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Die Rede Gottes arabisch كلام الله DMG Kalam Allah ist in der islamischen Theologie eines der Attribute Gottes Als Rede Gottes gilt hierbei sowohl das den Propheten offenbarte Wort Gottes als auch das Schopfungswort kun Sei mit dem Gott die Welt erschafft Das Verhaltnis der Rede Gottes zu Gott selbst sowie zu dem offenbarten Koran ist eines der zentralen Themen in der Auseinandersetzung zwischen den theologischen Schulen der Muʿtaziliten Aschʿariten Maturiditen und Hanbaliten Einige muslimische Gelehrte vermuteten dass die Rede Gottes auch namengebend fur die Kalam Wissenschaft war Da sie eine der Hauptfragen gewesen sei um die sich die Kontroversen dieser Wissenschaft drehten habe man sie insgesamt danach benannt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Koranische Aussagen 2 Problemfelder der theologischen Diskussion 2 1 Die Rede Gottes erschaffen oder unerschaffen 2 2 Das Verhaltnis der Rede zu Gott 2 3 Das Verhaltnis der Rede zum Koran 2 4 Das Verhaltnis zu den anderen offenbarten Schriften 2 5 Einheit oder Vielheit der Rede Gottes 2 6 Ist Gottes Rede horbar 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseKoranische Aussagen BearbeitenDer Ausdruck Rede Gottes kalam Allah kommt an drei Stellen im Koran vor Sure 2 75 Seid ihr denn darauf aus dass sie euch glauben wo einige die Rede Gottes schon horten dann aber nachdem sie sie verstanden hatten sie verfalschten und zwar wissentlich Sure 9 6 Wenn Dich einer von den Beigesellern um ein Nachbarschaftsbundnis bittet so gewahre es ihm auf dass er die Rede Gottes horen kann Sure 48 15 wo es auf die Heuchler bezogen heisst Sie wollen die Rede Gottes verandern Von grosser Bedeutung fur spatere theologische Diskussionen war ausserdem Sure 16 40 Vielmehr ist unsere Rede qaulu na wenn wir irgendetwas wollen dass wir zu ihm sagen Sei kun und dann ist es Daneben wird noch an zahlreichen anderen Stellen die Rede Gottes indirekt thematisiert So wird in Sure 2 253 ausgesagt dass Gott einige von den Gesandten den anderen vorgezogen hat und es einige unter ihnen gibt zu denen Gott redete wa min hum man kallama Llahu und einige die er um Stufen erhohte Eine besondere Position unter den Propheten nimmt Moses im Islam ein denn mit ihm soll Gott wie es in Sure 4 164 kallama Llahu Musa takliman heisst wirklich gesprochen haben 2 Deswegen hat er den Beinamen Kalim Allah Angeredeter Gottes erhalten 3 Wenn Gott mit einem Menschen spricht dann tut er dies nur auf ganz bestimmte Weise namlich entweder durch Eingebung waḥyan hinter einem Vorhang min waraʾ ḥiǧab oder indem er einen Boten sendet der ihm dann mit seiner Erlaubnis eingibt was er will Sure 42 51 Die Fahigkeit der Rede unterscheidet Gott von den Gotzen denn diese konnen nicht sprechen Sure 7 148 Problemfelder der theologischen Diskussion BearbeitenAllgemein schlossen die islamischen Theologen aus diesen Versen dass Gott eine Rede kalam besitzt und ein Sprechender mutakallim ist 4 Wie sich aber die Rede Gottes zu Gott selbst und zu dem Koran verhalt ob die Rede erschaffen oder unerschaffen ist ob sie horbar ist oder nicht und ob es mehrere Reden Gottes gibt oder nur eine war unter islamischen Theologen umstritten Ausfuhrungen dazu finden sich in fast allen Handbuchern zum Kalam sowie zu den Grundlagen der Religion uṣul ad din 5 Die Rede Gottes erschaffen oder unerschaffen Bearbeiten Zu den strittigen Punkten hinsichtlich der Rede Gottes