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Die Pfarrkirche und ehemalige Stiftskirche St Martinus in Nottuln gilt neben St Lamberti in Munster als die bedeutendste und schonste spatgotische Hallenkirche Westfalens Sie bildete den Mittelpunkt des 1811 aufgelosten freiweltlichen adligen Frauenstiftes Nottuln Die Kirche tragt das Patrozinium des hl Martin von Tours Die ehemalige Stifts und Pfarrkirche St Martinus Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Glocken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Blick durch das Mittelschiff zum Chor nbsp Grundriss St MartinusDie Nottulner Pfarrei gehort vermutlich zu den Urpfarreien die zu Beginn der karolingischen Missionstatigkeit im eroberten Sachsen errichtet wurden und von denen viele das Martinspatrozinium erhielten Uber das erste Kirchengebaude ist nichts bekannt Das Frauenstift wurde erst nach der Pfarrei im dritten Viertel des 9 Jahrhunderts gegrundet Im 12 Jahrhundert wurde die vorromanische durch eine romanische Steinkirche ersetzt die im 15 Jahrhundert baufallig und einsturzgefahrdet war Den Baubeginn der neuen spatgotischen Hallenkirche bezeugt eine Inschrift uber dem zugemauerten Nordportal fur den Servatiitag 13 Mai 1489 Der Westturm stellt mit seinen drei Untergeschossen aus dem Vorgangerbau den altesten Teil der Kirche dar er wurde ab 1489 um ein Obergeschoss aufgestockt Das Langhaus wurde vollstandig neu gebaut 1748 vernichtete ein Brand im Dorf Nottuln eine Vielzahl der Hauser und die alte Klosteranlage Die Stiftskirche nahm Schaden am Dach sodass einige Mittel und Seitenschiffgewolbe im Ostteil erneuert werden musste Die barocke Turmhaube wurde unter der Bauleitung von Johann Conrad Schlaun 1754 dem Turm aufgesetzt Ursprunglich von Schlaun nur als Provisorium gedacht kront sie den Turm bis heute Baubeschreibung BearbeitenLaut Inschrift am ehemaligen Nordostportal begann im Jahr 1489 der Bau des Hallenlanghauses Unter Leitung der Abtissin Anna von Dorsweyler sollen Schweizer Maurergesellen die Kirche innerhalb von neun Jahren errichtet haben Die Herkunft der Handwerker und die Abstammung der Abtissin aus einem bedeutenden lothringischen Geschlecht konnten die hierzulande ungewohnliche Grundrissdisposition im Geist der suddeutschen Sondergotik erklaren In Kombination mit dem ganz der heimischen Tradition verbundenen Aufriss der Hallenkirche ergibt sich ein wechselvolles und lebendiges Raumbild Die Halle formt sich aus sieben schmalen rechteckigen Mittelschiffjochen denen sich unmittelbar ein 5 8 Chor anschliesst Die Seitenschiffjoche sind annahernd quadratisch Das Gewolbe ruht auf 12 Rundpfeilern die nach Osten hin zunehmend bewegtes Rankenwerk in den Kapitellen zeigen Das Mittelschiff wird von einem Netzgewolbe uberspannt welches in seinen westlichen Teilen von Scheitelrippen erganzt wird Die ostlichen altesten Gewolbeteile des Mittelschiffes weisen grosse Ahnlichkeit mit St Lamberti in Munster auf Sterngewolbe uberspannen die Seitenschiffe und den Chor Die Schlusssteine des Mittelschiffes sind aufwendig gestaltet und zeigen z B den Hl Martin Passionsymbolik florale Ornamentik und Wappendarstellungen Ganz im Stil der Spatgotik losen sich die dreibahnigen Fenster in schonem