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Osamu Tezuka japanisch 手塚 治虫 eigentlich 手塚 治 Tezuka Osamu 3 November 1928 in Toyonaka 9 Februar 1989 war ein japanischer Arzt Regisseur und Manga Zeichner Er war so massgeblich in die Entwicklung des Mangas und des Animes der Nachkriegszeit involviert dass er teilweise als Manga no Kami sama 漫画の神様 deutsch Gott des Manga bezeichnet wurde Osamu Tezuka 1951Beruhmte Figuren seines produktiven Schaffens sind beispielsweise Astro Boy Black Jack Prinzessin Saphir und Kimba Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Erfolge als Mangaka 1 3 Eintritt in die Anime Branche 1 4 Neuorientierung 1 5 Zweite grosse Schaffensphase 1 6 Die letzten Jahre 2 Stil 2 1 Themen 2 2 Das Starsystem 3 Wirkung 4 Auszeichnungen 5 Werke Auswahl 5 1 Manga 5 2 Anime 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Osamu Tezuka wurde 1928 als altestes von drei Kindern geboren Sein Vater Yutaka war fasziniert von Comics und Zeichentrickfilmen und so erreichte diese Faszination auch die Kinder Als Tezuka sieben Jahre alt war zog die Familie nach Takarazuka Die Stadt war bekannt fur ihre Vergnugungsparks und das angesehene Frauentheater Takarazuka Revue In Takarazuka ging Tezuka in die Grundschule und wurde dort von anderen Kindern tyrannisiert weil er recht klein fur sein Alter war 1 1937 mit neun Jahren zeichnete er seinen ersten Comic der den Namen Pin Pin Sei chan trug und autobiographische Zuge aufwies Seine Familie seine Lehrern und seine Mitschuler schatzten sein zeichnerisches Konnen In der Grundschulzeit beschaftigte er sich neben dem Zeichnen und dem Lesen von Comics besonders an den Werken des Mangaka Tagawa Suihō fand er Gefallen auch mit Insekten Weil er so von Insekten fasziniert war fugte er der Kanji Schreibweise seines Vornamens 治 das Zeichen fur Insekt 虫 mushi hinzu Diese Schreibweise seines Namens verwendete er zunachst nur bei seinen Comics als Erwachsener schrieb er seinen Namen grundsatzlich mit dem Zusatzzeichen Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde er wie viele seiner Mitschuler in der Mittelschule zur Waffenproduktion in eine Fabrik eingeteilt und musste eine Ausbildung zum Soldaten durchlaufen Nach dem Kriegsende zeichnete er eine unuberschaubare Anzahl an Comics bis er schliesslich 1946 mit Ma chan no Nikkichō dt Ma chans Tagebuch in der Kinderzeitung Shōkokumin Shimbun 2 seinen ersten Manga veroffentlichte Wie alle seine 1946 entstandenen Anfangswerke war auch diese Arbeit eine Reihe von Comicstrips Yonkoma und erschien in Zeitungen Tezukas Ziel lag jedoch in einer Veroffentlichung von Mangas mit langen durchgehenden Handlungen Story Manga in Buchform wie er sie wahrend des Krieges vermehrt gezeichnet hatte Nebenbei studierte er Medizin und war sich noch nicht sicher ob er Arzt oder Comiczeichner werden sollte Erfolge als Mangaka Bearbeiten Gemeinsam mit Shichima Saki einem bereits in den Manga Markt etablierten Zeichner entwarf Tezuka 1947 den Manga Shin Takarajima dt Die neue Schatzinsel nach bekannten Abenteuergeschichten wie Die Schatzinsel Robinson Crusoe und Tarzan Dies war seine erste Buchveroffentlichung und gleichzeitig sein erster veroffentlichter Story Manga Dieses Werk verkaufte sich uber 400 000 mal 2 und verhalf ihm zum Durchbruch Vollkommen zufrieden war Tezuka mit Shin Takarajima allerdings