gehorte die Frage ob sie erschaffen oder unerschaffen ist Allgemein wird den Muʿtaziliten nachgesagt dass sie die Rede Gottes fur erschaffen hielten so wie sie auch die Erschaffenheit des Korans lehrten allerdings gab es auch einzelne Muʿtaziliten wie Murdar den Schuler von Bischr ibn al Muʿtamir die nur den Koran fur erschaffen hielten die Rede Gottes jedoch fur unerschaffen 6 Innerhalb des Lagers derjenigen die die Erschaffenheit der gottlichen Rede annahmen gab es noch feine Unterschiede Die meisten Muʿtaziliten lehrten dass Gott die Rede in etwas anderem als sich selbst erschaffe Das konne ein brennender Dornbusch sein wie bei Mose oder die Luft wie bei dem Engel Gabriel 7 Dschahm ibn Safwan Dirar ibn ʿAmr gest 815 und an Naddschar gest ca 830 meinten dass Gott seine Rede in Korpern erschaffe 8 Abu ʿAli al Dschubba i und sein Sohn Abu Haschim vertraten die Auffassung dass Gott ein Redender mutakallim ist durch eine Rede die er in einem Subjekt erschafft 9 Andere Muʿtaziliten dagegen meinten dass das Sprechen Gottes lediglich die Erschaffung der Wahrnehmung des Erschaffenen sei so dass er horen konne Die Erschaffung der Rede ist somit die Befahigung des Menschen zum Horen 8 Fur ʿAbd al Dschabbar ibn Ahmad ist dagegen die Rede eine von Gott erschaffene Handlung 10 Zu denjenigen die die Rede Gottes als unerschaffen betrachteten gehorte Abu l Hasan al Aschʿari Er nahm in sein Glaubensbekenntnis den Lehrsatz auf dass die Rede Gottes unerschaffen ist und Er nichts erschaffen hat ohne zu ihm zu sagen Sei kun so wie es in Sure 16 40 ausgedruckt wird 11 Die Rede Gottes kann seiner Auffassung nach deswegen nicht erschaffen sein weil sie auch das Schopfungswort einschliesst und dieses nicht durch sich selbst erschaffen sein kann Wenn Gott nicht von Anfang sprechend gewesen ware ware er stumm gewesen und hatte die Schopfung und die Offenbarung nicht hervorbringen konnen 12 Auch der Zahirit Ibn Hazm hielt die Rede fur unerschaffen 13 Nach dem Hanbaliten Ibn Taimiya st 1328 ist es die unter den Altvorderen salaf al umma etablierte Lehre dass die Rede Gottes unerschaffen ist 7 Sie sei herabgesandt aber eben nicht erschaffen gehe von Gott aus und kehre zu ihm zuruck Mit der Ruckkehr der Rede Gottes so erklarte Ibn Taimiya ist dabei die am Ende der Zeiten stattfindende Entfernung des Korantextes aus den Koranexemplaren und von den Herzen der Menschen gemeint 7 In der Waṣiyat Abi Ḥanifa einer maturiditischen Bekenntnisschrift die in der fruhen Neuzeit haufig kommentiert wurde wird die Unerschaffenheit der gottlichen Rede bekraftigt und gesagt Wer sagt dass die Rede Gottes erschaffen ist ist ein Kafir hinsichtlich Gottes Gott den die Menschen anbeten bleibt derselbe und seine Rede wird rezitiert geschrieben und memoriert ohne aber von ihm getrennt zu sein 14 Das Verhaltnis der Rede zu Gott Bearbeiten Der Murdschi it an Naddschar gest ca 830 lehrte dass die Rede Gottes wenn sie rezitiert werde ein Akzidens ʿaraḍ sei wenn sie aufgeschrieben werde dagegen zum Korper ǧism werde 15 Die Vorstellung dass die Rede Gottes ein Akzidens ist wurde von verschiedenen Muʿtaziliten so zum Beispiel an Nazzam gest 846 und al Iskafi gest 854 ubernommen 16 Fur andere Muʿtaziliten gehorte die Rede Gottes zu den sogenannten Attributen des Handelns ṣifat al fiʿl die im Gegensatz zu den Attributen der Essenz ṣifat aḏ ḏat an die Zeit gebunden sind 12 ʿAbd al Dschabbar ibn Ahmad betrachtete dementsprechend Gottes Rede als sein Handeln