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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Schematismus Begriffsklarung aufgefuhrt Als Schematismus werden philosophische Positionen bezeichnet die dem Schema als abstrakter Form und der Handlung zu seiner Erzeugung eine grundlegende Rolle zuweisen Dabei ist Schema ein Begriff dem seit jeher zahlreiche Bedeutungen zukommen So sind im antiken griechischen Verstandnis neben den ublichen lexikalischen Ubersetzungen Zeichen und Vorzeichen auch geometrische Figuren Tanzschritte Argumentationsformen und Formen vorgetragener Rede Schemata 1 In der Spatantike hat das Schema vor allem in der Grammatik und Rhetorik eine Bedeutung Die lateinische Entsprechung ist figura Bei Kant wird der Schematismus zu einem Angelbegriff der Erkenntnistheorie der Sinnlichkeit und Verstand miteinander verbindet und die gestaltende Handlung bezeichnet die Schemata erzeugt Eine andere feststehende Bedeutung gewinnt der Begriff Schema im 20 Jahrhundert in der Kognitionspsychologie dort beschreibt er Denkregelmassigkeiten die langfristig und unter Einbezug von Schemavariablen typische Situationen als Wissen reprasentieren s Schema Psychologie 2 Inhaltsverzeichnis 1 Francis Bacon 2 Immanuel Kant 2 1 Kritik der reinen Vernunft 2 2 Kritik der Urteilskraft 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseFrancis Bacon BearbeitenAls philosophisches Programm tritt der Schematismus in der Neuzeit zunachst bei Francis Bacon auf Hier ist er die Forderung den Schematismus der Dinge bzw den Meta Schematismus der Natur zu erforschen und ihn zum Verstandnis und zur Manipulation materieller Gegenstande nutzbar zu machen Bacon der dabei an einen alteren Gebrauch des Begriffs Schema bei Demokrit zuruckgreift geht davon aus dass Regelmassigkeiten formae die der Mensch fur Bestimmungen der Natur halt im Wesentlichen seinem eigenen Vorstellungsvermogen entspringen und dabei die realen Qualitaten und Verhaltnisse zwischen den Bestandteilen der Materie und damit den Grund fur Veranderung in naturlichen wie technischen Prozessen verdecken 3 Die Absehung von den formae und die Untersuchung des Schematismus der Bestehen und Veranderung der Dinge reguliert ist damit ein wesentliches Ziel der Erkenntnis der Natur da er erklart nach welchen Regeln Dinge oder Zustande erzeugt aufrechterhalten und verandert werden konnen Zur Ausfuhrung dieses Schematismus der Natur schlagt Bacon binare Unterscheidungen etwa dicht locker schwer leicht vor Immanuel Kant BearbeitenDie Schemata der Einbildungskraft sind bei Immanuel Kant das verbindende Dritte zwischen den Anschauungen der Sinnlichkeit und den Begriffen des Verstandes KrV B 177 Sie dienen der bestimmenden Urteilskraft Subsumption ebenso wie der reflektierenden Urteilskraft Diese Vermittlung hat transzendentalen Charakter weil sie beide Stamme der Erkenntnis Sinnlichkeit und Verstand miteinander verbindet KrV B 29 Kritik der reinen Vernunft Bearbeiten Aufbau der Kritik der reinen Vernunft Vorrede Einleitung TranszendentaleElementarlehre TranszendentaleMethodenlehre TranszendentaleAsthetik TranszendentaleLogik Disziplin Kanon Architektonik Geschichte TranszendentaleAnalytik TranszendentaleDialektik Kategorien Schemata Grundsatze Paralogismen Antinomien Regulative Ideen Zentrale Stellung des Schematismus in der Gliederung der Kritik der reinen VernunftDas sogenannte Schematismuskapitel bildet ein schwer zugangliches aber zentrales Stuck der Erkenntnistheorie der Kritik der reinen Vernunft Kant behandelt Sinnlichkeit und Verstand als getrennte aber aufeinander angewiesene Quellen der Erkenntnis Wahrend die Sinnlichkeit Anschauungen aufnimmt die den Anschauungsformen Raum und Zeit unterliegen operiert der Verstand mit Begriffen So wie Raum und Zeit Formen der Anschauung sind die ihr notwendig als Struktur zugrunde liegen besteht