Masswerk mit Fischblasenornamentik auf Die ursprungliche Verglasung ging verloren Im Chor und in der Ostwand des nordlichen Seitenschiffes befinden sich heute bunt gefasste Fenster mit figurlichen und ornamentalen Darstellungen in neogotischem Stil aus der Werkstatt von der Forst aus Munster aus dem Jahr 1904 In den restlichen Fenstern heute nur einfarbige Bleiverglasung Die 1923 an die Sudseite des Turmes und Westseite des Langhauses der Kirche angebaute Kriegergedachtniskapelle wurde nach ihrer Neugestaltung zur Versohnungskapelle 1 Bei einer Renovierung im Jahr 1956 kam die ursprungliche gut erhaltene Ausmalung der Gewolbe aus der Erbauungszeit zum Vorschein Distelrankenwerk und Bluten heute zum Teil erganzt Auch die farbige Fassung der Gewolberippen konnte aufgedeckt und erhalten werden Ausstattung Bearbeiten nbsp Der arme Job nbsp Taufbecken und Osterleuchter nbsp Kreuzwegstation mit dem Portrat des Reichskanzlers Bismarck als romischer Legionar 3 v l nbsp Hl Magnus oder Hl Liudger nbsp Hl Martinus mit Modell der StiftskircheDer sogenannte Arme Job Als Bildhauer wird durchgehend Johann Wilhelm Groninger aus Billerbeck genannt die Entstehungszeit um 1720 festgelegt Allerdings wird die Figur in den Quellen verschieden interpretiert Dehio sieht in ihr einen Christus in der Rast 2 jedoch fehlen der Figur hierfur die Spuren der Geisselung und die Dornenkrone Mehrheitlich wird sie als leidender Prophet Hiob angesehen Bis zum Ende des 19 Jahrhunderts befand sich die Figur an der Aussenwand der nordlichen Sakristei Taufstein aus dem 15 Jahrhundert im Stil der Spatgotik Deckel mit auferstandenem Christus aus der Zeit um 1960 Osterleuchter dessen Teile bei Ausgrabungsarbeiten in den 1970er Jahren gefunden wurden Epitaph der Stiftsdame Anna Mechtildis von Galen Assen in der nordlichen Seitenschiffswand ein Werk von Johann Mauritz Groninger Weitere Liturgische Ausstattung Kanzel Hochaltar Kreuzweg vom Ende des 19 Jahrhunderts Umgestaltung des Chores nach Anforderungen des Zweiten Vatikanischen Konzils im Jahr 1980 durch Rolf Peer Die VII Station des Kreuzweges zeigt ein Portrat des Reichskanzlers Otto von Bismarck als romischen Legionar der Christus nach Golgatha fuhrt Anspielung auf den Kulturkampf Zwei lebensgrosse Figuren aus dem 18 Jahrhundert wahrscheinlich der Hl Magnus oder Liudger und der Hl Martinus vom ehemaligen barocken Hochaltar Bei einer Renovierung 1957 von alten Farbschichten befreit und an der Westwand neben der Orgelempore aufgestellt Orgel Bearbeiten nbsp Die Orgel auf der WestemporeAnstelle einer nicht mehr verwendbaren alteren Orgel baute Henrich Mencke aus Beckum in den Jahren 1719 bis 1721 ein neues zweimanualiges Instrument mit angehangtem Pedal Die erste Bemalung und Goldfassung erhielt der Prospekt im Jahr 1723 von J H Damelet 1835 erfolgte ein Umbau durch Johann Kersting aus Munster 1909 ein Neubau im barocken Prospekt 3 Disposition der Orgel von 1719 I Hauptwerk C c30 1 Prinzipal 16 0 2 Bordun 16 0 3 Oktav 0 8 0 4 Gedackt 0 8 0 5 Superoctav 0 4 0 6 Duesflote 0 4 0 7 Quinta 0 3 0 8 Waldflote 0 2 0 9 Sesquialtera II10 Mixtur IV 0 2 11 Zimbel IV 0 2 3 12 Posaune 16 13 Trompete 0 8 II Ruckpositiv C c314 Prinzipal 0 8 15 Rohrflote 0 8 16 