und meinte dass man Gott auch nur deshalb als redend mutakallim bezeichnen konne weil er ein Macher von Rede faʿil kalam ist 17 Nach Abu l Hasan al Aschʿari lehrten die meisten Muʿtaziliten dass die Rede Gottes sein Handeln ist das er zu einer Rede gemacht hat und dass es unmoglich ist dass Gott immer ein Redender ist 18 Sie sahen die Rede Gottes also als eine Handlung an die der Vergangenheit angehort 19 Eine andere Position hinsichtlich der Rede Gottes nahm Ibn Kullab gest 855 ein Er meinte dass die Rede eines der essentiellen Attribute Gottes ist das ihm so inharent ist wie das Leben und von Anfang an existiert 20 Fur ihn die Rede Gottes weder mit Gott identisch noch ist sie etwas anderes als er Die gleiche Auffassung vertrat auch al Aschʿari 21 Er widmete ein ganzes Kapitel seines Buches der Schlaglichter Kitab al Lumaʿ dem Beweis dafur dass die Rede Gottes zu den Attributen der Essenz ṣifat aḏ ḏat gehort 22 Damit richtete er sich gegen die Muʿtaziliten fur die die Rede Gottes nicht zu den ewigen Attributen der Essenz Gottes sondern zu den Attributen der Handlung gehorte 12 Al Aschʿari hielt die Rede Gottes im Gegensatz zu ihnen nicht fur eine vergangene Handlung sondern eine Handlung die in Gott gegenwartig ist 19 Auch al Baqillani st 1013 23 und Ibn Taimiya st 1328 betrachteten die Rede als ein essentielles Attribut Gottes Ibn Taimiya meinte allerdings dass die Rede Gottes gleichzeitig ein essentielles und ein aktives Attribut sei 24 Bei denjenigen die die Rede fur ein essentielles Attribut Gottes hielten war umstritten wie sie sich zu den anderen essentiellen Attributen verhalt Ibn Kullab meinte dass die Rede Gott in der Weise inharent ist wie das Leben und auch nicht von dem Willen irada oder der Allmacht qudra abhangig ist 20 Nach Ibn Taimiya ist dagegen das Attribut der Rede dem Attribut des Willens untergeordnet weil Gott spricht wann und wie er will 25 Fur as Saffarini ist die Rede das zweite der insgesamt sieben bestatigten Attribute aṣ ṣifat aṯ ṯubutiya Das erste dieser Attribute ist das Leben Gottes die anderen funf sind das Sehen das Horen der Wille das Wissen und die Allmachtigkeit Gottes 26 Das Verhaltnis der Rede zum Koran Bearbeiten Die Vorstellung dass der Koran die Rede Gottes ist lasst sich schon fruh nachweisen Auf einem Grabstein der wahrscheinlich aus dem Jahre 815 stammt heisst es Der Koran ist die Rede Gottes hinabgesandt und unerschaffen 27 Ahmad ibn Hanbal wird mit den Worten zitiert dass der Koran die Rede Gottes wohin auch immer er gesandt wird 28 Den Hanbaliten wird nachgesagt dass sie alles was sich zwischen den beiden Buchdeckeln befindet alles was rezitiert und gehort wird Laute und Buchstaben fur die Rede Gottes hielten 29 Die Auffassung dass der Koran die Rede Gottes ist wurde auch von den Muʿtaziliten geteilt Al Dschubba i zum Beispiel lehrte dass Gott bei der Rezitation des Korans eine Rede von sich im Subjekt der Rezitation neu erschafft 9 ʿAbd al Dschabbar ibn Ahmad meinte dass der Koran die letzte Rede Gottes an die Menschen ist er jedoch weiter zu den Engeln spricht 30 Ibn Kullab wies dagegen die Auffassung zuruck dass der Koran die Rede Gottes sei Seiner Auffassung nach war nur der Inhalt al maʿna der im gottlichen Wesen subsistiert und auf den der arabische Koran hinweist die Rede Gottes 31 Ibn Kullab meinte zwar dass die Rede ein essentielles Attribut Gottes ist stellte jedoch in Abrede dass auch die Laute und Buchstaben die die Menschen auf Erden