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Rheinbote Suggestivname Meteor ist die Bezeichnung fur eine im Zweiten Weltkrieg von Deutschland entwickelte ungelenkte Kurzstreckenrakete RheinboteRheinbote rechts Rheintochter links und Teile einer Rheintochter liegend Allgemeine AngabenTyp KurzstreckenraketeHeimische Bezeichnung Rheinbote RhZ 61 9 Raketen Sprenggranate 4831 R Spr Gr 4831 V4Herkunftsland Deutsches Reich NS Deutsches ReichHersteller Rheinmetall BorsigEntwicklung 1942Indienststellung 1944Einsatzzeit 1944 1945Stuckpreis 5000 RMTechnische DatenLange 11 4 mDurchmesser 535 mmGefechtsgewicht 1715 kgSpannweite 1460 mmAntrieb FeststoffraketentriebwerkGeschwindigkeit 1640 m s Mach 4 8 Reichweite 220 kmDienstgipfelhohe 105 kmAusstattungLenkung keine Flugelstabilisierung Gefechtskopf 40 kgZunder AufschlagzunderWaffenplattformen 8 8 cm Flak 41 Lafette oder MeillerwagenListen zum Thema Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Technik 2 1 Aufbau 2 2 Funktion 3 Kriegseinsatz 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntwicklung BearbeitenDer Rheinbote entstand im Rahmen des Programmes fur Vergeltungswaffen Unter der Bezeichnung V4 sollte eine Fernrakete entwickelt werden die im Gegensatz zur V2 Rakete mit Flussigkeitsraketentriebwerk von einem Feststoffraketentriebwerk angetrieben wurde Im Jahr 1941 reichte Rheinmetall Borsig im Heereswaffenamt Studien ein mit Raketen die bei Nutzlasten von 250 500 und 1000 kg eine Schussweite von rund 120 km erzielen sollten Aufgrund der grossen benotigten Pulvermenge forderte das Heereswaffenamt daraufhin eine Rakete mit reduzierter Nutzlast und einer Schussweite von 200 km Die Entwicklung der Rheinbote Rakete begann im Jahr 1942 bei Rheinmetall Borsig unter der Leitung von Heinrich Klein Dieser hatte ein Team von etwa 40 Arbeitskraften zur Verfugung Wahrend man sich zuerst auf einen Entwurf mit zwei Antriebsstufen konzentrierte kamen spater Raketen mit drei und schlussendlich vier Antriebsstufen hinzu Um die geforderte Schussweite zu erreichen musste dabei die Nutzlast immer weiter reduziert werden Die verschiedenen Raketen wurden in der Raketenerprobungsstelle Rumbke erprobt Viele der Versuchsschiessen endeten mit einer Havarie und die Raketen mussten abgeandert und nachgebessert werden Die definitive Ausfuhrung mit dem Tarnnamen RhZ 61 9 war schliesslich im April 1943 bereit Bei einer Vorfuhrung fur das Heereswaffenamt am 29 September 1944 wurden vier Raketen gestartet Auch bei dieser Vorfuhrung kam es bei einer Rakete zu einer Fehlfunktion so dass diese in rund 200 m Entfernung zur Feuerstellung einschlug Aufgrund der grossen Pulvermenge die fur eine Nutzlast von lediglich 40 kg benotigt wurden empfahl Walter Dornberger die Versuche abzubrechen Weiter funktionierten die Raketen unzuverlassig und hatten eine viel zu grosse Streuung Auf Veranlassung von Hans Kammler sowie der bestehenden Fuhrerforderung wurden die Versuche aber fortgefuhrt Auf Hans Kammlers Drangen bei Adolf Hitler wurde von diesem im November 1944 die Aufstellung einer Rheinboten Batterie sowie die sofortige Produktion von 300 Rheinboten Raketen befohlen Bis zum Jahresende wurden daraufhin im Rheinmetall Werk in Berlin Marienfelde 154 Raketen produziert und im Januar 1945 kamen weitere 88 dazu Fur