nicht da Shichima Sakai einen Teil der Handlung strich Dieser sei fur Kinder ungeeignet gewesen In den folgenden Jahren widmete er sich einer Reihe von Science Fiction Comics Metropolis Lost World und Kitarubeki Sekai Ausserdem setzte er vor allem Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre bekannte Geschichten in Form von Comics um Er schuf Adaptionen von beispielsweise King Kong 1947 Faust 1949 Bambi 1951 Pinocchio 1952 oder Schuld und Suhne 1953 Weil er weiterhin genugend Erfolg hatte ging er 1952 nach Abschluss seines Medizin Studiums nach Tokio um sich dort ganz auf seine Karriere als Mangaka zu konzentrieren Zwei Jahre zuvor 1950 war in der Zeitschrift Manga Shōnen das erste Kapitel seines Mangas Kimba der weisse Lowe erschienen Zuvor waren alle seine Werke unmittelbar als Bucher publiziert worden Mit Kimba wagte sich Tezuka das erste Mal an eine Magazinveroffentlichung Tezuka erzahlte vom Leben eines kleinen weissen Lowen der nach dem Tod seines Vaters den Dschungel regieren soll In den nachsten Jahren zeichnete Tezuka viele weitere grosstenteils erfolgreiche Manga Das 1952 erstmals veroffentlichte Astro Boy entwickelte sich zu einem seiner bekanntesten Werke Ein kleiner Roboterjunge muss in dieser Geschichte die im Jahr 2003 spielt der Gesellschaft oftmals Heldentaten erweisen Einen Gegensatz zu Astro Boy bildete der Manga Ribon no Kishi der 1953 veroffentlicht als einer der ersten Shōjo Manga gilt Diesen an Madchen gerichteten Comic zeichnete er in Erinnerung an die Vorfuhrungen der Takarazuka Revue die Tezuka in seiner Jugend gesehen hatte 1954 war das Startjahr von Tezukas unvollendet gebliebenem Lebenswerk Hi no Tori uber einen Phonix dessen Blut Unsterblichkeit verleihen kann Im Jahr 1953 zog Tezuka in den Apartment Komplex Tokiwa so in Tokio ein wo spater auch die Mangaka Shōtarō Ishinomori Fujio Akatsuka und das Zeichnerteam Fujiko Fujio lebten und Tokiwa so zu einem mittlerweile legendaren fruhen Zentrum der Manga Kunst machten Mit einem Einkommen von uber zwei Millionen Yen pro Jahr war Tezuka 1954 der am meisten verdienende japanische Zeichner Neben dem beruflichen Erfolg aber auch dem Stress den ihm das standige Zeichnen bereitete heiratete er 1959 Etsuko Okada mit der er drei Kinder hatte Makoto 1959 der sich spater als Anime Regisseur betatigte Rumiko 1964 und Chiiko 1969 Tezuka 1961 verlieh ihm die Medizinische Hochschule Nara einen Doktortitel fur eine Arbeit die er geschrieben hatte Obwohl Tezukas Leidenschaft dem Manga Zeichnen galt beschaftigte er sich auch weiterhin stark mit Medizin Eintritt in die Anime Branche Bearbeiten 1960 wurde sein Manga Boku no Son Goku als knapp 90 minutiger Zeichentrickfilm Saiyuki adaptiert fur den er auch das Storyboard anfertigte Damit war ihm ein lang ersehnter Traum in Erfullung gegangen da er schon seit Jahren Animationsfilme wie Walt Disney oder Max Fleischer machen wollte Doch war Tezuka unzufrieden mit der mangelnden Kontrolle uber den Film den er in der Zusammenarbeit mit Tōei Animation hatte Dennoch arbeitete er noch fur zwei weitere Filme mit dem Studio zusammen 3 1961 grundete er sein eigenes Anime Studio Tezuka Dōga Production Dieses wurde sieben Monate spater aufgrund seiner Vorliebe fur Insekten und des Kanjis fur Insekt in seinem Namen in Mushi Production umbenannt Er warb Animatoren ab