rezitieren ewig sind weil diese wie er meinte nur Ausdruck ʿibara der gottlichen Rede sind ihre lautliche geschaffene Gestalt 20 Andere sagten ihm nach dass er den Koran als die Abbildung rasm 32 bzw die Reproduktion ḥikaya 33 der Rede Gottes betrachtete Die Auffassung dass der Koran nicht die Rede Gottes ist sondern nur ein Ausdruck davon war auch die bekannte Lehre der Aschʿariten 34 Sie ubernahmen die Unterscheidung zwischen der gottlichen Rede und dem Koran wahrscheinlich von Ibn Kullab Ibn Hazm gibt die aschʿaritische Lehre folgendermassen wieder Gabriel ist nicht mit der Rede Gottes auf das Herz Mohammeds herabgekommen vielmehr hat er etwas anderes gebracht namlich den Ausdruck ʿibara der Rede Gottes Nichts von dem was wir in den Koranexemplaren lesen und schriftlich fixieren ist die Rede Gottes 35 Der Aschʿarit al Baqillani st 1013 hielt es fur unzulassig das was man vom Koran rezitiert als Rede Gottes zu bezeichnen 36 Al Dschuwaini st 1085 meinte dass die Rede Gottes zwar in den Koranexemplaren niedergeschrieben und in den Gedachtnissen der Menschen memoriert sei jedoch nicht darin einkehre Durch die Schriftzuge werde zwar die anfangsewige Rede Gottes zum Ausdruck gebracht Das bedeute jedoch nicht dass sie sich mit den Korpern verbinde oder in ihnen subsistiere 37 In verschiedenen Versen des Korans werde zwar ausgesagt dass die Rede Gottes auf die Propheten herabgesendet wird Mit Herabsendung inzal sei hierbei allerdings gemeint dass der Engel Gabriel die Rede Gottes der sich an seinem Standplatz oberhalb der sieben Himmel befindet erfasst sodann zur Erde hinabsteigt und dem Gesandten das zu verstehen gibt was er selbst am Lotusbaum der Grenze sidrat al muntaha verstanden hat Die gottliche Rede selbst bewege sich dabei nicht vom Platz 38 Al Dschuwaini setzte sich stark von denjenigen ab die behaupteten dass das was man bei der Rezitation des Korans hore die Rede Gottes sei Diejenigen die diese Lehre vertraten bezeichnete er als Haschwiya Abschaum 39 Der Zahirit Ibn Hazm st 1064 wies diese Auffassung jedoch heftig zuruck und erklarte Der Koran ist die Rede Gottes im eigentlichen Sinn ʿala l ḥaqiqa nicht im ubertragenen Sinn la ʿala l maǧaz und derjenige der das nicht lehrt ist ein Kafir Beweis fur die Richtigkeit dieser Auffassung war fur ihn Sure 9 6 und Sure 2 75 die beide voraussetzen dass mit der Rede Gottes ein geoffenbartes Buch gemeint ist 40 Hieraus schloss er dass auch der horbare Wortlaut des Korans die Rede Gottes ist 13 Insgesamt war er bestrebt die weite Anwendbarkeit des Ausdrucks Rede Gottes aufzuzeigen So schrieb er Auch wenn wir im Koran lesen sagen wir dass diese unsere Rede die Rede Gottes im wirklichen nicht im ubertragenen Sinn Und niemandem ist es erlaubt zu sagen Diese meine Rede ist nicht die Rede Gottes 41 Seine Ausfuhrungen zu dieser Frage schliesst er mit der Bemerkung ab Wir sagen dass die Rede Gottes in unseren Herzen ist durch unsere Zungen vorgetragen wird und in unseren Koranexemplaren fixiert ist und wir sagen uns los von demjenigen der dies mit seinem verdorbenen Verstand leugnet 42 Auch fur die meisten Hanbaliten stand fest dass der Koran die Rede Gottes ist So schloss zum Beispiel die Bekenntnisschrift des irakischen Hanbaliten Ibn Batta st 997 den Lehrsatz ein dass der Koran in allen Situationen und an allen Orten die unerschaffene Rede Gottes ist 43 Die Berechtigung auch das was Mohammed den Menschen ubermittelt hat Rede Gottes zu nennen leitet