die Produktion einer Rakete wurden 132 Arbeitsstunden benotigt und der Preis fur eine Rakete betrug 5000 RM Am 6 Februar 1945 wurde die Produktion eingestellt weil die 25 kg Sprengladung nicht lohnte dafur uber 590 kg Pulver und hochwertigen Stahl einzusetzen Die spater angedachten Ausfuhrungen Rheinbote II Schussdistanz 210 km Nutzlast 200 kg und Rheinbote III Schussdistanz 250 km Nutzlast 785 kg kamen nicht uber das Projektstadium hinaus 1 2 3 4 Technik BearbeitenAufbau Bearbeiten Der Rheinbote war eine vierstufige Kurzstreckenrakete mit Feststoffantrieb Aufgrund der langen und dunnen Rumpfform bekam die Rakete auch den Spitznamen fliegender Bleistift Die Antriebsstufen waren ubereinander angebracht und zundeten nacheinander Die erste Stufe Startstufe hatte eine Lange von 1 985 m einen Durchmesser vom 535 mm und wog 695 kg Darin waren 254 kg Schwarzpulver als Raketentreibstoff verbaut Bei einer Brenndauer von rund einer Sekunde wurde ein Schub von 372 6 kN erreicht Die erste Stufe hatte hinten sechs Dusen und aussen waren sechs trapezformige Stabilisierungsflachen mit einer Spannweite von 1460 mm montiert Die zweite und dritte Stufe hatten eine Lange von 3 5 m sowie einen Durchmesser vom 268 mm Als Treibstoff kam eine Mischung aus 140 kg Diethylenglycoldinitrat Diglykol und Blitzlichtpulver zur Anwendung Bei einer Brenndauer von rund 5 Sekunden wurde ein Schub von 54 9 kN erreicht Die zweite und dritte Stufe hatten hinten je eine Duse und aussen waren sechs trapezformige Stabilisierungsflachen montiert Diese hatten bei der zweiten Stufe eine Spannweite von 980 mm Die vierte Stufe hatte eine Lange von 4 m einen Durchmesser vom 190 mm und wog 160 kg Es wurde 60 kg desselben Raketentreibstoffs wie in der zweiten und dritten Stufe verwendet Das Raketentriebwerk verwendete eine Duse und entwickelte bei einer Brenndauer von rund 3 Sekunden einen Schub von 33 3 kN Zuoberst auf der vierten Stufe befand sich hinter der ogiven Raketenspitze der Gefechtskopf Dieser wog 40 kg bei einem Sprengstoffanteil von 25 kg Amatol Am Boden des Gefechtskopfes war der EI A Z 631 Aufschlagzunder mit der Zundladung in der Raketenspitze angebracht 1 2 4 Funktion Bearbeiten Der Start der Rheinbote Rakete erfolgte ab einem umgebauten Meillerwagen oder einer modifizierten 8 8 cm Flak 41 Lafette Dafur wurde die Rakete auf die Startschiene der Lafette aufgesetzt Dann wurde fur die Raketen Reichweitesteuerung der Neigungswinkel der Startschiene entsprechend eingestellt Fur die maximale Schussdistanz von 220 km wurde die Startschiene in der vertikalen in einem Winkel von 65 angestellt Fur eine Schussdistanz von 160 km betrug dieser Winkel 75 Der Kurswinkel Azimut wurde vor dem Start grob mit der Richtung Startfahrzeuges festgelegt und durch Schwenken der Startschiene prazise eingestellt Der Raketenstart erfolgte mittels einer kabelgebundenen Bedienkonsole aus sicherer Entfernung Dabei wurde die erste Stufe Startstufe elektrisch gezundet und die Rakete hob von der Startschiene ab Die Antriebsstufen wurden nach dem Ausbrennen mit einem Uhrwerkzunder abgesprengt und die nachste Stufe wurde gezundet Der angetriebene Raketenflug engl boost phase dauerte rund 25 Sekunden Jetzt war die Rakete rund 10 km vom Startplatz entfernt und hatte eine Flughohe von 14 km Der