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Philipp Ellinger 18 Juni 1887 in Frankfurt am Main 12 September 1952 in London war ein deutsch judischer Pharmakologe Er hat die Fluoreszenz basierte Intravitalmikroskopie mitentwickelt und das Vorkommen von Riboflavin im Korper von Saugetieren mitentdeckt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEr war ein Sohn des Kaufmanns Leo Ellinger und dessen Frau Emma geb Ruben Nach Gymnasialbesuch in Frankfurt am Main studierte er von 1905 bis 1911 in Munchen Medizin und Zoologie in Heidelberg Medizin und Chemie und in Greifswald Chemie Physik und Mineralogie Sein Onkel Alexander Ellinger Pharmakologe in Konigsberg und Frankfurt am Main 1 uber den er spater eine ausfuhrliche Biographie schrieb 2 bestarkte ihn in seiner naturwissenschaftlich medizinischen Neigung 1911 wurde er in Greifswald mit einer bei dem Chemiker Karl Friedrich von Auwers angefertigten Dissertation Untersuchungen an einfach ungesattigten Kohlenwasserstoffen Sauren und Estern mit semicyclischer Doppelbindung zum Dr phil promoviert Im selben Jahr heiratete er Elisabeth geb Guttmann 1892 1983 Anschliessend wurde er Assistent an dem von Rudolf Gottlieb geleiteten Pharmakologischen Institut der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Dort erwarb er 1914 mit einer Dissertation Beitrage zur Kenntnis der spezifisch sekretorischen Funktion der Nierennerven seine zweite medizinische Doktorwurde Nach Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg zuruck in Heidelberg habilitierte er sich 1922 mit einer Arbeit Zur Pharmakologie der Zellatmung 3 fur Pharmakologie Nach Gottliebs Tod 1924 leitete er das Heidelberger Pharmakologische Institut kommissarisch bis 1925 der neue Lehrstuhlinhaber Hermann Wieland sein Amt antrat Die kommissarische Leitung wiederholte sich als Wieland gestorben war und Wolfgang Heubner 1930 sein Nachfolger wurde Zwei Jahre spater erhielt Ellinger an der Medizinischen Akademie Dusseldorf das ersehnte Ordinariat 4 Bereits ein Jahr spater aber wurde er auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums als Nichtarier entlassen Der in Berlin tatige Pharmakologe Otto Krayer lehnte den Ruf auf den frei gewordenen Lehrstuhl in einem beruhmt gewordenen Brief ab in dem er die Ausschaltung der judischen Wissenschaftler als ein Unrecht bezeichnete 5 6 Nachfolger in Dusseldorf wurde Otto Girndt 1895 1948 Ellinger erhielt einen Ruf an die in der Entstehung begriffene Universitat Ankara sagte aber bald nach seinem Eintritt in die Turkei ab 7 Er emigrierte mit seiner Frau und den drei Kindern nach London wo er unterstutzt vom Council for Assisting Refugee Academics Rat zur Unterstutzung gefluchteter Akademiker Mitarbeiter am Lister Institute of Preventive Medicine Lister Institut fur Praventivmedizin wurde In den Jahren 1937 und 1938 reiste er im Auftrag des Medical Research Council zur Erforschung der Pellagra nach Agypten 1939 nahm die Familie die britische Staatsangehorigkeit an so dass sie nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nicht interniert wurde Nach dem Krieg wurde Girndt infolge eines Entnazifizierungsverfahrens seines Amtes enthoben Seine Nachfolger wurden von 1945 bis 1946 Ludwig Heilmeyer und von 1946 bis 1950 Hellmut Weese Zwar hatten die britische Militarregierung und eine Rektorenkonferenz der Universitaten der britischen Besatzungszone eine Wiedereinstellung der durch den Nationalsozialismus verdrangten Hochschullehrer gefordert Die Dusseldorfer Medizinische Akademie bemuhte sich aber nicht