as Saffarini aus der Aussage in Sure 9 6 ab wo die Muslime dazu aufgefordert werden Unglaubigen das Horen der Rede Gottes zu ermoglichen 44 Ibn Taimiya erklarte mit dieser Identitatsbeziehung auch die die unter den Altvorderen salaf al umma feststehende Lehre dass die Rede Gottes von Gott ausgehe und zu ihm zuruckkehre Mit der Ruckkehr der Rede Gottes so meinte er ist dabei namlich die am Ende der Zeiten stattfindende Entfernung des Korantextes aus den Koranexemplaren und von den Herzen der Menschen gemeint 7 Der Hanbalit Ibn ʿAqil gest 1119 meinte dass der Koran die unmittelbare Rede Gottes sei 45 die Auffassung einer in Gott subsistierenden Rede lehnte er ab weil es die Funktion von Rede selbst ist das auszudrucken was sich im Sinn befindet 34 Seiner Auffassung nach ist es unmittelbar die Rede Gottes die gehort wird wenn der Koran rezitiert wird Er verwahrte sich allerdings gegen die Vorstellung dass die Stimme desjenigen der den Koran rezitiert mit der Rede Gottes identisch sei weil in dieser Stimme die Rede Gottes nur in einer fragmentierten Form erscheint 46 Derjenige der die Rede Gottes mit der Rezitation des menschlichen Rezitators fur gleichbedeutend halt hat seiner Auffassung nach unzulassigerweise Gott mit seinen Geschopfen gleichgesetzt Mit dieser Einschrankung naherte er sich der Position Ibn Kullabs und der Aschʿariten an 47 Bei den Maturiditen war die Meinung geteilt Fruhe Maturiditen wie Abu l Yusr al Bazdawi st 1099 unterschieden klar zwischen der Rede Gottes und dem Koran und meinten dass der Koran nur im ubertragenen Sinne Rede Gottes genannt werden konnte Der Koran ist fur sie nur ein Verweis auf die Rede Gottes bzw eine in Buchstaben angeordnete Abschrift nasḫ davon 48 Spatere Anhanger dieser Schule wie at Taftazani st 1389 waren dagegen davon uberzeugt dass Koran und Rede Gottes identisch sind 30 Die spatere Sichtweise spiegelt sich auch in der Wasiyat Abi Hanifa wider wo es heisst Wir bekennen dass der Koran die unerschaffene Rede Gottes ist Die Tinte das Papier und die Schrift sind allesamt erschaffen weil sie das Werk der Menschen sind Das Werk des Erschaffenen sc des Menschen ist namlich ebenfalls erschaffen Die Rede Gottes dagegen ist unerschaffen weil die Schrift die Buchstaben Worter und Verse allesamt Zeichen des Korans fur das Bedurfnis der Menschen sind 14 Das Verhaltnis zu den anderen offenbarten Schriften Bearbeiten Nach der Auffassung spaterer Autoren wie as Saffarini sind auch Thora Evangelium und die Psalmen die Rede Gottes 44 Die Rede Gottes ist allerdings hierarchisch geordnet nach Ibn Taimiya st 1328 steht auf der hochsten Stufe die Fatiha dann kommt die Sure al Ichlas hierauf folgen jeweils auf absteigenden Stufen der Koran die Thora und das Evangelium 25 Manche setzten aber auch das Evangelium auf eine hohere Stufe als die Thora 30 Der Maturidit al Bazdawi hielt es dagegen fur undenkbar dass die Rede Gottes arabisch oder hebraisch ist Das Arabische und Hebraische sind lediglich Eigenschaften der in Buchstaben angeordneten Abschriften der Rede Gottes nicht aber der Rede Gottes selbst 49 Einheit oder Vielheit der Rede Gottes Bearbeiten Der Muʿtazilit al Iskafi st 854 lehrte dass die Rede Gottes an verschiedenen Orten gleichzeitig sein konne Al Dschubba i meinte wenn tausend Menschen den Koran an verschiedenen Orten rezitierten die Rede Gottes ohne Einschrankung bei jedem von ihnen sei 50 Grundlegend fur die aschʿaritische Lehre ist die Auffassung dass