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Ronzotherium stellt einen der fruhesten heute ausgestorbenen Vertreter der Nashorner im westlichen Eurasien dar der vor allem im Verlauf des Oligozan vor 33 bis 23 Millionen Jahren lebte moglicherweise aber schon im Oberen Eozan vor gut 37 Millionen Jahren auftrat Es handelte sich um einen fur die damalige Zeit recht grossen Vertreter der Nashorner er ist aber weitgehend nur von fragmentiertem Fundmaterial bekannt Kennzeichnend waren die Vorderfusse mit jeweils vier Zehen die Ronzotherium zu den urtumlichen Nashornern stellen RonzotheriumSchadel von Ronzotherium filholiZeitliches AuftretenOberes Eozan bis Oligozan37 7 bis 23 3 Mio JahreFundorteEurasienSystematikHohere Saugetiere Eutheria LaurasiatheriaUnpaarhufer Perissodactyla RhinocerotoideaNashorner Rhinocerotidae RonzotheriumWissenschaftlicher NameRonzotheriumAymard 1854 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksMerkmale BearbeitenRonzotherium stellte ein mittelgrosses bis grosses aber eher schlank gebautes Nashorn dar dessen kleineren Vertreter rund 1 t wogen 1 wahrend grossere 1 7 bis 1 9 t Korpergewicht erreichen konnten 2 3 Bekannt ist die Gattung aber weitgehend nur uber Knochen und Gebissfragmente Markant waren die relativ schlanken Gliedmassen die in vier Strahlen am Vorder tetradactyl und in drei Strahlen am Hinterfuss tridactyl endeten Besonders ausgepragt war wie bei den meisten Unpaarhufern der mittlere dritte Strahl jeweils Metapodium III wobei jener des Vorderfusses uber 19 der des Hinterfusses bis knapp 16 cm lang wurde 2 nbsp Unterkiefer von RonzotheriumDer Schadel ist in keinem Fall bisher vollstandig uberliefert die wenigen bekannten Exemplare sind starker beschadigt Die Stirnlinie hatte in Ansicht von der Seite einen eingedellten Verlauf Horner waren hochstwahrscheinlich nicht ausgebildet da entsprechende aufgeraute Stellen fehlen Der Naseninnenraum war eher kurz und dehnte sich bis zum zweiten oder dritten Pramolaren aus Das Foramen infraorbitale sass oberhalb des vorletzten oder letzten Pramolaren Der vordere Rand der Orbita wiederum befand sich auf Hohe des ersten oder zweiten Molaren Der Jochbogen setzte sehr hoch an Er verlief ausserdem in Seitenansicht hoch geschwungen Auf dem Scheitelbein war ein schwacher Scheitelkamm ausgepragt Der Hinterhauptskamm zeigte sich prominent Ein nahezu vollstandiger Unterkiefer mass etwa 57 cm in der Lange Die kraftig ausgebildete Symphyse endete hinter dem zweiten Pramolaren Der horizontale Unterkieferkorper hatte auf der Unterseite einen geraden Verlauf Seine Hohe verringerte sich nach vorn kontinuierlich Jeweils unterhalb des zweiten Pramolaren und des zweiten Schneidezahns befand sich ein Foramen mentale Der Kronenfortsatz ragte hoch auf und war gut entwickelt 4 Die obere Zahnreihe enthielt zwei Paare an Schneidezahnen die relativ klein waren Dagegen wies der Unterkiefer nur ein Scheidezahnpaar auf jeweils den I2 der typisch fur Nashorner nach vorn gerichtet und konisch geformt war sowie einen tropfenformigen Querschnitt besass Die Zahnlange betrug dabei bis zu 8 5 cm Ein Eckzahn war nicht ausgebildet zur hinteren Zahnreihe bestand ein grosses Diastema Die Backenzahne umfassten bei ausgewachsenen Tieren im Unterkiefer drei Pramolaren und drei Molaren je Kieferbogen im Oberkiefer war moglicherweise zusatzlich der vorderste Pramolar ausgebildet 5 wobei die Zahnreihe nach hinten an