ernstlich um eine Ruckgewinnung Ellingers Sie sprach seine ruckwirkende Emeritierung zum 1 Juni 1950 aus Werk BearbeitenDie Nerven der Niere beschaftigten Ellinger nach seiner medizinischen Doktorarbeit weiter 8 Dies Interesse fuhrte zum Kontakt mit dem Heidelberger Anatomen August Hirt 9 Mit ihm der 1932 in den Kampfbund fur deutsche Kultur und 1933 in die SS eintrat entwickelte er ab 1929 die Intravitalmikroskopie Dabei wurden Versuchstieren fluoreszierende Substanzen wie Fluorescein oder Trypaflavin injiziert und ihre Organe unter dem Mikroskop mit ultraviolettem Licht bestrahlt Das Fluoreszenzlicht aus den Zellen der Organe ergab dann das mikroskopische Bild 10 Ellinger und Hirt benutzten die Methode zur Untersuchung der Nierenfunktion 11 12 13 Dabei bemerkten sie dass manche Zellen so die Epithelzellen der Nierenkanalchen aber auch Leberzellen bei ultravioletter Bestrahlung schon gelbgrun fluoreszierten wenn die Tiere noch nicht mit Fluoreszenzfarbstoffen behandelt waren Ellinger und sein Mitarbeiter Walter Koschara 1904 1945 untersuchten die fluoreszierenden Pigmente 1933 naher 14 Sie unterschieden sich von fruher gefundenen und liessen sich in besserer Ausbeute aus Molke gewinnen Ellinger und Koschara nannten sie mit dem Sammelnamen Lyochrome und reinigten daraus funf Lactoflavine Dieselben Pigmente wurden gleichzeitig 1933 von dem Heidelberger Chemiker Richard Kuhn und seinen Mitarbeitern in Hefe und in Bakterienkulturen entdeckt und Flavine genannt Wir sind mit lt Kuhn und Mitarbeitern gt ubereingekommen die Gruppe Lyochrome zu nennen und die Einzelverbindungen Flavine mit Zusatz des Namens des Herkunftmaterials so dass das Flavin aus Milch Lactoflavin genannt wird 14 Es war die Entdeckung des heute meist Riboflavin genannten Vitamins Ellinger und Koscharas zusammenfassender Bericht in der Zeitschrift Nature wurde Ellingers Schwanengesang in Deutschland 15 Ellinger forschte auch in England weiter uber das Thema 16 Zum zweiten Thema in England Frucht seiner Reise nach Agypten wurde ab 1942 die Biochemie des Nicotinamids dessen Mangel zu Pellagra fuhrt 17 18 19 20 Er zeigte dass antibakterielle Chemotherapie durch Verminderung der Bildung von Nicotinamid im Darm zu Pellagra fuhren kann 21 Literatur BearbeitenGuido Jakobs Karen Bayer Vertriebene judische Hochschullehrer Ruckkehr erwunscht In Wolfgang Woelk Frank Sparing Karen Bayer Michael G Esch Nach der Diktatur Die Medizinische Akademie Dusseldorf vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1960er Jahre S 115 137 Klartext Verlag Essen 2003 ISBN 3 89861 173 6 Alexander Knipis Ellinger Philipp 1887 1952 Biochemiker Pharmakologe Abgerufen am 13 Oktober 2013 Jurgen Lindner Heinz Lullmann Pharmakologische Institute und Biographien ihrer Leiter Editio Cantor Aulendorf 1996 ISBN 3 87193 172 1 K Loffelholz U Trendelenburg Verfolgte deutschsprachige Pharmakologen 1933 1945 S 78 2 Auflage Dr Schror Verlag Frechen 2008 ISBN 3 9806004 8 3 Joseph Walk Hrsg Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918 1945 Hrsg vom Leo Baeck Institute Jerusalem Saur Munchen 1988 ISBN 3 598 10477 4 Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 1 Munchen Saur 1983 ISBN 3 598 10089 2 S 260Einzelnachweise Bearbeiten Ellinger Alexander In Neue Deutsche Biographie Band 4 S 457 458 1959 Philipp Ellinger Alexander Ellinger 1870 1923 In Ergebnisse der Physiologie 23 1924 S 139 179 Philipp Ellinger Zur Pharmakologie der Zellatmung In Hoppe Seylers Zeitschrift fur Physiologische Chemie 119 Jahrgang 1922 S 11 38 Knipis Klaus