Octav 0 4 17 Kleingedackt 0 4 18 Superoctav 0 2 19 Spitzflote 0 2 20 Qunita 0 1 1 2 21 Cornett III22 Mixtur IV23 Krummhorn 0 8 Tremulant1957 erfolgte ein vollstandiger Neubau der Orgel durch die Orgelbaufirma Stockmann aus Werl wobei das beim Abbau zumindest grobfahrlassig zertrummerte Gehause in Anpassung an die neue Orgel wenigstens in der Schauseite unter Verzicht auf deren ursprungliche Farbigkeit wiederhergestellt wurde 4 Die Orgel verfugt heute uber 35 Register auf 3 Manualen und Pedal 5 I Hauptwerk C f31 Prinzipal 16 2 Prinzipal 0 8 3 Gemshorn 0 8 4 Oktav 0 4 5 Rohrflote 0 4 6 Oktav 0 2 7 Mixtur VI8 Trompete 16 9 Trompete 0 8 II C f310 Prinzipal 0 8 11 Singend Gedackt 0 8 12 Oktav 0 4 13 Koppelflote 0 4 14 Waldflote 0 2 15 Sifflote 0 1 1 3 16 Sesquialtera II17 Scharff V18 Dulzian 16 19 Schalmey 0 8 20 Tremolo III C f321 Gedackt 8 22 Blockflote 4 23 Prinzipal 2 24 Quinte 1 1 3 25 Cymbel III26 Krummhorn 0 8 27 Tremolo Pedal C d128 Prinzipal 16 29 Subbass 16 30 Oktav 0 8 31 Choralbass 0 4 32 Nachthorn 0 2 33 Hintersatz V 034 Posaune 16 35 Trompete 0 8 Glocken BearbeitenDie Stiftskirche verfugt uber vier Glocken Nr Name Gussjahr Glockengiesser Durchmesser cm Schlagton Ort1 Maria 1947 Petit und Edelbrock Gescher 156 4 c1 2 Turm2 Martinus 1754 Fredericus Schweys Munster 130 2 d1 1 Turm3 Ursula 1783 Andreas Mabilo 114 6 e1 0 Turm4 Johannes 1540 W Westerhues 40 3 cis3 10 Barockhaube des TurmesSeit der Elektrifizierung des Gelautes im Jahr 1970 ist das Amt des Glockners nicht mehr notwendig In Nottuln hat sich trotzdem die Tradition des Beierns erhalten Seit 1990 wird unter der Leitung der Klockluders plattdeutsch fur Lautekuster an Feiertagen und besonderen Anlassen von Hand gelautet 6 Literatur BearbeitenWilhelm Kohl Das freiweltliche Damenstift Nottuln Germania Sacra NF 44 Gottingen 2005 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Westfalen Deutscher Kunst Verlag 1986 ISBN 3 422 00390 8 Karl Hagemann Schone Kirchen im Munsterland Aschendorff Verlag Munster 2001 ISBN 3 402 05170 2 Rudolf Reuter Westfalische Kunststatten Heft 17 Historische Orgeln im Munsterland Munster 1981 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pfarr und Stiftskirche St Martinus Nottuln Sammlung von Bildern Beschreibung der Kirche und Bilder Netzprasenz der Pfarrgemeinde Einzelnachweise Bearbeiten Onlineprojekt Gefallenendenkmaler Versohnungskapelle Nottuln Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Westfalen Deutscher Kunst Verlag 1986 Seite 416 Rudolf Reuter Orgeln in Westfalen Inventar historischer Orgeln in Westfalen und Lippe Veroffentlichungen der Orgelwissenschaftlichen Forschungsstelle Band 1 Kassel 1965 S 280 Rudolf Reuter Die Orgel in der Denkmalpflege Westfalens 1949 1971 Veroffentlichungen der Orgelwissenschaftlichen Forschungsstelle Band 4 Kassel 1971 S 64 Schnell amp Steiner Kleine Kunstfuhrer St Martinus Nottuln 2 Auflage 2003 http www st martin nottuln de Vereine u Verbande De Klockluders St Martinus51 930086 7 352865 Koordinaten 51 55 48 3 N 7 21 10 3 O Normdaten Geografikum GND 4390076 8 lobid OGND AKS VIAF 513149196559774792591 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfarr und Stiftskirche St Martinus Nottuln amp oldid 239519618