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Der Parc la Mutta ratoromanisch Mutta Hugelkuppe ist eine in der Mittleren Bronzezeit erschaffene Steinreihe bei Falera in der Surselva im schweizerischen Kanton Graubunden Sie ist mit ihren gut 400 m Lange und 36 Menhiren die grosste Anlage ihrer Art in der Schweiz Neben mehreren astronomisch ausgerichteten Steinreihen sind auch Schalensteine vorhanden Der grosste Menhir auf Planezzas Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Entdeckung 3 Peilungen 4 Steine 4 1 Mondpfeil 4 2 Sonnenstein 4 3 Kreuzstein 4 4 Der lachende Megalithiker 5 Hugel La Mutta 5 1 Scheibennadel 6 Astronomische Interpretation 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAllgemeines Bearbeiten nbsp Die Mutta davor auf der Wiese die Steinsetzungen Rechts die Kirche St RemigiusDie Anlage liegt am sudlichen Dorfrand Faleras oberhalb Laax auf einer Hohe von rund 1250 m Die Mehrzahl der Steine steht auf der Ebene Planezzas oberhalb des Parkplatzes beim Dorfeingang nordlich der Mutta eines markant bewaldeten Hugels Die Menhire sind Findlinge aus Granit oder Diorit der grosste hat eine Hohe von mehr als zwei Metern Ein grosser Teil der Steine muss vom Hang oberhalb des Dorfes nach Planezzas herbeigeschafft worden sein In unmittelbarer Nahe steht die mehr als 1000 Jahre alte Kirche St Remigius Mit Hilfe von Informationstafeln und zur Verfugung gestellten Planen konnen sich Besucher auf der Anlage informieren In der Sommersaison erfolgen Fuhrungen durch die Anlage Entdeckung Bearbeiten nbsp Kirche St Remigius links der Aufgang zur Ebene Planezzas1935 machte der Kreisforster Walo Burkart der im selben Jahr schon die Siedlung von Crestaulta entdeckt hatte auf sechs saulenartige Felsblocke aufmerksam Die Abstande zwischen den Steinen gab er mit 19 m oder einem Vielfachen davon an 1948 erkannte J Maurizio die astronomische Ausrichtung der Hauptlinie 1976 beschrieben Ulrich und Greti Buchi Steinreihen aus denen einzelne Steine entfernt worden waren Eine Radiokarbon Datierung eines Holzkohlestuckes aus dem Lehmfundament eines Menhirs ergab einen Zeitraum zwischen 1500 und 1200 v Chr den Ubergang zwischen mittlerer und spater Bronzezeit Da es jedoch die einzige solche Analyse ist darf dem Resultat keine allzugrosse Bedeutung gegeben werden Das Ursprungsdatum der grossen Steinreihe die zum Taminser Calanda hin zeigt bleibt ungewiss Nachdem der Einheimische Ignaz Cathomen zusammen mit dem Zurcher Geologen Ulrich Buchi 1986 in Eigeninitiative einige Megalithe wieder aufgerichtet hatte ohne allerdings methodisch archaologisch zu dokumentieren wurden 1988 im Auftrag der Gemeinde und unter der Leitung von Ulrich Buchi durch Grabungen der ursprungliche Standort weiterer 27 Steine bestimmt und diese wieder aufgerichtet Im Sommer 2000 und 2001 wurden unter Beaufsichtigung durch Jurg Rageth des Archaologischen Dienstes des Kantons Graubunden weitere neun Menhire aufgerichtet Ermoglicht wurde die Arbeit durch die Stiftung Margrit Bohren Hoerni Die originale Lage der versturzten Steine ist in mehreren Luftaufnahmen seit Juli 1939 festgehalten nbsp Steinsetzung beim ParkplatzUm die Steine verankern zu konnen wurde von den Erbauern zuerst eine feste Lehmschicht in die Grube eingebracht Der Menhir wurde in dieses Lehmbett gekippt und in die gewunschte Lage gedreht Anschliessend wurde er mit langlichen Steinen verkeilt dann wurde die Grube mit Moranenschutt und Humus aufgefullt Bei Grabungen zur Lokalisierung der ursprunglichen Position der Menhire stiess man auf keine verwertbaren Keramikfragmente Es wurden auch Stuckchen von Ocker und Holzkohlereste sowie Steine die zur Verkeilung dienten festgestellt Bei nur rund der Halfte der wieder aufgerichteten Menhire konnten die ursprunglichen Fundationsgruben gefunden werden so vor allem auf der Ebene von Planezzas Im Hang zum Sportplatz hin konnte durch Erosion und kleine Rutschungen die originale Lage der Steine der zum Piz Muraun hin zeigenden Reihe verandert worden sein Diese Ausrichtung zum Piz Muraun hin geht auf die Beobachtungen von Georg Brunner zuruck Peilungen Bearbeiten nbsp Sonnenaufgang uber dem grossen Menhir auf PlanezzasDie meisten Ausrichtungen der Steinreihen auf Planezzas weisen auf bedeutende Sonnenauf und Untergangspunkte im Jahreslauf Die Hauptlinie verlauft leicht fallend in nordostlicher Richtung und besteht aus funf Menhiren Moglich ist das weitere dem Steinraub zu Opfer fielen Die Linie zeigt jeweils einen Monat vor und nach der Sommersonnenwende zum Aufgangspunkt der Sonne am Taminser Calanda Diese beiden Tage sind ab Fruhlings Tag und Nacht Gleiche zu zahlen Die Verlangerung der Steinreihe in der Gegenrichtung weist zum Kirchenareal von Ladir wo vor dem Bau des Pfarrhauses noch eine Steinsetzung bestand Ihre Fortsetzung fuhrt nicht zum Kirchenareal von St Georg in St Ruschein sondern uber die Kapelle St Anton hinweg zur Ruine Frundsberg Auf dem Crest da Ruschein sind an verschiedenen Orten bronzezeitliche Funde gemacht wurden Es finden sich auch viele Schalensteine auf dieser Krete Setzt man die Linie in westlicher Richtung fort fuhrt sie auch uber die Kapelle St Magdalena westlich von Schnaus und uber St Martin in Obersaxen Insgesamt liegen funf Kirchen oder Kapellen auf der gleichen 62 Achse Schnaus Ruschein Ladir Falera und Laax St Nikolaus Kapelle 1 In der Hauptlinie bilden zwei Menhire zusammen mit einem dritten die Eckpunkte eines pythagoreischen Dreiecks mit dem Seitenverhaltnis 8 15 17 Die Hypotenuse entspricht der Richtung der Hauptlinie die Katheten liegen Nord Sud bzw Ost West Die Hauptreihe wird von einer weiteren Reihe aus sechs Blocken geschnitten deren Bedeutung vom Archao Astronomen Gion Gieri Coray aus Luven im Zusammenhang mit dem Stern Caph im Sternbild Cassiopeia gedacht wurde Infolge der Prazession gelten fur die stellaren Bezugspunkte heute jedoch nicht mehr die gleichen Werte wie zur Bronzezeit Coray halt allerdings diese Interpretation fur fraglich Weitere Peillinien weisen zum Sonnenaufgangspunkt zur Zeit der Sommersonnenwende zum Sonnenuntergangspunkt zur Zeit der Wintersonnenwende und an den Tag und Nacht Gleichen Unbestreitbare Hinweise zum sudlichMondextrem alle 18 66 Jahre gibt es keine nbsp Hauptalignement zum Punkt des Sonnenaufgangs 30 Tage vor und nach der Sommersonnenwende nbsp Gleiches Alignement Richtung Westen nbsp Alignement zum Sonnenaufgang am 21 Mai und 21 Juli nbsp Alignement zum Sonnenaufgang zur Tag und Nacht GleicheSteine BearbeitenUm die Mutta liegen neben mehreren Schalensteinen einige bearbeitete Steine Nachfolgend werden die wichtigsten davon erwahnt Mondpfeil Bearbeiten Westlich des Aufgangs zur Remigiuskirche ist auf einem Stein ein 60 Zentimeter langer Pfeil auf einem gespannten Bogen eingraviert Die Pfeilspitze zeigt an jene Stelle des Himmels wo am 25 Dezember 1089 vor Christus um 10 17 Uhr eine 96 prozentige Sonnenfinsternis zu beobachten war Die Sonne erschien zum Zeitpunkt ihrer maximalen Bedeckung durch den Mond als mondformige Sichel was die Darstellung einer Mondsichel an der Spitze des Pfeils erklart Neuere Berechnungen dieser um Jahrhunderte vor der letzten historisch genau fassbaren Sonnenfinsternis verlegen das Ereignis aber fur die Surselva vor den Sonnenaufgang Die eigenartigen Formen auf diesem Stuck anstehenden Fels sind stark erodiert Interpretationen sind hypothetischer Natur Sonnenstein Bearbeiten An der