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Friedrich Wilhelm Buttel 1 Dezember 1796 in Zielenzig 4 November 1869 in Neustrelitz war ein deutscher Architekt und ranghochster Baubeamter des Teil Grossherzogtums Mecklenburg Strelitz Als Schuler der Berliner Bauakademie und Mitarbeiter von Karl Friedrich Schinkel 1 pragte er die klassizistische und neugotische Architektur in Mecklenburg Strelitz mit einer eigenstandigen anmutigen Formensprache Zugleich entwickelte er zahlreiche praktische Losungen fur das Bauwesen Er gilt ausserdem als der Erfinder der Dachpappe Friedrich Wilhelm Buttel Olportrat von Wilhelm Unger um 1830 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Ausbildung 1 2 Baumeister in Neustrelitz 1 3 Zeit weiterer Erfolge Lebensende 2 Gotik als deutsche Kunst 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und Ausbildung Bearbeiten nbsp Vorbild Karl Friedrich SchinkelFriedrich Wilhelm Buttel war Sohn des Maurermeisters Johann Gottlieb Buttel und dessen Frau der Tuchmachertochter Anna Dorothea geb Schnetzke Er wuchs in Meseritz auf und legte dort am 23 November 1813 seine Gesellenprufung als Maurer ab Autodidaktisch beschaftigte er sich mit dem Vermessungswesen und erhielt eine Anstellung als praktischer Feldmesser bei einem koniglichen Oberforster namens Konig in Birnbaum Danach meldete er sich als Freiwilliger um im 1 Pommerschen Infanterie Regiment gegen Napoleon zu kampfen Dort war er freiwilliger Jager im Fusilier Bataillon und kampfte erfolgreich in der Schlacht bei Waterloo Fur seine Tapferkeit erhielt er zur Verabschiedung vom Militardienst am 7 Januar 1816 den Rang eines Seconde Lieutenants Ab dem 15 November 1816 bis 1819 studierte er in Berlin Mathematik Bildende Kunste und Architektur An der Berliner Bauakademie lernte er Karl Friedrich Schinkel kennen und an der Akademie der Kunste wurde er durch den Zeichenunterricht bei Johann Gottfried Schadow gepragt Sein Studium beendete er 1819 mit dem Examen als Baukondukteur das Zeugnis war vom Direktor der Bauakademie Johann Albert Eytelwein und von Schinkel unterschrieben Unter dessen Leitung gelangte er in preussische Dienste und wirkte als Regierungsbaukondukteur an der Uberbruckung des Opernkanals dem Bau der Neuen Wache sowie am Umbau des Berliner Doms mit Die Stellung durfte nach heutigem Verstandnis einem leitenden Bauingenieur entsprochen haben Daneben bereitete er sich auf das grosse Bauexamen vor doch konnte er dann wegen eines Stellenwechsels in der Kurze der Zeit die Prufung zum architektonischen Zeugnis nicht mehr machen 2 Baumeister in Neustrelitz Bearbeiten nbsp Forderer und Regent Grossherzog GeorgIm Alter von 24 Jahren wurde Buttel durch die Fursprache Schinkels 1821 als Beamter in die Bauverwaltung der Mecklenburg Strelitzschen Landesregierung in Neustrelitz aufgenommen 1822 heiratete Buttel Emilie Dunckelberg 1801 1861 eine Tochter des Landbaumeisters Friedrich Wilhelm Dunckelberg 1773 1844 In dieser Ehe wurden elf Kinder geboren darunter der Jurist und spatere Neustrelitzer Burgermeister Hermann Buttel 1823 1891 In seiner Freizeit pflegte Buttel seine kunstlerischen Talente Es entstanden Olgemalde Aquarelle und Zeichnungen Buttel spielte Klavier die gemeinsame Liebe zur Musik verband ihn freundschaftlich mit dem Sanger Eduard Ruscheweyh 1792 1868 dem jungeren Bruder des Kupferstechers Ferdinand Ruscheweyh 3 Grossherzog Georg war ein baufreudiger Landesherr in dessen Diensten der von der Schinkelschule gepragte Buttel 1823 zum Hofbaumeister befordert wurde und seine architektonischen und landschaftsgestalterischen Fahigkeiten unter Beweis stellen konnte An zahlreichen Bauprojekten des Grossherzogs war Buttel massgeblich beteiligt und viele