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Die neugotische Schlosskirche wurde in den Jahren von 1855 bis 1859 durch Friedrich Wilhelm Buttel erbaut und ist eines seiner Hauptwerke in Neustrelitz Mecklenburg Vorpommern Schlosskirche Westseite Schlosskirche Ostseite Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Baumaterial 3 Gestaltung 4 Kunst am Bau 5 Ausstattung 6 Orgel 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBaugeschichte Bearbeiten nbsp Inspirationsquelle Mosteiro da BatalhaDie alte Schlosskapelle im Neustrelitzer Schloss war klein und die evangelischen Kirchengemeinden von Neustrelitz wuchsen mit zunehmender Bevolkerung zu Anfang des 19 Jahrhunderts bestandig Der architektonisch interessierte Grossherzog Georg hatte schon zahlreiche Bauten mit Friedrich Wilhelm Buttel realisiert dem damals bereits die gesamte Bauverwaltung des Landes unterstand In seinem ersten Entwurf orientierte sich Buttel am gotischen Kloster Batalha in Portugal 1 Diese Kirche war jedoch aus Sandstein gebaut und ein Bau unter Verwendung dieses Materials hatte enorm hohe Kosten verursacht 2 Die Planungen gerieten denn auch zu gross und zu kostspielig Grossherzog Georg bestand auf eine bescheidenere Losung Buttel musste seinen Entwurf uberarbeiten Als Absolvent der Berliner Bauakademie und Mitarbeiter Karl Friedrich Schinkels 3 kannte er dessen Plane fur die Alexander Newski Kapelle im Schloss Peterhof bei Petersburg Architektonische Details wie die Fialturmchen neben dem Portal deuten darauf hin dass sich Buttel von Schinkel inspirieren liess Erhebliche Bedenken hatte Buttel gegen das vom Grossherzog vorgesehene Baugrundstuck Wegen des abfallenden Gelandes und instabilen Baugrundes befurchtete Buttel dass sich am Bauwerk Risse bilden konnten und womoglich sogar die Gefahr von Mauertrennungen bestand Am 12 August 1859 wurde die Schlosskirche von Neustrelitz geweiht Im Jahr nach der Fertigstellung der Schlosskirche ernannte der Grossherzog Friedrich Wilhelm Buttel fur seine Verdienste zum Oberbaurat Es sollten keine zehn Jahre vergehen dass sich die Bauschaden realisierten und den Lebensabend des Baumeisters verdunkelten Heute ist das Gebaude Eigentum der Stadt Neustrelitz und dient nicht mehr als Kirche Als Plastikgalerie Schlosskirche Neustrelitz wird sie fur wechselnde Ausstellungen genutzt Seit 2021 hat das Kulturquartier Mecklenburg Strelitz die Tragerschaft ubernommen Nun finden in der Schlosskirche auch regelmassig Konzerte statt 4 Baumaterial Bearbeiten nbsp Wilhelm Riefstahl Die Schlosskirche zu Neustrelitz 1883 Buttel entwickelte wahrend seines Schaffens ein ausserordentliches Interesse an Ziegeln als Baumaterial So besichtigte er bereits im Jahre 1827 die Konigliche Ziegelei im brandenburgischen Joachimsthal und in den folgenden Jahren mehrfach die neuen Backsteinkirchen sowie Schinkels Bauakademie in Berlin Das neue Material lobte er in einem Bericht an die Grossherzogliche Kammer vom 25 Dezember 1833 Dieses Material in Verbindung mit dem Gusseisen wo zartere Verhaltnisse nothig sind wird allein noch angewendet Man weiset nach und stuzt sich dadurch dass dieses Material dasjenige sei worauf die Natur angewiesen habe in den hiesigen Gegenden und man scheint schon jetzt auf diese genommene Richtung stolz zu sein indem man die Resultate dieses Werkes mit dem Namen einer vaterlandischen