Grosse zunahm Der vorderste Pramolar war nur 2 5 cm lang der hinterste Molar dagegen erreichte uber 7 cm Lange 6 Allgemein besassen die Backenzahne eine niedrige brachyodonte Zahnkrone zudem waren die hinteren Pramolaren teilweise molarisiert und ahnelten so den Molaren Die Kauflachen besassen zwei deutlich gewundene Schmelzfalten waren in ihrem Aufbau aber eher primitiv 1 2 Fossilfunde BearbeitenFossilien von Ronzotherium wurden hauptsachlich im westlichen Eurasiens gefunden Der Status der Funde aus Asien ist nicht ganz eindeutig bedeutende Reste sind aber unter anderem aus der Ergilin Dzo Formation in der heutigen Mongolei nachgewiesen sie datieren ins Obere Eozan 7 Weiteres Material stammt aus dem Linxia Becken in der chinesischen Provinz Gansu das dem ausgehenden Oligozan zuzuweisen ist 3 8 In Europa wurden Reste an wenigstens 57 Fundstellen geborgen die sich auf den zentralen westlichen und sudostlichen Teil des Kontinentes von Rumanien im Suden uber Ungarn bis nach Deutschland im Norden und weiter westlich bis nach Frankreich und England verteilen 4 Herausragende Fossilorte sind neben der eponymen Fundstelle Ronzon in Frankreich mit dem Unterkieferfund von 1854 zwei Fundstellen aus dem nordostlichen Stadtgebiet von Marseille Saint Henri und Saint Andre die ein spatoligozanes Alter besitzen Von hier stammen rund 50 Knochen und Zahnfragmente darunter mehrere Unterkieferfragmente und ein teilweise erhaltener Oberkiefer Nur wenige Kilometer entfernt aus dem Ort Les Milles nahe der Stadt Aix en Provence stammen fast ein Dutzend weitere Knochenreste darunter ein nahezu vollstandiger Unterkiefer 6 Aus Mitteleuropa sind mehrere Fundstellen bekannt die uberwiegend dem Molassebecken des nordlichen Alpenvorlandes angehoren Hervorzuheben etwa sind die Funde von Bressaucourt und Kleinblauen in der nordwestlichen Schweiz darunter der Unterkiefer eines juvenilen Tieres die zu den fruhesten Nashornnachweisen in Europa gehoren 1 Aus Rickenbach ebenfalls in der Schweiz wurden allein 35 Fossilreste des Schadel und Korperskelettes berichtet dieser Fundort gehort zu einer der Typuslokalitaten fur faunistische Uberreste aus dem spaten Oligozan und stellt gleichzeitig eines der spatesten Vorkommen von Ronzotherium dar 2 Aus Deutschland sind etwa die Zahnfunde aus dem Tagebau Espenhain sudlich von Leipzig Sachsen hervorzuheben die dem unteroligozanen Phosphoritknollenhorizont der Bohlen Formation entstammen 9 Palaobiologie BearbeitenVor allem die spateren im westlichen Eurasien auftretenden Angehorigen von Ronzotherium waren an eher trockenes Klima mit einer jahrlichen Durchschnittstemperatur von rund 20 C angepasst was anhand von Isotopenuntersuchungen an Zahnen aus Rickenbach ermittelt werden konnte Sie lebten dabei in teils offenen savannenartigen Landschaften die im Zuge des Grande Coupure Ereignisses entstanden Die meist niederkronigen Zahne geben einen weiche Pflanzenkost bevorzugenden browsing Herbivoren an doch kann aufgrund der vorherrschenden Landschaften auch ein gewisser Anteil harter Grasnahrung nicht ausgeschlossen werden 2 10 Systematik BearbeitenInnere Systematik eurasischen Aceratheriini nach Tissier et al 2021 4 Rhinocerotidae Uintaceras Epiaceratherium Trigonias Teletaceras Penetrigonias Ronzotherium Mesaceratherium Molassitherium Subhyracodon DiceratheriumVorlage Klade Wartung 3 Diaceratherium Protaceratherium PleurocerosVorlage Klade Wartung StyleRonzotherium