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Der Schwedendamm war ein Damm der wahrend des Dreissigjahrigen Krieges errichtet wurde um die Oker aufzustauen und so die niedersachsische Festung Wolfenbuttel zu uberfluten und dadurch einnehmen zu konnen Abriss der Vesten Furstlichen Haupt Statt Wolffenbutel wie solche im Nahmen Kay serlicher May estat durch den Gr afen von Pappenheim belagert worden 1627 aus Theatrum Europaeum Ansicht von Norden Deutlich zu erkennen Die uber ihre Ufer getretene Oker und der Damm Ziffer 10 Im Hintergrund das eingeschlossene sich verteidigende Wolfenbuttel Unten links Klein Stockheim das Hauptquartier Pappenheims Ziffer 6 Informationstafel am ehemaligen Schwedendamm in Wolfenbuttel 2019Der erste Damm wurde im Jahr 1627 von den belagernden Truppen der Katholischen Liga unter Generalwachtmeister Gottfried Heinrich zu Pappenheim errichtet Es gelang ihnen eine langer anhaltende Uberschwemmung in der Stadt zu verursachen in deren Folge ihre Eroberung gelang 1641 wurde Wolfenbuttel erneut belagert diesmal von welfisch schwedischen Truppen der protestantischen Seite Diese nutzten den grosstenteils noch vorhandenen Damm um die Stadt erneut unter Wasser zu setzen Im Gegensatz zur Belagerung von 1627 gelang es den Schweden aber nicht Wolfenbuttel zuruckzuerobern Der Staudamm wurde seither als Schwedendamm bezeichnet Seine Reste wurden erst 1923 24 beseitigt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Erster Damm 1627 1 2 Zweiter Damm 1641 1 3 Auswirkungen 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErster Damm 1627 Bearbeiten nbsp Gottfried Heinrich zu PappenheimDie Belagerung Wolfenbuttels durch die kaiserlichen Truppen begann im Sommer 1627 Die nach modernster niederlandischer Festungstechnik erbauten Wall und Verteidigungsanlagen der Stadt waren mit 190 Geschutzen verschiedener Kaliber bestuckt die militarische Besatzung bestand aus 1500 1800 Infanteristen und 500 Reitern 2 Wolfenbuttel war im 17 Jahrhundert eine der am besten verteidigten Stadte in Niedersachsen und eine der starksten im ganzen Heiligen Romischen Reich Sie galt damit als nahezu uneinnehmbar 3 Seit dem Sommer 1625 hatte die Stadt zudem eine koniglich danische Leibgarde die unter dem Kommando von Lohes und dem des danischen Statthalters Graf Philipp Reinhard I zu Solms Hohensolms Lich eines entfernten Verwandten Pappenheims 4 stand Die Kaiserlichen hatten fur die Belagerung Wolfenbuttels eine Truppenstarke von 10 000 Mann und eine Belagerungsdauer von mindestens sechs Monaten veranschlagt 5 Nachdem Pappenheim von Tilly den Auftrag erhalten hatte Wolfenbuttel zu erobern stiess er am 28 August zu den Belagerern Pappenheims Hauptquartier befand sich zwischen Braunschweig und Wolfenbuttel im Dorf Klein Stockheim Im September begannen die Arbeiten an einem Damm der die durch Wolfenbuttel fliessende Oker vier Kilometer flussabwarts stauen und die Festung so uberfluten sollte Sein Zweck war es die danische Festungsbesatzung zur Aufgabe zu zwingen Um den Damm errichten zu konnen wollte Pappenheim 20 Zimmerleute und 1000 Bauern von der Stadt Braunschweig fur Hilfsdienste verpflichten erhielt diese jedoch nicht da Braunschweig mit dem belagerten Wolfenbuttel sympathisierte Erst das dem katholischen Kaiser wohlgesinnte Goslar stellte die angeforderten Arbeitskrafte und Werkzeuge