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Abu Muhammad ʿAbdallah ibn Saʿid Ibn Kullab al Qattan at Tamimi arabisch ابو محمد عبد الله بن سعيد بن كلاب القطان التميمي DMG Abu Muḥammad ʿAbdallah ibn Saʿid Ibn Kullab al Qaṭṭan at Tamimi gest wahrscheinlich 855 1 war ein islamischer Kalam Gelehrter aus Basra der wahrend der Zeit der Mihna an den Diskussionen uber den Koran und die Rede Gottes teilnahm und eine Attributenlehre entwickelte die spater von Abu l Hasan al Aschʿari und seinen Anhangern ubernommen wurde ʿAbd al Qahir al Baghdadi gest 1037 zahlt ihn zu den Kalam Gelehrten der Sunniten ahl as sunna in der Zeit des Kalifen al Ma mun reg 813 833 2 Einige seiner theologischen Lehren gehen wahrscheinlich auf christlichen Einfluss zuruck Die von Ibn Kullab begrundete Schule der Kullabiya ging spater in der Aschʿariya auf Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werke 2 Lehre 2 1 Attributenlehre 2 2 Die Rede Gottes und der Koran 2 3 Andere Fragen 3 Einflusse 3 1 Berichte uber christliche Einflusse 3 2 Moderne wissenschaftliche Untersuchungen 4 Die kullabitische Schule 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben und Werke BearbeitenUber das Leben von Ibn Kullab gibt es so gut wie keine gesicherten Informationen Nach dem jemenitischen Gelehrten as Saksaki gest 1284 gehorte er zu den Bewohnern von Basra 3 Bekannt ist ausserdem dass er sich an den theologischen Diskussionen die wahrend des Kalifats von al Ma mun gefuhrt wurden beteiligte Wie ʿAbd al Qahir al Baghdadi schreibt hat Ibn Kullab die Muʿtaziliten im Kollegium maǧlis des Ma mun zertrummert und durch seine Beredsamkeit bayan blossgestellt 4 Zu den Muʿtaziliten mit denen er in Diskussionen verwickelt war gehorten ʿAbbad ibn Sulaiman gest ca 864 aus Basra sowie Abu Salih und Abu Mudschalid die beide zur Bagdader Schule gehorten Abu Salih war ein Schuler von Bischr ibn al Muʿtamir 1 Ibn Kullabs scharfster Gegner soll aber Ahmad ibn Hanbal gewesen sein 5 Ibn an Nadim erwahnt von Ibn Kullab drei Bucher ein Buch uber die Attribute Kitab aṣ Ṣifat ein Buch uber die Erschaffung der Handlungen Kitab Ḫalq al afʿal und ein Buch zur Widerlegung der Muʿtazila Kitab Radd al Muʿtazila 6 Ismaʿil Pascha schreibt ihm ausserdem eine Widerlegung der Haschwiya ar Radd ʿala al Ḥaswiya zu 7 Es handelt sich aber vermutlich um eine blosse Verschreibung denn Ibn Kullab wird von Ibn an Nadim selber der Haschwiya zugeordnet 8 Haschwiya war ein verachtlicher Begriff fur die Ashab al hadith Von Ibn Kullabs Schriften ist bis heute keine wieder aufgefunden worden 9 doch haben sich in Werken spaterer Autoren Fragmente erhalten 10 Ibn Kullab galt als Schafiit auch wenn er selbst keinen eigenen Beitrag zum islamischen Rechtsdenken geleistet hat 11 Lehre BearbeitenAttributenlehre Bearbeiten Ibn Kullabs wichtigster Beitrag zur islamischen Theologie war seine spezielle Lehre von den Attributen Gottes zu denen er auch ein eigenes Buch verfasst hat Ibn ar Rawandi 12 und der imamitische Theologe asch Schaich al Mufid 13 948 1022 schrieben dazu Widerlegungen Ibn Kullab verwendete den Begriff Attribute ṣifat allgemein fur die Bedeutungen die in Korpern bestehen al maʿani al qaʾima bi l aǧsam wie Ruhe und