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Der Pfeiler der Nautae Parisiaci dt parisische Schiffsleute auch bekannt als Pariser Nautenpfeiler franzosisch Pilier des nautes ist ein Monument mit Darstellungen verschiedener Gottheiten aus der romischen und der gallischen Mythologie Durch die Weiheinschrift ins erste Viertel des 1 Jahrhunderts n Chr datierbar stand er wohl ursprunglich in einem Heiligtum in der galloromischen civitas Lutetia dem heutigen Paris Er gehort zu den fruhesten Beispielen von Inschriften der figurlichen gallischen Kunst 1 Rekonstruktionsmodell der Stele der Nautae Parisiaci Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Inschrift 3 Bedeutung 4 Geschichte der Stele 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenBeschreibung Bearbeiten nbsp Cernunnos Darstellung auf der SteleDie Saule besteht aus einer pierre de Saint Leu d Esserent genannten Art von Kalkstein aus Saint Leu im Departement Oise Im Original mass sie wahrscheinlich 5 24 m in der Hohe und hatte eine Breite von 0 91 m an der Basis und von 0 74 m an der Spitze 2 Sie setzte sich ursprunglich aus vier Quadern mit jeweils quadratischem Grundriss zusammen die sich nach oben verjungen Die konkrete Anordnung jedes einzelnen Blocks ist unklar es bestehen 64 Moglichkeiten Der komplett erhaltene oberste Block zeigt Jupiter Esus den Tarvos Trigaranus der Stier mit den drei Kranichen und Vulcanus 3 Jupiter steht in der einen Hand einen Speer in der anderen seine Donnerkeile Esus ist in derselben Haltung wie wohl auch Smertios abgebildet jedoch halt er in der Rechten eine Hippe mit dem er sich an einem weidenahnlichen Baum zu schaffen macht Der Stier mit den drei Kranichen steht anscheinend zwischen zwei Baumen die jenem des Esus Fries gleichen wobei zwei Kraniche auf seinem Rucken und einer auf seinem Haupt zu sehen sind Vulcanus ist frontal stehend mit seinen ublichen Schmiedewerkzeugen abgebildet 4 Der zweite Block 5 von dem nur die obere Halfte erhalten ist stellt gemass den Inschriften Cernunnos Smertrios Castor und aufgrund der Ahnlichkeit zur Castor Darstellung wohl Pollux dar dessen Name fehlt Cernunnos ist mit einem kurzen Geweih an dem zwei torques hangen dargestellt aufgrund der Anordnung seines Oberkorpers der Raum wurde nicht ausreichen um ihn mit ausgestreckten Beinen zu zeigen kann man mit gewisser Sicherheit eine buddha artige Korperhaltung annehmen die auch auf anderen Darstellungen desselben Gottes erscheint Von dem im Profil abgebildeten Smertios ist ebenfalls nur der Oberkorper zu sehen der Gott halt in der rechten Hand eine Art Keule und scheint eine schlangenahnliche Gestalt anzugreifen Die Abbildungen von Castor und Pollux zeigen beide Dioskuren mit einer Lanze neben ihren Pferden 6 Vom dritten Quader 7 ist wiederum bloss die obere Halfte erhalten auf welcher sich auch die Weihinschrift befindet Was sich im unteren Teil des beschriebenen Feldes befand ist heute nicht mehr zu ermitteln Auf zwei der ubrigen Seiten sind jeweils drei Manner mit Schild und Speer abgebildet wovon die eine Gruppe bartlos die andere mit der Uberschrift EVRISES bartig erscheint Eine weitere schlechterhaltene Gruppe zeigt mindestens drei Personen in ziviler Kleidung vermutlichen Togen Einigen Forschern interpretierten diese Personen als weiblich was Peter Scherrer allerdings ausschliesst 8 Die unvollstandige Inschrift unter diesen Personen lautet SENAN Der unterste Block 9 ist etwas breiter als die oberen wobei wiederum die untere Halfte fehlt und die erhaltene obere aus zwei Teilen zusammensetzt ist Auf den vier Seiten sind jeweils zwei Figuren dargestellt Die Inschriften sind zum grossten Teil unleserlich oder ganz verschwunden Aufgrund seines Helmes lasst sich Mars relativ eindeutig identifizieren