Das Bauholz musste aus dem Harz herangeschafft werden 6 Der Damm wurde schliesslich 300 Meter breit und verlief quer durch den Fluss zwischen Gross Stockheim und Leiferde 7 Nachdem der Fluss uber die Ufer getreten war stand Wolfenbuttel mehrere Wochen unter Wasser so z B das Rathaus und die Schlosskaserne das heutige Zeughaus in denen das Wasser 1 60 m hoch stand Die lang anhaltende Uberschwemmung fuhrte dazu dass Hauser einsturzten und die Stadtbevolkerung sich nur noch mittels Kahnen fortbewegen konnte Die Muhlen und Backhauser standen still bzw unter Wasser sodass die Menschen Hunger litten und Lebensmittel aus Braunschweig in die Stadt geschmuggelt werden mussten Das Hochwasser liess die Leichen der Gefallenen und Verhungerten zwischen den Trummern eingesturzter Hauser umhertreiben 7 Endlich nach 114 Tagen 8 Belagerung kapitulierte die ausgehungerte Besatzung der letzten danischen Festung am 19 Dezember 1627 9 Am 23 Dezember zog die danische Besatzung unter militarischen Ehren ab und kaiserliche Truppen besetzten umgehend die Stadt Welfenherzog Friedrich Ulrich wurde uneingeschrankter Zugang und den Burgern Wolfenbuttels freie Religionsausubung nach der Augsburger Konfession gewahrt 10 Fur seine Verdienste bei der Eroberung Wolfenbuttels wurde Pappenheim 1628 in den Reichsgrafenstand erhoben Wolfenbuttel blieb daraufhin in der Hand der Katholiken Pappenheim ubergab zunachst das Kommando an Gottfried Huyn von Geleen Erst ab spatestens 1634 verteidigte der Obrist und spatere Generalwachtmeister Johannes Ernst Freiherr von Reuschenberg zu Setterich die Festung gegen die Protestanten 11 1643 ubergab er schliesslich Wolfenbuttel an August II Braunschweig Wolfenbuttel Zweiter Damm 1641 Bearbeiten In der am 21 April 1640 geschlossenen Ubereinkunft von Peine verpflichteten sich die Welfenherzoge Georg von Braunschweig Calenberg seit 1631 Fuhrer des deutsch schwedischen Heeres in Niedersachsen und Westfalen und August II von Braunschweig Wolfenbuttel ihre bis dahin geubte Neutralitat aufzugeben und gemeinsam eine Armee von 9 000 Mann unter der Fuhrung Herzog Georgs aufzustellen und eine Allianz mit den Schweden einzugehen 12 Als Herzog Georg uberraschend im April 1641 starb wurde Johann von Darmstadt zu seinem Nachfolger als kommandierender General bestimmt Seit Februar 1641 nach anderen Berichten bereits vor Winterbeginn 1640 13 wurde Wolfenbuttel von sechs luneburgischen Regimentern unter Generalleutnant Hans Caspar von Klitzing belagert Aus der Umgebung wurden im Sommer 3000 Bauern herangezogen um uber mehrere Monate hinweg den noch von 1627 teilweise erhaltenen Damm zu reparieren und um weitere vier Meter zu erhohen 12 Wahrend dieser Bauarbeiten traten die vereinigten braunschweigisch schwedischen Truppen unter Carl Gustav Wrangel und Hans Christoph von Konigsmarck 14 zusammen mit franzosischen und Weimarer Verbanden den anruckenden 22 000 Mann eines kaiserlich bayrischen Heeres unter Erzherzog Leopold Wilhelm von Osterreich am 19 Juni 1641 zwischen den Dorfern Fummelse Thiede und Steterburg in der Schlacht bei Wolfenbuttel entgegen Die osterreichischen Truppen wurden mit 2 000 Toten gegenuber 360 400 auf braunschweigisch schwedischer Seite verlustreich geschlagen 12 Dennoch gelang es den Schweden nicht die Stadt einzunehmen Am 24 Juni wurde der Damm geschlossen und Wolfenbuttel