Bewegung Diese Bedeutungen bezeichnete er nicht nur als Attribute sondern auch als Akzidentien aʿraḍ und Sachen asyaʾ 14 Ausserdem lehrte er dass allem womit eine Sache beschrieben wird ein Attribut ṣifa zugrunde liegt das dessen Bedeutung maʿna bildet 15 Hinsichtlich der Namen lehrte er dass der Name ism weder mit dem Benannten musamma identisch ist noch mit ihm nicht identisch ist Der Akt des Benennens sei dagegen etwas anderes als das Benannte Nach al Bazdawi gest 1099 setzte er sich damit auf der einen Seite von den ubrigen Sunniten ab die Namen und Benanntes gleichsetzten und auf der anderen Seite von den Muʿtaziliten die lehrten dass Name und Benanntes nicht identisch sind 16 Diese Lehre ubertrug Ibn Kullab nun auch auf Gott Er lehrte dass es fur die im Koran erwahnten Namen wie wissend ʿalim machtig qadir lebendig ḥaiy horend samiʿ sehend baṣir stark ʿaziz erhaben ǧalil gutig karim fortdauernd baqi wollend murid verabscheuend karih usw jeweils korrelierende Attribute gibt also Wissen ʿilm Macht qudra Leben ḥayat Gehor samʿ Sehkraft baṣar Starke ʿizza Erhabenheit ǧalal Gute karam Fortdauer baqaʾ Wille irada Abscheu karaha usw Namen Gottes und Attribute Gottes setzte er insofern gleich 17 Gott hat seiner Meinung nach diese Namen und Attribute schon immer besessen sie bilden seine Wesensattribute ṣifat aḏ ḏat 18 Auch die Freundschaft wilaya und Feindschaft ʿadawa Gottes sowie sein Wohlgefallen riḍa und sein Zorn saḫaṭ gehoren zu seinen Wesensattributen 19 Die von manchen Muʿtaziliten vertretene Auffassung dass die Gute Gottes zu seinen Tatattributen ṣifat al fiʿl gehort lehnte er ab 20 Gott ist nach Ibn Kullab ausserdem anfangslos qadim aufgrund einer Anfangslosigkeit qidam die als Bedeutung in ihm besteht 21 Anders als spater al Aschʿari der acht Wesensattribute unterschied hat Ibn Kullab die gottlichen Attribute nicht gezahlt 22 Hinsichtlich des Verhaltnisses zwischen den Namen Attributen und Gott lehrte Ibn Kullab dass sie weder mit ihm identisch noch mit ihm nicht identisch sind 23 Gott ist zum Beispiel wollend durch einen Willen von dem weder gesagt werden kann dass er gleich Gott ist noch dass er nicht gleich Gott ist 24 Ibn Kullab ubertrug diese Formel auch auf die im Koran genannten Korperteile Gottes Antlitz Hande Auge usw die er gleichfalls fur Attribute Gottes hielt Nur das Wesen ḏat und das Selbst Gottes waren seiner Meinung nach mit Gott identisch 25 Was das Verhaltnis zwischen den einzelnen Attributen Gottes wie Wissen und Macht anlangt so lehrte er ebenfalls dass sie weder miteinander identisch noch miteinander nicht identisch sind 26 Allein von Gottes Willen dass etwas sei und seiner Abscheu dagegen dass es nicht sei lehrte er dass sie miteinander identisch sind 27 Die Attribute Gottes konnen nach Ibn Kullab keine anderen gottlichen Attribute annehmen weil sie nicht in sich selbst bestehen sondern nur in Gott 18 Deshalb konne auch nicht gesagt werden dass Gottes Attribute anfangslos oder fortdauernd sind weil die Anfangslosigkeit und die Fortdauer Bedeutungen sind die allein in Gott bestehen Man konne diese Attribute allenfalls als anfangsewig azali und bestandig daʾim al wuǧud bezeichnen 28 Die Rede Gottes und der Koran