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Crestaulta ist ein bronzezeitlicher Siedlungsplatz auf dem Gemeindegebiet von Lumnezia im schweizerischen Kanton Graubunden Die Siedlung war seit der fruhen Bronzezeit wahrend ca 500 600 Jahren ununterbrochen besiedelt und gilt als eine der altesten im inneren Alpenraum Der Hugel von Crestaulta rechts des Dorfes Ansicht von WestenAnsicht von Osten Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Entdeckung 3 Befunde 3 1 Unterste Schicht 3 2 Mittlere Schicht 3 3 Oberste Schicht 4 Funde 4 1 Bronze 4 2 Stein und Kristall 4 3 Knochen 4 4 Keramik 4 5 Getreide und Bohnen 4 6 Menschliche Uberreste 4 7 Tierknochen 5 Bewohner 6 Flur Cresta Petschna 7 Literatur 8 WeblinksLage BearbeitenCrestaulta hoher Hugel liegt sudwestlich des Dorfes Lumbrein auf einem abgeplatteten Hugel 300 m westlich des Weilers Surin Im Norden und Westen fallt das Gelande steil gegen den Glenner ab Der hochste Punkt des Hugels liegt auf einer Hohe von 1283 5 m uber Meer Ein heute noch erhaltener Weg fruher mit Steinplatten belegt jetzt uberwachsen fuhrt von Osten her auf den Hugel Entdeckung BearbeitenDie Siedlungsstatte wurde im Sommer 1935 entdeckt Der damalige Kantonsforster Walo Burkart 1887 1952 nahm am markanten Hugel zusammen mit dem einheimischen Lehrer Ch Gartmann eine Probebohrung vor Schon nach wenigen Minuten stiessen die Manner auf Tierknochen Keramikscherben und ein halbes Bronzebeil Nach einer grosseren Sondierung im Herbst wurden von 1936 bis 1938 systematische Ausgrabungen durchgefuhrt 1937 arbeiteten 15 Studenten des Lehrerseminars Kreuzlingen an den Grabungen mit Befunde BearbeitenZur Zeit der Besitznahme des Hugels wies dieser nicht die heute sichtbare abgeplattete Form auf Wie aufgefundene zum Teil massive Stutzmauern im Innern der Siedlungsflache zeigten entstand diese im Laufe der Zeit durch zahlreiche Aufschuttungen und Planierungen Als erste Wohnzone wurde die annahernd ebene westliche Randzone besiedelt Durch fortschreitende Planierungen wurde die Bauflache nach und nach gegen Osten hin erweitert wohl jeweils nach Brandkatastrophen nbsp SiedlungsabfolgeDie Kulturschichten beginnen gleich unter der Wiese in einer Tiefe von ca 10 bis 20 cm Im Westen messen die Kulturablagerungen ca 50 cm im Osten gegen 3 Meter Die schwarze Farbe der Ablagerungen stammt nicht nur von den Auswurfen der Herde sondern auch von mehreren Huttenbranden Es wurden drei Wohnhorizonte festgestellt die vor allem in der westlichen zuerst besiedelten Hugelseite recht gut nachgewiesen werden konnten Unterste Schicht Bearbeiten Die tiefste Schicht stammt aus der fruhen Bronzezeit ca 2000 1700 bis 1600 v Chr und liegt direkt auf der Morane die den Grund des Hugels bildet Es wurden zahlreiche Pfostenlocher eines einfachen Pfostenbaus mit einer Herdstelle gefunden Die Ausmasse der Hutte betrug ca 6 5 auf 4 m Mittlere Schicht Bearbeiten Aus der zweiten wohl schon mittelbronzezeitlichen Phase ca 1600 bis ca 1400 v Chr stammen verschiedene Trockenmauerkonstruktionen die aber keine Ruckschlusse auf Gebaude erlauben Zudem wurden mehrere Herdstellen ein kleiner runder Kellerbau Reste eines Ofens sowie verschiedene Brandreste gefunden Aufgefundene Dolchklingen und zahlreiche Gusstropfen lassen vermuten dass es sich um