er befindet sich in Begleitung einer unbekannten weiblichen Gestalt Fortuna steht neben einem anscheinend einmal speerbewehrten Gott wahrend Mercurius und Venus nur ahnungsweise identifizierbar sind und ihre jeweiligen Begleiter unbekannt bleiben mussen 10 Inschrift BearbeitenDie Hauptdedikation nennt den romischen Gott Jupiter es folgen Mars Fortuna die Dioskuren Castor und Pollux sowie Vulcanus Von den gallischen Gottheiten werden Esus der Tarvos Trigaranus Smertrios und Cernunnos genannt Zu verschiedenen Figuren insbesondere auf dem Sockelstuck fehlen die Inschriften sie sind im Laufe der Zeit unleserlich geworden oder vollstandig verschwunden Datieren lasst sich die Stele durch die Widmung an Kaiser Tiberius 14 37 n Chr Sie ist als Stiftung der parisischen Schiffsleute deklariert also einer Art Gilde der lokalen Seine Schiffer Die eigentliche Weihinschrift 11 lautet TIB erio CAESARE AUG usto IOVI OPTUM o MAXSUMO NAUTAE PARISIACI PUBLICE POSIERUNT Ubersetzung Dem Tiberius Caesar Augustus und dem Iupiter Optimus Maximus haben die parisischen Schiffsleute diese Stele offentlich errichtet Auf den anderen Flachen folgt nun eine Reihe von Namen oder Titeln von denen nicht alle geklart sind Interessant hier ist vor allem eine der seltenen Nennungen des Gotternamens Cernunnos Ebenfalls zu bemerken ist das Ausbleiben einer interpretatio Romana der Neuinterpretation lokaler Gottheiten als Manifestationen romischer Gotter bei welchen die keltischen Namen zu blossen Beinamen der romischen Gotter werden EURISES SENANI U S EILONI IOVIS TARVOS TRIGARANUS VOLCANUS ESUS C ERNUNNOS CASTOR 3 SMER trios FOR tuna TVS eurises konnte moglicherweise ein gallischer Ausdruck zur Nennung der Stifter sein senani oder senant ist ebenso wenig geklart womoglich ist wie in senatus die Wurzel sen alt darin enthalten wahrend die weitere Lesung u s eiloni sehr ungewiss bleibt Bedeutung BearbeitenDie Stele ist ein Beispiel fur den Synkretismus der galloromischen Kultur Sie zeigt einerseits romische Gottheiten Jupiter als Reichsgott Mars als Kriegsgott Venus als mythologische Stammmutter der iulischen Kaiserhauses Fortuna die Dioskuren als Schutzgotter der Seefahrer Mercurius als Gott der Reisenden sowie Vulcanus der als Ingenieurgott dem Schiffsbau zugerechnet wurde 12 Dies zeigt die Identifikation der Stifter mit dem romischen Staat Gleichwertig daneben sind gallische Gotter abgebildet Scherrer nimmt an dass die Stifter die nautae Parisiaci als lokale Auxiliartruppen die Stele im Zusammenhang mit den Feldzugen des Germanicus um 16 n Chr errichteten Die Gruppe der Togatrager auf dem dritten Block deutet er als Burgerrechtverleihung an Veteranen der nautae Parisiaci die an den Drusus Feldzuge teilgenommen hatten 13 Geschichte der Stele BearbeitenDie gallische Stadt Lutetia war grosstenteils noch auf die Ile de la Cite beschrankt Caesar erwahnt sie in seinem Bellum Gallicum In galloromischer Zeit entstanden am Sudufer der Seine das Forum und verschiedene Tempel Die Saule stand wahrscheinlich vor einem dieser Heiligtumer Irgendwann im 3 Jahrhundert wurden die Steinblocke der Saule entzweigebrochen und zur Verstarkung der flussseitigen Mauern verwendet Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Ufer der Insel immer weiter ausgebaut so dass die Werft des 3 Jahrhunderts nun einige Dutzend Meter vom heutigen Flussufer entfernt liegt 14 An der ursprunglichen Stelle des galloromischen Tempels liess Childebert I im Jahre 528 die Kathedrale des heiligen Stephan erbauen an deren Stelle wiederum um 1163 die Kathedrale von Notre Dame de Paris entstand Die Saule wurde am 6 Marz 1710 entdeckt und nicht im Jahre 1711 wie oft falschlicherweise angegeben als man eine Krypta unter dem Mittelschiff der Kathedrale anlegte