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Historische Denkmale des christlichen Fanatismus ab 1891 auch als Pfaffenspiegel bekannt war ein 1845 erschienenes antiklerikales Buch des ostpreussischen Autors Otto von Corvin 1812 1886 aus dem Jahr 1845 Das gepfeffert polemische Werk 1 erlebte bis ins 20 Jahrhundert hinein immer neue Auflagen 2 und wurde von den Nationalsozialisten zu Hetzaktionen gegen die katholische Kirche genutzt 3 PfaffenspiegelIm wissenschaftlich historischen Kontext wird Corvins Stoffsammlung ob ihrer oberflachlichen Geschichtsklitterung als wertlos erachtet 4 5 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Wirkung 3 Gliederung und Inhalt 3 1 Wie die Pfaffen entstanden sind 3 2 Die lieben guten Heiligen 3 3 Die heilige Trodelbude 3 4 Die Statthalterei Gottes zu Rom 3 5 Sodom und Gomorrha 3 6 Die Moncherei 3 7 Der Beichtstuhl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntstehung Bearbeiten nbsp Der Autor Otto von CorvinCorvin war nach einer Ausbildung im Militardienst schriftstellerisch und publizistisch tatig Er war Freidenker und gehorte liberaldemokratischen und antiklerikalen Kreisen an Die Debatte um die Trierer Wallfahrt von 1844 und zum dort gezeigten Heiligen Rock brachte ihn dazu sein kirchenfeindliches Werk zu verfassen Es versteht sich als Abrechnung mit dem Kirchenstaat bzw der geistlichen Obrigkeit es stellt laut Autorenintention kein kulturgeschichtliches Werk vielmehr einen Bericht uber Zustande und historische Entwicklung der gottlichen Perversion dar Die Schrift erschien 1845 unter dem Titel Historische Denkmale des Christlichen Fanatismus bei der Gebauer schen Buchhandlung zu Leipzig Ab der zweiten Auflage 1868 unter dem Namen Pfaffenspiegel Historische Denkmale des Christlichen Fanatismus Gebauer sche Buchhandlung Leipzig 1845 Historische Denkmale des Christlichen Fanatismus Band 1 Druck von 1847 Digitalisat Historische Denkmale des Christlichen Fanatismus Die Geissler Band 2 Pfaffenspiegel Historische Denkmale des Fanatismus in der romisch Katholischen Kirche 2 Auflage 1868 Pfaffenspiegel Historische Denkmale des Fanatismus in der romisch Katholischen Kirche Dritte neu durchgesehene Auflage Vogler und Beinhauer Stuttgart 1870 Digitalisat Pfaffenspiegel Historische Denkmale des Fanatismus in der romisch Katholischen Kirche 4 Auflage Expedition des Pfaffenspiegels Zurich 1870 Pfaffenspiegel Historische Denkmale des Fanatismus in der romisch Katholischen Kirche 5 Auflage A Bock Rudolstadt 1885Wirkung BearbeitenDie unverblumte Polemik stiess auf heftige Anfeindung aus Kirchenkreisen aber auch auf bedeutendes Interesse So konnte bereits 1860 eine Gesamtauflage von 1 6 Millionen Exemplaren verzeichnet werden Nach einem Urteil vom 28 Marz 1927 mussten einige Textstellen aufgrund eines Verstosses gegen 166 StGB Beschimpfung von Bekenntnissen Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen gestrichen werden Wahrend des Nationalsozialismus wurde das Buch zwar im Januar 1934 von der Staatspolizei verboten und eingezogen Aktenzeichen 4 3310 2 34 aber bereits im Mai 1934 wieder ausgehandigt Spater wurde es von der NSDAP spater zu Hetzkampagnen gegen die katholische Kirche benutzt und seine Verbreitung gefordert 6 Gegen die Verbreitung des Pfaffenspiegels durch die Nationalsozialisten wehrten sich Kirchenvertreter Unter anderem versuchten die Bischofe Michael Buchberger und Conrad Grober mit der Behauptung Corvin sei besonders unarisch und Halbjude gewesen diesen bei den Nationalsozialisten zu diskreditieren dabei bezogen sie sich auf Veroffentlichungen von Theodor Fritsch 7 Clemens Gahlen verfasste 1937 eine Gegenschrift unter dem Titel Der zerbrochene Pfaffenspiegel 8 Im wissenschaftlich historischen Kontext wird Corvins Stoffsammlung als wertlos erachtet 4 Gliederung und Inhalt BearbeitenWie die Pfaffen entstanden sind Bearbeiten Historischer Abriss der angeblichen Entwicklung des Christentums und dessen religioser Fuhrer von den Zeiten der Verfolgung im Romischen Reich bis in die Hochzeit der christlichen Macht wobei der Kontext auf den zunehmenden Werteverfall und eine kuriose Logik der kirchlichen Vertreter in Bezug auf die Legitimation ihrer Machtverhaltnisse gelegt wird Laut Corvin dekliniere sich die Wurde der Oberen im gleichen Verhaltnis wie die Zeit der Machtausubung Als ausserst provokant und unpassend wurde vom Kirchenapparat Corvins Polemik verurteilt Jesus ware Revolutionar der auch in unserer Zeit wenn nicht gekreuzigt doch standrechtlich erschossen oder