Sudwestseite der Mutta steht am unteren Spazierweg eine geneigte Steinplatte mit einem eingeritzten Kreis von 120 Zentimeter Durchmesser einem Loch als Mittelpunkt einer kleinen kreisformigen Schale links oben sowie einer 8 Zentimeter langen von Ost nach West verlaufenden Kerbe Seine Neigung weicht aber um mehrere Grade von der Neigung der Erdachse ab und die Oberflache streicht nicht annahernd genau in West Ost Richtung Ob damit Zeitpunkte fur die Sommersonnenwende oder fur den 11 November Martinstag und den 2 Februar Maria Lichtmess bestimmt werden konnten bleibt fraglich Der Stein kann aber ohne weiteres bis heute wie eine Sonnenuhr funktionieren Da er in sehr steilem Gelande liegt darf seine heutige Lage nicht ohne weiteres gleich jener vor einigen tausend Jahre gelten Kreuzstein Bearbeiten Vor dem Eingang zum Friedhof der Kirche St Remigius liegt rechter Hand ein Granitblock auf dessen nahezu ebener Oberflache ein Kreuz mit schalenformigen Vertiefungen an den Enden der Arme steht Seine Langsbalken sind Ost West ausgerichtet der Sonnenaufgang zur Tag und Nacht Gleiche z Bsp kann aber von diesem Ort aus nicht beobachtet werden Vom sudlichen Kreuzarm zweigt ein zweites kleineres Kreuz ab das weniger tief ausgebildet ist Zwischen den Kreuzarmen ist je ein Punkt eingraviert der nur bei sehr flacher Beleuchtung sichtbar ist Ein Langsbalken der zum Piz Mundaun zeigt muss eher im Zusammenhang mit einem Sonnenstand gesehen werden zeigt Richtung Wintersonnwendpunkt am Horizont Es handelt sich also nicht um ein sudliches Mondexterem wie vermutet wurde Dass er beim Bau der Friedhofsmauer die im Abstand von wenigen Zentimetern an ihm vorbeifuhrt weder einbezogen oder versetzt wurde lasst vermuten dass man dem Stein und seiner Lage wahrend Jahrhunderten seinen Respekt erwies Der lachende Megalithiker Bearbeiten Am 23 September 1984 entdeckte der Einheimische Ignaz Cathomen an der sudwestlichen Seite der Mutta auf einem grossen Steinblock aus Illanzer Verrucano ein Felsritzbild Es zeigt ein lachendes menschliches Antlitz mit einer Art Krone oder Haaren Neben der Schulter ist eine Lanzenspitze zu erkennen oder der obere Teil der Scheibennadel wie sie auf der Mutta ausgegraben wurde Die Darstellung blickt nach Nordwesten zum Punkt des Sonnenuntergangs zur Zeit der Sommersonnenwende Der Zeitpunkt der Entstehung der Darstellung ist unbekannt nbsp Mondstein nbsp Sonnenstein nbsp Kreuzstein vor der Kirchenmauer nbsp Der lachende Megalithiker Hugel La Mutta Bearbeiten nbsp Fundgegenstande Museum Regiunal Surselva Die Mutta ein bewaldeter und von machtigen Verrucoanoblocken gepragter Hugel erhebt sich rund 50 Meter uber die Ebene von Planezzas und ist von mehreren Seiten uber kleine Wege erreichbar Ausgrabungen um 1935 durch den Kreisforster Walo Burkart wiesen auf dem Hugel eine Siedlungsanlage nach Bodenfunde ergaben eine Belegungszeit zwischen 1800 und 400 vor unserer Zeitrechnung also von der Bronzezeit bis in die spatere Eisenzeit Es wurden eine eisenzeitliche und funf bronzezeitliche Bodenschichten nachgewiesen Die besiedelte Flache belegte rund 1500 Quadratmeter Vermutlich lebten dort in Blockhausern zwischen 60 und 120 Personen Die Siedlung war von einer machtigen Mauer umgeben mit einer Fundamentbreite von zwei Metern und einer Kronenbreite von drei Metern Die Toranlage lag im Nordnordwesten und ist heute noch erkennbar Die Mauern sind heute stark uberwachsen und nur noch zu erahnen Der Fund einer Herdstelle mit Keramikresten von Fehlbranden beweist dass hier getopfert wurde die Verzierung der Fundstucke ist verwandt mit derjenigen von Crestaulta Neben Keramikscherben wurden funf Bronzesicheln und uber funfzig Mahlsteine gefunden ein Zeichen