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Als Schlag Mz Schlage wurden in Dresden jene Teile der Vorstadte bezeichnet die zwar baulich noch zu deren Gebiet gehorten und auch innerhalb der Weichbildgrenze der Stadt lagen jedoch ihrerseits den Ubergang zwischen der vor stadtisch gepragten Bebauung und der landlichen Umgebung bildeten Sie leiteten sich ab von den errichteten Schlagbaumen die seit dem fruhen Mittelalter selbst als Schlage bezeichnet wurden Der Begriff wurde 1577 mit dem Ziegelschlag erstmals urkundlich erwahnt und bekam ab 1703 mit der Einfuhrung der Generalkonsumtions Akzisesteuer eine besondere Bedeutung In der Folge ubertrug er sich mehr und mehr auf die angrenzenden Vorstadthauser und gebiete Bezeichnungen aus dem Mittelalter wurden dadurch verdrangt und sind heute vergessen der Begriff Schlag fur diese Teile des Dresdner Stadtgebietes verschwand erst Mitte des 20 Jahrhunderts nach der Zerstorung Dresdens 1945 aus dem Sprachgebrauch Der Dohnaische und der Pirnaische Schlag auf einem Stadtplanausschnitt von 1828 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Environweg 3 Liste der als Schlag bezeichneten Stadtgebiete in Dresden 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDass die Mauern und Stadttore Dresdens in den 1420er Jahren vor allem 1427 und 1428 eine zusatzliche Aussenmauer und zwischen beiden einen Zwinger erhielten ist genauso belegt wie eine Vorsicherung Vorburgen der Stadttore auf der anderen Seite des Grabens die als tarras Terrasse Erdwerke oder slege Schlage Schlagbaume letztere seit 1454 urkundlich nachweisbar sind 1 2 3 Der Ausbau dieser Vortoranlagen wurde erstmals 2003 konkret nachgewiesen als bei Ausgrabungsarbeiten am Neumarkt eine solche Vorburg vor dem ehemaligen Frauentor entdeckt wurde Auch wenn mit dem Neubau der Stadtbefestigung ab 1530 diese Vorburgen verschwanden hielt sich der Begriff slac Mz slege wurde nunmehr aber fur die vor den Stadttoren angebrachten Schlagbaume gebraucht an denen die ortsublichen Abgaben Marktpfennig Tranksteuer usw entrichtet werden mussten Dabei stammt die alteste urkundliche Erwahnung der des Ziegelschlages am um 1590 zugemauerten Ziegeltor aus einer Urkunde von 1577 als die Privilegierte Bogenschutzen Gesellschaft zu Dresden aus der spateren Wilsdruffer Vorstadt auf die Wiese vor dem Ziegelschlage umziehen musste nbsp Die Schlage auf Altstadter Seite 1849Eine vollig andere Bedeutung erhielt der Begriff Schlag im Stadtgebiet als 1703 unter Kurfurst August II genannt August der Starke die Generalkonsumtions Akzisesteuer eingefuhrt wurde eine Art und Vorganger der Umsatzsteuer die eine unterschiedliche Besteuerung von bewohnten und nicht bzw dunn besiedelten Gebieten vorsah Die kursachsische Verwaltung errichtete daher in den Dresdner Gemeinden die vor der Stadtmauer lagen das Weichbild Dresdens war 1554 bedeutend erweitert worden fur die steuerliche Grenze am Ende des baulich zusammenhangenden Gebietes 1704 an allen Ausfallstrassen einen Schlagbaum einen Schlag Er erhielt im Allgemeinen die Bezeichnung der Richtung der jeweiligen Strasse wie Dohnaer bzw Dohnaischer Schlag oder Freiberger Schlag Ausnahmen waren die Schlage ins Ostragehege und in der sudostlichen Seevorstadt auch als blinde Schlage bezeichnet und der an dem Weg nach Blasewitz der die Bezeichnung Ziegelschlag ubernahm Die Schlage waren nachts heruntergelassen tagsuber mit Posten besetzt die den Schlag anhoben wenn die Steuer im allgemeinen Sprachgebrauch auch Marktgeld genannt entrichtet worden war Diesem folgten schliesslich feste Gebaude sogenannte Einnehmerhauser in dem der Einnehmer d h der Steuerbeamte sowie die ihm zugeordneten Wachen ihren Sitz