ist eine Gattung aus der Familie der Nashorner Innerhalb der Nashorner gehort es zur Stammgruppe dieser Unpaarhufergruppe aus der sich die stammesgeschichtlich jungeren Vertreter ableiten lassen Dabei tritt Ronzotherium in Eurasien moglicherweise bereits im Oberen Eozan vor 37 Millionen Jahren auf ahnlich fruh wie sein Verwandter Guixia Beide Nashorngattungen zeigen aber aufgrund zahnmorphologischer Abweichungen unterschiedliche Verwandtschaftsverhaltnisse so ist Ronzotherium naher zu Trigonias und Penetrigonias eventuell auch Amphicaenopus zu stellen wahrend Guixia Ahnlichkeiten zu Teletaceras aufweist 7 11 Eine Revision der Gattung aus dem Jahr 2021 erkennt folgende Arten von Ronzotherium an 4 R elongatum Heissig 1969 R filholi Osborn 1900 R heissigi Kretzoi 1940 R romani Tissier Antoine amp Becker 2921 R velaunum Aymard 1853 Ursprunglich waren aber wesentlich mehr Arten angenommen worden Vor allem der Status der ostasiatischen Vertreter ist unklar da die Revision von 2021 diese ausschloss und Ronzotherium als rein westeurasische Form betrachtet Das gilt unter anderem fur R brevirostre welches auf E I Beliajeva aus dem Jahr 1954 zuruckgeht sowie fur das von Bolat Demberelyin Dashzeveg im Jahr 1991 anhand eines nahezu vollstandigen und eines starker fragmentierten Unterkiefers beschriebene R orientale 12 aus der Mongolei letztere Form wird haufig als synonym zu ersterer betrachtet 4 Weitere Formen wie R osborni und R gaudryi werden heute der Gattung Eggysodon zugewiesen die aber als ein Mitglied der Hyracodontidae nur ein naher Verwandter der Nashorner ist 13 Die Gattung Ronzotherium besass eine uberwiegend westeurasische Verbreitung mit Schwerpunkt im nordlichen Bereich Sofern die ostasiatischen Funde ihr zugerechnet werden hatte sie ihr fruhestes Erscheinen im spatesten Eozan vor 37 Millionen Jahren 7 In Europa tritt der Nashornvertreter erstmals nach dem Grande Coupure Ereignis des Unteren Oligozan vor etwas mehr als 33 Millionen Jahren auf etwa gleichzeitig mit Epiaceratherium Die tetradactylen Hande verweisen Ronzotherium zu den urtumlichen Nashornern die sich in Eurasien noch bis ins Obere Miozan hielten seit dem Unteren Miozan aber nach und nach durch solche mit drei Zehen am Vorderfuss ersetzt wurden In Nordamerika starben diese vierzhehigen Nashorner schon zu Beginn des Oligozan aus und wurden vollstandig von Nashornern mit dreistrahligen Handen abgelost Der Begriff Ronzotherium wurde erstmals von Auguste Aymard im Jahr 1854 erwahnt und basiert auf einem hinteren Teil eines Unterkiefers von Ronzon bei Le Puy en Velay Departement Haute Loire Frankreich 14 Allerdings beschrieb erst Henry Filhol mehr als funfundzwanzig Jahre spater 1881 dieses Fossil genauer Ursprunglich als Rest eines ausgewachsenen Tieres mit den drei erhaltenen letzten Pramolaren und den drei Molaren angesehen 15 wurde spater erkannt dass dieses Fossil einem Jungtier gehorte bei dem der letzte Molar noch nicht durchgebrochen war so dass die gesamte Zahnreihe die vier Pramolaren und ersten beiden Molaren umfasste 16 Der Gattungsname Ronzotherium bezieht sich einerseits auf den Fundort Ronzon wahrend 8hrion therion Tier griechischen Ursprungs ist Literatur BearbeitenJeremy Tissier Pierre Olivier Antoine und Damien Becker New species revision and phylogeny of Ronzotherium Aymard 1854 Perissodactyla Rhinocerotidae European Journal of Taxonomy 753 2021 S 1 80 doi 10 5852 ejt 