Bearbeiten Im Rahmen der Diskussionen uber den Koran entwickelte Ibn Kullab eine Kompromissposition zwischen der Position der Muʿtazila die von der Erschaffenheit des Korans ausging und der Position der Ashab al hadith die die Unerschaffenheit des Korans lehrten indem er zwischen der Rede Gottes und ihrer Ausdrucksform differenzierte Ibn Kullabs Position zu dieser Frage war in eine umfassendere Theorie uber die Rede kalam und die Rede Gottes kalam Allah eingebettet Josef van Ess vermutet dass Ibn Kullab diese Theorie entwickelt hat um dadurch die Position der Ashab al hadith von der Unerschaffenheit des Korans wahrend der Verfolgungen der Mihna aufrechterhalten zu konnen 29 Rede ist nach Ibn Kullab jegliche Form von Ausserung qaul Aufgrund von etwas Gebotenem kann sie Gebot amr sein aufgrund von etwas Verbotenem Verbot nahy aufgrund von etwas Mitgeteiltem Mitteilung ḫabar und aufgrund von etwas Gewunschtem Wunsch tamanni Allerdings kann Rede auch aus diesen Kategorien herausfallen dann ist sie nur Ausserung 30 Rede ist aber nach Ibn Kullab grundsatzlich etwas Unartikuliertes So lehrte er dass die Rede des Menschen kalam al insan eine Bedeutung ist die in der Nafs besteht und durch Buchstaben ausgedruckt wird 31 Das Wort redend mutakallim bezeichnet nach Ibn Kullab nicht mehr als dass jemand mit Rede begabt ist 32 Rede trete beobachtbar zwar nicht ohne Laute und Tone auf sei aber nicht deswegen Rede sondern weil sie als ein Attribut Schweigen und einen Sprachdefekt afa ausschliesse 33 Den Begriff Rede Gottes verwendete Ibn Kullab zum einen fur das Schopfungswort kun mit dem Gott alles erschafft 34 Da Gott mit ihm alles erschafft ist es undenkbar dass dieses kun selbst erschaffen ist 35 Zum anderen verwendete er den Ausdruck Rede Gottes fur den Koran Er definierte namlich den Koran als die unerschaffene Rede Gottes kalam Allah ġair maḫluq 36 Gott ist nach Ibn Kullab schon immer ein Redender mutakallim gewesen Die Rede besteht in ihm 37 und gehort wie das Wissen und die Macht zu den Attributen seines Selbst 38 Diese Selbst Rede al kalam an nafsi Gottes die schon im Azal also vor allen Zeiten existierte ist allerdings weder durch Gebot und Verbot noch durch Mitteilung gekennzeichnet weil diese Dinge erst in der Zeit entstanden sind 39 Aus diesem Grund weist Ibn Kullab die Auffassung zuruck dass Gott immer schon ein Mitteilender oder Verbietender war 35 Die Rede Gottes hat seiner Auffassung nach keine Buchstaben und Laute kann nicht aufgeteilt gegliedert oder zerlegt werden und ist in sich nicht verschieden sondern bildet eine einzige Bedeutung in Gott maʿna waḥid bi Llah 37 Gott ist zwar von aller Ewigkeit her redend aber nicht anredend mukallim weil am Anfang die Adressaten seiner Rede noch nicht existieren 40 Beim Koran unterschied Ibn Kullab zwischen der Rezitation qiraʾa und dem Rezitierten al maqruʾ also dem Inhalt der Rezitation Nur Letzteres ist in Gott bestehend und mit dem identisch womit Gott schon immer ein Redender war Die Rezitation selbst dagegen ist in der Zeit erschaffen und eine Erwerbung des Menschen Zur Veranschaulichung verweist Ibn Kullab auf das Beispiel des Dhikr Das was dabei erwahnt wird namlich Gott war schon immer da der Dhikr