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Otto Weber 28 Juli 1877 in Polsingen 29 Juli 1928 in Friesing bei Rosenheim 1 war ein deutscher Assyriologe Er war der zweite Direktor der Vorderasiatischen Abteilung der Berliner Museen Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und fruhe Berufszeit 2 Kustos und Direktor der Vorderasiatischen Abteilung 3 Wurdigung 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeAusbildung und fruhe Berufszeit BearbeitenOtto Weber Sohn des Theologen Ferdinand Wilhelm Weber studierte an der Universitat Munchen bei Fritz Hommel Als Student gehorte Otto Weber 1896 zu den Grundungsmitgliedern der christlichen Studentenverbindung Munchener Wingolf und wurde ein Jahr spater zudem Mitglied des Erlanger Wingolf 2 Er beschaftigte sich als Philologe zunachst mit altsudarabischen und assyrischen Texten Mit Erik J Knudtzon und Erich Ebeling machte er sich fruh um die Edition des Amarna Archivs verdient Nach dem Studium ging er in den Archivdienst und war als Archivbeamter in Landshut tatig Nach dem Tod von Leopold Messerschmidt dem ersten Kustos der Vorderasiatischen Abteilung im Jahr 1911 waren zunachst der Agyptologe Hermann Ranke und nachdem dieser ablehnte der Althistoriker Hugo Prinz als dessen Nachfolger vorgesehen Doch 1912 wurde nach Ablehnung durch Ranke und wohl auch durch Prinz Weber auf die Position berufen Ausschlaggebend war nicht zuletzt dass er als fahig angesehen wurde ein Gegengewicht zum nebenamtlichen Direktor der Abteilung Friedrich Delitzsch zu schaffen der einzig an den Sprachdenkmalern Interesse hatte Weber der eigentlich auch Philologe war wurde eine starkere Beachtung der archaologischen Fundstucke zugetraut Insbesondere sein Freund Hugo Winckler machte sich fur Webers Berufung stark und hatte wegen der durch ihn in Bogazkoy der hethitischen Hauptstadt Ḫattusa durchgefuhrten Ausgrabungen bei denen auch viele Sprachdenkmaler gefunden wurden gewissen Einfluss auf die Berufung Auch Delitzsch scheint eine Berufung schliesslich unterstutzt zu haben spater sollte ihm Weber seine Arbeit Altorientalische Siegelbilder 3 widmen und ihm dort fur seine Berufung nach Berlin danken Auch Wilhelm von Bode als Direktor der Museen der in erster Linie an der Kunstgeschichte interessiert war unterstutzte die Berufung eines nicht nur auf die Erforschung der Schriftzeugnisse gerichteten Wissenschaftlers Kustos und Direktor der Vorderasiatischen Abteilung BearbeitenZum 1 April 1912 dem Beginn des neuen Rechnungsjahres wurde Weber mit denselben Bezugen wie sein Vorganger am Ende 4 zum Kustos der Vorderasiatischen Abteilung berufen Anders als Messerschmidt wurde Weber zudem zum Professor ernannt was zum einen seine Position gegenuber Delitzsch starken und zum anderen schon ein Vorgriff auf eine Abteilungsleitung durch einen hauptamtlichen Direktor sein sollte Zunachst pflegte er ein gutes Verhaltnis zu den Ausgrabern um Robert Koldewey und Walter Andrae Letzteren konsultierte er noch im Sommer 1912 bei dessen Heimataufenthalt wegen der Planungen des Museumsneubaues in deren Zuge die Vorderasiatische Abteilung erstmals in angemessenem Rahmen in Berlin prasentiert werden sollte In der Folgezeit zeichnete sich Weber durch diplomatisches Geschick bei den Kontakten mit den Ausgrabern und deren Interessen ebenso wie beim Kontakt mit der Deutschen Orient Gesellschaft aus Dabei schaffte er es auch immer seine eigenen Ziele zu verfolgen indem er diese mit denen anderer Forscher kombinierte Spatestens seit 1913 war er insbesondere bei Bode hoch angesehen den er erstmals auch fur die Interessen und Belange der Vorderasiatischen Abteilung interessieren konnte Nachdem Winkler im Jahr 1913 verstorben war betrieb Weber die Fortsetzung der Ausgrabungen in Bogazkoy mit Nachdruck und konnte auch Bode dafur gewinnen Delitzsch uberliess dieses Arbeitsfeld vollig Weber womit eine Arbeitsteilung der beiden Forscher begann die sich bis Delitzschs Tod fortsetzen sollte Wahrend der Direktor die mesopotamischen Sprachdenkmaler bearbeitete widmete sich sein Stellvertreter den weiteren Hinterlassenschaften archaologischer Natur und den Sprachdenkmalern aus den weiteren altorientalischen Regionen insbesondere den hethitischen Zwischen Mai und Juni 1913 weilte Weber auch erstmals in Konstantinopel wo er zum einen personliche Kontakte mit Vertretern des Ottomanischen Museums knupfen zum anderen uber die Fundteilung der Funde aus Assur und Babylon verhandeln wollte Dabei konnte er sowohl die Mitarbeiter auf turkischer Seite wie auch den massgeblichen deutschen Archaologen in der Region Theodor Wiegand positiv beeindrucken Die Verhandlungen mit Halil Bey wegen der Fundteilung und weiterer Ausgrabungen verliefen positiv Fur die Ausgrabungen