einen Schmelz oder Schmiedeofen handelte Von Suden nach Norden fuhrte ein Plattenweg Drei Huttenplatze konnten nachgewiesen werden Neben einem Topferofen wurde ein Topfdepot mit sieben Gefassen freigelegt Oberste Schicht Bearbeiten Die oberste Schicht stammt aus der mittleren Bronzezeit 1500 1400 1300 v Chr Entdeckt wurden Hinweise auf drei Huttenplatze mit Herdstellen Steinsetzungen sowie einen Holzbretterboden Die Ausgrabungen forderten ferner keramische Funde aus der inneralpinen Bronzezeit Kultur ehemals Crestaulta Kultur genannt zutage zudem Bronzegerate Sichel Beile Dolche Schmucknadeln Stein und Knochenartefakte verkohlte Samereien sowie tierische Knochenreste Da nur etwa die Halfte der Siedlungsflache durchsucht worden ist kann man annehmen dass auf Crestaulta noch weitere sechs bis zehn Hutten standen in denen ca 35 bis 50 Personen lebten Funde BearbeitenBronze Bearbeiten Es konnten 27 Artefakte als Waffen Gerate oder Schmuck erkannt werden Drei nur zur Halfte erhaltene Beile zwei Dolchklingen sieben Pfeilspitzen eine Sichel in der gleichen Art wie sie auf der Mutta in Falera gefunden worden war drei Nadeln und mehrere Bruchstucke von Schmuck Ob die Beile auf Crestaulta gegossen worden sind ist nicht klar Gussformen sind keine gefunden worden Stein und Kristall Bearbeiten Funf Steinkeulen die mit Holzern geschaftet wurden zahlreiche Kornquetscher sowie Klopf und Schleifsteine 20 Bergkristalle mit abgenutzten Spitzen wurden vermutlich als Messer verwendet Knochen Bearbeiten 84 Artefakte aus Knochen wurden gefunden die meisten von ihnen stammen aus den unteren beiden Schichten Auffallend sind zwei geschliffene Dolche mit einer Lange von 15 und 24 cm Daneben zahlreiche Ahlen Schaber und Nadeln sowie zwei mit Ocker gefarbte Rohrenknochen deren Verwendungszweck unklar ist Keramik Bearbeiten In keiner anderen Landsiedlung aus der Bronzezeit sind derartige Mengen an mit grossem Konnen hergestellter Keramik gefunden worden wie in Crestaulta Alle Gefasse wurden hier hergestellt Es ergaben sich Reste von mindestens 436 verschiedenen Gefassen von denen 20 restauriert wurden Sieben kleinere Gefasse waren praktisch noch ganz erhalten Zahlreiche Gefasse waren durch Einkerbungen und Eindrucke verziert Zum Teil sind feine Fingerabdrucke erhalten geblieben nbsp Keramikfunde nbsp Keramikfunde nbsp Pfeilspitzen Dolchklinge nbsp StichwerkzeugeGetreide und Bohnen Bearbeiten An drei Orten des oberen Horizontes wurden zum Teil noch in den Topfen verkokste Weizen und Gerstenkorner sowie Ackerbohnen Vicia Faba gefunden Menschliche Uberreste Bearbeiten 1937 wurde in der obersten Schicht ein Schadeldach eines ganz kleinen Kindes gefunden 1938 weitere Skelettreste Auch hier handelte es sich um Uberreste sechs sehr kleiner Kinder vermutlich Neugeborenen sowie Knochenreste Schienbein und Fussknochen eines klein gewachsenen Erwachsenen Die menschlichen Uberreste werden im Anthropologischen Museum der Universitat Zurich aufbewahrt Tierknochen Bearbeiten Zahlreiche Knochen von Wild und Haustieren wurden gefunden Von den Haustieren fanden sich am meisten Knochen von Schafen Rindern und Ziegen einige von Schweinen und kaum welche von Hunden Nur ein Pferd konnte nachgewiesen werden Gegenuber 840 Knochenfunden von Haustieren fanden sich nur 24 