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Das Pramonstratenserkloster Turje ist eine ehemalige Klosteranlage im ungarischen Komitat Zala Die im Kern spatromanische Klosterkirche Mariae Verkundigung entstand um 1230 unter Leitung eines franzosischen Meisters und steht mit den sich sudlich anschliessenden Klostergebauden frei auf einem kleinen Hugel im Ort Turje Westansicht der Klosterkirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Innenraum 4 Sankt Ladislaus Legende 5 Siegel 6 Liste der Propste von Turje 7 Siehe auch 8 Literatur 9 AnmerkungenGeschichte BearbeitenDas Kloster wurde von Denes von Turje auch Denes Szentgroti schon vor 1230 gegrundet der Bau der Kirche erfolgte erst spater 1 Die erste urkundliche Erwahnung des Klosters stammt aus dem Besuchsbuch ungarisch vizitacios jegyzokonyvbol der Pramonstratenser als ein Propst 1240 die Bauarbeiten an der Klosterkirche besichtigte Fulop deutsch Philipp Szentgroti der Neffe des Klostergrunders und der spatere Erzbischof von Gran erwirkte 1260 bei Papst Alexander IV Privilegien fur das Kloster wie das Beurkundungsrecht und die Selbstverwaltung und trug so massgeblich zum Aufschwung von Ort und Kloster bei 1532 kam es durch den ersten Turkeneinfall zu schweren Schaden an der Kirche Um 1550 hielt die Reformation Einzug und die Monche wurden vertrieben 2 Ein Klosterleben existierte fur die nachsten Jahre nicht mehr 1566 wurde die Kirche von christlichen Soldnern der Burg von Sumeg geplundert angezundet und teilweise zerstort Der letzte Propst Benedek deutsch Benedikt Kovesy floh mit seinen Brudern nach Veszprem 3 Die Kirche wurde zwar renoviert aber ab diesem Zeitpunkt gab es in Turje keine Propstei mehr Das Amt blieb zwar bestehen aber Amt Titel und Rechte des Propstes gingen auf den Bischof von Veszprem Andras Koves uber der Turje zu einer Grenzburg gegen die Turkenangriffe ausbauen liess Ab dem Jahr 1720 kehrte der Pramonstratenserorden zuruck und siedelte sich in Turje wieder an Ab 1724 wurde unter Adalbert Pintar das neue Kloster erbaut aber nicht mehr am alten Platz sondern an der Sudseite der Kirche 1779 waren die Anlagen mit Unterbrechung in den Jahren 1740 bis 1763 fertiggestellt Die Propstei unterstand bis 1738 dem Pramonstratenserstift in Pernegg bei Horn im Waldviertel Dann verkaufte der Abt von Pernegg das Kloster Turje an das Hradisch in Mahren heute Tschechien 4 Von 1741 bis 1786 und von 1802 an gehorte das Kloster Turje zur Abtei Csorna 1785 wurde von Kaiser Joseph II im Rahmen seiner aufklarerischen Politik Josephinismus das Kloster aufgehoben und dessen Besitz sakularisiert Bei der kaiserlichen Inventur 1787 bestand der Klosterkomplex aus 21 Zellen zwei Speisesalen einer Kapelle einem Archiv einem Oratorium zwei beheizbaren Zimmern fur den Abt einer Kuche sowie Toiletten Daneben gab es noch einen Weinkeller drei Speisekammern sowie Stalle und Getreidestadel 5 Erganzt wurden der Klosterbereich durch die im 18 Jahrhundert errichtete Sankt Anna Kapelle auf der Nordseite der Anlage 1802 durften die Pramonstratenser unter Kaiser Franz II nach Turje zuruckkehren Die neuen Monche kamen aus dem Mutterkloster Hradisch in Mahren heute Tschechien 6 Die Abtei unterstand nun nicht mehr dem Kloster Hradisch sondern war wieder wie schon von 1260 bis 1532 eine eigenstandige Abtei Ende des 19 Jahrhunderts kam es unter Nandor Peppert zu einer ersten Renovierung Bei einer weiteren Renovierung 1900 wurden u a die Fresken erneuert und die Bilder der Altare nach Steinamanger gebracht und durch Kopien ersetzt 1921 wurden die Turme re romanisiert und die