Starke Die Geschichte des Pharmakologischen Instituts der Universitat Freiburg Springer Verlag Berlin 2004 2 Auflage PDF 1 52 MB Udo Schagen Widerstandiges Verhalten im Meer von Begeisterung Opportunismus und Antisemitismus In Jahrbuch fur Universitatsgeschichte 10 2007 S 223 247 P Pulewka Seit 56 Jahren Arzt und Forscher In Therapie der Gegenwart Monatsschrift fur praktische Medizin 119 Jahrgang 1980 S 216 228 hier S 218 Philipp Ellinger Uber den Einfluss der Nervendurchschneidung auf die Wasser und Salzausscheidung durch die Niere In Archiv fur experimentelle Pathologie und Pharmakologie 90 Jahrgang 1921 S 77 104 doi 10 1007 BF01864668 Ph Ellinger A Hirt Zur Funktion der Nierennerven In Archiv fur experimentelle Pathologie und Pharmakologie 106 Jahrgang 1925 S 135 208 doi 10 1007 BF01861597 Philipp Ellinger August Hirt Mikroskopische Untersuchungen an lebenden Organen I Mitteilung Methodik Intravitalmikroskopie In Zeitschrift fur Anatomie und Entwicklungsgeschichte 90 Jahrgang 1929 S 791 802 springer com Philipp Ellinger August Hirt Mikroskopische Untersuchungen an lebenden Organen II Mitteilung Zur Funktion der Froschniere Die Ausscheidung des Fluoreszein und Trypaflavin in der Froschniere In Naunyn Schmiedebergs Archiv fur experimentelle Pathologie und Pharmakologie 145 Jahrgang 1929 S 193 210 doi 10 1007 BF01862317 Ph Ellinger A Hirt Mikroskopische Untersuchungen an lebenden Organen III Mitteilung Zur Funktion der Froschniere Die Ausscheidung von Fluoreszein und Trypaflavin durch die Niere des Winterfrosches In Naunyn Schmiedebergs Archiv fur experimentelle Pathologie und Pharmakologie 150 Jahrgang 1930 S 285 297 doi 10 1007 BF01862068 Ph Ellinger A Hirt Mikroskopische Untersuchungen an lebenden Organen IV Mitteilung Zur Funktion der Froschniere Die Ausscheidung von Trypaflavin und Saure durch die Niere des Sommerfrosches In Naunyn Schmiedebergs Archiv fur experimentelle Pathologie und Pharmakologie 159 Jahrgang 1931 S 111 127 doi 10 1007 BF01861392 a b Philipp Ellinger Walter Koschara The lyochromes a new group of animal pigments In Nature 133 Jahrgang Nr 3363 1934 S 553 558 doi 10 1038 133553a0 Knipis P Ellinger Lyochromes in the kidney With a note on the quantitative estimation of lyochromes In Biochemical Journal 32 Jahrgang 1938 S 376 382 biochemj org PDF P Ellinger The formation of nicotinamide from nicotinic acid by the rat In Biochemical Journal 42 Jahrgang 1948 S 175 181 biochemj org PDF PDF 1 1 MB P Ellinger M M Abdel Kader The nicotinamide saving action of tryptophan and the biosynthesis of nicotinamide by the intestinal flora of the rat In Biochemical Journal 44 Jahrgang 1949 S 285 294 biochemj org PDF PDF 1 6 MB P Ellinger M M Abdel Kader Nicotinamide metabolism in mammals In Biochemical Journal 45 Jahrgang 1949 S 276 281 biochemj org PDF PDF 1 8 MB P Ellinger P Armitage The inheritance in the rat of the capacity to eliminate nicotinamide methochloride In Biochemical Journal 53 Jahrgang 1953 S 588 596 biochemj org PDF PDF 1 5 MB E Ellinger F Mackenzie Shattock Nicotinamide deficiency after oral administration of penicillin In British Medical Journal 1946 S 611 613 doi 10 1136 bmj 2 4477 611 Normdaten Person GND 137315066 lobid OGND AKS VIAF 81522597 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ellinger PhilippKURZBESCHREIBUNG deutscher PharmakologeGEBURTSDATUM 18 Juni 1887GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 12 September 1952STERBEORT London Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Philipp Ellinger amp oldid 223349195