Knochen von Wildtieren darunter solche von Baren Wildschweinen Gamsen und Steinbocken Bewohner BearbeitenDer Hugel von Crestaulta bot den Menschen ausserst gunstige Voraussetzungen Gute strategische Lage fruchtbares und uberblickbares Ackerland ausgedehnte Weidegebiete fur das Vieh genugend Wald zur Deckung des Holzbedarfs eine Quelle am Fuss des Hugels und auch im Winter viel Sonne Ahnliche Voraussetzungen finden sich auch bei anderen bronzezeitlichen Siedlungsplatzen Graubundens wie Jorgenberg Falera oder Lichtenstein Schlussige Beweise dafur woher die Bewohner von Crestaulta ursprunglich stammten gibt es nicht Die Bodenfunde deuten jedoch darauf hin dass die Menschen aus der nordlichen Schweiz oder Suddeutschland zugewandert sein durften auch Einflusse aus der Aunjetitzer Kultur werden nicht ausgeschlossen Mehrmalige Wechsel in der Ornamentik und Ausgestaltung der Keramik lassen Zuwanderungen neuer Volksgruppen vermuten Wie aus den Bodenfunden deutlich hervorgeht lebten die Bewohner von Ackerbau und Viehzucht Angebaut wurden Gerste Weizen und Feldbohnen Die Jagd spielte eine untergeordnete Rolle wie die tierischen Knochenfunde klar belegen Gusspfropfen aus Bronze zeigen dass die damaligen Bewohner das Metall selber bearbeitet und Kupfer selber aus Erz ausgeschmolzen haben Die Herkunft des Zinns ist nicht bekannt Uber die soziale Struktur und Religion der Familien oder Sippen ist nichts bekannt auch Graber wurden keine gefunden Wann genau und warum die Siedlung verlassen wurde ist nicht bekannt Nach einer Siedlungspause von mehreren hundert Jahren lassen einige Funde von einzelnen Scherben darauf schliessen dass spater noch einmal fur kurze Zeit Menschen aus der Eisenzeit den Hugel besiedelt haben Die unbekannten Bewohner von Crestaulta waren die ersten die die erste Kulturarbeit zur Bewohnbarmachung der Alpen geleistet haben Der Entdecker Walo Burkhart schreibt Die Crestaulta Forschung hat zum ersten Mal einen Einblick in die inneralpine bronzezeitliche Bauern und Hirtenkultur einer sesshaften Bevolkerung gestattet die bisher der archaologischen Forschung in ihrer Reichhaltigkeit und hochstehenden Kultur verborgen geblieben war Flur Cresta Petschna Bearbeiten1947 stiess man 150 m von Crestaulta entfernt in der Flur Cresta Petschna auf ein kleines Graberfeld mit mindestens elf fruh bis mittelbronzezeitlichen Brandbestattungen die 1947 48 ebenfalls von Walo Burkart ausgegraben wurden Die gefundenen Gewandnadeln und Armringe sowie Anhangerschmuck lassen vermuten dass es sich um Frauengraber handelt Ein Zusammenhang mit der Siedlung auf Crestaulta ist anzunehmen Literatur BearbeitenWalo Burkart Crestaulta Eine bronzezeitliche Hugelsiedlung Verlag Birkhauser Basel 1946 Otto P Clavadetscher Werner Meyer Das Burgenbuch von Graubunden Zurich 1984 ISBN 3 280 01319 4 Burgenkarte der Schweiz Bundesamt fur Landestopografie Ausgabe 2007 Toni Halter Culan der Pfadsucher von Crestaulta Mit Zeichnungen von Alois Carigiet Verlag Desertina Disentis 1959 DEA Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Crestaulta Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 46 664444444444 9 1105555555556 Koordinaten 46 39 52 N 9 6 38 O CH1903 727946 169497 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Crestaulta amp oldid 237256093