hatten und die bis 1721 errichtet wurden 4 Nach 1740 ist nachweisbar dass sich die Bezeichnung Schlag mehr und mehr auf die den Schlagbaum umgebenden Gebaude ubertrug nunmehr wurde das gesamte dort liegende Areal als Schlag bezeichnet Die Verordnung die Organisation der Verwaltungsbehorden fur indirekte Staatsabgaben betreffend vom 10 Dezember 1833 brachte zwar zum 1 Januar 1834 die Abschaffung der Generalkonsumtions Akzisesteuer und die Aufhebung aller damit verbundenen Behorden 5 jedoch nicht die vollstandige Abschaffung der Schlagbaume Ab dem Ende des 18 Jahrhunderts wurde das Chausseegeld eine Art Strassenbenutzungsgebuhr eingefuhrt fur deren Erhebung wiederum die Einnehmer ebenfalls zustandig waren Mit diesem re finanzierte der Staat die Verbesserung der Strassenverhaltnisse Erst am 24 Juni 1884 wurde per Gesetz die Aufhebung der Brucken und Chausseegelder im Konigreich Sachsen zum Ende des Jahres 1885 beschlossen so dass erst jetzt die letzten Schlagbaume entfielen 6 Die dort liegenden Stadtviertel behielten jedoch ihre inoffiziellen Namen deren Verwendung wenngleich nicht alle bekannten Namen nachweisbar sind vor allem Ziegelschlag Falkenschlag Freiberger Schlag und Lobtauer Schlag ist praktisch bis zur Zerstorung Dresdens 1945 in der Literatur nachweisbar siehe zum Beispiel Paul Dittrichs Zwischen Hofmuhle und Heidenschanze Geschichte der Dresdner Vororte Plauen und Coschutz aus den Jahren 1940 und 1941 7 Environweg BearbeitenUm Steuerbetrug zu verhindern umgab man ab 1710 die Schlage und Teile der Vorstadte zusatzlich mit Palisaden Damit sollte verhindert werden dass diese umgangen oder umfahren werden Auf Befehl Konig Antons wurde 1823 ein Umgehungsweg damals bezeichnet als Environ Weg spater 1 Environweg errichtet der die Schlage ausserhalb des Steuergebietes verband und der es ermoglichen sollte durchgehenden Waren die nicht fur die Stadt bestimmt waren ohne Entrichtung der Steuer zu befordern Dieser Weg beinhaltete Teile des spateren 26er Rings Ammonstrasse Sidonienstrasse und Guntzstrasse gehoren dazu 8 Er wurde bis 1850 fertiggestellt 9 Liste der als Schlag bezeichneten Stadtgebiete in Dresden BearbeitenNach dem ersten Adressbuch Dresdens Dresden zur zweckmassigen Kenntniss seiner Hauser und deren Bewohner gab es 1797 folgende Schlage alphabetisch geordnet 10 blinder Schlag in der Friedrichstadt blinder Schlag in der Pirnaischen Vorstadt Dippoldiswaldaer Schlag nach der Stadt Dippoldiswalde Dohnaer Schlag nach der Stadt Dohna Falkenschlag nach dem dort befindlichen Falkenhof benannt Freiberger Schlag nach der Stadt Freiberg Libtauer Schlag sic richtig ware Lobtauer Schlag Ostraschlag nach dem Ostragehege Pirnaischer Schlag nach der Stadt Pirna Priessnitzer Schlag sic richtig ware Briesnitzer Schlag Rampischer Schlag Rampische Strasse nach Ramwoltitz Ziegelschlag benannt nach den dort befindlichen Ziegeleien Als Schlage vor dem eigentlichen Stadtgebiet konnen von Ost nach West in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts auf Altstadter Seite verzeichnet werden 11 in Klammern etwa die Lage im heutigen Stadtgebiet Ziegelschlag Ziegelstrasse gelegen etwa am westlichen Ende des Eliasfriedhofes Rampischer Schlag heutige Pillnitzer Strasse Hohe St Benno Gymnasium Pirnaischer Schlag die bis 1945 existierende Pirnaische Strasse an der Kreuzung mit der Bluherstrasse der heutige Strassenzug mundet etwas weiter sudlich ein Dohnaischer Schlag eingezogene Strasse An der Kaitzbach nur als Strassenkorper nordlich der Burgerwiese erkennbar in etwa gegenuber dem Punkt wo der sudlich durchgehende Strassenzug Burgerwiese in Parkstrasse umbenannt wird Dippoldiswalder Schlag Teil der heutigen Seevorstadt