Die Inschrift wurde zuerst zwei Jahre spater von Charles Cesar Baudelot de Dairval publiziert 15 Nicht alle Stucke wurden geborgen und so fehlen fur drei der Blocke noch heute die unteren Halften Nach ihrer Entdeckung wurden die Quader ins Hotel de Cluny gebracht einem geistlichen Haus aus dem Mittelalter das seinerseits uber den Resten einer romischen Therme aus dem zweiten Jahrhundert errichtet worden war Dieses Gebaude beherbergt heute das Musee national du Moyen Age In seinem postum erschienenen Werk Collectanea etymologica 1717 hat Gottfried Wilhelm Leibniz eine Deutung der Inschriften und Reliefs versucht Neben korrekten Zuordnungen Tarvos Trigaranus Cernunnos den er allerdings zu Bacchus stellt sind einige Vermutungen heute widerlegt Esus wird mit Ares und einem fiktiven germanischen Gott Erich gleichgesetzt 16 Im Jahre 2001 wurden die Blocke restauriert und von ihrer Patina befreit die sich seit ihrer Entdeckung gebildet hatte 17 Die einzelnen Blocke sind im Musee national du Moyen Age zu besichtigen Literatur BearbeitenG d Arbois de Jubainville Esus Tarvos Trigaranus In Revue Celtique 19 1898 S 245 251 Didier Busson Carte Archeologique de la Gaule 75 Paris Academie des Inscriptions et Belles Lettres Paris 1998 ISBN 2 87754 056 1 Der Eintrag zu Notre Dame enthalt detaillierte Fotos und Zeichnungen sowie eine Rekonstruktion der Anordnung der Blocke Philippe Carbonnieres Lutece Paris ville romaine Gallimard Paris Musees Paris 1997 ISBN 2 07 053389 1 Jean Jacques Hatt Les monuments gallo romains de Paris et les origines de la sculpture votive en Gaule romaine I Du pilier des nautes de Paris a la colonne de Mayence in Revue archeologique 1 1952 S 68 83 V Kruta Le quai gallo romain de l Ile de la Cite de Paris In Cahiers de al Rotonde 6 1983 S 6 34 Michel Lejeune Recueil des Inscriptions Gauloises Band 2 1 Textes Gallo Etrusques Textes Gallo Latins sur pierre Editions du CNRS Paris 1988 S 166 169 F Saragoza C Pariselle M E Meyohmas u a Le Pilier des nautes retrouve In Archeologia 398 Marz 2003 Peter Scherrer Das Ehrenmonument von der Ile de la Cite fur Kaiser Tiberius Uberlegungen zu den nautae Parisiaci und der historischen Einbettung des Pfeilerdenkmals In Theonymie celtique cultes interpretatio Keltische Theonymie Kulte Interpretatio hrsg von Andreas Hofeneder Patrizia de Bernardo Stempel Manfred Hainzmann Nicolas Mathieu Austrian Academy of Sciences Press 2013 S 183 192 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pfeiler der Nautae Parisiaci Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Pfeiler der Nautae Parisiaci bei UBI ERAT LUPA Seite mit interaktiver Darstellung der Stele franzosisch Text und Bilder zur Stele franzosisch Anmerkungen Bearbeiten Hatt 1952 Saragoza 2003 Detailabbildungen des Iovis Block des Pfeilers der Nautae Parisiaci Busson Carte Archeologique de la Gaule 75 Paris 1988 S 449 450 Detailabbildungen des Cernunnos Block des Pfeilers der Nautae Parisiaci Busson Carte Archeologique de la Gaule 75 Paris 1988 S 451 Detailabbildungen des Inschriftblocks Scherrer Das Ehrenmonument von der Ile de la Cite S 185 Anm 14 Detailabbildungen des unteren Blocks Busson Carte Archeologique de la Gaule 75 Paris 1988 S 447 CIL 13 3026 Pierre Wuilleumier Inscriptions Latines des trois Gaules 1963 Nr 331 Michel Lejeune Recueil des Inscriptions Gauloises Band 2 1 S 166 169 Scherrer Das Ehrenmonument von der Ile de la Cite S 186 Scherrer Das Ehrenmonument von der Ile de la Cite S 189 Kruta 1883 Busson Carte Archeologique de la Gaule 75 Paris 1988 S 445 446 Helmut Birkhan Nachantike Keltenrezeption Praesens Verlag Wien 2009 ISBN 978 3 7069 0541 1 S 4216 f Saragoza 2003 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfeiler der Nautae Parisiaci amp oldid 239081255