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Das Seminaire de geometrie algebrique du Bois Marie SGA war ein einflussreiches mathematisches Seminar in dem Alexander Grothendieck von Mai 1959 bis 1969 seine Theoriegebaude der Algebraischen Geometrie und arithmetischen Geometrie entwickelte und das am IHES stattfand und anfangs bis 1962 noch in Paris bei der Fondation Thiers Der Name Bois Marie bezeichnet einen kleinen Wald in der Nahe des IHES in Bures sur Yvette einem Pariser Vorort Aktive Teilnehmer am Seminar waren unter anderem Pierre Berthelot Luc Illusie Michael Artin Jean Louis Verdier Michel Raynaud Michele Raynaud Jacob Murre Michel Demazure Jean Giraud Pierre Deligne Pierre Gabriel Andre Neron Pierre Cartier Pierre Samuel Inhaltsverzeichnis 1 Hauptteil 2 Einzelbande 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise und AnmerkungenHauptteil BearbeitenDie von Mitarbeitern und Grothendieck selbst ausgearbeiteten Vorlesungen des Seminars waren neben den Elements de geometrie algebrique EGA 1960 bis 1967 und Grothendiecks Beitragen im Seminaire Nicolas Bourbaki FGA Fondaments de la Geometrie Algebrique und anderes die Hauptquelle aus der die meisten Mathematiker die moderne algebraische und arithmetischen Geometrie sowie neuer Konzepte in homologischer Algebra und Topologie wie der Topos Theorie nach der Schule von Grothendieck der heutige Standardzugang mit der kategorientheoretischen Grundlegung der Mathematik dem zentralen Konzept der Garbe und des Schemas beide nicht ursprunglich von Grothendieck aber von diesem aufgegriffen und weiterentwickelt und den verschiedenen dabei eingefuhrten Kohomologie Konzepten erlernten Etale Kohomologie Kristalline Kohomologie Grothendieck entwickelte in dieser Zeit auch die ersten Anfange der Theorie der Motive als hypothetische dahinterliegende vereinigende Kohomologie Theorie in den SGA wird dies aber nicht behandelt 1 Das Seminar machte das IHES in den 1960er Jahren unter Grothendieck zu einem weltweiten Hauptzentrum der Mathematik Vorbild war das beruhmte Seminar von Henri Cartan in Paris an dem Grothendieck ab 1949 bis zu seinem Weggang nach Nancy teilnahm Wie in seinem eigenen spateren Seminar war es ein Forschungsseminar in dem ein bestimmtes Thema wahrend eines Jahres verfolgt wurde und die Vortrage niedergeschrieben und veroffentlicht wurden Viele junge Mathematiker aus Paris und schon etablierte Mathematiker wie Grothendiecks Freund Jean Pierre Serre Pierre Cartier Claude Chevalley Pierre Samuel Georges Poitou und Jean Dieudonne wurden dorthin gezogen Oft ergaben sich ihre Dissertationen aus der Seminarmitarbeit Die Promotionen erfolgten formal an einer der Pariser Universitaten da das IHES als privates Institut keine Abschlusse vergeben konnte Es wurde auch von auslandischen Mathematikern wie Michael Artin Hyman Bass Barry Mazur 1962 63 David Mumford Fruhling 1968 Jacques Tits ab 1965 und Deligne ab Anfang 1965 aus Belgien John T Tate Steven Kleiman Daniel Quillen 1968 69 Marvin Jay Greenberg und Nicholas Katz 1968 69 besucht mit anderen wie Robin Hartshorne interagierte er in den 1960er Jahren uber Briefwechsel Das Seminargebaude hatte grosse Sichtfenster und lag in einem waldartigen Park Die Diskussionen waren sehr intensiv wurden aber von Grothendieck sehr zielgerichtet gefuhrt Vorkenntnisse der Seminarteilnehmer wurden nicht unbedingt vorausgesetzt da Grothendieck vielversprechende Studenten geduldig in die Materie einwies Es storte ihn auch nicht dass dumme Fragen gestellt wurden solange er Potential sah Er gab einem solchen Studenten Teile der Seminarnoten zur Bearbeitung ging sie danach grundlich und Zeile fur Zeile sehr genau fur sich durch er verlangte das jeweils nur eine Seite beschrieben war mit grossem Abstand so dass er seine zahlreichen Korrekturen hineinschreiben konnte und diskutierte das Ergebnis danach mit dem Bearbeiter bei einer oder mehreren Einladungen zu sich nach Hause Die Kritikpunkte reichten von Kommasetzung und Wortwahl bis zu volliger Neubearbeitung einzelner Abschnitte 2 Zur Zeit von Illusie 1963 bis 1965 fand das Seminar dienstags ab 14 15 Uhr statt und dauerte anderthalb Stunden Danach gab es Tee Die meisten Vortrage waren von Grothendieck der ein enormes Arbeitspensum auch ausserhalb des Seminars absolvierte und seine Zeit