in Bogazkoy sah sich Weber als Leiter doch konnten sie wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges nicht mehr aufgenommen werden Eine weitere Reise fuhrte ihn Ende 1913 Anfang 1914 nach Mesopotamien Weihnachten 1913 verbrachte er in Assur im Februar 1914 besuchte er Babylon Kurz vor Ausbruch des Krieges war er wieder zuruck in Berlin Wahrend der nachsten Jahre widmete sich Weber der Restaurierung Bearbeitung und Publikation der Bogazkoy Tafeln Er wurde Herausgeber mehrerer wissenschaftlicher Publikationsreihen die sich mit diesem Themengebiet befassten darunter ab 1916 die Keilschrifttexte aus Boghazkoi ab 1917 die Boghazkoi Studien und ab 1921 die Keilschrifturkunden aus Boghazkoi 1916 wurde die Abteilung aufgrund der unterschiedlichen Interessen von Delitzsch und Weber offiziell geteilt Mit der Teilung kam auch die Genehmigung fur Weber seit dem 24 April 1916 den Titel Direktor zu fuhren Diese Entwicklung spiegelte nicht nur den Interessenkonflikt zwischen Delitzsch und Weber wider dem damit aus dem Weg gegangen wurde sondern auch den Ehrgeiz Webers Dieser hatte schon 1914 versucht die Vertretung der Vorderasiatischen Abteilung ihm selbst und nicht Wiegand zu ubertragen Wahrend sein Ansehen in Berlin sehr hoch war war es spatestens seit seiner Reise nach Mesopotamien bei den Grabungsarchaologen im Orient nicht mehr sehr hoch Die Ausgrabungen in Babylon waren zu dieser Zeit problematisch und die Fortsetzung ungewiss Vor allem Eduard Meyer kritisierte die schleppende Publikation der Grabungsergebnisse Weber war in dieser Frage Parteiganger Meyers Nach der Ruckkehr aus Mesopotamien wurde er mit Heinrich Schafer und Hans Gustav Guterbock Mitglied einer Kommission die den Mitgliedern der Babylon Grabung Publikationsthemen zuweisen sollte Damit stellte er sich gegen Koldewey der betonte dass dies die weiteren Arbeiten nicht befordern sondern behindern wurde Nach einem Jahr wurde die Kommission jedoch wegen Erfolglosigkeit wieder aufgelost Die Probleme vor allem mit Andrae sollten jedoch bleiben auch nachdem dieser und Weber nach dem Krieg im Museum zusammenarbeiten mussten Immer mehr ruckten nun auch die archaologischen Forschungen in den Mittelpunkt Damit war er Delitzsch und Messerschmidt entgegengesetzt die sich einzig den Keilschrifttexten widmeten Zudem intensivierte er die Offentlichkeitsarbeit der Abteilung Nachdem Delitzsch als nebenamtlicher Direktor zum 30 September 1918 ausgeschieden war wurde Weber zunachst dessen Nachfolger und blieb zudem Kustos Zum 1 April 1919 wurde er schliesslich der erste hauptamtliche Direktor und blieb es zum Tod Wurdigung BearbeitenAls Direktor des Museums steht Weber in der offentlichen Wahrnehmung sehr im Schatten seines Vorgangers Delitzsch und seines Nachfolgers Andrae Doch hatte er grossen Anteil an der Organisation des Museums in einer wichtigen Phase und an der Professionalisierung sowohl der musealen Verwaltung als auch der Offentlichkeitsarbeit Zudem hatte er daruber hinaus grosse Verdienste bei der Edition altorientalischer Sprachdenkmaler Literatur BearbeitenCarl Bezold Nachruf In Zeitschrift fur Assyriologie und verwandte Gebiete Band 38 1929 ULB Halle Nicola Crusemann Vom Zweistromland zum Kupfergraben Vorgeschichte und Entstehungsjahre 1899 1918 der Vorderasiatischen Abteilung der Berliner Museen vor fach und kulturpolitischen Hintergrunden Mann Berlin 2001 ISBN 3 7861 2403 5 Jahrbuch der Berliner Museen Beiheft zum Band 42 2000 S 169 175 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Otto Weber im Katalog der Deutschen NationalbibliothekBelege Bearbeiten lt Wolfgang Leesch Die deutschen Archivare 1500 1945 Band 2 Biographisches Lexikon Saur Munchen u a 1992 ISBN 3 598 10605 X via World Biographical Information System Online hingegen Berlin lt Deutsches biographisches Jahrbuch Jg 10 1928 ZDB ID 541850 1 via World Biographical Information System Online August Winkler Vademekum Wingolfitikum Wingolfsverlag Wolfratshausen 1925 S 66 in Der Alte Orient 17 18 1920 4 100 Reichsmark und 1 300 Mark Wohngeld im Jahr Direktoren des Vorderasiatischen Museums Berlin Friedrich Delitzsch 1899 1918 Otto Weber 1918 1928 Walter Andrae 1928 1951 Gerhard Rudolf Meyer 1951 1977 Liane Jakob Rost 1978 1990 Evelyn Klengel Brandt 1990 1997 Beate Salje 1998 2014 Markus Hilgert 2014 2018 Barbara Helwing ab 2019 Normdaten Person GND 117170453 lobid OGND AKS LCCN no93038581 VIAF 41853966 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Weber OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher AssyriologeGEBURTSDATUM 28 Juli 1877GEBURTSORT PolsingenSTERBEDATUM 29 Juli 1928STERBEORT Friesing bei Rosenheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Weber Orientalist amp oldid 237786020