2021 753 1389Einzelnachweise Bearbeiten a b c Damien Becker Earliest record of rhinocerotoids Mammalia Perissodactyla from Switzerland systematics and biostratigraphy Swiss Journal of Geosciences 102 2009 S 489 504 a b c d e Bastien Mennecart Laureline Scherler Florent Hiard Damien Becker und Jean Pierre Berger Large mammals from Rickenbach Switzerland reference locality MP29 Late Oligocene biostratigraphic and alaeoenvironmental implications Swiss Journal of Geosciences 131 1 2012 S 161 181 a b Tao Deng Late Cenozoic environmental changes in the Linxia basin Gansu China as indicated by cenograms of fossil Mammals Vertebrata Palasiatica 47 4 2009 S 282 298 a b c d e Jeremy Tissier Pierre Olivier Antoine und Damien Becker New species revision and phylogeny of Ronzotherium Aymard 1854 Perissodactyla Rhinocerotidae European Journal of Taxonomy 753 2021 S 1 80 doi 10 5852 ejt 2021 753 1389 Oldrich Fejfar und Thomas M Kaiser Insect bone modification and paleoecology of Oligocene mammal bearing sites in the Doupov Mountains northwestern Bohemia Paleontologia Electronica 8 8A 2005 S 1 11 a b Bernard Menouret und Claude Guerin Diaceratherium massiliae nov sp des argiles oligocenes de Saint Andre et Saint Henri a Marseille et de Les Milles pres d Aix en Provence SE de la France premier grand Rhinocerotidae brachypode europeen Geobios 42 2009 S 293 327 a b c Pierre Olivier Antoine Stephane Ducrocq Laurent Marivaux Yaowalak Chaimanee Jean Yves Crochet Jean Jacques Jaeger and Jean Loup Welcomme Early rhinocerotids Mammalia Perissodactyla from South Asia and a review of the Holarctic Paleogene rhinocerotid record Canadian Journal of Earth Sciences 40 2003 S 365 374 Deng Tao Linxia Basin An Ancient Paradise for Late Cenozoic Rhinoceroses in North China Paleomammalogy 24 2 2010 S 103 106 Undine Uhlig und Madelaine Bohme Ein neuer Rhinocerotidae Mammalia aus dem Unteroligozan Mitteleuropas Espenhain bei Leipzig NW Sachsen Deutschland Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen Stuttgart 220 2001 S 83 92 E Emery D Becker und J P Berger The macromammalian fauna Ungulata of Rickenbach Solothurn Late Chattian Swiss Molasse biostratigraphy paleoecology and paleoclimate Abstracts 2nd Swiss Geoscience Meeting Lausanne 2004 1 PDF 124 kB Kurt Heissig The American genus Penetrigonias Tanner amp Martin 1976 Mammalia Rhinocerotidae as a stem group elasmothere and ancestor of Menoceras Troxell 1921 Zitteliana A 52 2012 S 79 95 doi 10 5282 ubm epub 15299 Demberrlyin Dashzeveg Hyracodontids and rhinocerotids Mammalia Perissodactyla Rhinocerotoidea from the Paleogene of Mongolia Palaeovertebrata 21 1 2 1991 S 1 84 Qiu Zhan Xiang und Wang Ban Yue Allacerops Rhinocerotoidea Perissodactyla its discovery in China and its systematic position Vertebrata Palasiatica 37 1 1999 S 48 61 A Aymard Des terrains fossiliferes du bassin superieur de la Loire Comptes Rendus des Seances de l Academie des Sciences 38 1854 S 673 677 2 Henry Fairfield Osborn Phylogeny of the rhinoceroses of Europe Rhinoceros contributions No 5 Bulletin American Museum of Natural History 13 1900 S 229 2676 Otto Abel Kritische Untersuchungen uber die palaogenen Rhinocerotiden Europas Abhandlungen der Kaiserlich und Koniglichen Geologischen Reichsanstalt 20 3 1910 S 1 52Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ronzotherium Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ronzotherium amp oldid 229780707