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Scholzit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Phosphate Arsenate und Vanadate mit der vereinfachten chemischen Zusammensetzung CaZn2 PO4 2 2H2O 2 genauer Ca 6 Zn2 4 PO4 2 2H2O 3 und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Calcium Zink Phosphat ScholzitKristall Aggregat mit Scholzit farblos bis weiss und Chalkophanit schwarz vom Reaphook Hill Flinderskette SudaustralienAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Slz 1 Chemische Formel CaZn2 PO4 2 2H2O 2 Ca 6 Zn2 4 PO4 2 2H2O 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Phosphate Arsenate und VanadateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VII C 03 VII C 16 020 4 8 CA 45 40 02 06 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch pyramidal mm2Raumgruppe Pbc21 Nr 29 Stellung 2 Vorlage Raumgruppe 29 2 3 Gitterparameter a 17 15 A b 22 24 A c 6 67 A 3 Formeleinheiten Z 12 3 Haufige Kristallflachen 100 110 130 231 061 5 Physikalische EigenschaftenMohsharte 3 bis 3 5 4 oder 4 5 Dichte g cm3 gemessen 3 11 bis 3 13 berechnet 3 10 5 Spaltbarkeit massig nach 100 5 Bruch Tenazitat sprode 6 Farbe farblos bis weiss grauweiss bis hellgrau selten auch zitronengrun bis gelb oder rotlichbraun 4 5 Strichfarbe weiss 5 Transparenz durchsichtig bis durchscheinend 6 Glanz Glasglanz 5 KristalloptikBrechungsindizes na 1 581 bis 1 585 6 nb 1 586 bis 1 587 6 ng 1 596 bis 1 599 6 Doppelbrechung d 0 015 6 Achsenwinkel 2V 33 bis 70 gemessen 34 bis 71 berechnet 6 Scholzit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt dicktafelige bis leistenformige oder durch Zwillingsbildung kurzprismatisch pseudohexagonale Kristalle bis etwa 2 5 cm Grosse die nach der c Achse 001 gestreckt sind In reiner Form ist Scholzit farblos und durchsichtig mit einem glasahnlichen Glanz auf den Oberflachen Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiss oder grauweiss bis hellgrau sein und durch Fremdbeimengungen selten auch eine zitronengrune bis gelbe oder rotlichbraune Farbe annehmen Seine Strichfarbe ist allerdings immer weiss Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde das bisher unbekannte Mineral im Feldspat Pegmatit bei Hagendorf Nord und Sud nahe Pleystein Oberpfalz in Bayern In einer kurzen Vortragsnotiz von 1948 beschrieb Karl Hugo Strunz einige Eigenschaften des Minerals und gab ihm den Namen Scholzit zu Ehren des Regensburger Mineraliensammlers Chemikers und Fabrikbesitzers Adolf Scholz auch Adolph Scholz 1894 1950 7 Eine vollstandige Analyse konnte zu diesem Zeitpunkt nicht durchgefuhrt werden da das erste Typmaterial wahrend der Wirren des Zweiten Weltkriegs verloren gegangen war Die danach weitergefuhrten Grubenabbaue ermoglichten die Forderung von neuem Typmaterial Ebenso konnten weitere Stufen aus der aufgelassenen Grube Hagendorf Nord aus alteren Sammlungen zugeordnet und untersucht werden Somit war es Strunz in Zusammenarbeit mit Christel Tennyson moglich genaue chemische und kristallographische Analysen durchzufuhren Ihre Ergebnisse publizierten sie 1956 im Fachmagazin Zeitschrift fur Kristallographie 8 Das Typmaterial des Minerals wird im Natural History Museum NHM in London unter der Katalog Nummer BM 1961 14 Cotyp und im National Museum of Natural History NMNH in Washington D C unter der Katalog Nr 106411 Cotyp aufbewahrt Das ursprunglich im ehemaligen Staatlichen Forschungsinstitut fur angewandte Mineralogie der Universitat Regensburg SFAM unter der Katalog Nr 4001 aufbewahrte Holotyp Material dessen Sammlung ins Museum Mineralogia Munchen ehemals Museum Reich der Kristalle ubernommen wurde ging im 2 Weltkrieg verloren 9 10 