Gott nur eine Rede hat und das womit der Engel Gabriel hinabgekommen und was er in das Herz Mohammeds gelegt hat nicht die Rede Gottes selbst ist sondern nur deren Ausdruck ʿibara 51 Die Rede Gottes als anfangsewiges Attribut Gottes kann sich namlich nicht vervielfaltigen 52 Auch al Ghazali vertrat die Lehre dass die Rede Gottes die er als innere Lehre auffasste nicht vervielfaltigt werden konne 53 Auch der Muʿtazilit ʿAbd al Dschabbar ibn Ahmad st 1024 meinte dass es nur eine Rede Gottes gebe Seiner Auffassung nach konnte sie aber an vielen Orten gleichzeitig sein so in den Buchern und in den Herzen der Menschen 10 Eine andere Auffassung vertrat der Muʿtazilit ʿAbbad ibn Sulaiman ein Zeitgenosse Ibn Kullabs Er meinte dass die innere Rede eine Einheit ist aber mit der Ubermittlung an verschiedene Adressaten vielfaltig wird 54 Der andalusische Gelehrte Ibn Hazm wies die aschʿaritische Lehre von der Einheit der Rede Gottes mit Verweis auf zwei Koranverse zuruck in denen die Unbegrenztheit der Worte Gottes betont wird namlich Sure 18 109 Wenn das Meer Tinte ware fur die Worte meines Herrn wurde das Meer versiegen ehe die Worte meines Herrn versiegen und Sure 31 27 Wenn auf Erden aus Baumen Schreibrohre wurden und wenn fur das Meer wenn es erschopft ist sieben Meere Nachschub brachten so waren Gottes Worte unerschopflich Deswegen hielt Ibn Hazm die Behauptung Gott habe nur eine Rede fur eine grosse Verirrung 51 Ahnlich betonte auch Ibn Taimiya die Vielheit der Rede Gottes Sie kann seiner Auffassung nach entweder Information ubermitteln oder einen Befehl beinhalten In letzterem Fall hat sie entweder den Charakter eines Schopfungsaktes takwin im Sinne des Schopfungswortes kun oder den Charakter der Gesetzgebung tasriʿ Die Rede Gottes ist insofern sehr vielfaltig 25 Ist Gottes Rede horbar Bearbeiten Der Aschʿarit al Dschuwaini meinte dass unter den Muslimen ein Konsens daruber bestehe dass die Rede Gottes horbar masmuʿ ist Als Beleg dafur verwies er auf Sure 9 6 in der explizit davon die Rede ist dass Menschen die Rede Gottes horen sollten 55 Allerdings gab es mit al Maturidi gest 944 und al Isfara ini auch zwei islamische Theologen die die Horbarkeit der Rede Gottes explizit abstritten Sie waren der Auffassung dass die Rede Gottes lediglich eine Idee in Seiner Essenz ist und Gottes Sprechen mit Mose nur die Erschaffung einer Wahrnehmung war durch die Mose diese Idee verstand Hinsichtlich des Korans meinte al Maturidi dass Gott seine innere Rede Gabriel ubermittelt und dieser sie Mohammed in arabischer Sprache ubermittelt habe 56 Grundlage fur die Lehre der Unhorbarkeit der Rede Gottes war die Vorstellung dass die Rede Gottes nur die Bedeutung maʿna ist die in der Nafs Gottes subsistiert al qaʾim bi n nafs 57 Diese innere Rede Gottes von der die offenbarten Bucher nur ein Ausdruck sind nannten die Aschʿariten auch kalam nafsi innere Rede 58 Al Ghazali der der aschʿaritischen Lehre nahestand erklarte in seiner Schrift al Iqtiṣad dass die Rede Gottes nicht aus Lauten oder Worten bestehe sondern als innere Rede Gottes anders als alle andere Rede sei 59 Die innere Rede so lehrte er konne sich nicht durch erschaffene Laute oder Buchstaben ausserhalb Gottes manifestieren sondern nur offenbart werden 53 Auch Mose hatte nach al Ghazali die Stimme Gottes nicht wirklich gehort 10 Im Jenseits seien die Menschen jedoch imstande Gottes Rede zu verstehen 59 Die Lehre von der Unhorbarkeit der Rede Gottes wurde auch