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Paracelsian ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silicate und Germanate genauer ein Gerustsilikat Tektosilikat mit der chemischen Formel Ba Al2Si2O8 2 Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt pseudorhombische Kristalle bis zu 5 cm Lange und 1 cm Breite die oft durch meisselformige Endflachen gekennzeichnet sind Ferner existieren Aggregate aus wirr durcheinanderliegenden Kristallen sowie massive Bildungen 3 ParacelsianParacelsian in freistehenden scharfkantigen Kristallen bis zu 1 5 cm Lange von der Benallt Mine bei Rhiw Gwynedd Wales Stufengrosse 6 2 4 1 3 9 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Pcls 1 Chemische Formel Ba Al2Si2O8 2 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und Germanate GerustsilikateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII J 06 VIII J 06 070 9 FA 40 76 01 05 01Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 mRaumgruppe P21 a Nr 14 Stellung 3 Vorlage Raumgruppe 14 3Gitterparameter a 9 07 A b 9 59 A c 8 58 Ab 90 2 2 Formeleinheiten Z 4 2 Haufige Kristallflachen 110 120 201 2 01 001 Zwillingsbildung einfach nach 100 lamellar nach 201 Physikalische EigenschaftenMohsharte 6Dichte g cm3 3 29 bis 3 32 gemessen 3 342 berechnet Spaltbarkeit unvollkommen nach 110 Winkel zwischen 110 und 11 0 87 3 Bruch Tenazitat halbmuschelig 3 Farbe farblos bis weiss blassgelb 3 Strichfarbe weiss 4 Transparenz durchscheinend bis durchsichtigGlanz GlasglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 5702nb 1 5824ng 1 5869Doppelbrechung d 0 0167Optischer Charakter zweiachsig negativ 3 Achsenwinkel 2V 50 35 52 42 Weitere EigenschaftenBesondere Merkmale rote Fluoreszenz im kurzwelligen UV Licht 5 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 4 1 Morphologie 4 2 Physikalische und chemische Eigenschaften 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Verwendung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenIm Jahre 1905 beschrieb der italienische Mineraloge Emilio Tacconi aus Pavia aus den Marmorsteinbruchen von Candoglia bei Mergozzo Valle d Ossola Piemont ein neues Mineral welches in Form von blassgelben Kornern und selten auch winzigen Kristallen auf Gangen in den dortigen kristallinen Schiefern auftrat Er benannte es aufgrund seiner dem Feldspat Celsian sehr ahnlichen Zusammensetzung und nach dem griechischen Wort para para fur verwandt mit zusammengesetzt also verwandt mit Celsian als Paracelsian 6 Celsian selbst war nach dem schwedischen Astronomen und Naturforscher Anders Celsius 1701 1744 benannt worden Die genaue Typlokalitat fur den Paracelsian ist sehr wahrscheinlich der Steinbruch Cava Madre bei Candoglia 7 Nur wenige Jahre spater 1911 wurde in der Mangangrube Benallt in Nordwales erheblich besseres Material gefunden welches die bis heute weltbesten Kristalle fur Paracelsian liefern sollte Ein Mr G J Williams Grubeninspektor H M Inspector of Mines der zum Krongut gehorenden Mangangrube hatte dem beruhmten Arthur Russell einen Fund von Kristallen des Bariumfeldspats Celsian mitgeteilt Sir Arthur Edward Ian Montagu Russell britischer Mineraloge und bekannter Sammler von Mineralien und Mineraliensammlungen hatte dazu im Magazin Nature einen kurzen Artikel verfasst 8 Die Beschreibung der beiden Barium Feldspate Celsian und Paracelsian aus diesem Fund fuhrte erst viele Jahre spater der britische Mineraloge und Herausgeber des Mineralogical Magazine Leonard James Spencer an dem von Williams und Russel gesammelten Material durch 9 Typmaterial fur das Mineral ist nicht definiert 3 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten aber teilweise noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Paracelsian zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Gerustsilikate Tektosilikate wo er zusammen mit Buddingtonit Celsian Hyalophan Kokchetavit Mikroklin Orthoklas Rubiklin Sanidin und Slawsonit die Gruppe der Alkalifeldspate mit der System Nr VIII J 06 bildete Die seit 2001 gultige und von der IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Paracelsian ebenfalls in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Gerustsilikate