die er bei Tōei kennengelernt hatte und liess zunachst zwei eher experimentelle Kurzfilme produzieren 3 Der endgultige Durchbruch fur Tezukas Studio sollte allerdings erst im Januar 1963 folgen als die erste Episode der schwarzweissen Zeichentrickumsetzung von Astro Boy im japanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde Es war der erste Fernseh Anime mit halbstundigen Folgen dieses Format wurde in den nachsten Jahren zum Standard fur eine Vielzahl von Anime Astro Boy konnte durch die Fernsehserie seine Popularitat um ein Vielfaches steigern Merchandise wurde zu der beliebten Figur hergestellt und weitere Anime die auf Manga Tezukas basierten wurden produziert Bereits einige Monate nach der japanischen Erstausstrahlung von Astro Boy reiste Tezuka in die USA wo der Rechtehandler NBC Enterprises die Ausstrahlungsrechte fur die Serie erwarb Kurze Zeit spater war Astro Boy auch in den USA erfolgreich auf diversen Regionalsendern zu sehen weitere Ausstrahlungen in zahlreichen Landern wie Frankreich Grossbritannien und Deutschland folgten 1964 wurde auch Kimba in eine Zeichentrickserie umgesetzt die jedoch im Gegensatz zu den bis dahin ausgestrahlten japanischen Fernsehserien und auch auf Wunsch der japanischen und amerikanischen Geldgeber in Farbe war Es folgten weitere erfolgreiche Serien jedoch konnten diese die Kosten des Studios nicht decken Tezuka hatte bei Astro Boy einen bei weitem nicht kostendeckenden Preis angesetzt damit das Projekt nicht daran scheitert und um Wettbewerber vom Animemarkt abzuschrecken Obwohl er privates Vermogen in das Studio investierte Einnahmen uber Merchandising und auslandische Lizenzen einwarb haufte das Studio immer hohere Schulden an 1971 trat Tezuka als Vorsitzender von Mushi Production zuruck In der Wirtschaftskrise Anfang der 1970er Jahre musste das Studio 1973 schliessen Um seine Manga Rechte zu verwalten grundete Tezuka bereits 1968 Tezuka Productions das auch die Recht an den Anime hielt sodass die Werke auch nach dem Ende des Studios weiter vermarktet werden konnten 3 1977 trat er erneut in die Anime Produktion ein als Tezuka Productions ein neues Studio Mushi Production grundete Neuorientierung Bearbeiten Mitte der 1960er Jahre nahm Tezukas Popularitat langsam ab Dies lag an neuen Mangagattungen den Gekiga die sich mit realistischen Erzahlungen und Zeichenstilen an erwachsene Leser richteten Kunstler wie Yoshiharu Tsuge Shirato Sanpei und Shigeru Mizuki waren die neuen Stars im Manga Geschaft das alternative Manga Magazin Garo nahm an Beliebtheit zu Tezukas an Kinder gerichtete Manga und seine typische Erzahlweise hingegen waren zu ausgeschopft Er verfiel in eine Schaffenskrise und sogar die Geschichte von Astro Boy musste drastische Wendungen erfahren bis sie 1968 schliesslich eingestellt wurde Tezuka zeichnete nun nicht mehr in seinem gewohnt harmonischen und frohlichen Stil seine neuen Werke sollten den Gekiga insbesondere den Werken Yoshihiro Tatsumis angepasst sein Das Resultat waren ungewohnliche Geschichten mit komplexen Handlungsverlaufen dusteren Themen und vielen stilistischen Bruchen Er grundete das Manga Magazin COM das sich ahnlich wie Garo mit zum Teil alternativen Manga an eine altere Leserschaft richtete Unter anderem Zeichner wie Daijirō Mohoroshi Moto Hagio und Keiko Takemiya arbeiteten fur das Magazin Sein