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Dieser Artikel erlautert das kaiserliche Dokument von 1156 zum allgemeinen Begriff siehe Privilegium Unter Privilegium minus auch Kleiner Freiheitsbrief genannt wird eine kaiserliche Urkunde aus dem Jahr 1156 verstanden auf deren Grundlage die Mark Ostarrichi im zeitgenossischen Wortlaut schon Marcha Austria in ein vom Stammesherzogtum Baiern unabhangiges Herzogtum umgewandelt wurde Fur Osterreich als Staat ist sie damit eine ihrer historischen Grundungsurkunden Inhaltsverzeichnis 1 Einfuhrung 2 Vorgeschichte 3 Der Hoftag zu Regensburg September 1156 4 Die Beilegung des Streites durch lehnsrechtliche Bestimmungen 4 1 Die Umwandlung der Mark in ein Herzogtum 4 2 Die libertas affectandi 4 3 Die Beschrankung der Vasallenpflicht 5 Literatur 6 WeblinksEinfuhrung BearbeitenAls Privilegium minus bezeichnet die Forschung in Abgrenzung zum spateren Privilegium Maius einer Falschung aus der Kanzlei Rudolfs IV aus dem Jahre 1358 59 ein feierliches Diplom das am 17 September 1156 von Kaiser Friedrich I fur den Herzog von Bayern Heinrich Jasomirgott aus dem Hause Babenberg ausgestellt wurde Sie beinhaltet die Erhebung der Marcha Austria von einer Markgrafschaft zum erblichen Herzogtum der Babenberger Neben der Erblichkeit der Herzogswurde war auch eine weibliche Erbfolge vorgesehen Bei Kinderlosigkeit sollte der Herzog entscheiden konnen wen er zum Nachfolger bestimmte libertas affectandi Die Pflicht auf Reichstagen zu erscheinen wurde auf solche beschrankt die in Bayern stattfanden Heeresfolge musste nur noch bei Kriegsschauplatzen in der Nachbarschaft geleistet werden Dieser Freiheitsbrief ist vor dem Hintergrund des staufisch welfischen Konflikts zu sehen den der damals junge Kaiser von beiden Hausern abstammend beseitigen wollte Dem Welfen Heinrich dem Lowen wurde das Herzogtum Bayern zuruckgegeben das die Babenberger an seiner Stelle seit 1139 regiert hatten Die Erhebung zum Herzog von Osterreich war nicht mehr als ein Ersatz und wurde allgemein als Niederlage Heinrich Jasomirgotts gesehen Ihre Hauptfunktion durfte fur Friedrich I jedoch darin bestanden haben Bayern durch die Abspaltung seiner ostlichen Mark zu verkleinern und damit Heinrichs des Lowen Machtzuwachs zu begrenzen Vorgeschichte BearbeitenIm Marz 1152 wurde Friedrich Barbarossa zum romisch deutschen Konig gewahlt Es ist anzunehmen dass Heinrich der Lowe unter seinen Wahlern war und ihm die Ruckgabe des Herzogtums Baiern im Vorfeld in Aussicht gestellt wurde Allerdings ist dieses nicht eindeutig zu belegen da die Quellenlage sehr luckenhaft ist Otto von Freising eine der wichtigsten Quellen fur diese Zeit nennt die Anwesenden bei der Wahl in Frankfurt nicht beim Namen Friedrich Barbarossa hatte grosses Interesse daran die Gunst Heinrichs des Lowen zu erhalten da er einen Italienzug plante und dafur die Unterstutzung in militarischer Form von Heinrich brauchte Unter diesen Voraussetzungen liess Barbarossa es zu dass Heinrich die beiden Herzogtumer Alt Sachsen und Bayern unter seiner Herrschaft vereinte Als der Konig 1152 beide Herzoge zum Hoftag nach Wurzburg berief um in Verhandlungen mit Heinrich Jasomirgott uber das Herzogtum Bayern zu treten blieb jener fern Zu Pfingsten 1153 in Worms trafen dann beide ein aber es konnte kein Ergebnis erzielt werden da Heinrich Jasomirgott anfuhrte er sei nicht rechtmassig geladen Diese Taktik des abwechselnden Fernbleibens kombiniert mit der Begrundung dass man nicht rechtmassig geladen sei verzogerte eine Entscheidung Friedrich Barbarossa wollte 1154 eine Entscheidung herbeifuhren da der festgesetzte Termin fur den Italienzug naher ruckte fur den er die Kontingente Heinrichs des Lowen brauchte der auf eine Entscheidung