Da der Scholzit bereits vor der Grundung der International Mineralogical Association IMA 1958 bekannt und als eigenstandige Mineralart anerkannt war wurde dies von ihrer Commission on New Minerals Nomenclature and Classification CNMNC ubernommen und bezeichnet den Scholzit als sogenanntes grandfathered G Mineral 2 Die ebenfalls von der IMA CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung auch Mineral Symbol von Scholzit lautet Slz 1 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Scholzit zur Mineralklasse der Phosphate Arsenate und Vanadate und dort zur Abteilung der Wasserhaltige Phosphate Arsenate und Vanadate ohne fremde Anionen wo er zusammen mit Volborthit die Scholzit Volborthit Gruppe mit der System Nr VII C 03 und dem weiteren Mitglied Fervanit bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VII C 16 020 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Wasserhaltige Phosphate ohne fremde Anionen wo Scholzit zusammen mit Fluckit und Parascholzit die unbenannte Gruppe VII C 16 bildet 4 Auch die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 11 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Scholzit in die Abteilung der Phosphate usw ohne zusatzliche Anionen mit H2O ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit kleinen und grossen mittelgrossen Kationen zu finden ist wo es als Namensgeber die Scholzitgruppe mit der System Nr 8 CA 45 und dem weiteren Mitglied Parascholzit bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Scholzit ebenfalls in die Klasse der Phosphate Arsenate und Vanadate und dort in die Abteilung der Wasserhaltige Phosphate etc ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 40 02 06 innerhalb der Unterabteilung Wasserhaltige Phosphate etc mit A2 B2 2 XO4 x H2O zu finden Chemismus BearbeitenIn der theoretisch idealen Zusammensetzung von Scholzit CaZn2 PO4 2 2H2O besteht das Mineral im Verhaltnis aus einem Teil Calcium Ca zwei Teilen Zink Zn und zwei Teilen des Phosphatkomplexes PO4 ein Phosphor und 4 Sauerstoffatome sowie zwei Teilen Kristallwasser H2O Das entspricht einem Massenanteil Gewichtsprozent in atomarer Form von 10 10 Gew Ca 32 96 Gew Zn 15 61 Gew P 40 31 Gew O und 1 02 Gew H 12 oder in der Oxidform 14 13 Gew Calciumoxid CaO 41 02 Gew Zinkoxid ZnO 35 77 Gew Phosphorpentoxid P2O5 und 9 08 Gew H2O 5 Die Analyse des naturlichen Typmaterials aus den Hagendorfer Gruben ergab dagegen eine leicht abweichende Zusammensetzung von 14 29 Gew CaO 35 70 Gew ZnO 35 99P2O5 und 10 36 Gew H2O sowie Fremdbeimengungen von 1 36 Gew Mangan II oxid MnO 0 94 Gew Magnesiumoxid MgO und 0 38 Gew Eisen II oxid FeO Hinzu kommt ein nicht weiter analysierter Rest von 0 88 Gew 8 Diese Werte korrespondieren mit der empirischen Formel Ca1 00 Zn1 72Mg0 09Mn0 08Fe0 02 S 1 91 PO4 1 99 2 26H2O die zur eingangs genannten Formel idealisiert wurde 5 Kristallstruktur BearbeitenScholzit kristallisiert in der orthorhombischen Raumgruppe Pbc21 Raumgruppen Nr 29 Stellung 2 Vorlage Raumgruppe 29 2 mit den Gitterparametern a 17 15 A b 22 24 A und c 6 67 A sowie 12 Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Die Kristallstruktur von Scholzit besteht aus Ketten von eckenteilenden ZnO4 Tetraedern parallel der c Achse 001 die durch inselartige PO4 Tetraeder zu Schichten senkrecht zur a Achse beziehungsweise parallel der Ebene b c verbunden Die Schichten sind durch Ca Polyeder miteinander verbunden 3 Kristallstruktur von Scholzit 13 nbsp mit Blickrichtung parallel zur a Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur b Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur c Achse nbsp raumliche Darstellung in der kristallographischen