oder Preussischen Kunst zu bezeichnen anfangt Friedrich Wilhelm Buttel Die Schlosskirche wurde dann auch in hellgelbem Backstein ausgefuhrt Gestaltung BearbeitenDer Grundriss der einschiffigen Saalkirche ist kreuzformig Insgesamt zwolf schlanke Turme schmucken den neugotischen Bau es ist die Zahl der Apostel Er weist eine zweizonige Gliederung der Seitenwande durch einen verkropften Sims auf Der vorgesetzte Mittelrisalit wird von zwei niedrigen Turmen flankiert Zwei hohe Turme begrenzen die Fassade der Mittelfront Die Turme sollten als Symbole des christlichen Glaubens die wahre religiose Begeisterung ausdrucken und zu Gott weisen In der Mitte uber dem Portal befindet sich eine Fensterrose deren Masswerk zwolf Kreise bildet Reiches Blendmasswerk Rosetten uber den Fenstern und Portalen sowie gelanderartige Bekronungen schmucken die Schlosskirche von Neustrelitz Kunst am Bau Bearbeiten nbsp Westfassade mit EvangelistenAn der Westfassade prangen in der Hohe zwischen dem Portal und der Fensterrose die vier Evangelisten mit ihren Symbolen Matthaus mit dem geflugelten Menschen Markus mit dem Lowen Lukas mit dem Stier und Johannes mit dem Adler Sie sind aus Terrakotta und stehen auf Laubkonsolen Der Bildhauer Albert Wolff schuf sie 1859 Im Innern der Schlosskirche sind die geschnitzten Balken zu bewundern Ausstattung Bearbeiten nbsp Ursprungliche Gestaltung der AltarwandUber den Verbleib der von Buttel sorgfaltig geplanten Ausstattung ist ansonsten nicht viel bekannt Die Kanzel ist im Wesentlichen erhalten bis auf die sechs Nischenfiguren am Kanzelkorb die Moses Jesaja Petrus Paulus Augustinus und Martin Luther darstellten und von Bernhard Reinhold modelliert worden waren 5 Vom Altar und seinem Aufbau ist lediglich die Mensa erhalten der neugotische Altaraufbau mit dem Gemalde Die Grablegung von Georg Kannengiesser ist verloren Links neben dem Altar hing als Pendant zur Kanzel das sogenannte Epitaphgemalde Die Heilige Familie eine 1859 fertiggestellte Kopie nach Raffaels La Sainte Famille de Francois Ier 1518 im Louvre von Grossherzogin Marie Es ist erhalten kam aber nach 1982 ins Museum der Stadt Der reich verzierte und vergoldete Rahmen blieb in der Kirche hangt aber nicht mehr an seiner Stelle 6 Das Kirchengestuhl wurde 2011 aufwandig in der Tischlerei der Justizvollzugsanstalt Waldeck restauriert und wird seither in der Kapelle Semlow verwendet 7 Die Wanddekoration ist monochrom ubermalt worden und die vier polychromen Bleiglasfenster des Nurnberger Glasmalers Stephan Kellner 1812 1867 der auch die Entwurfe fur die Ausmalung der Apsis und der Rosetten uber den Seitenemporen lieferte sind nicht mehr vorhanden Sie zeigten im ersten Fenster vom Haupteingang links die Geburt Christi mit den heiligen drei Konigen im zweiten die Kreuzigung diesem gegenuber die Verklarung und dem ersten gegenuber die Auferstehung Christi Die Kreuzigung war ein Geschenk der Grossherzogin zum 80 Geburtstag ihres Gemahls die Verklarung war von der Erbgrossherzogin der Kirche am 81 Geburtstage des Grossherzogs geschenkt desgleichen die beiden anderen Fenster von den grossherzoglichen Domanen und Kabinetts Amtspachtern 8 Den Taufstein stifteten Herzog Georg und seine Gemahlin Grossfurstin Katharina das silberne Kruzifix auf einem Sockel aus schwarzem Marmor Grossherzog Friedrich Wilhelm II und Herzogin Caroline zu Mecklenburg Die