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Das Akzidens von lat accidens Plural Akzidentien auch manchmal Akzidenz bezeichnet das nicht Wesentliche das nicht Essentielle das sich Verandernde das Zufallige griech symbebekos im Gegensatz zur Substanz Akzidentiell sind hierbei alle der Substanz anhaftenden ihr jedoch nicht wesentlichen oder notwendigen Bestimmungen Inhaltsverzeichnis 1 Akzidens bei Aristoteles 2 Scholastik und Neuthomismus 3 Wandel im 17 Jahrhundert 3 1 Kant 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAkzidens bei Aristoteles BearbeitenDie Unterscheidung von Substanz und Akzidens wurde von Aristoteles in die Philosophie eingefuhrt Er teilt die Pradikation in zehn grundlegende Kategorien Dabei unterscheidet er die Kategorie der Substanz bei Aristoteles altgriechisch ousia als das zu Bestimmende von den anderen neun den Akzidentien Quantitat Qualitat Relation Zeitbestimmung Ortsbestimmung Tatigkeit Leiden Lage und Besitz die die Substanz durch die Aussage bestimmen Die klassische Stelle in Aristoteles Schrift uber die Kategorien lautet Mit in einem Zugrundeliegenden meine ich was in etwas ist nicht als ein Teil und nicht getrennt von dem existieren kann worin es ist Zum Beispiel ist das individuelle grammatische Wissen in einem Zugrundeliegenden der Seele und das individuelle Weiss ist in einem Zugrundeliegenden dem Korper Das Zugrundeliegende lateinisch substantia oder lateinisch substratum entspricht bei Aristoteles der Substanz und das was darin ist den Eigenschaften oder Akzidentien Dass mit dem Zugrundeliegenden tatsachlich individuelle Dinge im Sinne eines ontologischen Partikularismus gemeint sind wird an folgender Stelle klar Substanz aber ist die hauptsachlich und an erster Stelle und vorzuglich genannte die weder von einem Zugrundeliegenden ausgesagt wird noch in einem Zugrundeliegenden ist zum Beispiel der individuelle Mensch oder das individuelle Pferd Grammatisches Wissen ist bei Aristoteles daher ein Beispiel fur eine Eigenschaft als Substanz bezeichnet er hingegen die Seele oder den individuellen Menschen Scholastik und Neuthomismus BearbeitenGrosse Bedeutung erlangte der Begriff im Kontext der scholastischen Philosophie bei Thomas von Aquin Bei ihm heisst es Accidentis esse est inesse also Fur ein Akzidens bedeutet zu sein an etwas zu sein In die gleiche Richtung geht sein Accidens non est ens sed entis also Ein Akzidens ist kein Seiendes sondern ein zu etwas Seiendem Gehorendes Es wird also zwischen realem Akzidens welches durch Gottes Allmacht getrennt von der Substanz fortexistiert und den akzidentiellen Formen unterschieden Diese sind jedoch nicht unabhangig oder selbstandig von der Substanz sie werden vielmehr als untrennbar und anhaftend an die Substanz angesehen In der Scholastik wie auch im Neuthomismus wird das Verhaltnis von Akzidens zur Substanz auch bezogen auf das Verhaltnis von Korper zur Seele wobei der Korper das Akzidens darstellt Hieraus leitet sich in der Eucharistielehre eine Erklarung des Geschehens wahrend der Heiligen Messe ab Wahrend die Akzidentien d h die Eigenschaften von Brot und Wein erhalten bleiben andert bzw verwandelt sich die Substanz d h das Wesen also gerade nicht die Materie der eucharistischen Gaben in Leib und Blut des auferstandenen Christus Diese Auffassung wird in der Theologie als Transsubstantiationslehre bezeichnet Wandel im 17 Jahrhundert BearbeitenIm 17 Jahrhundert wandelte sich die Auffassung vom Verhaltnis der Substanz zum Akzidens und ihrer Trennung Rene Descartes Thomas Hobbes u a lehnten die Existenz von realen Akzidentien ab Die Entgegensetzung von Substanz und Akzidens