Manga Hi no Tori der bis dahin in Shōnen und Shōjo Magazinen fur jungere Leser erschienen war war eine der ersten Serien des Magazins der Grossteil der Geschichte wurde schliesslich in COM veroffentlicht Mitte der 1970er wurde das Magazin allerdings wieder eingestellt Zweite grosse Schaffensphase Bearbeiten In den 1970er Jahren fand Tezuka wieder zu einem Erfolgskonzept das sich jedoch von seinem alten unterschied Die neuen Geschichten waren komplex hatten vielschichtige Charaktere und richteten sich oftmals an Erwachsene So entstand Black Jack uber einen geheimnisvollen Arzt der fur seine angesehenen medizinischen Fahigkeiten grosse Geldsummen verlangt Dieses Werk erregte durch die detailreiche Schilderung von Operationen und das haufige Vorkommen medizinischer Begriffe Aufmerksamkeit Buddha an dem er von 1972 bis 1983 arbeitete erzahlt die Lebensgeschichte Siddhartha Gautamas dem Begrunder des Buddhismus und nimmt diese Figur als Ausgangspunkt fur die teilweise fiktiven Schicksale mehrerer Personen im 6 Jahrhundert v Chr in Indien Zu dieser Zeit erhielt Tezuka Spitznamen wie japanischer Walt Disney oder Manga no Kami sama Gott der Comics Anfang der 1970er Jahre wurde erstmals der Tezuka Preis vom popularen Shōnen Jump Magazin zur Forderung neuer Zeichentalente vergeben Der Namensgeber stellte das Hauptmitglied der Jury dar 1977 nahm sich der Kodansha Verlag der Aufgabe an alle Werke Tezukas in einer Reihe namens Gesamtwerk des Tezuka Osamu 手塚治虫漫画全集 Tezuka Osamu Manga Zenshu zu verlegen das zunachst 1984 nach 300 Banden abgeschlossen wurde Von 1994 bis 1997 erschienen weitere 100 Taschenbucher in dieser Reihe Die letzten Jahre Bearbeiten In den 1980er Jahren reiste er in der Welt herum und machte japanische Comics weltweit bekannter Unter anderem freute er sich als grosser Disney Fan uber einen Aufenthalt im Disneyland Zu dieser Zeit zeichnete Tezuka auch wichtige Werke wie Adolf eine im Zweiten Weltkrieg spielende Geschichte uber drei verschiedene Adolfs einen Halbjapaner namens Adolf der in Deutschland lebt einen judischen Adolf und Adolf Hitler Allerdings verbrachte er in den 1980er Jahren auch viel Zeit im Krankenhaus und musste einige Operationen hinter sich bringen Der Grund fur die gesundheitlichen Probleme lag im Stress den ihm das Manga Zeichnen bereitete Und obwohl er selbst im Krankenhaus an seinen Comics weiterzeichnete blieben einige seiner Arbeiten wie etwa Hi no Tori unvollendet Er starb am 8 Februar 1989 im Alter von 60 Jahren an Krebs Nach seinem Ableben wurde vermehrt Sekundarliteratur uber ihn veroffentlicht Verwandte und Nahestehende gaben in den Medien Interviews uber seine Person Internationale Bekanntheit erlangte er allerdings erst nach dem Tod als Serien wie Dragonball und Sailor Moon einen Anime und Manga Boom auslosten und auch seine Werke weltweit verlegt wurden Stil BearbeitenOsamu Tezuka kombinierte einfach gezeichnete Korper mit uberproportional dargestellten Augen Die Figuren aus seiner fruhen Zeit als Comiczeichner unterscheiden sich dabei deutlich von denen seiner spateren Werke Wahrend die Figuren seiner Anfangszeit noch rundlich gezeichnet und an den Figuren von Walt Disney orientiert waren widmete er sich ab Mitte der 1970er Jahre realitatsnaher gezeichneten Figuren Weitere Unterschiede zwischen Anfangs und Spatphase Tezukas lassen sich