selbst der nicht mit Gott identisch ist ist dagegen in der Zeit hervorgebracht muḥdaṯ 41 wie es der Koran selbst in Sure 21 2 42 und 26 5 43 aussagt 44 Man konne zwar Gott mit unterschiedlichen Namen bezeichnen das Bezeichnete bleibe jedoch immer gleich und unterscheide sich nicht Auf die gleiche Weise gebe es verschiedene voneinandere abweichende Ausdrucksformen ʿibarat fur die Rede Gottes wahrend die Rede Gottes selbst immer gleich bleibe und sich nicht voneinander unterscheide 45 Das was man hort wenn jemand den Koran rezitiert ist nach Ibn Kullab dementsprechend nicht die Rede Gottes sondern nur ein Ausdruck ʿibara davon 35 Um diese These halten zu konnen muss er die koranische Aussage in Sure 9 6 die zu versprechen scheint dass jeder Glaubige die Rede Gottes hort 46 umdeuten Die Aufforderung in diesem Vers dass man dem Beigeseller Schutz gewahren solle damit er die Rede Gottes horen konne bedeute eigentlich damit er die Rede Gottes verstehen kann weil er nicht wirklich die Rede Gottes hore sondern nur deren Rezitation 35 Nur bei Mose liess Ibn Kullab eine Ausnahme zu seiner Auffassung nach hat er Gott mit seiner Rede bi kalami hi sprechen horen 35 Das ergab sich aus dem koranischen Bericht uber das Dornbuscherlebnis in Sure 28 30 47 und seiner Ausdeutung in Sure 4 164 48 nach der Gott mit Mose wirklich gesprochen hat kallama Llahu Musa takliman Ibn Kullab hat hier wahrscheinlich ein Wunder angenommen namlich den direkten Ubergang des Redeinhalts in den Geist des Propheten 44 In gleicher Weise ist es nach Ibn Kullab falsch die Schrift rasm des Korans die aus verschiedenen Buchstaben besteht mit der Rede Gottes oder einem Teil davon zu identifizieren weil sie nur ihre Rezitation ist Arabisch nenne man die Rede Gottes nur aus einem bestimmten Grund ʿilla deswegen namlich weil die Schrift die ein Ausdruck davon ist und seine Rezitation ist Arabisch ist Auf die gleiche Weise konne man sie aber auch aus einem bestimmten Grund Hebraisch nennen dann namlich wenn ihre Ausdrucksform die hebraische Schrift sei oder Gebot Verbot und Mitteilung wenn die entsprechenden Grunde vorliegen 37 Andere Fragen Bearbeiten Ibn Kullab lehrte dass es vor dem Schopfungsakt Gottes weder Raum noch Zeit gegeben hat 36 Die viel diskutierte koranische Aussage in Sure 20 5 Der Barmherzige setzte sich auf seinem Thron zurecht ar Raḥmanu ʿala l ʿarsi stawa 49 legte er in seinem Buch uber die Attribute so aus dass sich Gott uber dem Thron befinde ohne ihn zu beruhren 50 Auch meinte er dass sich Gott uber allem anderen befinde 51 Allerdings legte er Gott nicht auf einen bestimmten Ort fest 52 Aufgrund der Aussage in Sure 6 103 Die Blicke nehmen ihn nicht wahr werden aber von ihm wahrgenommen 53 meinte Ibn Kullab dass Gott zwar nicht wahrgenommen man ihn jedoch sehen konne 54 Hinsichtlich dieser Moglichkeit Gott mit eigenen Augen zu sehen ruʾyat Allah bi l abṣar sieht Abu l Hasan al Aschʿari gest 936 eine Ubereinstimmung der Positionen Ibn Kullabs mit denen der Sunniten 36 Der Glaube ist nach Ibn Kullab das Bekenntnis iqrar zu Gott seinen Buchern und Gesandten unter der Bedingung dass dieses aus Wissen maʿrifa und Fur Wahr Halten im Herzen taṣdiq bi l qalb heraus erfolgt Wenn dagegen