uberflutet Mehrere Monate lang stand das Wasser knapp einen Meter hoch in der Stadt Die aufgestaute Oker verursachte aber bald im nordlich Wolfenbuttels gelegenen Braunschweig einen erheblichen Wassermangel sodass z B die stadtischen Muhlen nicht mehr betrieben und somit kein Korn fur die Versorgung der Bevolkerung gemahlen werden konnte 14 Das wiederum fuhrte dazu dass der Damm am 1 September 1641 aufgebrochen wurde Die aufgestauten Fluten ergossen sich daraufhin in die Stadt Braunschweig hinein was wiederum dort zu grosseren Uberschwemmungen fuhrte so soll das Wasser einen Meter hoch auf dem Hagenmarkt gestanden haben 12 Auswirkungen Bearbeiten nbsp August von Braunschweig Wolfenbuttel genannt der JungereZwar war es den Verbundeten nicht gelungen Wolfenbuttel zu erobern die Kampfe fuhrten jedoch dazu dass die Welfen und der Kaiser am 22 September 1641 in Goslar mit separaten Friedensverhandlungen begannen die am 16 Januar 1642 zum Goslarer Akkord 15 fuhrten der wiederum am 19 April des Jahres im Hauptrezess bestatigt wurde Der Rezess sah vor dass die braunschweigischen Herzoge zukunftig keine Allianzen mit Feinden des Reiches mehr eingingen alle Truppen die nicht der Verteidigung von Landesfestungen dienten aufgelost wurden dass das seit der Stiftsfehde zugunsten Braunschweigs und Calenbergs verkleinerte Hochstift Hildesheim wiederhergestellt wurde und dass Herzog August Wolfenbuttel wieder als Residenz zuruckerhielt Damit war der Dreissigjahrige Krieg im Braunschweiger Land bis auf kleinere Kampfhandlungen beendet 16 Sowohl die Festung Wolfenbuttel als auch die sie umgebenden Landstriche und Dorfer wurden in den Kriegsjahren zwischen 1627 und 1643 dem Abzug der katholischen Truppen aus der Stadt mehrfach Opfer marodierender Soldateska beider Seiten Zerstorung und Verwustung durch Kampfhandlungen Plunderungen und Uberschwemmung waren allerorts zu finden Im Kirchenbuch des heute zu Wolfenbuttel gehorenden Dorfes Halchter findet sich 1627 der Eintrag lnn diesem Jahre ist dieses Dorff neben den anderen umbliegenden vom Graffen vonn Solms in grundt abgebrannt und sind die meisten inn Wolfenbuttel bey waehrender plokquierung geflohen ein theil in Braunschweig 17 Die Uberschwemmung Wolfenbuttels im Jahr 1641 wurde in vier Kupferstichen des Matthaus Merian zugeschriebenen Werkes Theatrum Europaeum festgehalten Obwohl die Reste des Schwedendamms 1923 24 abgetragen wurden ist er noch heute an einigen Stellen teilweise sichtbar 18 Er verlauft nordlich Wolfenbuttel bei Gross Stockheim unmittelbar vor der A 36 worauf seit 2019 eine Informationstafel am Fuss Radweg in der Okeraue hinweist Zur Erinnerung tragen zwei Strassen in der Umgebung entsprechende Namen im Norden Wolfenbuttels Am Schwedendamm sowie im Suden Braunschweigs Schwedendamm Literatur BearbeitenWilhelm Bornstedt Chronik von Stockheim Siedlungsgeographie Sozial und Kulturgeschichte eines Braunschweigischen Dorfes ACO Verlags und Druck GmbH Braunschweig 1967 Horst Rudiger Jarck Gerhard Schildt Hrsg Braunschweigische Landesgeschichte Jahrtausendruckblick einer Region Appelhans Braunschweig 2000 ISBN 3 930292 28 9 Horst Rudiger Jarck Dieter Lent u a Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 8 bis 18 Jahrhundert Appelhans Braunschweig 2006 ISBN 3 937664 46 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schwedendamm Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Garzmann