etwa im Aufbau der Erzahlungen Kulisse und Inspirationen feststellen In den 1940er und 1950er Jahren verwendete Tezuka in seinen Erzahlungen klassische Methoden des Spannungsaufbaus in seiner spaten Schaffensphase waren seine Geschichten von ineinander verwobenen Erzahlstrangen gepragt Seine ersten Manga spielten hauptsachlich in Science Fiction und Marchenwelten spater an realistisch dargestellten oder historisch wichtigen Orten Auch seine Inspirationen blieben sein Schaffen uber nicht dieselben Ab 1947 wurde Tezuka bei seinen an Kinder gerichteten Mangas vor allem von den Filmen Walt Disneys fruhen Hollywood Filmen Marchen und Abenteuerromanen beeinflusst Zu dieser Zeit verwendete er in seinen Comics eine ausserst filmische Erzahlweise Ab Mitte der 1960er Jahre liess er sich mehr von Schriftstellern wie Edgar Allan Poe und Franz Kafka sowie von einigen Gekiga beeinflussen und baute philosophische Einwurfe in seine Arbeiten ein In den 1980er Jahren las er Biographien international beruhmter Personlichkeiten und Dokumentationen geschichtlicher Begebenheiten Kritisiert wurde Tezukas Art Menschen mit schwarzer Hautfarbe in seinen Fruhwerken darzustellen als dummliche Wilde die nicht wissen ob sie zu den Guten oder den Bosen gehoren sollen Tezuka Production die Firma die seinen Nachlass verwaltet weist bei auslandischen Manga Veroffentlichungen seiner Werke deshalb stets darauf hin dass Tezuka kein rassistischer Mensch war allerdings generell seine Manga Figuren humorvoll und unrealistisch behandelte Themen Bearbeiten Seine Erfahrungen wahrend des Zweiten Weltkriegs beeindruckten den jungen Tezuka stark so dass das grundlegende Fundament seines Werkes ein stark ausgepragter Humanismus ist So wird zum Beispiel Astro Boy als engagierter Aufruf gegen Rassismus rezipiert 4 Der Krieg wird teilweise sehr direkt thematisiert beispielsweise in Adolf und einem Abschnitt von Apollo no Uta welche beide auch als Holocaust Dramen klassifiziert werden konnen Ein weiterer wichtiger Themenkomplex stammt aus der arztlichen Ausbildung Tezukas beispielsweise handelt Black Jack von einem exzentrischen Schwarzmarkt Arzt mit einem eigenwilligen Wertesystem und Kirihito von der Korruption in der medizinischen Welt Ebenso durchziehen metaphysische Themen sein Werk insbesondere seine spateren Werke wie Buddha und Hi no Tori behandeln Religion und fernostliche Philosophie in epischer Breite 5 Intensive und teilweise sehr komplizierte zwischenmenschliche Beziehungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle und als einer der ersten Mainstream Mangaka beschaftigt sich Tezuka in dem Thriller MW von 1976 78 explizit mit Homosexualitat Der von den Gekiga und dem Neorealismus inspirierte explizit politische Thriller Ayako erzahlt die Geschichte einer alteingessenen Familie von Landbesitzern im unmittelbaren Nachkriegsjapan Nach und nach werden die dusteren Geheimnisse der moralisch vollig korrumpierten Familie aufgedeckt und Tezuka geht darin sogar auf inzestuose Beziehungen ein In Nebenhandlungen werden die Konflikte zwischen Familienmitgliedern zwischen Individualismus und Kollektivismus sowie das Verhaltnis von Kommunismus zu traditionellen japanischen Familien und Werten behandelt Tezuka wird bis heute vor allem wegen seiner aussergewohnlichen Bandbreite an Themen geschatzt und galt zu Lebzeiten