Tektosilikate ein Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit weiterer Anionen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der Gerustsilikate Tektosilikate ohne zusatzliche Anionen zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9 FA 40 bildet Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet Paracelsian in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Gerustsilikate Al Si Gitter ein Hier bildet er zusammen mit Slawsonit die Paracelsiangruppe mit der System Nr 76 01 05 innerhalb der Unterabteilung Mit einfachem Al Si Gitter Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Kristallstruktur von Paracelsian projiziert auf die a c EbeneParacelsian kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P21 a Raumgruppen Nr 14 Stellung 3 Vorlage Raumgruppe 14 3 mit den Gitterparametern a 9 07 A b 9 59 A c 8 58 A und b 90 2 sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Die Kristallstruktur von Paracelsian besteht aus einem feldspatartigen Gerust aus geordneten SiO4 und AlO4 Tetraedern mit Ba 9 in den dazwischen entstehenden Lucken 2 In der eckigen Klammer ist die Koordinationszahl der Position in der Kristallstruktur angegeben was in diesem Falle bedeutet dass Barium Ba2 auf einer 9 fach koordinierten Position sitzt Eigenschaften BearbeitenMorphologie Bearbeiten nbsp Zeichnung eines pseudorhombischen Paracelsian KristallsDie Kristalle des Paracelsians ahneln in Tracht und Habitus flachenarmen Topas und Danburit Kristallen was fur einen monoklinen Feldspat eigentlich sehr ungewohnlich ist Allerdings betragt der Winkel b aber 90 2 2 woraus ein pseudoorthorhombisches Aussehen resultiert welches die Ahnlichkeit mit Topas bzw Danburit Kristallen erklart 9 Der Habitus der Paracelsian Kristalle ist prismatisch ihre Kristalltracht besteht aus nur sehr wenigen Formen Trachtbestimmend sind die Prismen 110 und 120 Die Flachen in der Prismenzone sind vertikal gestreift Zwischen den Flachen von 110 und 120 finden sich zahlreiche Vizinalflachen deren Indizes von 780 bis 7 13 0 reichen Hinsichtlich der Endflachen sind charakteristisch meisselformige Kristalle mit den Pinakoiden 201 und 2 01 von solchen Kristallen zu unterscheiden bei denen das Basispinakoid 001 die dominierenden Endflachen bildet Die Paracelsian Kristalle sind meist symmetrisch ausgebildet zeigen gelegentlich aber eine ungleiche Ausbildung der Endflachen mit den meisselformigen Flachen der Pinakoide 201 und 2 01 an einem Ende und dem Basispinakoid 001 am anderen Ende des Kristalls 9 Physikalische und chemische Eigenschaften Bearbeiten Die Farbe der Kristalle und Aggregate des Paracelsians ist farblos bis weiss gelegentlich auch blassgelb Die Strichfarbe des durchscheinenden bis durchsichtigen Minerals ist dagegen immer weiss Die Paracelsiankristalle weisen einen glasahnlichen Glanz auf 3 4 Das Mineral zeigt eine fur einen Feldspat sehr ungewohnliche nur unvollkommene Spaltbarkeit nach 110 bricht aber aufgrund seiner Sprodigkeit ahnlich wie Glas oder Quarz wobei die Bruchkanten halbmuschelig ausgebildet sind Mit einer Mohsharte von 6 gehort Paracelsian zu den mittelharten Mineralen die sich wie das Referenzmineral Orthoklas mit einer Stahlfeile ritzen lassen 3 Die berechnete Dichte des Minerals liegt bei maximal 3 342 g cm 3 Paracelsian zeigt eine rote Fluoreszenz im kurzwelligen UV Licht 5 Modifikationen und Varietaten BearbeitenDie Verbindung Ba Al2Si2O8 ist dimorph und kommt in der Natur neben dem monoklin pseudorhombisch kristallisierenden Paracelsian noch als ebenfalls monokliner aber in einer anderen Raumgruppe kristallisierender Celsian vor 2 Daneben sind noch zwei weitere kunstliche Polymorphe dieser Verbindung bekannt Paracelsian ist sehr wahrscheinlich metastabil und wandelt sich bei Temperaturen von mindestens 500 C moglicherweise auch bei noch geringeren Temperaturen uber Hexacelsian in Celsian um 10 Paracelsian stellt das naturliche Barium dominante Analogon zum Strontium dominierten Slawsonit Sr Al2Si2O8 dar mit dem er auch isostrukturell ist Er bildet ferner auch das naturliche Barium dominante Analogon zum Calcium dominierten Anorthit Ca Al2Si2O8 Bildung