Landadlige folgten dem Beispiel ihres Landesherrn und beauftragten den klassizistischen Architekten mit der Planung neuer oder der Umgestaltung bestehender Herrenhauser 1832 ernannte man ihn zum Baurat Im selben Jahr begannen die mehrjahrigen Bauarbeiten an der Marienkirche in Neubrandenburg unter seiner Leitung Die Einweihung erfolgte am 12 August 1841 Grossherzog Georg dankte Buttel in einem Schreiben fur diesen Bau als eure bedeutendste Leistung welche euch wahrhaft zur Ehre gereicht 4 Buttel veroffentlichte Artikel im Mecklenburgischen Wochenblatt sowie zahlreiche Fachaufsatze zu Fragen der Architektur und Technik so zum Beispiel uber die Verbesserung der Feuerungsanlagen uber die Zimmerheizung und uber hydraulischen Mortel Als wegweisend galt sein Beitrag fur die Konstruktion von Flachdachern 1842 erschien dazu seine Monographie Praktische Erfahrungen uber Dornsche Dacher nebst ausfuhrlicher Beschreibung Kostenberechnung und Zeichnung solcher Constructionen welche denselben grossere Dauer und Dichtigkeit geben und einem Anhange uber die flachen Dacher bei okonomischen Gebauden Er hat darin erstmals die geteerte Dachpappe fur die Abdeckung klassizistischer Flachdacher beschrieben und kann wohl als deren Erfinder betrachtet werden Zeit weiterer Erfolge Lebensende Bearbeiten nbsp Orangerie Neustrelitz nbsp Schlosskirche Neustrelitz nbsp Neuer Friedhof Neustrelitz Mausoleum der Familie ButtelAm 26 Dezember 1848 wurde Buttel Mitglied des Bau Departements das Dezernat in Bauangelegenheiten wurde ihm unterstellt Schliesslich wurde er 1860 zum Oberbaurat befordert Damit hatte er im kleinen Grossherzogtum Mecklenburg Strelitz eine ahnliche Stellung wie Schinkel im grossen Konigreich Preussen Buttel unterstand das gesamte Bauwesen er pragte einen eigenstandigen regionalen Stil und optimierte die asthetische Gestaltung der Bauprojekte dieses Landesteils von Mecklenburg Prestigetrachtig waren dabei insbesondere der Umbau der Orangerie Neustrelitz die 1842 unter der Beteiligung Schinkels und Friedrich August Stulers erfolgte sowie der Bau der dortigen Schlosskirche von 1855 bis 1859 Die Schlosskirche mit ihren von Albert Wolf modellierten Statuen der vier Evangelisten uber dem Portal gilt als Buttels Hauptwerk Als Inspiration hatte ihm die Kirche im portugiesischen Batalha gedient 5 1860 wurde Buttel als Ritter des hannoverschen Guelphen Ordens ausgezeichnet Am 10 Oktober 1866 zeichnete ihn Grossherzog Friedrich Wilhelm mit dem Ritterkreuz des Hausordens der Wendischen Krone 6 aus Neben seiner baumeisterlichen Tatigkeit interessierte sich Buttel auch fur technische Problemlosungen Er entwarf Formsteine und Terrakotten entwickelte eine Schlammaschine fur die Radelandziegelei eine Flammofenanlage mit zwei Kammern fur eine Ziegelei in Grunow sowie Ofenanlagen fur die herzogliche Kuche im Schloss von Neustrelitz Unter seiner Oberleitung entstanden zahlreiche Brucken neue Brunnenanlagen Schleusen und Wasserleitungen Er sanierte den neuen Kanal und den Hafen von Neustrelitz Als Bausachverstandiger konnte er bei dem Befall des Hospitals der Frankelschen Stiftung mit Hausschwamm in Breslau erfolgreich helfen nachdem vorherige kostspielige Versuche fehlgeschlagen waren Ausserdem unternahm er zahlreiche Reisen zur Fortbildung nach Berlin wo er sich immer wieder mit Schinkel und Stuler beriet aber auch zur Walhalla bei Regensburg zum Ulmer Munster nach Paris und England das damals technisch fuhrend war Dort besuchte er 1863 die Londoner Industrieausstellung um neue Erkenntnisse fur das Furstentum zu gewinnen Durch die Empfehlung der Grossherzogin erhielt er Zutritt zu Schlossern und technischen Anlagen Besonders beeindruckte ihn der Themse Tunnel Buttels