Schuegraf Pingel Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Erganzungsband S 121 Horst Rudiger Jarck Braunschweig Wolfenbuttel im Dreissigjahrigen Krieg In Jorg Leuschner Karl Heinrich Kaufhold Claudia Martl Hrsg Die Wirtschafts und Sozialgeschichte des Braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart Band 2 Fruhneuzeit Georg Olms Verlag Hildesheim 2008 ISBN 978 3 487 13597 7 S 27 Horst Rudiger Jarck Dieter Lent et al Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 8 bis 18 Jahrhundert S 548 Horst Rudiger Jarck Dieter Lent et al Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 8 bis 18 Jahrhundert S 659 Barbara Stadler Pappenheim und die Zeit des Dreissigjahrigen Krieges Gemsberg Verlag Winterthur 1991 S 256 Horst Rudiger Jarck Braunschweig Wolfenbuttel im Dreissigjahrigen Krieg In Jorg Leuschner Karl Heinrich Kaufhold Claudia Martl Hrsg Die Wirtschafts und Sozialgeschichte des Braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart Band 2 Fruhneuzeit Georg Olms Verlag Hildesheim 2008 ISBN 978 3 487 13597 7 S 28 a b Gorges Spehr Fuhse Vaterlandische Geschichten und Denkwurdigkeiten der Lande Braunschweig und Hannover III Auflage Band I Braunschweig Braunschweig 1925 S 186f Friedrich Thone Wolfenbuttel Geist und Glanz einer alten Residenz Munchen 1963 S 97 Werner Spiess Geschichte der Stadt Braunschweig im Nachmittelalter Vom Ausgang des Mittelalters bis zum Ende der Stadtfreiheit 1491 1671 2 Bande Braunschweig 1966 Band 1 S 187 N N Sammler Furst Gelehrter Herzog August zu Braunschweig und Luneburg 1579 1666 Katalog zur Niedersachsischen Landesausstellung in Wolfenbuttel 26 Mai bis 31 Oktober 1979 Herzog August Bibliothek S 92 Reuschenberg Bernd Jesus Maria und kein Quartier Johannes Ernst Freiherr von Reuschenberg zu Setterich in den Reichsfreiherrenstand erhoben in Jahrbuch Nr 2 2011 12 des Geschichtsverein Baesweiler 2012 S 33 a b c d Horst Rudiger Jarck Gerhard Schildt Hrsg Braunschweigische Landesgeschichte Jahrtausendruckblick einer Region S 517 Horst Rudiger Jarck Braunschweig Wolfenbuttel im Dreissigjahrigen Krieg In Jorg Leuschner Karl Heinrich Kaufhold Claudia Martl Hrsg Die Wirtschafts und Sozialgeschichte des Braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart Band 2 Fruhneuzeit Georg Olms Verlag Hildesheim 2008 ISBN 978 3 487 13597 7 S 34 a b Werner Spiess Geschichte der Stadt Braunschweig im Nachmittelalter Vom Ausgang des Mittelalters bis zum Ende der Stadtfreiheit 1491 1671 2 Bande Braunschweig 1966 Band 1 S 199 Werner Spiess Geschichte der Stadt Braunschweig im Nachmittelalter Vom Ausgang des Mittelalters bis zum Ende der Stadtfreiheit 1491 1671 2 Bande Braunschweig 1966 Band 1 S 200 Horst Rudiger Jarck Dieter Lent et al Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 8 bis 18 Jahrhundert S 528 Volker Rusteberg Geschichte des Dorfes Halchter In Beitrage zur Geschichte der Stadt Wolfenbuttel Heft 3 Wolfenbuttel 1988 zitiert nach Halchter im 30jahrigen Krieg Memento vom 30 Juli 2021 imInternet Archive Wilhelm Bornstedt Chronik von Stockheim Siedlungsgeographie Sozial und Kulturgeschichte eines Braunschweigischen Dorfes S 20252 184722222222 10 516388888889 Koordinaten 52 11 5 N 10 30 59 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwedendamm amp oldid 232295573