dem Bekenntnis das Wissen um seine Richtigkeit ermangelt ist es kein Glaube 55 Massgeblich fur den Status des Menschen vor Gott ist nach Ibn Kullab sein Lebensende ʿaqiba Stirbt er als Muslim so war er von Anfang ein Seliger saʿid und Liebling Gottes ḥabib Allah stirbt er hingegen als Unglaubiger so war er von Anfang an verdammt saqi und ein Feind Gottes ʿaduw Allah 56 Glaube und Unglaube sind von Gott erschaffen 57 Zwar war Ibn Kullab der Auffassung dass Gott sowohl die Entstehung der guten als auch der schlechten Dinge will doch lehnte er es ab im Einzelnen zu sagen dass Gott die Widersetzlichkeiten maʿaṣi will auch wenn sie zur Gesamtheit der von Gott gewollten entstehenden Dinge gehoren Dies begrundete er damit dass er im Bittgebet ahnlich verfahre indem er Gott als Erschaffer der Korper ḫaliq al aǧsam bezeichne ihn jedoch nicht im Einzelnen als Erschaffer der Affen Schweine des Blutes und des Unreinheiten anspreche obwohl er zweifellos Erschaffer dieser Dinge sei 58 Was die Handlungstheorie anlangt so war Ibn Kullab der Auffassung dass das Handlungsvermogen erst im Augenblick der Handlung von Gott erschaffen wird Allerdings lehrte er dass das Handlungsvermogen das zu einer bestimmten Handlung gefuhrt hat im Prinzip jeweils auch die Moglichkeit zu einer Alternativhandlung badal bot 59 Auf diese Weise versuchte er dem Vorwurf der Determiniertheit des Handelns im Sinne des Taklif ma la yutaq zu entgehen 60 Al Aschʿari dagegen sah hier eine einfache Ubereinstimmung der Positionen Ibn Kullabs mit denen der Sunniten 36 Bezuglich des sogenannten Mutaschabih also der mehrdeutigen Verse des Korans meinte Ibn Kullab dass allein Gott ihre Auslegung kennt Das betrifft auch die abgetrennten Buchstaben am Anfang der Suren 61 Einflusse BearbeitenBerichte uber christliche Einflusse Bearbeiten Die Muʿtaziliten sahen in Ibn Kullabs Attributenlehre einen schweren Verstoss gegen das islamische Einheitsbekenntnis Tauhid 1 Sie verbreiteten Ibn Kullab habe seine Lehre unter christlichem Einfluss entwickelt Ibn an Nadim berichtet dass Ibn Kullab die Rede Gottes mit Gott selbst gleichsetzte das habe ʿAbbad ibn Sulaiman dazu gebracht zu sagen dass er mit dieser Lehre ein Christ sei Ein gewisser Abu l ʿAbbas al Baghawi so teilt Ibn an Nadim weiter mit habe den Christen Pethion im Griechenviertel auf dem Westufer von Bagdad besucht und ihn auf den bereits verstorbenen Ibn Kullab angesprochen Dieser habe dann gesagt Gott habe ʿAbdallah selig Er pflegte mich zu besuchen und hier in dieser Nische zu sitzen wobei er in eine Ecke der Kirche zeigte Pethion habe sich dann geruhmt dass Ibn Kullabs seine Lehren von ihm ubernommen habe und schliesslich gesagt Wenn er langer gelebt hatte hatte er die Muslime christianisiert Als al Baghawi Pethion fragte was er uber Christus lehre habe dieser geantwortet Das was die Sunniten uber den Koran lehren 6 Spater wurden noch weitere Berichte uber den christlichen Hintergrund von Ibn Kullabs Lehren verbreitet So erzahlte as Saksaki in seinem doxographischen Werk al Burhan fi maʿrifat ʿaqaʾid ahl al adyan Der Beweis zur Kenntnis der Glaubensuberzeugungen der Anhanger verschiedener Religionen dass Ibn Kullab selbst ursprunglich ein Christ gewesen und dann zum Islam konvertiert sei Seine altere Schwester die eine sehr angesehene christliche Gelehrte und Nonne gewesen sei habe ihn daraufhin aus dem Stadtviertel verbannt Er habe sie dann bei einer trickreich herbeigefuhrten Begegnung mit der Aussage zufriedenstellen konnen dass er in einer Zeit in der der Islam immer starker und das Christentum immer schwacher werde eine Lehre entwickelt habe mit der er die Idee des Christentums maʿna an Naṣraniya im Islam niederlegen und verankern konne 62 Nach dem syrischen Gelehrten as Safadi gest 1363 war dies eine Lugenerzahlung die die Muʿtaziliten aufgebracht hatten 63 Moderne wissenschaftliche Untersuchungen Bearbeiten Josef van Ess halt diese Geschichten fur Erfindungen meint jedoch dass Ibn Kullabs Formel von der gleichzeitigen Identitat und Nichtidentitat ihr Vorbild tatsachlich in christlichen Spekulationen uber die Trinitat hatte 64 Er hat gezeigt dass Ibn Kullab mit seiner Attributenlehre allerdings vor allem auf Spekulationen fruherer Denker wie Abu l Hudhail und Hischam ibn al Hakam aufbaute So hat er die Formel weder identisch noch nicht identisch direkt von Abu l Hudhail ubernommen der sie allerdings nur auf das Verhaltnis der einzelnen Attribute zueinander beschrankte 65 Und die Idee dass Gott durch ein Wissen weiss das weder er noch nicht er ist ist bereits von Hischam ibn al Hakam vertreten worden 66 Ibn Kullab war aber der erste Denker der diese Uberlegungen in ein koharentes System brachte 67 Die kullabitische Schule BearbeitenʿAbd al Qahir al Baghdadi zahlt in seinem Buch Uṣul ad Din eine ganze Reihe von Schulern Ibn Kullabs auf darunter ʿAbd al ʿAziz al Makki al Kattani der am Hofe von al Ma mun die Muʿtaziliten blossgestellt haben soll den Exegeten al Husain ibn al Fadl al Badschali den ʿAbdallah ibn Tahir nach Chorasan holte und den Sufi al Dschunaid gest 910 68 Auch al Muhasibi gest 857 der in der Theologie eine ahnliche Position einnahm wie er gehorte zu seinen Schulern 69 Al Aschʿari gest 936 meinte dass die meisten Lehren der Anhanger Ibn Kullabs mit dem ubereinstimmen was die Sunniten ahl as sunna lehren 36 Er selbst verfasste eine Abhandlung zur Verteidigung von Ibn Kullabs Attributenlehre gegen die Einwendungen Ibn ar Rawandis 70 und galt in seiner Zeit als Kullabit Kullabi 71 Der im 10 Jahrhundert schreibende al Chwarizmi erwahnt eine kullabitische Schule Kullabiya die er zusammen mit zwolf anderen Schulen zu den Muschabbiha rechnet 72 Damit sind solche islamische Lehrrichtungen gemeint in denen Gott mit diesseitigen Dingen verglichen wird Auch ʿAbd al Dschabbar ibn Ahmad gest 1025 spricht viel von den Anhangern Ibn Kullabs 73 Nach dem Zeugnis des transoxanischen Gelehrten Abu l Yusr al Bazdawi gest 1099 bezeichneten sich die Kullabiten als ahl as sunna wa l ǧamaʿa also als Sunniten 74 Die kullabitische Schule ging spater in der aschʿaritischen Schule auf die viele von ihren Lehren ubernahm Schon um 985 notiert Schams ad Din al Maqdisi dass die Aschʿariya die Kullabiya verdrangt habe 75 Literatur BearbeitenArabische Quellen Abu l Ḥasan al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin wa iḫtilaf al muṣallin Ed Hellmut Ritter 2 Aufl Steiner Wiesbaden 1963 