sehr genau einteilte Er ermunterte die Studenten Notizen zu machen die er ab und zu einsammelte und gab vorlaufige Entwurfe fur Vortrage heraus 3 Seine Vorlesungen wurden als sehr klar und strukturiert beschrieben wobei er auch Details geduldig erlauterte Mumford beschrieb seine Tafelschrift als die eleganteste praziseste und schnellste die er je in einer Vorlesung erlebt hatte 4 EGA war mit dem erfahrenen Lehrbuchautor und Bourbakisten 5 Jean Dieudonne beide waren ab Marz 1959 am IHES verfasst worden und als viel umfangreicheres Grundlagenprojekt geplant blieben dann aber im vierten Kapitel stecken nach 1800 Seiten SGA behandelte dagegen die aktuelle Forschung des Seminars und kam am Ende auf uber 6100 Druckseiten Die ersten Versionen wurden vom IHES wahrend des Seminars herausgegeben und oft mehrfach uberarbeitet Bis auf den Band 2 erschienen alle danach in der Reihe Lecture Notes in Mathematics des Springer Verlags Ein Grothendieck Projekt Bas Edixhoven u a machte sich ab den 1990er Jahren daran die haufig in schlechter Druck und Satzqualitat vorliegenden und fehlerbehafteten teilweise auch vergriffenen Bande neu herauszugeben Ursprunglich waren sie mit elektrischer Schreibmaschine geschrieben und die Formeln per Hand eingesetzt Im Projekt wurde der Text neu in Latex gesetzt und dabei kleinere Fehler korrigiert Ausserdem waren die Originale in Franzosisch und nicht in der den meisten Mathematikern vertrauteren Wissenschaftssprache Englisch Die Societe Mathematique de France wollte sie drucken am Ende verweigerte aber Grothendieck der sich in den 1990er Jahren vollkommen in ein kleines Pyrenaendorf zuruckgezogen hatte seine Zustimmung nach seinem Tod einigte man sich darauf dies zu ubergehen Gescannte Versionen William A Stein u a waren und sind aber Online zuganglich Der neu gesetzte Band 1 erschien 2004 Band 2 2005 im ArXiv Preprint Archiv Die Arbeiten an Band 3 Philippe Gille Patrick Polo 6 und Band 4 Y Laszlo 7 waren auch abgeschlossen Nicht alle Themen seiner Seminare und Vorlesungen wurden in den SGA veroffentlicht zum Beispiel gab es Dix Exposes sur la cohomologie des schemas niedergeschrieben von Kleiman nachdem John Coates nach dem fur Grothendieck ublichen genauen Korrekturverfahren entnervt aufgab 8 Einzelbande BearbeitenIn Klammern steht die Ubersetzung des Titels die Bande enthalten aber auch verschiedene andere Themen 9 SGA 1 Etale Fundamentalgruppe Alexander Grothendieck Michele Raynaud 10 Revetements etales et groupe fondamental Documents Mathematiques Paris 3 Paris Societe Mathematique de France und Lecture Notes in Mathematics 447 Springer Verlag 1971 447 Seiten Arxiv Herausgeber Bas Edixhoven Anmerkungen von Michel Raynaud Das Seminar 1960 61 noch in Paris SGA 2 Lokale Kohomologie koharenter Garben und lokale und globale Lefschetz Satze Alexander Grothendieck Michele Raynaud Cohomologie locale des faisceaux coherents et theoremes de Lefschetz locaux et globaux Documents Mathematiques Paris 4 Paris Societe Mathematique de France und North Holland Masson 1968 287 Seiten Arxiv herausgegeben von Yves Laszlo SGA 3 Gruppenschemata Alexander Grothendieck Michel Demazure Seminaire de Geometrie Algebrique du Bois Marie 1962 64 Schemas en groupes Band 1 Lecture Notes in mathematics 151 Springer Verlag 564 Seiten Band 2 Lecture Notes in Mathematics 152 654 Seiten Band 3 Lecture Notes in Mathematics 153 529 Seiten 1970 Namentlich erwahnte Mitarbeiter waren Michael Artin Jose Bertin Pierre Gabriel Michel Raynaud Jean Pierre Serre Demazure promovierte 1962 bis 1964 bei Grothendieck danach war er in Strassburg und er betrachtet auch SGA 3 als etwas ausserhalb der Hauptlinie von SGA liegend 11 SGA 4 Topos Theorie und Etale Kohomologie von Schemata Alexander Grothendieck Michael Artin Jean Louis Verdier Seminaire de Geometrie Algebrique du Bois Marie 1963 64 Theorie des topos et cohomologie etale des schemas Band 1 Lecture notes in mathematics 269 1972 525 Seiten Band 2 Lecture Notes in mathematics 270 418 Seiten Band 3 Lecture Notes in Mathematics 305 640 Seiten Springer Verlag 1972 Grothendieck hatte Michael Artin 1961 bei seinen Vorlesungen an der Harvard University getroffen und beide entwickelten im Dialog das Konzept der Etale Kohomologie Das Seminar 1963 64 das sie mit Verdier leiteten war dem Thema gewidmet