dafur dass hier Ackerbau betrieben wurde Der bedeutendste Fund ist jedoch der einer grossen Scheibennadel aus Bronze Scheibennadel Bearbeiten nbsp Original der Scheibennadel nbsp KopieDie Scheibennadel wurde am 23 Juli 1943 in der drittuntersten Schicht gefunden und in die fruhe Bronzezeit datiert Sie ist 83 Zentimeter lang der ovale Kopf misst 16 5 auf 12 5 Zentimeter Sie besteht aus zwei Stucken dem Kopf mit getriebenen Buckeln und eingravierten Linien und dem angeschmiedeten Dorn Sie ist in ihrem Gehabe ahnlich einer Gewandnadel der damaligen Frauentracht einer sog Scheibennadel aber mit 83 cm statt wie ublich um 20 cm ubergross Es handelt sich um ein Unikat William Brunner Astronom und Meteorologe Flugwetter Dienst interpretierte die Buckel und Striche als Darstellung einer synodischen Umlaufzeit der Venus festhalt Die Lange der Nadel von 83 Zentimeter wird auch in Zusammenhang mit der sog megalithischen Elle gestellt eine umstrittene These die in der Untersuchung von Steinkreisen auf den Britischen Inseln von A Thom postuliert wurde Die Nadel wurde im Labor des Landesmuseum Zurich konserviert und ist im Ratischen Museum in Chur ausgestellt Astronomische Interpretation BearbeitenDie astronomische Interpretation von Steinreihen ist heute weniger umstritten als auch schon Jene von Schalensteinen bleibt es denn solche mogen vielen verschiedenen Zwecken gedient haben Als sog Miren Peileinrichtungen sind sie eher ungenau weil Kimme und Korn zu nahe beieinander liegen Immerhin gibt es einige etwa der sog Tyrannenstein am Sudhang der Ruscheiner Krete die hinreichend genau zu einem Horizontpunkt zeigen an einem bedeutenden Kalendertag wie etwa dem Fruhlingspunkt Skepsis ist dennoch angebracht denn es besteht die Gefahr Peillinien hineinzuinterpretieren die von den Erbauern unter Umstanden gar nicht geplant waren oder sich mit Ungefahrem zufrieden zu geben So besteht z B keine genaue Sudlinie von der Ruine Frundsberg oder der Kirche St Georg in Ruschein zum Teufelstein im Peilertal bei Vals Als wissenschaftliche Disziplin haben Archaoastronomie und Ethnoastronomie vor allem in den USA etwa E C Krupp oder Anthony Aveni und in Grossbritannien etwa Audry Burl oder Clive Ruggles anerkannte Vertreter In Deutschland gehoren Wolfhard Schlosser und Burkard Steinrucken zu den bedeutendsten Forschern Literatur Bearbeiten nbsp InfotafelUlrich Buchi Greti Buchi Die Menhire auf Planezzas Falera Die Megalithe der Surselva Graubunden Bd 8 3 erweiterte Auflage von Greti Buchi und Sibylle Spani Buchi G Buchi Forch 2002 ISBN 3 905223 00 7 Christian Caminada Graubunden die verzauberten Taler Die urgeschichtlichen Kulte und Brauche im alten Ratien Neuauflage Desertina Verlag Disentis 1986 ISBN 3 85637 115 X Fruhere Ausgaben als Die verzauberten Taler Ignaz Cathomen Isidor Winzap Falera Die Geschichte zur Entwicklung eines Bundner Bergdorfes Gemeinde Falera Falera 2002 Julius Maurizio Die Steinsetzung von Mutta bei Fellers und ihre kultgeographische Bedeutung In Ur Schweiz Bd 12 1948 ISSN 1012 0122 S 27 30 Adrian Michael Zauberringe Eine phantastische Erzahlung aus Falera Frohlich Zollikon 2001 ISBN 3 9521916 4 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Parc la Mutta Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Adolf Collenberg Falera In Historisches Lexikon der Schweiz Megalithische Kultstatte Parc la Mutta Bronzezeitliche Astronomie PDF 770 KiB Einzelnachweise Bearbeiten Geomatische Untersuchung 1 2 Vorlage Toter Link www geomatik ch Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 46 8 9 2355555555556 Koordinaten 46 48 0 N 9 14 8 O CH1903 737165 184774 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parc la Mutta amp oldid 233749607