Wohnung befand sich im Alten Palais an der Ecke Tiergartenstrasse Schlossstrasse Als man ihn der das 70 Lebensjahr bereits uberschritten hatte 1869 zusatzlich noch zum Betreuer der Bauten des Norddeutschen Bundes in Mecklenburg Strelitz machte ging es mit seinen Kraften deutlich bergab Er sah nur noch schlecht und war stark uberarbeitet Seine Pensionierung war mehrfach verschoben worden Seine Frau war viele Jahre lang schwer krank und zuletzt bettlagerig Bauschaden an der Schlosskirche und der Verlust seiner Frau zermurbten ihn derart dass er dem Druck nicht mehr gewachsen war und sich das Leben nahm Kurz nach seinem Suizid erschienen in Berlin anonym die Erinnerungen an Friedrich Wilhelm Buttel verfasst von dem Neustrelitzer Lehrer Jacob Friedrich Roloff 1813 1877 Ein Mausoleum fur Buttel und seine Familie steht auf dem neuen Friedhof Waldfriedhof von Neustrelitz Gotik als deutsche Kunst Bearbeiten nbsp Marienkirche in Neubrandenburg saniert und umgestaltet von ButtelButtels Auffassung der Baukunst wird besonders deutlich in seinen Reiseberichten zur Walhalla und zum Ulmer Munster Exemplarisch wehrt er sich gegen die reine Nachformung der Antike im Klassizismus und pladiert fur eine Fortfuhrung der gotischen Formensprache Mag der Herr von Klenze literarisch schwatzen so viel er will die Walhalla ist und bleibt eine Copie des Parthenons es ist aber kein Ehrendom fur grosse deutsche Geister denen nach meinem Gefuhl auch deutsche Kunst wurdiger und angemessener gewesen ware Im Formen Gebiet ist die griechische Kunst vollendet und abgeschlossen weitere Formen Entwicklung hat nur zu schlechterer Zeit und Kunst gefuhrt nicht so abgeschlossen ist die deutsche Kunst sie ist noch mannigfaltiger Ausbildung fahig Friedrich Wilhelm Buttel 7 Dagegen begeistert er sich fur die Gotik des Ulmer Munsters Grosses schones Bauwerk deine Formen streben aufwarts den Geist erhebend zur Andacht stimmend Es ist schwer wahrhaft Grosses zu erkennen und wahrhaft Grosses mit einfachen Mitteln zu schaffen Friedrich Wilhelm Buttel 8 Die spirituelle Dimension der Architektur sieht Buttel vor allem in den Turmen verkorpert wie aus seiner Ansprache zur Grundsteinlegung des Klosterturms von Malchow 1842 deutlich wird Auf ihren Zinnen wo der Blick in weite Fernen schweifen und sich Gottes schoner Natur erfreuen darf wo auch die Brust reinere Luft atmet und wo der Mensch den Storungen des irdischen Lebens ferner steht fuhlt sich der Geist entfesselt und dem Ewigen und Uberirdischen naher als hienieden Turme deren Spitzen edel geformt und leicht wie versteinerte Bluten in den blauen Ather hineinwachsen zeigen wie der Blick sich himmelwarts wenden soll Friedrich Wilhelm Buttel 9 Werke Bearbeiten nbsp Hebetempel im Neustrelitzer Schlosspark 1845 Foto 2015 nbsp Stadtkirche Furstenberg Havel 1845 1849 nbsp Rathaus Neustrelitz 1840 1843 Belvedere bei Neubrandenburg 1823 Schauspielhaus Komodienhaus in Neubrandenburg Umbau 1825 inzw auf den Ursprungszustand zuruckgebaut Dorfkirche in Conow Ortsteil von Feldberger Seenlandschaft 1825 26 Schloss Semlow um 1825 Gymnasium Neubrandenburg an der Marienkirche 1826 Kriegsverlust 1945 Turm der Stadtkirche Neustrelitz 1828 1831 Madchenschule Neustrelitz am Markt 1831 1832 Rathaus Burg Stargard 1832 1833 Kriegsverlust 1945 Marienkirche Neubrandenburg umgestaltende Restaurierung 1832 1841 Backsteinkirche in Wulkenzin 1832 Gutshaus Wrechen bei Feldberg 1840 Kammerkanal bei Neustrelitz 1840 1842 Neustrelitzer Rathaus 1840 1843 Orangerie Neustrelitz grundlegender Umbau 1840 1842 Louisenstift Neustrelitz Muhlenstrasse erster Kindergarten in Mecklenburg Strelitz 1842 Dorfkirche in Quastenberg Ortsteil von Burg Stargard 1842 Herrenhaus in Schonhausen 