West und weitestgehend unbebaut Plauischer Schlag am spateren Plauenschen Platz heute devastiert Falkenschlag zunachst am Sternplatz Einmundung Maternistrasse am Falkenhof die stadtauswarts fuhrende Strasse hiess Vor dem Falkenschlage spater versetzt an den Beginn der Zwickauer Strasse und Vor dem Falkenschlage umbenannt in Falkenstrasse noch heute so Freiberger Schlag Gebiet um die Freiberger Strasse zwischen Ammon und Rosenstrasse devastiert Lobtauer Schlag Areal sudlich Weisseritz und Schaferstrasse Hohe Stadthaus Friedrichstadt Schaferschlag auch Briesnitzer Schlag Gebiet um Schafer und Waltherstrasse der Friedrichstadt Kreuzung Schafer Waltherstrasse die stadtauswarts fuhrende Hamburger Strasse trug den Namen Vor dem Briesnitzer Schlage Ausgang zum Ostragehege Kreuzung Schlachthofstrasse Magdeburger Strasse Ostrawiesen Schlag Kreuzung Packhof Devrientstrasse Auf Neustadter Seite waren es von Sud nach Nord 11 Elbeschlag sudlich des Hotel Bellevue sicherte eine Anlandungsstelle ab Leipziger Schlag die 1827 errichteten Torhauser Leipziger Tor wurden auch als Akzisehauser bezeichnet Bautzner Schlag Bautzner Strasse Albertplatz genaue Lage unbekannt Literatur BearbeitenEintrag Schlage in Folke Stimmel et al Stadtlexikon Dresden A Z Verlag der Kunst Dresden 1994 ISBN 3 364 00300 9 S 371 Geschichte aber erst ab 1703 Weblinks BearbeitenSchlage im Stadtwiki DresdenEinzelnachweise Bearbeiten Eva Papke Die Dresdner Stadtbefestigung bis 1500 In Karlheinz Blaschke Hrsg Geschichte der Stadt Dresden Band 1 Von den Anfangen bis zum Ende des Dreissigjahrigen Krieges Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1906 0 S 279 290 hier S 285 Nachweis bei Eva Papke Festung Dresden Aus der Geschichte der Dresdner Stadtbefestigung Michel Sandstein Dresden 1997 ISBN 3 930382 12 1 S 10 hier Fussnote 16 Hinweis Das mittelhochdeutsche slege wurde spater als Schlage verstanden wurde Zur Namensinterpretation siehe z B Wilhelm Muller Friedrich Zarncke Mittelhochdeutsches Worterbuch Band 2 S Faksimiledruck TP Verone Publishing 2017 S 380 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Eintrag Schlage in Folke Stimmel et al Stadtlexikon Dresden A Z Verlag der Kunst Dresden 1994 ISBN 3 364 00300 9 S 371 Gesetz und Verordnungsblatt fur das Konigreich Sachsen 1833 S 457 Vgl Geschichte der Hauptsteuer und Hauptzollamter und ihrer nachgeordneten Behorden Fussnote 01 auf archiv sachsen de abgerufen am 17 Februar 2020 Gesetz und Verordnungsblatt fur das Konigreich Sachsen 1884 S 145 Vgl Geschichte der Hauptsteuer und Hauptzollamter und ihrer nachgeordneten Behorden Fussnote 20 auf archiv sachsen de abgerufen am 17 Februar 2020 Paul Dittrich Zwischen Hofmuhle und Heidenschanze Geschichte der Dresdner Vororte Plauen und Coschutz 2 durchgesehene Auflage Verlag Adolf Urban Dresden 1941 Arno Scheer Dresden Johannstadt Die Welt vor dem Ziegelschlag Geschichtliche Wanderfahrten Nr 3 hrsg von Artur Brabant C Heinrich Dresden N 1930 S 12 13 Fritz Loffler Das alte Dresden Geschichte seiner Bauten 1 Auflage Sachsenverlag Dresden 1956 S 401 und alle Folgeauflagen unterschiedliche Seitenzahlen 11 Auflage 1992 S 486 Gottlob Wolfgang Ferber Dresden zur zweckmassigen Kenntniss seiner Hauser und deren Bewohner Ferber Dresden 1797 S 696 auch Digitalisat a b Eintrag Schlage in Folke Stimmel et al Stadtlexikon Dresden A Z Verlag der Kunst Dresden 1994 ISBN 3 364 00300 9 S 371 Sie geht auf Fritz Loffler Das alte Dresden Geschichte seiner Bauten 1 Auflage Sachsenverlag Dresden 1956 S 409 und alle Folgeauflagen zuruck einschliesslich der falschen Datumsangabe im Stadtlexikon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlag Dresden amp oldid 208766774