf einer vom naturlichen Gefalle mehr oder weniger abweichenden Route zur Elbe Seit der Anlage des Grabens im Mittelalter vermutlich durch deutsche Siedler um 1300 wird das Wasser damit am Eintritt in die etwas eingetieften alten Elblaufe gehindert und stattdessen durch die hohergelegenen Siedlungskerne gefuhrt So konnten die Niederungen nach und nach trockengelegt und zunachst landwirtschaftlich genutzt seit dem 20 Jahrhundert zunehmend auch uberbaut werden wahrend der Graben die Dorfer weiterhin zumindest mit Brauchwasser versorgte In der Gegenwart spielen Wasserentnahme und nutzung keine Rolle mehr Bei Starkniederschlagen dient der Graben auch als Vorfluter fur Mischwasserentlastungen der stadtischen Kanalisation Der Abschnitt Koitschgraben wurde im Zuge der Renaturierung als offentlicher Raum zuganglich gemacht Quellen BearbeitenGewassersteckbrief Blasewitz Grunaer Landgraben Koitschgraben Leubnitzbach PDF 3 84 MB von www dresden de abgerufen am 22 August 2016 Alfred Hahn Ernst Neef Dresden Werte unserer Heimat Band 42 Akademie der Wissenschaften der DDR Institut fur Geographie und Geookologie Arbeitsgruppe Heimatforschung 2 Auflage Akademie Verlag Berlin 1985 Folke Stimmel et al Stadtlexikon Dresden A Z Verlag der Kunst Dresden 1995 ISBN 3 364 00300 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Landgraben Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Ur Oeder Blatt 181 Gegend sudostlich von Dresden 1586 bis 1634 Massstab 1 13333 Digitalisat Deutsche Fotothek In dieser Handzeichnung sind die Beschriftungen besser lesbar Oeder Zimmermann Karte Lichtdruck Faksimile von 1889 Massstab 1 53333 Digitalisat Deutsche Fotothek In dieser Reproduktion sind die Gewasserverlaufe besser erkennbar Aquidistantenkarte Section Dresden 1881 Digitalisat Deutsche Fotothek Der neue Lauf nach Blasewitz ist in Betrieb der alte Lauf reicht nur noch bis nach Altstriesen 51 04636 13 81462 Koordinaten 51 2 47 N 13 48 53 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Landgraben Dresden amp oldid 233443342