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Paul Joseph Levy geboren 17 November 1876 in Stettin gestorben 27 Februar 1943 im KZ Auschwitz war ein deutscher Maschinenbauingenieur und Eisenbahner Nach dem Ingenieursstudium trat er in den Dienst der Preussischen Staatseisenbahnen Von 1905 bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg ubernahm er Aufgaben bei der Hedschasbahn und in Deutsch Ostafrika Nach dem Weltkrieg trat er in den Dienst der Deutschen Reichsbahn Ab 1933 wurde er als Jude diskriminiert und schliesslich 1935 entlassen 1943 wurde Levy nach Auschwitz deportiert und dort ermordet Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Gedenken 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLevy wurde 1876 in Stettin als zweiter Sohn des Getreidehandlers Julius Levy 1846 1920 und seiner Frau Therese geborene Riess 1850 1901 geboren Der Grossvater Ascher Levy stammte aus Bad Polzin wo er ein Sagewerk und eine Holzgrosshandlung besass Paul Levys um ein Jahr alterer Bruder war der Kunstmaler Rudolf Levy Paul und Rudolf Levy waren noch Kleinkinder als die Familie nach Danzig in die dortige Langgasse umzog Dort kam 1879 die Schwester Kathe zur Welt Die assimilierten Eltern erzogen die Kinder im judischen Glauben nbsp Bahnhof der Hedschasbahn in DamaskusNach dem Abitur studierte Levy Eisenbahn Maschinenbau die Hauptprufung bestand er 1899 Es ist nicht mehr genau bekannt wo er studierte wahrscheinlich an der Technischen Hochschule Charlottenburg die damals als eine der besten Ausbildungsstatten fur Maschinenbauingenieure weltweit galt 1 Nach dem Studium trat er als Regierungsbaufuhrer zur Ausbildung in den Dienst der Preussischen Staatseisenbahnen ein Diese Referendarszeit schloss er 1903 mit der Baumeisterprufung ab 1905 liess sich Levy von der preussischen Eisenbahnverwaltung beurlauben und trat in den Dienst der Hedschasbahn unter ihrem deutschen Chefingenieur Meissner Pascha In der Bau und Betriebsleitung war Levy fur die Konstruktion Beschaffung und Reparatur des Rollmaterials sowie der dafur erforderlichen Bahnbetriebswerke und die Errichtung der Werkstatte in Damaskus zustandig 1906 war Levy in Darʿa stationiert einem Betriebsmittelpunkt der Bahn wo die wichtige Zweigstrecke zum Mittelmeerhafen Haifa abzweigte In diesem Jahr heiratete er in Bad Polzin seine Cousine Ida Levy Die Heirat war traditionell von den beiden Vatern als Schidduch arrangiert worden Das Ehepaar lebte nach der Heirat zunachst in Konstantinopel anschliessend in Damaskus und zuletzt in Beirut Der Vertrag mit der Hedschasbahn endete 1909 Fur etwa ein Jahr ging Levy anschliessend nach Deutsch Ostafrika das heutige Tansania wo er wahrscheinlich bei der dortigen Ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft OAEG beschaftigt war die dort die Tanganjikabahn errichtete 1910 kehrte das Ehepaar Levy nach Deutschland zuruck Als Hilfsarbeiter war er ab Oktober 1910 beim Maschinenamt in Saarbrucken tatig In dieser Zeit publizierte er seine Erfahrungen im Betrieb der Hedschasbahn in einem grosseren Fachartikel im Organ fur die Fortschritte des Eisenbahnwesens der offiziellen Fachzeitschrift des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen 1912 ubernahm er die Leitung des Ausbesserungswerks in Koln Nippes In diesem Jahr wurde er Vater am 12 September brachte seine Frau die Tochter Susanne zur Welt Wahrend des Ersten Weltkriegs blieb Levy weiterhin in Koln stationiert wurde aber zeitweise im Fronteisenbahndienst an der Ostfront eingesetzt Er wurde bei einem Einsatz am Bein verletzt und erhielt das Eiserne Kreuz unbekannt ist welcher Klasse Das Ehepaar Levy hatte sich zunehmend entfremdet und trennte sich 1917 Ida Levy ging mit ihrer Tochter zu ihrer Familie nach Bad Polzin Geschieden wurde die Ehe allerdings erst 1923 nach dem Tod ihrer Eltern Mit der Grundung der Deutschen Reichsbahn wechselte Levy 1920 in deren Dienst ab Oktober 1920 im Rang eines Oberregierungs und Baurats Nach Grundung der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft wechselte die Amtsbezeichnung zu Reichsbahnoberrat 1925 wechselte er zur Reichsbahndirektion Altona wo er als Dezernent unter Ernst Spiro fur den Werkstattenbetrieb zustandig war und unter anderem mit der Rationalisierung des Werkstattenbetriebs sowie der Einfuhrung von Fliessfertigung befasst war In dieser Zeit heiratete Levy erneut seine zweite Frau Charlotte geborene Lewy stammte aus Berlin Das Ehepaar war Mitglied der Hochdeutschen Israelitengemeinde zu Altona 1929 wechselte Ernst Spiro als Direktor an das Reichsbahn Zentralamt fur Einkauf nach Berlin und Levy folgte ihm auf die Stelle des Abteilungsleiters fur die gesamte Werkstattenabteilung