die Struktur des Verstandes die allem Urteilen Vorstellen und auch der Erfahrung zugrunde liegt in den reinen Verstandesbegriffen oder Kategorien Diese sind notig um einzelne Vorstellungen zu Urteilen zu verbinden Leitfaden Nur durch die Verbindung von Vorstellungen in einem Bewusstsein ist nach Kant Erfahrung uberhaupt moglich Die Kategorien werden also erst dann zu Erkenntnis wenn sie gemass der Anschauung von Raum und Zeit vorgestellt werden So konnen sie den Inhalt des Bewusstseins des Erkenntnissubjektes erzeugen und Erscheinungen konstituieren Transzendentale Deduktion Da die reinen Verstandesbegriffe fur sich genommen keine anschauliche Komponente enthalten ist als Vermittlung also ein transzendentaler Schematismus notig der eine Anwendung der Kategorien auf die Anschauungsformen ermoglicht Sinnlichkeit und Verstand werden durch Urteils und Einbildungskraft miteinander verbunden Das Verhaltnis von Einbildungskraft und Schematismus wird von Kant so dargestellt dass das Schema sinnlicher Begriffe ein Produkt und gleichsam ein Monogramm der reinen Einbildungskraft a priori verkorpert KrV B 181 Es handelt sich beim Schematismus somit um eine Leistung der Urteilskraft die es gestattet sich einen Begriff anschaulich zu machen Zum jeweiligen Gebrauch eines Begriffs gehort nach Kant noch eine Funktion der Urteilskraft wodurch ein besonderer Gegenstand unter ebendiesen allgemeinen Begriff als Einheit zusammengefasst bzw subsumiert wird KrV B 93 B 176 Fehlt diese Bedingung der Urteilskraft Schema so fallt alle Subsumption weg denn es wird nichts gegeben was unter den Begriff subsumiert gefasst werden konne KrV A 247 Das Schema ist eine Vorstellung davon wie ein Gegenstand in der Anschauung aufgebaut sein musste um unter einen bestimmten Begriff fallen zu konnen Es ist gleichsam eine Anleitung fur die produktive Einbildungskraft die Vorstellung des Gegenstands unter den Bedingungen der Anschauung zu konstruieren Die Vorstellung von einem allgemeinen Verfahren der Einbildungskraft einem Begriff sein Bild zu verschaffen nenne ich das Schema zu diesem Begriffe KrV B 179 f Diese Anleitung unterscheidet sich von der Definition So lasst sich bspw der Kreis definieren als ebene geometrische Figur aus der Menge aller Punkte einer Ebene die einen konstanten Abstand zu einem vorgegebenen Punkt dieser Ebene dem Mittelpunkt haben Zur Konstruktion eines Kreises mit Zirkel und Lineal muss der Zirkel auf den Radius eingestellt werden und dann auf einer ebenen Flache die Linie um den Mittelpunkt gezogen werden diese Vorschrift soll ein Objekt erzeugen das der Definition immer genugt Das Schema ist hier also das allgemeine und abstrakte begriffliche Bild niemals das konkrete Um zu verstehen was transzendentalen Schematismus und damit die Zusammenwirkung von Sinnlichkeit und Verstand ausmacht muss bestimmt werden wie die Definitionen der Kategorien in eine Vorschrift fur die Einbildungskraft ubersetzt werden konnen die es ermoglicht sich die Kategorien als Merkmale oder Verhaltnisbestimmungen in der Anschauung sowohl vorzustellen als auch sie wiederzuerkennen Dies gelingt durch die Interpretation der reinen Verstandesbegriffe als Bestimmungen der Zeit der Raum wird erst durch die Vorstellung des gleichzeitigen Gegebenseins von etwas erkennbar und ist daher relativ zur Zeit sekundar Die Zeit als die formale Bedingung des Mannigfaltigen des inneren Sinnes mithin der Verknupfung aller Vorstellungen enthalt ein Mannigfaltiges a priori in der reinen Anschauung KrV B 177 Kritik der Urteilskraft Bearbeiten Da die Schemata die Produkte der Anwendung der Verstandesbegriffe auf den inneren Sinn der Zeit und fur jede empirische Anschauung die Bedingung sind stellt sich die Frage ob der Schematismus auch eine Funktion in Urteilen hat die in der Anschauung dagegen nicht zu konstruieren sind also in reflektierenden