verschwand oder wurde in wachsendem Masse materialistisch gedeutet Fur Spinoza gab es nur noch eine einzige unendliche Substanz Die Akzidentien werden zu Attributen oder Modi dieser Substanz Diese Auffassung besteht auch heute noch mehr oder weniger fort Kant Bearbeiten Kant referiert in einer seiner Schriften 1 eine vierfache Unterscheidung von Pradikaten in Essentialia Attributa Modi und Relationes Essentialia kommen dem Subjekt unmittelbar und a priori zu Attribute mittelbar aber noch apriori Modi sind unmittelbare Eigenschaften aber nicht apriori und Relationen weder mittelbar noch a priori Modi sind Zustande einer Substanz Relationes ihre Beziehungen zu anderen Substanzen Attribute sind diejenigen Pradikate die nicht intensionaler Bestandteil des Gattungsbegriffes der Substanz sind Insofern einem Individuum ein besonderes Attribut zukommen kann das die anderen Mitglieder der Gattung nicht teilen sind ausser den Essentialia alle diese Eigenschaftsklassen moglicherweise Akzidentien Allgemein notwendige Attribute gibt es nach Kant aber auch gerade sie sind es die einem Subjekt in einem synthetischen Urteil a priori zugesprochen werden vgl Immanuel Kant AA 000008 VIII 226 246 2 Erkenntnistheoretisch besteht zunachst kein Unterschied zwischen Reprasentationen von Substanzen und Akzidentien im Gemut Beide sind gleichrangige Bestandteile von kategorischen Urteilen Dieser Ball ist rot und Dieses Rote ist ballformig sind gleichermassen korrekte Urteile uber einen roten Ball Erst durch das Schema der Substanz die Beharrlichkeit in der Zeit konnen Substanz und Akzidens sinnvoll unterschieden werden vgl Immanuel Kant AA 000003 III 137 138 3 Durch Generalisierung des Schemas uber aller Erscheinungen ergibt sich als erste Analogie der Erfahrung die Beharrlichkeit der Materie der Erscheinung als Ursubstanz Deren wesentliche Eigenschaften erschliessen sich der menschlichen Erkenntnis jedoch nicht vgl Immanuel Kant AA 000003 III 224 4 Fur Akzidentien im Sinne der veranderlichen Eigenschaften ist dann der dritte Grundsatz aus den Analogien der Erfahrung Jede Veranderung geschieht nach dem Gesetze der Verknupfung der Ursache mit der Wirkung also aus Kausalitat und nach Regeln Diese Analogie ist Kants auf Erscheinungen beschrankte Version des Satzes vom zureichenden Grund Literatur BearbeitenKarl Barthlein Zur Entstehung der aristotelischen Substanz Akzidens Lehre In Archiv fur Geschichte der Philosophie 50 1968 196 253 Cord Friebe Substanz Akzidens Ontologie physikalischer Objekte Eine transzendentalphilosophische Deutung der modernen Physik Alber Freiburg Breisgau und Munchen 2001 Sang Jin Kang Pradizierbarkeit des Akzidens Zur Theorie der denominativa nomina sumpta im Kategorienkommentar Abailards Freiburg Breisgau Univ Diss 2000 Volltext Hans Stickelberger Substanz und Akzidens bei Leontius von Byzanz Die Veranderung eines philosophischen Denkmodells durch die Christologie In Theologische Zeitschrift 36 1980 153 161 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Akzidens Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Artikel Akzidenz in Friedrich Kirchner Worterbuch der philosophischen Grundbegriffe 1907 Einzelnachweise Bearbeiten Immanuel Kant Uber eine Entdeckung nach der alle neue Kritik der reinen Vernunft durch eine altere entbehrlich gemacht werden soll 1790 Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000008 VIII 226 246 Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000003 III 137 138 Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000003 III 224 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Akzidens Philosophie amp oldid 220165634