zunachst vorlaufig ab Dezember 1930 formell Zuvor hatte ihn Reichsbahn Generaldirektor Julius Dorpmuller am 1 Oktober 1930 zum Direktor bei der Reichsbahn befordert Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten suchte Generaldirektor Dorpmuller zugig den Schulterschluss mit den neuen Machthabern Das im April erlassene Berufsbeamtengesetz wurde bei der privatrechtlich organisierten Reichsbahn ebenfalls eingefuhrt Levy behielt als Weltkriegsteilnehmer dank des Frontkampferprivilegs zunachst seine Stellung als Beamter Er wurde allerdings im November 1933 zur Reichsbahndirektion Elberfeld versetzt unter Herabstufung zum Dezernenten Seinem Cousin in Bad Polzin dessen Sagewerk unter dem Verlust von Auftragen der Stettiner Reichsbahndirektion sowie weiteren Schikanen litt konnte er trotz dessen Bitten nicht mehr helfen Noch im Fruhjahr 1935 war Levy unter den insgesamt 19 maschinenbautechnischen Direktoren der Reichsbahn im Verzeichnis der oberen Reichsbahnbeamten aufgefuhrt Nach Erlass der Nurnberger Gesetze wurde er jedoch zusammen mit den ubrigen verbliebenen Nichtariern zum Jahresende 1935 entlassen Das Ehepaar zog nach der Entlassung nach Berlin wo bereits Familienangehorige wohnten Das ihm zustehende Ruhegehalt wurde in den Folgejahren mehrfach gekurzt Ab 1938 bemuhte sich das Ehepaar um die Emigration nachdem wahrend der Novemberpogrome 1938 Paul Levys Cousin Leo Levy in Bad Polzin von SA Mannern erschossen worden war Seine Tochter Susanne emigrierte 1939 da die Nurnberger Gesetze die beabsichtigte Heirat mit ihrem deutschblutigen Ehemann nicht zuliessen Nach der Heirat in London zogen beide nach Chile Paul Levy und seine Frau bemuhten sich in den Folgejahren mehrfach allerdings erfolglos um ein Visum fur Chile und andere sudamerikanische Lander zuletzt im Oktober 1941 Nachdem der Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler im Oktober 1941 die Auswanderung von Juden untersagt hatte waren die entsprechenden Anstrengungen zwecklos geworden 1942 verlor das Ehepaar die eigene Wohnung im Stadtteil Berlin Zehlendorf und musste als Untermieter in eine Judenwohnung in Berlin Wilmersdorf ziehen Im Februar 1943 bekam das Ehepaar den Befehl zum Umzug in das Sammellager Grosse Hamburger Strasse Von dort wurden sie am 26 Februar 1943 zum Guterbahnhof Moabit gefuhrt und mit einem Transportzug der Reichsbahn nach Auschwitz gebracht Der Zug erreichte das Vernichtungslager Auschwitz am nachsten Tag wo Paul und Charlotte Levy am gleichen Tag in der Selektion als nicht arbeitsverwendungsfahig eingestuft und direkt danach in den Gaskammern ermordet wurden Wahrend Paul Levys Schwester Kathe mit ihrer Familie 1937 nach Palastina und seine erste Frau Ida 1938 in die Schweiz emigrieren konnten starb sein Bruder Rudolf 1944 ebenfalls in Auschwitz Gedenken Bearbeiten nbsp Stolperstein fur Paul Levy nbsp Stolperstein fur Charlotte LevyIn seinem 1999 in deutscher Sprache erschienenen Buch Ascher Levys Sehnsucht nach Deutschland erinnerte Roman Frister an das Schicksal von Paul Levy und seiner Familie Seit Oktober 2012 erinnern zwei Stolpersteine in Berlin Zehlendorf vor ihrer letzten freiwillig gewahlten Wohnung an Paul Levy und seine zweite Frau Im Deutschen Technikmuseum Berlin stellte im Jahr 2013 eine Sonderausstellung zu deutsch judischen Ingenieuren Erfindern und Fotografen unter anderem Paul Levy und sein Leben vor Veroffentlichungen BearbeitenBetriebsmittel der Hedjazbahn In Organ fur die Fortschritte des Eisenbahnwesens 48 1911 S 82 86 und S 99 101 Fliessarbeit und fliessende Fertigung in Eisenbahn Ausbesserungswerken In Verkehrstechnik 8 1927 S 55 Literatur BearbeitenAlfred Gottwaldt Eisenbahner in der Fremde Erinnerung an Paul Levy die Hedschasbahn und die Reichsbahn In Eisenbahngeschichte 54 10 2012 S 70 72 Alfred Gottwaldt Paul Levy Ingenieur der Hedschasbahn und der Reichsbahn Judische Miniaturen Band 155 Hentrich amp Hentrich Berlin 2014 ISBN 978 3 95565 065 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Paul Levy Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Biographie von Paul Levy beim Projekt StolpersteineEinzelnachweise Bearbeiten Alfred Gottwaldt Wagners Einheitslokomotiven Die Dampflokomotiven der Reichsbahn und ihre Schopfer EK Verlag Freiburg 2012 ISBN 978 3 88255 738 1 Normdaten Person GND 102691132X lobid OGND AKS LCCN n2015045856 VIAF 98022181 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Levy PaulALTERNATIVNAMEN Levy Paul JosephKURZBESCHREIBUNG deutscher EisenbahningenieurGEBURTSDATUM 17 November 1876GEBURTSORT StettinSTERBEDATUM 27 Februar 1943STERBEORT KZ Auschwitz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Levy Eisenbahningenieur amp oldid 216359064