und Fundorte BearbeitenParacelsian ist ein sehr seltener Feldspat und fand sich an seiner Typlokalitat in Kornern und kornigen Massen in einem Calciphyr An seinem Zweitfundort Benallt Wales trat er in einem Band in ordovizischen Schiefern und Sandsteinen die mit Lavastromen und vulkanischen Tuffen sowie Schichten aus schwarzen Manganerzen vergesellschaftet waren auf Das nicht oxidierte Manganerz bestand dabei hauptsachlich aus Carbonaten und untergeordnet aus Silikaten An beiden Lokalitaten wird Paracelsian von Celsian begleitet in Benallt finden sich in der Paragenese noch sekundare Eisen und Manganoxide 9 Schliesslich fand sich Paracelsian In Form von mikroskopisch kleinen Kornern aus Manganogrunerit reichen Bandern in Manganerzen aus der Lagerstatte Arschitza in Rumanien 11 Als sehr seltene Mineralbildung ist Paracelsian nur von einigen wenigen Fundorten beschrieben worden und war nur in Benallt etwas haufiger Bisher Stand 2016 sind lediglich vier Fundorte bekannt 12 13 Die Typlokalitat ist der Steinbruch Cava Madre Candoglia Mergozzo Valle d Ossola Piemont Italien Zweitfundort war die Mangangrube Benallt bei Rhiw Halbinsel Lleyn County Gwynedd fruher Caernarfonshire Wales Vereinigtes Konigreich In Form von mikroskopisch kleinen Kornern aus Manganogrunerit reichen Bandern in Manganerzen aus der Lagerstatte Arschitza Iacobeni deutsch Jakobeny Kreis Suceava Bistrița Berge Rumanien Angeblich auch von der Typlokalitat des Celsian der Grube Jakobsberg Jakobsbergsgruvan Jakobsberg Erzfeld Distrikt Nordmark Filipstad Provinz Varmland Schweden 13 Verwendung BearbeitenParacelsian ist aufgrund seiner Seltenheit in jeglicher Hinsicht vollig bedeutungslos und stellt lediglich fur den Sammler ein begehrtes Mineral dar Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenLeonard James Spencer Barium felspars celsian and paracelsian from Wales In Mineralogical Magazine Band 26 Nr 178 1942 S 231 245 englisch v PDF 1 3 MB abgerufen am 14 Mai 2019 Paracelsian In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 68 kB abgerufen am 14 Mai 2019 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Paracelsian Sammlung von Bildern Mineralienatlas Paracelsian Wiki Paracelsian In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 14 Mai 2019 englisch David Barthelmy Paracelsian Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 14 Mai 2019 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Paracelsian In rruff geo arizona edu Abgerufen am 14 Mai 2019 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e f g Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 696 a b c d e f g h i Paracelsian In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 68 kB abgerufen am 14 Mai 2019 a b Webmineral Paracelsian a b Jan H Bernard Jaroslav Hyrsl Minerals and their localities 1 Auflage Granit Praha 2004 ISBN 80 7296 039 3 S 450 Enrico Tacconi Di un silicato di alluminio e bario paracelsian dei calcefiri di Candoglia in valle del Toce In Rendiconti R Istituto Lombardo Science Letters Band 38 1905 S 636 643 italienisch Marco E Ciriotti Lorenza Fascio Marco Pasero Italian Type Minerals 1 Auflage Edizioni Plus Universita di Pisa Pisa 2009 ISBN 978 88 8492 592 3 S 209 Arthur Russell An occurrence of the Barium felspar Celsian in North Wales In Nature Band 86 Nr 2162 1911 S 180 doi 10 1038 086180c0 englisch zenodo org PDF 132 kB abgerufen am 14 Mai 2019 a b c d Leonard James Spencer Barium felspars celsian and paracelsian from Wales In Mineralogical Magazine Band 26 Nr 178 1942 S 231 245 englisch v PDF 1 3 MB abgerufen am 14 Mai 2019 H C Lin W R Foster Studies in the system BaO Al2O3 SiO2 I The polymorphism of celsian In American Mineralogist Band 53 1968 S 134 144 englisch minsocam org PDF 713 kB abgerufen am 14 Mai 2019 M Bălan Mineralogia zăcămintelor manganifere de la Iacobeni Mineralien der Manganlagerstatten bei Iacobeni 1 Auflage Edit Academiei Bucuresti 1976 OCLC 3479779 rumanisch Localities for Paracelsian In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 14 Mai 2019 englisch a b Fundortliste fur Paracelsian beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paracelsian amp oldid 237842954