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Parole war der Name einer Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus in Berlin Neukolln Ihre Mitglieder waren Sozialdemokraten die eine Zusammenarbeit mit der illegalisierten KPD anstrebten Sie bestand seit dem Sommer 1933 und hatte etwa 120 Mitglieder Sie wurde im September 1934 durch zwei Verhaftungsaktionen zerschlagen Geschichte BearbeitenDie Gruppe bestand aus jungen Mitgliedern des Reichsbanners Schwarz Rot Gold der SAJ Gewerkschaftern und Arbeitersportlern Wichtige Mitglieder waren der Buchdrucker Hellmut Bock und der Zahnarzt Rudolf Schuch zwei fruhere Reichsbanner Funktionare der fruhere Jungsozialist Rudolf Zimmermann 1912 2005 der Maler Otto Wilcke neun Jahre lang Vorsitzender der Arbeitersportorganisation Freie Turnerschaft Neukolln die Leiterin der Neukollner SAJ Friedel Schmiedel und ihr spaterer Ehemann Ernst Hoffmann Sie formierten sich im Fruhjahr 1933 noch vor dem Verbot der SPD Abweichend von der Politik des SPD Vorstands pladierten sie fur eine aktive Bekampfung des Nationalsozialismus auch mit illegalen Mitteln und in Zusammenarbeit mit der KPD Sie betrachteten das Zusammenwirken von Sozialdemokraten und Kommunisten als Grundvoraussetzung fur den Sturz des NS Regimes Nach dem Verbot der SPD im Juni 1933 baute die Gruppe illegale Kontakte zu anderen Sozialdemokraten auf Ihr Kontaktmann bei der KPD war der Hauptverfasser des illegalen Mitteilungsblatts Neukollner Sturmfahne Alfred Schaefer Dessen Organisation stand dem Kontakt ablehnend gegenuber weil es sich bei den Mitgliedern um fruhere sozialdemokratische Funktionare handelte Eine Zusammenarbeit zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten war nach Ansicht der KPD aber nur als Einheitsfront von unten mit den einfachen SPD Mitgliedern unter Ausschluss der Funktionare moglich Die Parole war in Vierer oder Funfergruppen aufgeteilt Sie brachte von April bis September 1934 mehrere Ausgaben der Untergrundschrift Die Parole Das Neukollner Einheitsfrontorgan heraus Jede Ausgabe hatte etwa 12 Seiten Der Inhalt wurde uberwiegend dem Pressedienst der Kommunistischen Partei entnommen einige Artikel verfassten die Mitglieder selbst Sie verbreitete ausserdem etwa 1000 Exemplare eines Flugblatts Hitler am Pranger in dem der NSDAP die Schuld am Reichstagsbrand gegeben wurde Von der Zeitschrift wurden pro Ausgabe etwa 230 Stuck hergestellt und zu einem Preis von 10 Pfennig an Freunde und Sympathisanten weitergegeben Fuhrende Mitglieder legten die Zeitschrift auch selbst an offentlich zuganglichen Platzen ab Im September 1934 wurden in zwei Verhaftungswellen die fuhrenden Mitglieder der Gruppe festgenommen Im Polizeigewahrsam wurden mehrere von ihnen schwer misshandelt Dennoch konnte die Gestapo nur eines Teils der Mitglieder habhaft werden Ob die Gruppe durch Verrat oder Unvorsichtigkeit der Mitglieder enttarnt wurde ist nicht feststellbar Am 29 Marz 1935 begann vor dem Berliner Kammergericht der Prozess gegen 24 Mitglieder Es waren etwa 60 Zuschauer anwesend Darunter waren auch Beobachter der KPD Jugendzeitschrift Die junge Garde die die Gruppe nach der anfanglichen Ablehnung jetzt in einem Flugblatt als Vorbild fur die Einheitsfront lobte Die Angeklagten prangerten wahrend des Prozesses die Misshandlungen durch die Gestapo an Am 29 Marz 1935 wurden die Urteile gesprochen Die Hauptangeklagten wurden zu hohen Haftstrafen verurteilt Hellmut Bock 5 Jahre Zuchthaus Rudolf Zimmermann 4 Jahre Zuchthaus Otto Wilcke 4 Jahre Zuchthaus Ernst Hoffmann 3 Jahre Zuchthaus Friedel Schmiedel billigte das Gericht zu aus Idealismus zu ihren Taten verfuhrt worden zu sein Deshalb blieb es mit seinem Urteil zu 6 Monaten Haft deutlich hinter dem Antrag der Staatsanwaltschaft zuruck die 2 Jahre gefordert hatte Die ubrigen Angeklagten erhielten Haftstrafen von 6 Monaten bis zu 2 Jahren es gab auch einige Freispruche Die Widerstandsgruppe war damit zerschlagen Die Verurteilten standen auch nach ihrer Haftentlassung unter Polizeiaufsicht und fanden als politisch Vorbestrafte lange keinen Arbeitsplatz Otto Wilcke und Friedel Schmiedel nahmen nach ihrer Haftentlassung erneut Kontakt zu Widerstandszirkeln aus fruheren Sozialdemokraten auf Otto Wilcke schloss sich einer sozialdemokratischen Widerstandsgruppe um Hans Schiftan an Friedel Schmiedel gehorte einem illegalen Kreis aus Sozialdemokraten und Kommunisten in Britz an der uber Kurt Schmidt auch Kontakt zur Gruppe Neu Beginnen hielt Ernst Hoffmann wurde 1942 zur Strafdivision 999 eingezogen Rudolf Schuch wurde im Juli 1944 wegen Wehrkraftzersetzung und Abhorens auslandischer Rundfunksender verhaftet und im Februar 1945 vom Zentralgericht des Heeres zum Tod verurteilt Aufgrund der Niederlage des Nationalsozialismus konnte das Urteil nicht mehr vollstreckt werden Der Leiter der Gruppe Hellmut Bock wurde nach seiner Strafverbussung im September 1939 ohne Gerichtsbeschluss erneut von der Gestapo verschleppt und blieb bis zum Kriegsende 1945 im KZ Sachsenhausen inhaftiert Nach dem Krieg wurde er Leiter des Hauptausschusses OdF Opfer des Faschismus beim Berliner Magistrat Nach dem Krieg bejahten Hellmut Bock Rudolf Zimmermann sowie Ernst und Friedel Hoffmann geb Schmiedel die Vereinigung von SPD und KPD zur SED und wurden nach der Teilung Berlins Burger der DDR Rudolf Schuch Otto Wilcke und andere Mitglieder der Gruppe traten aus der neuen Einheitspartei SED jedoch bald enttauscht wieder aus Quellen und Literatur BearbeitenHans Rainer Sandvoss Widerstand in Neukolln Schriftenreihe der Gedenkstatte Deutscher Widerstand Berlin 1990 S 16 26 online ders Die andere Reichshauptstadt Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin von 1933 bis 1945 Lukas Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 936872 94 1 S 71 77 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parole Widerstandsgruppe amp oldid 216087868