Digitalisat Ibn an Nadim al Fihrist Ed Riḍa Taǧaddud 3 Aufl Dar al Masira Beirut 1988 S 230 Digitalisat ʿAbd al Qahir al Baġdadi Uṣul ad Din Maṭbaʿat ad Daula Istanbul 1928 Digitalisat Abu l Yusr al Bazdawi Kitab Uṣul ad Din Ed Hans Peter Linss und Aḥmad Ḥiǧazi as Saqqa Al Maktaba al Azhariya li t Turaṯ Kairo 2003 Digitalisat Ibn Furak Muǧarrad Maqalat as saiḫ Abi l Ḥasan al Asʿari Ed Daniel Gimaret Dar al Masriq Beirut 1987 Ibn Ḥaǧar al ʿAsqalani Lisan al mizan 10 Bde Dar al Basaʾir al islamiya Beirut 2002 Ed ʿAbd al Fattaḥ Abu Ġudda Bd IV S 486f Digitalisat ʿAbbas ibn Manṣur as Saksaki al Burhan fi maʿrifat ʿaqaʾid ahl al adyan Ed Bassam ʿAli Salama al ʿAmus 2 Aufl Maktabat al Manar az Zarqa 1996 S 36f Digitalisat Taǧ ad Din as Subki Ṭabaqat as Safiʿiya Ed ʿAbd al Fattaḥ Muḥammad Ḥulw und Maḥmud Muḥammad Ṭanaḥi Maṭbaʿat ʿIsa al Babi al Ḥalabi Kairo 1967 Bd II S 299f DigitalisatSekundarliteratur Josef van Ess Ibn Kullab und die Miḥna in Oriens 18 19 1965 66 92 142 Josef van Ess Ibn Kullab in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd XII S 391b 392b Josef van Ess Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jahrhundert der Hidschra Eine Geschichte des religiosen Denkens im fruhen Islam 6 Bde Berlin De Gruyter 1991 1997 Bd IV S 179 194 Bd VI S 402 417 Joseph Schacht Der Islam mit Ausschluss des Qur ans Mohr Siebeck Tubingen 1931 S 55f Digitalisat Dt Ubers eines Abschnitts aus al Asʿaris Kitab Maqalat al islamiyin W Montgomery Watt Michael Marmura Der Islam II Politische Entwicklungen und theologische Konzepte Stuttgart u a 1985 Die Religionen der Menschheit Bd 25 2 S 285 288 Yusuf Sevki Yavuz Ibn Kullab in Turkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi Bd XX S 156 157 Digitalisat Tevfik Yucedogru Ehl i sunnet e giden yolda Ibn Kullab ve Kullabiyye mezhebi 2 Aufl Emin Yayinlari Bursa 2015 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Van Ess Theologie und Gesellschaft 1997 Bd IV S 180 al Baġdadi Uṣul ad Din 1928 S 309 as Saksaki al Burhan fi maʿrifat ʿaqaʾid ahl al adyan 1996 S 36 al Baġdadi Uṣul ad Din 1928 S 309 Z 6 8 Ibn Ḥaǧar al ʿAsqalani Lisan al mizan 2002 Bd IV S 486 a b Ibn an Nadim al Fihrist 1988 S 230 Ismaʿil Pascha al Baġdadi Hadiyat al ʿarifin asmaʾ al muʾallifin wa aṯar al muṣannifin Istanbul 1951 Bd I S 440 Digitalisat Van Ess Theologie und Gesellschaft 1995 Bd VI S 402 Van Ess Ibn Kullab und die Miḥna 1965 S 137 Van Ess Theologie und Gesellschaft 1995 Bd VI S 402 417 Van Ess Theologie und Gesellschaft 1997 Bd IV S 195 Vgl Ibn Furak Muǧarrad Maqalat as saiḫ Abi l Ḥasan al Asʿari 1987 S 12 Vgl Van Ess Theologie und Gesellschaft 1995 Bd VI S 402 al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 370 al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 357 Abu l Yusr al Bazdawi Kitab Uṣul ad Din Ed Hans Peter Linss und Aḥmad Ḥiǧazi as Saqqa Al Maktaba al Azhariya li t Turaṯ Kairo 2003 S 93 Digitalisat al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 169 173 a b al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 546 al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 582 al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 179 al Baġdadi Uṣul ad Din 1928 S 89 123 Van Ess Theologie