als hochangesehener Intellektueller in der japanischen Gesellschaft der sich gelegentlich in offentliche Diskurse einbrachte Er selbst bezeichnete sich als politisch progressiv 6 Das Starsystem Bearbeiten Als besonderes Merkmal von Tezukas Gesamtwerk gilt sein sogenanntes Starsystem benannt nach der Praxis des klassischen Hollywoodkinos bestimmte Schauspieler zu schnell wiedererkennbaren Stars eines bestimmten Rollenfachs auszubilden Das Aussehen der Tezuka Stars ist dabei konsistent und auch die Charaktereigenschaften sind gleichbleibend Zum Beispiel ist die Figur Kenichi sowohl in Kitarubeki sekai als auch in anderen Werken wie Kimba der weisse Lowe der Hauptcharakter der Handlung Haufig wiederkehrende Bosewichte sind unter anderem der impulsive Hamegg oder der gerissene Acetylene Lamp welcher leicht an seinem quadratischen Gesicht und der Kerze in der Delle in seinem Hinterkopf zu erkennen ist Dadurch stellt Tezuka einen starken Metabezug in seinem Werk her So impliziert der Gebrauch des Systems dass er die Comicfiguren als eine Art Schauspieler betrachtet und so den fiktionalen Charakter seines Werkes betont Er selbst tritt auch als Star in Erscheinung und gibt in etwa Einfuhrungen zu wiederveroffentlichten Kapiteln von Astro Boy in denen er sich teilweise mit den Figuren unterhalt und sie sogar inhaltlich auf die Geschichte vorbereitet Ausser als Autor der Comics tritt Tezuka auch in anderen Rollen auf beispielsweise als Taxifahrer in Adolf Ein weiterer haufig anzutreffender Star ist der Hyōtan Tsugi eine Art Mischung aus Schwein und Kurbis der als Comic Relief fur Slapstick Momente sorgt Das Design geht auf eine Zeichnung von Tezukas Schwester zuruck 7 Das Starsystem benutzte er vorrangig in der ersten Halfte seines Schaffens In seinem von der Gekiga Szene beeinflussten Schaffensphase greift er eher auf komplett neue Designs zuruck mit Ausnahme etwa von Adolf in dem zum Beispiel Acetylene Lamp als Gestapo Offizier Herr Lampe auftritt Wirkung Bearbeiten nbsp das Tezuka Museum in TakarazukaOsamu Tezuka hat ab 1947 viele andere Zeichner beeinflusst darunter zum Beispiel Moto Hagio Keiji Nakazawa Shinji Nagashima Fujiko Fujio Hitoshi Iwaaki und Nobuhiro Watsuki Auch heute noch wird Tezuka von zahlreichen Manga Fans vor allem fur seinen uberaus produktiven Output seine unkonventionelle Technik sowie die Kreation mehrerer vollig neuer Manga Genres geschatzt Seine Rolle als Schopfer des modernen Manga ist jedoch auch umstritten Seine Person und Leistung waren seit den 1990er Jahren in der Mangaforschung ein zentrales Thema Auf der einen Seite wird er als Schopfer eines neuen und ureigen japanischen Mediums Manga angesehen Andere weisen darauf hin dass manche von Tezukas vermeintlich neuen Erzahltechniken bereits fruher in Japan ausprobiert wurden jedoch noch keinen grossen Erfolg hatten und dass er nicht in allem die Vorreiterrolle hatte die ihm zugesprochen wird Dass Osamu Tezuka mit seinen Werken erheblich zur Popularisierung des Mediums beigetragen hat ist unstrittig 8 In der Hervorhebung Tezukas als Schopfer des Mangas vor allem in den 1990er Jahren lag auch das Interesse das Medium als besonders modern darzustellen 9 Auch Osamu Tezukas Rolle als Anime Pionier die ihm haufig zugeschrieben wird ist umstritten Obwohl die unter ihm entstandene Serie Astro Boy die erste