Standardausrichtung nbsp als Polyedermodell mit freier AchsenstellungFarblegende 0 Ca 0 Zn 0 P 0 OModifikationen und Varietaten BearbeitenDie Verbindung CaZn2 PO4 2 2H2O ist dimorph und kommt in der Natur neben dem orthorhombisch kristallisierenden Scholzit noch als monoklin kristallisierender Parascholzit vor Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Mineral Aggregat mit durch Fremdbeimengungen leicht gelblich gefarbten nadeligen Scholzitkristallen vom Reaphook Hill Flinderskette SudaustralienAn seiner Typlokalitat den Feldspat Pegmatit Gruben von Hagendorf Nord und Sud in Bayern fanden sich Quarz Apatit Triphylin und Sphalerit Zinkblende als primare Bildungen in muskovitreichen Bereichen von zink und phosphathaltigen Granit Pegmatiten und Sedimenten Scholzit bildete sich hier sekundar aufgrund der Wechselwirkung von Phosphat und Zn haltigen Reaktionslosungen Als weitere sekundare Bildung fand sich das Eisen Zink Phosphat Phosphophyllit Als weitere Folge wurde der vorhandene Apatit ausgelaugt und der Triphylin uberwiegend in Vivianit umgewandelt 8 Des Weiteren werden in anderen Quellen als weitere Begleitminerale an der Typlokalitat noch Parascholzit und Triplit aufgefuhrt 5 Als seltene Mineralbildung konnte Scholzit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden wobei weltweit bisher rund 20 Fundstatten dokumentiert sind Stand 2023 14 In Deutschland trat das Mineral ausser an seiner Typlokalitat bei Hagendorf Nord und Sud in Bayern noch im Erzbergwerk Rammelsberg im niedersachsischen Landkreis Goslar und auf den Schlackenhalden der ehemaligen Zinkhutte Genna bei Letmathe Iserlohn in Nordrhein Westfalen auf In Sudaustralien fand sich Scholzit zusammen mit Collinsit und Parahopeit am Reaphook Hill im Suden der Flinderskette und in der Blei Zink Silber Grube Kabwe in Sambia trat als Begleitmineral Tarbuttit hinzu 5 Weitere Fundorte liegen unter anderem in Belgien Wallonien China Yunnan Frankreich Nouvelle Aquitaine Italien Sardinien Namibia ǁKharas Spanien Kastilien und Leon Tschechien Pilsen und den Vereinigten Staaten von Amerika Arizona Nevada New Mexico North Carolina South Dakota Virginia 14 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenH Strunz Scholzit eine neue Mineralart In Fortschritte der Mineralogie Band 27 1948 S 31 rruff info PDF 79 kB abgerufen am 12 Marz 2023 Michael Fleischer New mineral names In American Mineralogist Band 36 1951 S 381 384 englisch rruff info PDF 274 kB abgerufen am 12 Marz 2023 H Strunz Ch Tennyson Kristallographie von Scholzit CaZn2 PO4 2 2H2O In Zeitschrift fur Kristallographie Band 107 1956 S 318 324 rruff info PDF 503 kB abgerufen am 12 Marz 2023 Michael Fleischer New mineral names In American Mineralogist Band 46 1961 S 1513 1520 englisch rruff info PDF 587 kB abgerufen am 12 Marz 2023 Karlheinz Taxer Structural investigations on scholzite In American Mineralogist Band 60 1975 S 1019 1022 englisch rruff info PDF 396 kB abgerufen am 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January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 12 Marz 2023 englisch a b c d e f Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 473 englisch a b c d Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c d e f g h i j k Scholzite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 54 kB abgerufen am 12 Marz 2023 a b c d e f g Scholzite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 12 Marz 2023 englisch H Strunz Scholzit eine neue Mineralart In Fortschritte der Mineralogie Band 27 1948 S 31 rruff 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wikipedia org w index php title Scholzit amp oldid 239001414