und Gesellschaft 1997 Bd IV S 187f al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 169 al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 514 al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 169f al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 170 546 al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 547 al Baġdadi Uṣul ad Din 1928 S 89f 109 Vgl van Ess Theologie und Gesellschaft Bd IV S 182f Al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 444 Al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 604 Asch Schaich al Mufid zit bei van Ess Theologie und Gesellschaft 1995 Bd VI S 414 Van Ess Theologie und Gesellschaft 1995 Bd VI S 415 Zit bei al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 512 a b c d e al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 585 a b c d e Al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 298 a b c al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 584 al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 517 Zit bei as Subki Ṭabaqat as Safiʿiya Bd II S 300 Al Bazdawi Kitab Uṣul ad Din 2003 S 75 al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 601f Sure 21 2 Sure 26 5 a b Vgl dazu van Ess Theologie und Gesellschaft Bd IV S 184 al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 584f Vgl dazu van Ess Ibn Kullab und die Miḥna 1965 S 105 Sure 28 30 Sure 4 164 Sure 20 5 al Baġdadi Uṣul ad Din S 113 al Asʿari Kitab Maqalat al islamiyin 1963 S 299 Siehe die Belege bei Van Ess Theologie und Gesellschaft 1995 Bd VI S 408f Sure 6 103 Al Bazdawi Kitab Uṣul ad Din 2003 S 92 al Baġdadi Uṣul ad Din 1928 S 249 Z 1 4 Al Bazdawi Kitab Uṣul ad Din 2003 S 177 Van Ess Theologie und Gesellschaft 1997 Bd IV S 193 al Baġdadi Uṣul ad Din 1928 S 104 Al Bazdawi Kitab Uṣul ad Din 2003 S 127 Van Ess Theologie und Gesellschaft 1997 Bd IV S 181 al Baġdadi Uṣul ad Din 1928 S 222 as Saksaki al Burhan fi maʿrifat ʿaqaʾid ahl al adyan 1996 S 36f Ḫalil Ibn Aibak aṣ Ṣafadi Kitab al wafi bi l wafayat Ed Aḥmad Arnaʾuṭ und Turki Muṣṭafa Dar Iḥyaʾ at Turaṯ al ʿArabi Beirut 1999 Bd XVII S 104 Digitalisat Van Ess Theologie und Gesellschaft 1997 Bd IV S 188f Vgl van Ess Ibn Kullab und die Miḥna 1965 66 S 111 Vgl van Ess Ibn Kullab und die Miḥna 1965 66 S 112 van Ess Ibn Kullab in EI Bd XII S 392a al Baġdadi Uṣul ad Din S 309 Vgl van Ess Ibn Kullab und die Miḥna 1965 66 S 99f Ibn Furak Muǧarrad Maqalat as saiḫ Abi l Ḥasan al Asʿari 1987 S 12 Siehe Abu l Ḥasan ʿAli al Masʿudi Kitab at tanbih wa l israf Brill Leiden 1894 S 396 Z 9f Digitalisat Abu ʿAbdallah Muḥammad Ibn Aḥmad al Ḫwarizmi Kitab Mafatiḥ al ʿulum Ed Gerlof van Vloten Brill Leiden 1895 S 27 Digitalisat Vgl van Ess Ibn Kullab und die Miḥna 1965 66 S 136 Al Bazdawi Kitab Uṣul ad Din 2003 S 250 Sams ad Din al Maqdisi Kitab Aḥsan at taqasim fi maʿrifat al aqalim Ed M J de Goeje 2 Aufl Brill Leiden 1906 S 37 Z 10 Digitalisat Normdaten Person GND 134088026 lobid OGND AKS VIAF 3681943 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ibn KullabKURZBESCHREIBUNG islamischer TheologeGEBURTSDATUM 8 Jahrhundert oder 9 JahrhundertSTERBEDATUM um 855 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ibn Kullab amp oldid 234511549