1843 Kaserne in Neustrelitz 1843 1846 Klosterkirche Malchow 1844 1848 nach Brand 1888 1890 neu errichtet Hebetempel im Schlosspark Neustrelitz 1845 Stadtkirche Furstenberg Havel 1845 1849 Lage 53 185407 13 144518 Marienpalais Neustrelitz 1850 Umbau Gutshaus Ihlenfeld bei Neubrandenburg Tudorgotik Stil 1850 Umbau Gutshaus Leppin bei Neubrandenburg Tudorgotik Stil 1850 Kapelle auf dem Friedhof Neustrelitz 1850 Karolinenpalais Neustrelitz 1850 1851 Jahn Kapelle Klein Vielen 1851 Herrenhaus in Klockow 1853 Dorfkirche Alt Gaarz 1854 1855 Feldsteinkirche in Voigtsdorf 1855 Schlosskirche Neustrelitz 1855 1859 Friedhofskapelle Neubrandenburg 1864 Kirche in Zierke Ortsteil von Neustrelitz 1864 1865 Landgericht Neustrelitz 1865 s Amtsgericht Neustrelitz Gutskirche in Briggow 1866 Kirche Furstenhagen bei Feldberger Seenlandschaft 1868 69 Plane fur den Marstall in Neustrelitz Zahlreiche Herrenhauser in Mecklenburg zwischen 1836 und 1858 Anlage einiger ChausseestrassenLiteratur BearbeitenFriedrich Wilhelm Buttel Praktische Erfahrungen uber Dornsche Dacher nebst ausfuhrlicher Beschreibung Kostenberechnung und Zeichnung solcher Constructionen welche denselben grossere Dauer und Dichtigkeit geben und einem Anhange uber die flachen Dacher bei okonomischen Gebauden Verlag G Barnewitz Neustrelitz 1842 Jacob Friedrich Roloff Erinnerungen an Friedrich Wilhelm Buttel Commissionsverlag Gustav Lange Berlin 1870 Digitalisat bei SLUB Hans Muther Friedrich Wilhelm Buttels Leben und seine Kirchenbauten Neubrandenburg 1936 Zugleich Dissertation Technische Hochschule Braunschweig 1935 Gerlinde Kienitz Friedrich Wilhelm Buttel 1796 1869 Museum der Stadt Neustrelitz Neustrelitz 1996 Sabine Bock Friedrich Wilhelm Buttel 1796 1869 Strelitzer Hofbaumeister und gefragter Privatarchitekt ritterschaftlicher Herrenhauser In Melanie Ehler Matthias Muller Hrsg Schinkel und seine Schuler Thomas Helms Verlag Schwerin 2004 ISBN 978 3 935749 34 3 S 129 142 Sabine Bock Friedrich Wilhelm Buttel In Biographisches Lexikon fur Mecklenburg Band 5 Schmidt Romhild Rostock 2009 S 94 98 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Friedrich Wilhelm Buttel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Friedrich Wilhelm Buttel in der Landesbibliographie MV Mausoleum der Familie Buttel auf dem Friedhof in Neustrelitz Abgerufen am 27 August 2020 Friedhofskapelle der Stadt Neustrelitz Abgerufen am 27 August 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Sabine Bock Friedrich Wilhelm Buttel 1796 1869 In Melanie Ehler Matthias Muller Hrsg Schinkel und seine Schuler Thomas Helms Verlag Schwerin 2004 S 130 So im Brief vom 14 Marz 1821 an die Grossherzogliche Kammer von Mecklenburg Strelitz Extra Blatt der grossherzoglich privilegierten Mecklenburg Strelitzer Zeitung Ausgabe No 5 Jahrgang 2014 Roloff Erinnerungen an F W Buttel S 14 Landesamt fur Kultur und Denkmalpflege Landesarchiv Jahr 2009 Archivalie des Monats Dezember 1 1 2 Vorlage Toter Link www kulturwerte mv de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Meckl strel Offizieller Anzeiger Neustrelitz 1866 11 04 Nr 15 S 69 Nicht bei OHM HIERONYMUSSEN Zitiert nach Roloff Erinnerungen an Fr W Buttel S 16 Zitiert nach Roloff Erinnerungen an Fr W Buttel S 17 Zitiert nach Roloff Erinnerungen an Fr W Buttel S 22 f Normdaten Person GND 124694993 lobid OGND AKS VIAF 30477608 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Buttel Friedrich WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt Baubeamter im Grossherzogtum Mecklenburg StrelitzGEBURTSDATUM 1 Dezember 1796GEBURTSORT ZielenzigSTERBEDATUM 4 November 1869STERBEORT Neustrelitz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Wilhelm Buttel amp oldid 215953404