Turmhauben neu aufgesetzt 1948 wurde die Klosterschule verstaatlicht und 1950 wurde das Kloster im Rahmen der Sozialisierungspolitik der Volksrepublik Ungarn aufgelassen 7 und verstaatlicht Nach einer Zeit des Leerstandes diente es als Lager Heute sind die Klosterraume renoviert und beherbergen ein Alten und Pflegeheim Architektur Bearbeiten nbsp Das Kloster aus der VogelschauDie Klosterkirche ist eine der wenigen Backsteinkirchen in Ungarn im sogenannten Arpad Stil Die Kirche ist ungefahr 22 m lang und 12 m breit Es handelt sich um eine dreischiffige spatromanische Basilika die spater fruhgotisch umgeformt wurde Der Grundriss der Basilika blieb bis heute unverandert Wie in der damaligen Zeit ublich wurde sie in Ost West Richtung ausgerichtet mit zwei Turmen und dem Haupteingang im Westen und kleiner Apsis im Osten An den Turmen und der Fensterrose sind deutlich gotische Einflusse sichtbar Die Decke bestand aus einem fruhgotischen Kreuzrippengewolbe das nur noch im hinteren Teil des Mittelschiffs erhalten ist und wird von zweimal zwei achteckigen Innenpfeilern gestutzt Wahrend der Bauarbeiten fur das neue Kloster im 18 Jahrhundert wurde die Klosterkirche barockisiert so wurden unter anderem die Turmfenster verandert eine neue Decke eingezogen und die gotische Fensterrose uber dem Westeingang barockisiert An der Nordseite befand sich eine vorwiegend aus Holz gebaute Sankt Anna Kapelle die in den Kriegswirren des 16 Jahrhunderts abbrannte Gleichzeitig mit dem Klosterneubau wurde auch die Kapelle an alter Stelle im barocken Stil neu errichtet 1900 wurden die Aussenfassade sowie die Fresken renoviert Die Westfassade wurde zusammen mit den Turmen 1920 bis 1921 unter Kalman Lux renoviert wobei der originale Zustand der Fenster vor der barocken Umgestaltung wieder hergestellt wurde Zusatzlich wurden die Turme mit neuen hoheren Hauben versehen 8 Innenraum BearbeitenDa die Kirche 1761 bis 1763 im barocken Stil ausgeschmuckt wurde ist von der ursprunglichen Ausstattung fast nichts mehr vorhanden Altester Teil der Inneneinrichtung ist ein Steintabernakel mit einem schmiedeeisernen Tor aus dem Jahr 1478 an der Sudseite der Kirche Die neue Innenausstattung der Kirche war vor allem das Werk von Stephan Dorfmeister der den Chor sowie den Altarraum mit Fresken ausschmuckte Jesu Vorstellung im Tempel die Himmelskonigin die vier Evangelisten alle 1762 63 sowie mehrere grossformatige Altarbilder anfertigte Ein Teil der Fresken wurden spater ubertuncht Dorfmeisters Hauptaltarbild Mariae Verkundigung befindet sich heute im Museum in Steinamanger in der Kirche hangt eine Kopie Die Nebenaltarbilder Sankt Norbert und Sankt Augustin alle Ol auf Leinwand wurden bei einer Renovierung um 1900 in das Pramonstratenserhaus in Steinamanger gebracht Ihr heutiger Aufbewahrungsort ist nicht bekannt 9 Die St Anna Kapelle wurde ebenfalls von Dorfmeister mit Fresken ausgeschmuckt Sie enthalt unter anderem die allegorische Darstellung von Glauben Liebe und Hoffnung sowie die Heilige Anna In der Kuppel befindet sich eine Darstellung der Geburt Jesu Die restliche Innenausstattung wie Altare Beichtstuhle Kanzel Taufbecken stammen ebenfalls aus dieser Zeit Die Orgel von Ignaz Kober stammt aus dem Anfang des 19 Jahrhunderts Sankt Ladislaus Legende Bearbeiten nbsp Ausschnitt aus dem Sankt Ladislaus FreskoAn der Nordseite der Kirche wurde 2005 ein Fresko aus dem Mittelalter entdeckt das jahrhundertelang ubertuncht war Es handelt sich um Darstellungen aus der Sankt Ladislaus Legende diese Darstellungen gibt es nur viermal in Ungarn Tereske Ocsa Vizsoly und Felso