ins Zuchthaus gesperrt werden wurde Die lieben guten Heiligen Bearbeiten Das Thema des vorigen Kapitels wird hier wieder aufgegriffen der Blickpunkt liegt aber mehr auf dem christlichen Fanatismus der von Selbstkasteiung bis hin zu ethnischer Verfolgung und Folter reiche Oftmals und nicht ohne Ironie erwahnt seien die schlimmsten Barbaren und Geisteskranke von den Glaubigen als Heilige verehrt worden Getragen wird dieses Kapitel durch die Beschreibung von christlichem Fanatismus im vorderasiatischen Raum der grosstenteils gegen den eigenen Korper gerichtet sei und bis hin zur volligen Zersetzung getrieben werde Die Ausfuhrungen dieser Schizophrenie ziehe sich durch mehrere Jahrhunderte und finde Ausubung in allen sozialen Standen Wie er ausfuhrte konnten die lieben guten Heiligen nur durch Selbstverstummelung den Sexualtrieb unterdrucken da sie der zweibeinige Zundstoff sic immer wieder zur Sunde locke Die heilige Trodelbude Bearbeiten Dieses Kapitel ist eine polemische Betrachtung kirchlicher Vertreter und deren angeblicher Methoden Es soll zeigen dass vor allem die Leichtglaubigkeit der Kirchganger ausgenutzt werde denn es ist keiner arm genug um nicht der Kirche auch noch seine Tranen zu spenden Corvin stellt eine immer straffere Organisation der Kontrollmechanismen und Intrigen Apparate dar welche nach seiner Analyse eher finanziellen Zwecken als humanitaren und religiosen dienten Im Brennpunkt der Erlauterung steht vor allem der Ablasshandel durch welchen sich Glaubige durch Geldzahlungen von jeglichen Sunden auch von noch zu begehenden befreien konnten was jedoch nicht den historischen Tatsachen entspricht Die Statthalterei Gottes zu Rom Bearbeiten Die hier aufgefuhrten Verbrechen der Kirchenoberhaupter reichen von Mord Zuhalterei Padophilie bis hin zu Sodomie Corvin stellt ausfuhrlich dar wie das Papsttum historisch gewachsen einen hoheren Stand als die weltlichen Herrscher erreichte so dass z B Heinrich der IV im Schlosshof von Canossa in Eiseskalte vor seinem Papst zu Kreuze kriechen musste Gang nach Canossa Sodom und Gomorrha Bearbeiten Anhand der eigens propagierten und durchgefuhrten Achtung samtlicher Perversionen seitens der christlichen Kirche klart der Autor uber die eigentlichen moralischen Zustande und Begebenheiten innerhalb der Diozesen auf und wirft Amtstragern mehrfach kapitalistische Kreativitat vor Die Moncherei Bearbeiten Dieser Teil befasst sich eingehend mit den Zustanden in Klostern und Abteien Zwischenmenschliche Beziehungen und Lehrmethoden gegenuber schutzbefohlenen Kindern welche die Kloster als Bildungsanstalt besuchten werden ebenso beleuchtet wie die eigentliche Einhaltung der angewiesenen Ordnung In vielen Anekdoten wird Monchen und Nonnen moralische und sexuelle Verkommenheit vorgeworfen was auch hier auf den Zolibat bezogen wird Der Beichtstuhl Bearbeiten fehlt z B in Stephenson Ausgabe v 1979 Als Abschluss wahlte Corvin eine Erlauterung der Ohrenbeichte und deren interpretatorischen Spielraum sowie Ausfuhrungen uber Selbstgeisselung als Bestrafung Am Ende stehen Erzahlungen uber sexuellen Missbrauch durch den Beichtvater etwa die Affare um den Jesuiten Jean Baptiste Girard Literatur BearbeitenHerbert Schwenk Der Verfasser des Pfaffenspiegels In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 2 1998 ISSN 0944 5560 S 4 11 luise berlin de Eine Denunciation fur den Reichstag in Die Gartenlaube 1871 S 771 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Digitalisate des Pfaffenspiegel Quellen und Volltexte Pfaffenspiegel im Project Gutenberg Pfaffenspiegel online zensierte DarstellungEinzelnachweise Bearbeiten Frankel Ludwig Corvin Otto In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 47 Duncker amp Humblot Leipzig 1903 S 531 538 Hans Schleier Geschichte der deutschen Kulturgeschichtsschreibung Band 1 Vom Ende des 18 bis Ende des 19 Jahrhunderts Reprint Spenner Kamen 2002 S 875 879 Wilmont Haacke Corvin Wiersbitzki Otto Julius Bernhard von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 370 Digitalisat a b Siehe zum Beispiel Friedrich Wilhelm Bautz Corvin Wiersbitzki Otto von In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 1137 1138 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Martin Nissen Populare Geschichtsschreibung Historiker Verleger und die deutsche Offentlichkeit 1848 1900 Bohlau Koln Weimar 2009 S 72 Till Kossler Zwischen Milieu und Markt Die populare Geschichtsschreibung der Arbeiterbewegung 1890 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