silbernen Altarleuchter wurden von Konig Georg V und Konigin Marie von Hannover 1860 gestiftet sie befinden sich heute als Leihgaben in der Stadtkirche Neustrelitz wo sie zu besonderen Anlassen verwendet werden Orgel BearbeitenAuf der Empore befindet sich eine Orgel die in Teilen aus einem Instrument besteht welches von dem Orgelbauer Barnim Gruneberg erbaut wurde Das Schleifladen Instrument hat 16 Register auf zwei Manualen und dem Orgelpedal Die Orgel der Neustrelitzer Schlosskirche 9 gehort zu den fruhesten Orgeln Barnim Grunebergs Nach 1960 erfolgte eine umfangreiche Umdisponierung Das Instrument ist seit Jahren unspielbar und stark verwahrlost viele der Orgelpfeifen fehlen Der Spieltisch steht frei mit Blick zum Altar Die heutige Disposition lautet 10 I Hauptwerk C f3Bordun 16 Principal 8 Hohlflote 8 Octave 4 Rohrflote 4 Nasat 2 2 3 Octave 2 Mixtur III II Hinterwerk C f3Rohrflote 8 Flote 4 Waldflote 2 Terz 1 3 5 Pedalwerk C d1Subbass 16 Violon 16 Oktavbass 8 Choralbass 4 Literatur BearbeitenFriedrich Wilhelm Buttel Die neue Schlosskirche zu Neustrelitz In Christliches Kunstblatt fur Kirche Schule und Haus 1860 S 97 105 Digitalisat Dieter Jurn Friedrich Wilhelm Buttel Kunstler Architekt Landesbaumeister 1796 1869 2 Jahresgabe des Karbe Wagner Archivs Neustrelitz Hrsg Rat der Stadt Neustrelitz Neustrelitz 1973 Sabine Bock Friedrich Wilhelm Buttel 1796 1869 In Melanie Ehler Matthias Muller Hrsg Schinkel und seine Schuler Thomas Helms Verlag Schwerin 2004 S 129 142 Sabine Bock Friedrich Wilhelm Buttels Leben und seine Kirchenbauten In Neue Schriftenreihe des Karbe Wagner Archivs Neustrelitz Band 7 Thomas Helms Verlag Schwerin 2009 S 7 Hans Muther Die Schlosskirche in Neustrelitz In Neue Schriftenreihe des Karbe Wagner Archivs Neustrelitz Band 7 Thomas Helms Verlag Schwerin 2009 S 8 18 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlosskirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Schlosskirche in der Landesbibliographie MVEinzelnachweise Bearbeiten Hans Muther Die Schlosskirche in Neustrelitz In Neue Schriftenreihe des Karbe Wagner Archivs Neustrelitz Bd 7 2009 S 11 12 Dieter Jurn Friedrich Wilhelm Buttel Kunstler Architekt Landesbaumeister 1796 1869 Hrsg Rat der Stadt Neustrelitz 2 Jahresgabe des Karbe Wagner Archivs Neustrelitz Neustrelitz 1973 Sabine Bock Friedrich Wilhelm Buttel 1796 1869 In Melanie Ehler Matthias Muller Hrsg Schinkel und seine Schuler Thomas Helms Verlag Schwerin 2004 S 130 Strelitzius Kulturquartier hat Tragerschaft uber die Schlosskirche Noch zwei Ausstellungen 2021 geplant In Strelitzius Blog 20 April 2021 abgerufen am 6 September 2021 deutsch Buttel Die neue Schlosskirche zu Neustrelitz In Christliches Kunstblatt fur Kirche Schule und Haus 1860 S 97 105 hier S 102 Eine Raffael Kopie von Grossherzogin Marie in Strelitzer Echo vom 23 Mai 2009 Eberhard Kell Chronik von Semlow Teil 2 Ribnitz Damgarten 2012 S 156 159 Buttel Die neue Schlosskirche zu Neustrelitz In Christliches Kunstblatt fur Kirche Schule und Haus 1860 S 97 105 hier S 104 Informationen zur Neustrelitzer Orgel Informationen zur Orgel auf Organ index Abgerufen am 14 Juni 2023 Normdaten Geografikum GND 4611634 5 lobid OGND AKS VIAF 243191021 53 359722222222 13 058888888889 Koordinaten 53 21 35 N 13 3 32 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlosskirche Neustrelitz amp oldid 234594748