Urteilen beispielsweise das ist ein despotischer Staat oder auch der Gedanke ist schon Um das zu klaren geht Kant in der Kritik der Urteilskraft auf die Moglichkeit der intuitiven Vorstellungsart ein und teilt diese in eine schematische und eine symbolische Denn der despotische Staat der selbst keine Anschauung hat kann durch eine Analogie als Symbol dargestellt werden etwa durch eine Handmuhle da er durch einen einzelnen absoluten Willen beherrscht wird Denn zwischen einem despotischen Staate und einer Handmuhle ist zwar keine Ahnlichkeit wohl aber zwischen den Regeln uber beide und ihre Causalitat zu reflectiren Immanuel Kant AA 000005 V 35 4 Die Handmuhle ist auch als Vorstellung allerdings wieder dem Schema unterworfen also beispielsweise ohne das Schema der Beharrlichkeit eines sinnlichen Gegenstandes nicht denkbar Da das Symbol bei Kant immer auf einer anschaulichen Analogie grundet gilt in Bezug auf das Schema also Das Analogische ist das Schematische im Symbolischen Das Erkenntniss aber fur die Erfahrung enthalt den Schematism entweder den realen Schematism transscendental oder den Schematism nach der Analogie symbolisch Immanuel Kant AA 000020 XX 332 5 Doch eine Anschauung kann niemals angemessen einer Idee zugeordnet werden KdU 59 B 254 weil die Idee definitionsgemass transzendent ist also die Anschauung ubersteigt Ebenso ist bewertende Urteilskraft eine Vorstellung ohne Anschauung und das Geschmacksurteil ist keines der Erkenntnis sondern eines der Beurteilung wie die reflektierende Urteilskraft insgesamt welche man auch das Beurteilungsvermogen facultas diiudicandi nennt KdU Einleitung Erste Fassung V Beim Urteil uber das Schone und Erhabene ist deshalb die Verstandeshandlung des Schematismus nicht moglich vielmehr ist die exemplarische Gultigkeit dafur entscheidend KdU 22 B 67 die in den Bereich der Ideen fuhrt in dem der starr regelhafte Schematismus der Anschauung nicht angewendet werden kann Wir konnen zwar viele Dinge mit dem allgemeinen Anspruch auf Schonheit auszeichnen die Schonheit an sich wird dadurch jedoch hochstens fluchtig offenbar Es zeigt sich hier vielleicht sogar nur eine rasch vorubergehende Wirkung eine durch das Schema nicht fassbare Wirklichkeit die auf geheimnisvolle Weise einen Bezug herstellt zur Ontologie der Wissenschaft vom Sein eine fluchtige Sicht von etwas das nicht erscheint schreibt die politische Philosophin Hannah Arendt in ihren postum veroffentlichten Texten zu Kants politischer Philosophie 6 Mit der Fluchtigkeit der Schonheit wird der Gegensatz offenbar zwischen statisch strukturierender begrifflicher Auffassung wie bei jedem sichtbaren Gegenstand und der unschematisierten reflektierenden Betrachtung die am Beispiel des Erlebens und Bewertens aufzuzeigen ist Siehe auch BearbeitenTranszendentale Analytik Analytik der GrundsatzeLiteratur BearbeitenGerd Irrlitz Kant Handbuch Leben und Werk 3 A 2015 Metzler Stuttgart 2015 ISBN 978 3 476 02613 2 bes S 217 220 Schematismus der reinen Verstandesbegriffe und 323f Die Typik der praktischen Urteilskraft mit weiterer Literatur Weblinks BearbeitenSchematismus In Rudolf Eisler Kant Lexikon 1930 Schema In Rudolf Eisler Kant Lexikon 1930 Einzelnachweise Bearbeiten W Stegmaier Schema Schematismus In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 8 S 1246 Th Herrmann Schema Schematismus In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 8 S 1260 W Stegmaier Schema Schematismus In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 8 S 1248 Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000005 V 35 Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000020 XX 332 Hannah Arendt Das Urteilen Texte zu Kants politischer Philosophie 1 Auflage Piper Munchen 1985 ISBN 3 492 02824 1 S 106 Abs 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schematismus amp oldid 223570785