Tisza und stellt ein kulturgeschichtliches Denkmal ersten Ranges dar Die Legende berichtet wie Konig Ladislaus I 1091 in einer entscheidenden Schlacht die Kumanen besiegte Wahrend des Kampfes ging seinen Kampfern das Wasser aus und Ladislaus hieb mit seiner Axt gegen einen Felsen worauf Wasser hervorquoll So konnte er mit gottlicher Hilfe seine Feinde besiegen Nach seinem Tod bei Esztergom trugen zwei Engel seinen Leichnam ins ca 400 km entfernte Nagyvarad deutsch Grosswardein damit er dort in der von ihm gegrundeten Kathedrale beigesetzt werden konnte Als man hundert Jahre spater den Sarkophag offnete war sein Leichnam noch unversehrt Laut der Legende schlaft er nur fest und wird aufwachen wenn Ungarn seiner Hilfe bedarf Dem Mythos liegen vorchristliche magyarische Erzahlungen aus dem asiatischen Raum zugrunde Siegel Bearbeiten nbsp Siegel der Propstei TurjeDas Siegel tragt die lateinische Umrandung PREPOSITVS CONVENTVS MONASTERI DE IVRLA richtig Praepositus conventus monasterii de Iurla Besitz und Konvent des Klosters zu Turje Die Wappenfigur Maria mit dem Jesukind steht fur den Namen der Kirche Mariae Verkundigung Sonne Mond und Sterne sind Symbole fur die Allmacht Gottes Das Spruchband Turje 1234 gehort nicht zum Klostersiegel und wurde erst spater eingesetzt Liste der Propste von Turje BearbeitenSanthus 1264 A 1268 Johannes 1279 Nicolaus 1281 Martinus 1301 Johannes 1303 Stephanus 1316 Blasiius 1322 Michael 1327 1338 Johannes 1339 Petrus 1351 Johannes 1358 Simon de Therle 1438 Andreas 1451 Martinus 1550 Mathias Santich 161 1636 Michael Prodszinsky 1668 Michael Dvornikovich 1703 Adalbertus Pintar can Pernecensis Administrator 1703 1718 Praepositus 1718 1734 Leopoldus Walthum 1734 1741 Raphael Nolbeck 1738 1754 Abt von Hradisch Thaddaeus Schrabel 1754 1766 Abt von Hradisch Christophorus Girzik 1767 1770 Isidorus Tichy 1770 1786Ab 1802 war der Abt von Csorna gleichzeitig Propst von Turje Stephanus Harsanyi 1802 Augustinus Buday 1803 1816 Interregnum 1816 1820 Paulus Gyongyosy 1820 1857 Emericus Szenczy 1858 1860 Vincentius Simon 1860 1884 Adolphus Kunc 1884 1905 Gregorius Burany 1906 1929 Hipploitus Gergy 1929 1935 Nicolaus Steiner 1935 1942 Eugenius Simonffy 1942 1945Siehe auch BearbeitenListe der Backsteinbauwerke der Gotik in Ungarn der Slowakei und KroatienLiteratur BearbeitenAlice D Mezey TURJE Premontrei prepostsag Das Pramonstratenser Kloster Turje TKM Egyesulet Budapest 1992 ISBN 963 555 832 5 Imre Kovacs A turjei Premontrei Prepostsag tortenete Zalai Gyujtemeny 32 Zala Megyei Leveltar Zalaegerszeg 1991 ISBN 963 7226 08 7 Ferenczi Gyozo Turjei tortenelmi vazlat historische Skizzen von Turje und der Kirche valamint a templomrol 2001 ben megjelent kiadvany 2002 Norbert Backmund Praemonstratense Id est Historia Circariarum atque Canoniarum candidi et canonici Ordinis Praemonstratensis Vol I Pars prima et secunda Geschichte des Pramonstratenserordens und der Pramonstratenser Chorherren Band 1 und 2 De Gruyter Verlag 1982 DNB 550804811 Anmerkungen Bearbeiten Imre Kovacs A turjei Premontrei Prepostsag tortenete Zalaegerszeg 1991 premontre info kislexikon hu premontre info Imre Kovacs A turjei Premontrei Prepostsag tortenete Zalaegerszeg 1991 belfoldiutazas hu Memento des Originals vom 19 Februar 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www belfoldiutazas hu korok webnode hu muemlekem hu L Kostyal M Zsambeky Stephanus Dorffmaister pinxit Katalog S 231 46 985341 17 105274 Koordinaten 46 59 7 2 N 17 6 19 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pramonstratenserkloster Turje amp oldid 201386816