zu seinen Gunsten drangte Auf einem Hoftag in Goslar im Juni 1154 wurden beide Gegenspieler geladen aber Heinrich Jasomirgott blieb wieder fern Das furstliche Hofgericht beschloss daraufhin Heinrich dem Lowen Bayern zuzusprechen Diese Entscheidung wurde dadurch erleichtert dass Heinrich Jasomirgott es versaumte seine Stellung in Bayern zu festigen Er hatte seine Residenz schon zuvor von Regensburg nach Wien eine bluhende Fernhandelstadt verlegt und sich somit aus den nordlichen Teilen Bayerns in die sudlichen Teile seines Herrschaftsgebietes zuruckgezogen Seit dem Urteil des furstlichen Hofgerichts fuhrte Heinrich der Lowe den sachsischen und bayrischen Herzogtitel in seinen Urkunden und auf seinem Siegel Die tatsachliche Investitur fand aber erst im September 1156 auf einem Hoftag in Regensburg statt als Heinrich Jasomirgott seinen Verzicht offiziell erklarte Heinrich der Lowe wurde in seiner Entscheidung auch den bayrischen Herzogtitel zu fuhren bestarkt als im Oktober 1155 auf einem Hoftag in Regensburg die bairischen Grossen ihm Mannschaft und Treueid zusicherten Am 5 Juni 1156 kam es zu einem geheimen Treffen in der Nahe von Regensburg zwischen Friedrich Barbarossa und Heinrich Jasomirgott ohne Heinrich den Lowen Einzelheiten uber das Gesprach sind nicht bekannt Der Hoftag zu Regensburg September 1156 BearbeitenAm 8 September 1156 hielt Friedrich einen Hoftag in Regensburg und Heinrich Jasomirgott hatte sein Zeltlager nahe der Stadt aufgeschlagen um die Beschlusse zu verkunden die seit dem 5 Juni 1156 Bestand hatten Friedrich besuchte mit den Grossen des Reiches unter ihnen Heinrich der Lowe das Lager Heinrich Jasomirgotts auf den Barbinger Wiesen Die Tatsache dass der Kaiser zu Heinrich Jasomirgott reiste auch wenn die Entfernung nur zwei deutsche Meilen betrug zeigte die besonders entgegenkommende Haltung Friedrichs dem Babenberger gegenuber Ob der Besuch des Zeltlagers eine Forderung von Heinrich Jasomirgott vom 5 Juni 1156 war oder der Kaiser der Schwierigkeit entgehen wollte wie Heinrich der Lowe als amtierender Herzog in seiner Residenz empfangen werden sollte lasst sich nicht klaren Heinrich Jasomirgott gab Friedrich sieben Fahnen was den Verzicht auf das Herzogtum Bayern symbolisiert Dieser belehnte damit dann Heinrich den Lowen der wiederum dem Kaiser zwei zuruckgab Friedrich wandelte die Mark Osterreich aufgrund eines Beschlusses der Fursten in ein Herzogtum um und gab Heinrich Jasomirgott und seiner Frau die zwei Fahnen Die Beilegung des Streites durch lehnsrechtliche Bestimmungen BearbeitenNeun Tage nach der feierlichen Zeremonie vom 8 September 1156 wurde nach weiteren Verhandlungen das Privilegium minus ausgestellt Mittels lehnsrechtlicher Regelungen gelang es Barbarossa eine langfristige Losung fur verschiedene Komponenten des Konflikts um das Herzogtum Bayern zu finden Die Umwandlung der Mark in ein Herzogtum Bearbeiten Der Umwandlung ging ein Urteilsspruch der Fursten voraus den der Kaiser erbeten hatte und der von einem der vornehmsten weltlichen Grossen des Reiches Herzog Vladislav II von Bohmen verkundet wurde Der Wortlaut des Privilegium minus der diesen Urteilsspruch behandelt ist omnibus principibus approbantibus marchiam Austrie in ducatum commutavimus Die Umwandlung der Mark in ein Herzogtum wird ein paar Zeilen vorher mit der honor et gloria Heinrich Jasomirgotts begrundet Demnach liegt ein Grund fur die Umwandlung darin dass Heinrich Jasomirgott nicht auf die Ehre und den Ruhm der mit dem Herzogtitel verbunden ist verzichten soll Ferner ware eine Degradierung Heinrich Jasomirgotts zum Markgrafen untragbar gewesen denn er hatte keinerlei personliche Schuld auf sich geladen Zudem ware im Falle der Degradierung Heinrich der Lowe