Erwahnt als Mitarbeiter wurden Pierre Deligne Bernard Saint Donat und der fiktive Nicholas Bourbaki SGA 4 Etale Kohomologie Pierre Deligne Seminaire de Geometrie Algebrique du Bois Marie Cohomologie etale Lecture Notes in mathematics 569 Springer 1977 312 Seiten Im Vorwort von 1976 schreibt Deligne dass das Buch das Verstandnis l adischer Kohomologie fur Nicht Spezialisten erleichtern soll ohne auf SGA 4 und 5 zuruckzugreifen aber in Anschluss an diese Seminare und spatere und es ausserdem neue Resultate prasentiert Namentlich fur Beitrage erwahnt werden Jean Francois Boutot Vorlesungsausarbeitung aus Arcata Grothendieck Verdier aus dessen Buch uber derivierte Kategorien und Illusie von denen Deligne Resultate prasentiert Deligne schrieb darin einige die Beweise der Resultate in SGA 5 die er fur seinen Beweis der Weil Vermutungen benutzte um SGA 5 L adische Kohomologie und L Funktionen Alexander Grothendieck Seminaire de Geometrie Algebrique du Bois Marie 1965 66 Cohomologie l adique et Fonctions L Lecture Notes in mathematics 589 Springer Verlag 1977 484 Seiten Namentlich erwahnte Mitarbeiter waren Luc Illusie der 1964 als Topologie Experte aus Paris an das Seminar kam Jean Pierre Serre Ionel Bucur Christian Houzel Jean Pierre Joanolou und Pierre Gabriel SGA 6 Theorie der Schnitte und Satz von Riemann Roch Alexander Grothendieck Pierre Berthelot Luc Illusie Seminaire de Geometrie Algebrique du Bois Marie 1966 67 Theorie des intersections et theoreme de Riemann Roch Lecture Notes in mathematics 225 Springer Verlag 589 700 Seiten Namentlich genannt werden Daniel Ferrand Jean Pierre Joanolou Olli Jussila Steven Kleiman Michel Raynaud Jean Pierre Serre SGA 7 Monodromiegruppen und algebraische Geometrie Alexander Grothendieck Seminaire de Geometrie Algebrique du Bois Marie 1967 69 Groupes de monodromie en geometrie algebrique Band 1 Lecture Notes in mathematics 288 523 Seiten Band 2 von Pierre Deligne Nicholas Katz Lecture Notes in Mathematics 340 438 Seiten 1973 Namentlich genannt werden in Band 1 Michel Raynaud und Dock Sang Rim in diesem Teil hatte noch Grothendieck die Leitung er war aber noch 1968 69 im Seminar sehr aktiv 12 der zweite Teil nennt nur Deligne und Katz Letzter kam 1968 als Post Doc an das IHES und wurde von Grothendieck der damals noch etwa einmal pro Woche an das IHES kam um Besucher zu empfangen mit Vortragen uber Lefschetz Pencils beauftragt In Recolts et Semailles 14 1 3 ubte Grothendieck spater heftige Kritik an dieser Aufteilung von SGA 7 er hatte den Eindruck Deligne wollte ihn aus dem zweiten Teil ausschliessen obwohl er nach eigenen Worten dort ebenfalls wesentliche Beitrage geleistet hatte und ebenso an SGA 4 1 2 als Delignes Neufassung von SGA 5 Recolts et Semailles 14 2 11 Literatur BearbeitenAllyn Jackson Comme Appele du Neant As if summoned from the void the life of Alexandre Grothendieck Teil 1 Notices AMS Oktober 2004 Digitalisat Luc Illusie u a Reminiscences of Grothendieck and his school Notices AMS Oktober 2010 Digitalisat Michael Artin u a Alexandre Grothendieck 1928 2014 Teil 1 Notices AMS Marz 2016 Digitalisat Pierre Cartier Alexander Grothendieck A country known only by name Inference Band 1 15 Oktober 2014 OnlineWeblinks BearbeitenSGA Library MSRI mit Scans Grothendieck Circle nLab zu EGA und SGAEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Er plante eine Reihe von Vorlesungen im Bourbaki Seminar dazu was aber als zu lang abgelehnt wurde Schilderung der Zusammenarbeit von Luc Illusie in Allyn Jackson Notices AMS Oktober 2004 Luc Illusie Reminiscences of Grothendieck and his school Notices AMS Oktober 2010 S 1106 Mumford in Mumford Jackson Artin Tate Hrsg Alexandre Grothendieck 1928 2014 Teil 1 Notices AMS April 2016 S 408 Grothendieck war auch Mitglied verliess Bourbaki aber 1960 wegen divergierender Ansichten Gille Polo SGA III Siehe Links in nLab zu EGA SGA Illusie Notices AMS Oktober 2010 S 1110 Genaueres dazu und den Hintergrunden der einzelnen Teile der SGA steht in den Erinnerungen von Luc Illusie Notices AMS Oktober 2010 Wie in SGA 2 als Verfasserin einiger Exposes namentlich genannt Notices AMS Marz 2016 S 250 Illusie Notices AMS Oktober 2010 S 1109 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Seminaire de geometrie algebrique du Bois Marie amp oldid 229878669