Weiterflug der Rakete erfolgte nun antriebslos auf der Flugbahn einer Wurfparabel Bei der maximalen Schussdistanz von 220 km betrug dabei das Apogaum 78 km Bei einer Schussdistanz von 160 km betrug dieser Wert 105 km Die maximale Schussdistanz von 220 km wurde in rund 260 Sekunden zuruckgelegt Dabei lag die Fluggeschwindigkeit zwischen 1520 und 1640 m s rund Mach 4 8 Die Rakete verfugte uber keine Lenkung und der Flug wurde lediglich durch die Stabilisierungsflachen stabilisiert Die daraus resultierende grosse Streuung fuhrte zu einem Streukreisradius CEP von bis zu 6 km Bei der Detonation auf sandigem Boden erzeugt der 40 kg Gefechtskopf nur einen kleinen Krater mit einer Tiefe von 1 2 1 5 m und einem Durchmesser von 1 5 4 m Aufgrund der grossen Streuung und der geringen Sprengwirkung eigneten sich die Rheinboten Raketen nur zum Einsatz als Terrorwaffe 1 2 4 5 Kriegseinsatz BearbeitenDie Artillerie Abteilung 709 wurde Ende November 1944 aufgestellt und bezog im Dezember 1944 ihre Stellung bei Zwolle in den Niederlanden Von dort und aus einer Stellung bei Nunspeet wurden bis Ende Januar 1945 je nach Quelle 70 200 Rheinbote Raketen in Richtung Antwerpen gestartet Das Ziel der Hafen von Antwerpen wurde aufgrund der grossen Streuung mit keiner Rakete getroffen Aufgrund der geringen Sprengwirkung blieb der Rheinboten Beschuss neben dem massiven Beschuss von A4 und Fi 103 Raketen bei den Alliierten Streitkraften nahezu unbemerkt 5 6 7 Literatur BearbeitenFritz Hahn Waffen und Geheimwaffen des deutschen Heeres 1933 1945 Band 1 Infanteriewaffen Pionierwaffen Artilleriewaffen Pulver Spreng und Kampfstoffe Band 2 Panzer und Sonderfahrzeuge Wunderwaffen Verbrauch und Verluste Bernard amp Graefe Koblenz 1986 ISBN 3 763 75915 8 Karl R Pawlas Fernzielrakete Rh 91 9 Rheinbote Waffen Revue Nr 84 Journal Verlag Schwend Schwabisch Hall 1992 Terry Gander Peter Chamberlain Enzyklopadie deutscher Waffen 1939 1945 2 Auflage Spezialausgabe Motorbuch Verlag Stuttgart 2006 ISBN 3 613 02481 0 Wolfgang Guckelhorn Detlev Paul V2 gefrorene Blitze Einsatzgeschichte der V2 aus Eifel Hunsruck und Westerwald 1944 45 eine Dokumentation Helios 2007 S 43 ff ISBN 978 3 938208 43 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rheinbote Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rheinbote bei Landmarkscout com englisch Rheinbote bei Astronautix com englisch Rheinbote bei Bunkermuseumantwerpen be englisch Rheinbote Rocket kurzer Film bei youtube comEinzelnachweise Bearbeiten a b c Fritz Hahn Waffen und Geheimwaffen des deutschen Heeres 1933 1945 Band 1 Infanteriewaffen Pionierwaffen Artilleriewaffen Pulver Spreng und Kampfstoffe Band 2 Panzer und Sonderfahrzeuge Wunderwaffen Verbrauch und Verluste 1986 S 152 155 a b c Karl R Pawlas Fernzielrakete Rh 91 9 Rheinbote Waffen Revue Nr 84 1992 S 53 82 Horst Boog Strategischer Luftkrieg und Reichsverteidigung 1943 1944 In MGFA Hrsg Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Stuttgart 2001 Band 7 S 404 a b c Russianspaceweb com Rheinbote a b Terry Gander Peter Chamberlain Enzyklopadie deutscher Waffen 1939 1945 2006 S 323 339 Luftarchiv de Rheinmetall Borsig Rheinbote Germanluftwaffe com Fernzielrakete Rheinbote Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rheinbote Rakete amp oldid 239069422