als Herzog von Bayern hohergestellt und hatte den Babenberger zu seinem Hof laden konnen um von ihm Rechenschaft zu verlangen Diese Punkte zeigen wie wichtig die Wahrung des personlichen Status der Beteiligten war Heinrich Jasomirgott wurde das Herzogtum laut Privilegium minus mit allen Rechten und mit allen Lehen ubertragen die einst Markgraf Leopold vom Herzogtum Bayern innehatte que quondam marchio Livpoldus habebat a ducatu Bawarie Dieser Umstand spricht Heinrich Jasomirgott zu dass er als Herzog die gleiche Stellung einnahm die ihm vorher als Markgraf zukam Dies war fur den Babenberger entscheidend denn er wollte den Herzogtitel weiterfuhren allerdings nicht auf die Vorrechte eines Markgrafen verzichten Als Markgraf hatte er die Moglichkeit vom Kirchengut Leistungen vor allem finanzieller Art zu fordern was ihm als Herzog aufgrund der Immunitat und des Konigsschutzes der Guter der Reichskirchen nicht moglich gewesen ware Fur Heinrich den Lowen bedeutete die Starkung der Babenberger durch das Privilegium minus gleichzeitig eine Schwachung namlich den Verlust Osterreichs als Markgrafschaft Bayern wurde Binnenherzogtum des Reiches wie etwa Schwaben Der Welfe hatte zwar das Herzogtum Bayern bekommen jedoch die durch Grenzen bestimmten Aufgaben wie territoriale Vergrosserung und Grenzschutz konnte er nicht wahrnehmen So blieb ihm nur der Norden und Nordosten Sachsens als Wirkungsfeld Die Starkung der Babenberger und die gleichzeitige Schwachung der Welfen muss auch im Sinne Friedrich Barbarossas gewesen sein um ein Gegengewicht zu Heinrich dem Lowen dem machtigsten Reichsfursten dieser Zeit zu schaffen Friedrich hatte es vermocht eine fur alle Seiten akzeptable Losung zu finden von welcher er am meisten profitierte indem er die militarischen Kontingente fur seinen Italienzug von Heinrich dem Lowen bekam ohne ihn dabei zu stark werden zu lassen und den Babenberger Heinrich Jasomirgott durch die Gewahrung besonderer Vorrechte an seine Seite brachte Daruber hinaus diente die friedliche Beilegung des Konflikts der Erhaltung des Landfriedens im Reich der wahrend der fur den Italienzug geplanten Abwesenheit des Herrschers naturlich von besonderer Bedeutung war Die libertas affectandi Bearbeiten Zu der Reihe an Vorrechten die Heinrich Jasomirgott verbrieft wurden gehort das Recht im Falle seines kinderlosen Todes das Herzogtum jemandem zu uberlassen den Heinrich und seine Gattin Theodora aussuchen konnten Der Wortlaut im Privilegium minus lautet Si autem predictus dux Austrie patruus noster et uxor eius absque liberis decesserint libertatem habeant eundem ducatum affectandi cuicumque voluerint Zu beachten ist dass dieses Vorschlagsrecht nur Heinrich Jasomirgott patruus noster und seiner Frau Theodora et uxor eius zustand Damit war es zeitlich begrenzt und gilt fur die folgenden Generationen nicht mehr Ausserdem behielt Barbarossa das Belehnungsrecht Er verpflichtete sich lediglich den von Heinrich Jasomirgott und Theodora bestimmten Nachfolger einzusetzen Dieses ungewohnliche Vorrecht findet seine Rechtfertigung in der Lage der Babenberger im Jahr 1156 Heinrich Jasomirgott und die byzantinische Prinzessin Theodora waren kinderlos Heinrich hatte aus erster Ehe eine noch minderjahrige Tochter namens Agnes Ware es nun zu einem fruhzeitigen Ableben Heinrichs und Theodoras gekommen so hatte Agnes eine schwere Stellung im Reich gehabt Die beiden Bruder Heinrichs Otto von Freising und Bischof Konrad von Passau schieden auch als potentielle Nachfolger aus da sie beide Geistliche waren Um das Fortbestehen des Geschlechtes der Babenberger zu garantieren musste Heinrich Jasomirgott auf dieser besonderen Form der Belehnung bestehen Fur Friedrich Barbarossa war dieses Vorrecht