von Fachr ad Din ar Razi gest 1209 geteilt 30 Fur die Muʿtaziliten al Dschubba i und seinen Sohn Abu Haschim besteht die Realitat der Rede dagegen sehr wohl aus artikulierten Lauten und geordneten Buchstaben 9 Die Schiiten stimmten mit ihnen darin uberein 60 ʿAbd al Dschabbar ibn Ahmad widmete einen ganzen Abschnitt seines Muġni dem Beweis dass Gott mit diesseitiger horbarer Rede spricht 61 Hanbaliten wie Ibn Taimiya hielten es fur Haresie zu sagen dass Gott nicht mit Worten oder Lauten spreche 24 Siehe auch BearbeitenOffenbarungsreligion Logos Wort GottesLiteratur BearbeitenArabische Quellenal Ǧuwaini Kitab al Irsad ila qawaṭiʿ al adilla fi uṣul al iʿtiqad Ed Muḥammad Yusuf Musa u ʿAli ʿAbd al Munʿim ʿAbd al Ḥamid Maktabat al Ḫanǧi Kairo 1950 S 128 130 132 137 Digitalisat Ibn Ḥazm al Faṣl fi l milal wa l ahwaʾ wa n niḥal Ed Muḥammad Ibrahim Naṣr ʿAbd ar Raḥman ʿUmaira 5 Bde Beirut Dar al ǧil 1985 Bd III S 11 23 Ibn Taimiya Maǧmuʿat ar rasaʾil al kubra Dar Iḥyaʾ at turaṯ al ʿArabi Beirut o D Bd III Digitalisat Abu Manṣur al Maturidi Kitab al Tauḥid Ed Fatḥ Allah Khalif Beirut 1986 S 57 59 Digitalisat Muḥammad ibn Aḥmad as Saffarini Lawamiʿ al anwar al bahiya wa sawaṭiʿ al asrar al aṯariya Muʾassasat al ḫafiqin Damaskus 1982 Bd I S 132 141 DigitalisatSekundarliteraturMichel Allard Le probleme des attributs divins dans la doctrine d al Asʿari et de ses premiers disciples Imprimerie Catholique Beirut 1965 S 233 244 J Bouman The Doctrine of ʿAbd al Djabbar on the Qurʾan as the Created Word of Allah in Verbum essays on some aspects of the religious functions of words dedicated to Dr H W Obrink Utrecht 1964 S 67 86 Angelika Brodersen Der unbekannte kalam theologische Positionen der fruhen Maturidiya am Beispiel der Attributenlehre Lit Berlin 2014 S 315 389 Josef van Ess Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jahrhundert der Hidschra Eine Geschichte des religiosen Denkens im fruhen Islam 6 Bde De Gruyter Berlin 1991 97 Bd IV S 614 618 Mohammad Gharaibeh Zur Attributenlehre der Wahhabiya unter besonderer Berucksichtigung der Schriften Ibn ʿUṯaimins 1929 2001 EB Verl Berlin 2012 S 286 303 L Gardet Art Kalam in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd IV S 468b 471a George Makdisi Ibn ʿAqil religion and culture in classical Islam Edinburgh University Press Edinburg 1997 S 113 120 J R T 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Dar al Kutub al ʿilmiya Beirut 1992 S 67f Digitalisat Deutsche Ubers Theodor Haarbrucker 2 Bde Halle 1850 51 Bd I S 81 Digitalisat a b c Vgl Tritton The speech of God 1972 S 16 Vgl Abu l Ḥasan al Asʿari al Ibana ʿan uṣul ad diyana Ed ʿAbbas Ṣabbaġ Dar an Nafaʾis Beirut 1994 S 36 a b c Vgl Allard Le probleme des attributs divins 1965 S 234 a b Vgl Ibn Ḥazm al Faṣl fi l milal 1985 Bd III S 19 a b Vgl Arent Jan Wensinck The Muslim Creed Its Genesis and Historical Development Cambridge University Press Cambridge 1932 S 127 und die Arabische Sammelhandschrift von 1670 Ms Diez A quart 97 in der Staatsbibliothek Berlin f 62r 62v Digitalisat Vgl H S Nyberg u Khalil ʿAthamina Art al Nadjdjar in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd VII S 866b 868a Hier S 867b Vgl Tritton The speech of God 1972 S 10 12 Vgl Peters God s created speech 1976 S 283 291 336f Vgl Abu l Ḥasan al Asʿari Maqalat al islamiyin wa ḫtilaf al muṣallin Ed Hellmut Ritter Steiner Wiesbaden 1963 S 516 a b Vgl Allard Le 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