keine besondere Einschrankung seiner Macht als Lehnsherr denn bei grossen Reichsvasallen hatte er im Falle des Todes des Vasallen die Investitur der Sohne auch nicht verweigern konnen Zudem hatte er grosses Interesse am Fortbestehen der Babenberger da sie ein Gegengewicht zu den Welfen darstellten die als Herzoge von Bayern moglicherweise nach dem Aussterben der Babenberger Anspruche auf Osterreich erhoben hatten Die Beschrankung der Vasallenpflicht Bearbeiten Die Beschrankungen im Privilegium minus beziehen sich auf die Hoffahrt Anwesenheitspflicht bei Hoftagen und die Heeresfolge Heinrich Jasomirgott musste nur zu Hoftagen in Bayern erscheinen wenn er geladen war Dux vero Austrie de ducatu suo aliud servicium non debeat imperio nisi quod ad curias quas imperator prefixerit in Bawaria evocatus veniat Fur Heinrich Jasomirgott bedeutet diese geographische Begrenzung eine finanzielle Entlastung da er somit keine Gelder fur lange Reisen in den Norden oder Westen des Reiches aufbringen musste Die Beschrankung der Heeresfolge auf benachbarte Lander des Herzogtums Osterreich Nullam quoque expedicionem debeat nisi quam forte imperator in regna vel provincias Austrie vicinas ordinaverit ist mit der geographischen Lage des Herzogtums zu erklaren welches ja zuvor die Bayerische Ostmark gewesen war Es lag im Interesse Friedrich Barbarossas den Babenberger zu entlasten damit er die Aufgaben eines Markgrafen weiterfuhrte Insbesondere erhoffte er sich Unterstutzung fur Zuge in das an Osterreich angrenzende Italien Literatur BearbeitenHeinrich Appelt Heinrich der Lowe und die Wahl Friedrich Barbarossas In Alexander Novotny Othmar Pickl Hrsg Festschrift Hermann Wiesflecker zum sechzigsten Geburtstag Selbstverlag des Historischen Instituts der Universitat Graz 1973 S 39 48 Heinrich Appelt Privilegium minus Das staufische Kaisertum und die Babenberger in Osterreich 2 veranderte Auflage Bohlau Wien 2006 ISBN 3 205 77477 9 Heinrich Buttner Das politische Handeln Friedrich Barbarossas im Jahre 1156 In Blatter fur deutsche Landesgeschichte 106 1970 ISSN 0006 4408 S 54 67 Wilhelm Erben Das Privilegium Friedrich I fur das Herzogtum Osterreich Konegen Wien 1902 Heinrich Fichtenau Von der Mark zum Herzogtum Grundlagen und Sinn des Privilegium minus fur Osterreich Oldenbourg Munchen 1958 Osterreich Archiv Schriftenreihe des Arbeitskreises fur Osterreichische Geschichte Otto von Freising Rahewin Die Taten Friedrichs oder richtiger Cronica Ubersetzt von Adolf Schmidt Herausgegeben von Franz Josef Schmale Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1965 Rudolf Buchner Hrsg Ausgewahlte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr von Stein Gedachtnisausgabe 17 ISSN 0067 0650 Erich Schrader Zur Gerichtsbestimmung des Privilegium minus In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte ZRG 82 1952 S 371 385 Michael Tangl Die Echtheit des osterreichischen Privilegium Minus In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte ZRG Germanistische Abteilung 25 38 1904 S 258 286 Digitalisat Erich Zollner Das Privilegium minus und seine Nachfolgebestimmungen in genealogischer Sicht In Mitteilungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung MIOG 86 1978 ISSN 0073 8484 S 1 26 Weblinks BearbeitenQuellen zur mittelalterlichen Reichsgeschichte Privilegium Minus von 1156 Memento vom 8 Oktober 2006 im Internet Archive Uberlieferung Text Latein Varianten Stuart Jenks Institut fur Geschichte der Universitat Erlangen Es handelt sich um eine mit einigen Sacherlauterungen versehene Transkription von D F I 151 https www koeblergerhard de Fontes Privilegiumminus htm deutsche Ubersetzung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Privilegium minus amp oldid 230690788