halbstundige Animeserie war und damit etwas bis dahin von vielen in der Branche fur unmoglich gehaltenes erreichte sehen einige Kollegen und Forscher die Innovationen nicht bei Tezuka Vieles war zuvor bereits bei Tōei Animation erreicht wurden sowohl hinsichtlich der Produktionsablaufe als auch mit Ausbildung einer grossen Zahl an Animatoren auf deren Fertigkeiten Tezuka dann zuruckgreifen konnte Auch wird davon ausgegangen dass ohne Tezuka auch ein anderes Studio noch im gleichen Jahr eine erste volle Serie herausgebracht hatte wie es mit Ōkami Shōnen Ken auch geschehen ist Dennoch hatte Tezuka wie es Jonathan Clements beschreibt erheblichen Einfluss auf das Medium Er mobilisierte die bis dahin geschaffenen Arbeitsmethoden und Arbeitskrafte erstmals fur eine Fernsehproduktion und beschleunigte damit die Expansion der Branche Dabei wurden durch die Mitarbeiter unter ihm aber auch durch Tezuka selbst Methoden der Limited Animation erprobt und in grossem Masse eingesetzt wie nicht zuvor was die Branche technisch und stilistisch pragte Auch Tezukas eigener Zeichenstil den er in seine Anime einbrachte wirkte auf viele ihm nachfolgende Animatoren Schliesslich nutzte Tezuka erstmals in grossem Umfang Merchandising und Lizenzverkaufe sowie den Medienverbund mit Manga um die Serien zu finanzieren Dies wurde zu einem verbreiteten Merkmal von Anime Produktionen 3 Wegen seiner andauernden Beliebtheit erfahren viele seiner Manga auch heute noch Anime Umsetzungen So entstand nach langem Warten von Tezuka Fans 2001 ein Anime Film zu Metropolis im deutschsprachigen Raum als Robotic Angel veroffentlicht und 2004 eine Anime Serie zu Hi no Tori Von Oktober 2004 bis September 2006 wurde im japanischen Fernsehen auch ein Black Jack Anime mit Erfolg ausgestrahlt Durch dessen neuen Black Jack Boom entstanden auch mehrere Remakes des Mangas unter anderem von Narumi Kakinouchi Nach Tezukas Tod wurde 1990 durch eine Einzelausstellung im Nationalmuseum fur moderne Kunst in Tokio das erste Mal das Lebenswerk eines Mangaka prasentiert 1994 wurde in Takarazuka wo Tezuka aufwuchs ein Osamu Tezuka Museum eroffnet Dieses uberschritt 1996 die Grenze von einer Million Museumsbesuchen Der Film Der Konig der Lowen aus den Disney Studios weist einige Ahnlichkeiten zu Tezukas Kimba der weisse Lowe auf Einige Szenen sollen sogar direkt aus dem Manga ubernommen worden sein Tezuka Productions verzichtete auf eine Klage da Tezuka selbst von Walt Disney beeinflusst wurde Seit Juni 1997 existiert der Osamu Tezuka Kulturpreis Dieser wird von der Zeitung Asahi Shimbun jahrlich an herausragende Manga Arbeiten verliehen Zu den ersten Preistragern zahlten Moto Hagio und Fujiko F Fujio 2005 gewann der auf Tezukas Astro Boy basierende Thriller Pluto von Naoki Urasawa den Preis Auszeichnungen BearbeitenIn seiner Karriere und auch nach seinem Tod erhielt Tezuka aufgrund seiner Beliebtheit und aussergewohnlichen Leistung im Bereich Manga und Anime zahlreiche Auszeichnungen Darunter folgende Shōgakukan Manga Preis 1958 fur Beeko chan und Manga Seminar on Biology Children s Welfare and Cultural Award 1966 fur Kimba der weisse Lowe Bungei Shunju Manga Preis 1975 fur Buddha und Dōbutsu tsuredzure kusa Kōdansha Manga Preis 1977 fur Mittsume ga Tooru und Black Jack Grand Prix des Hiroshima Kokusai Animation Festivals 1985 fur Broken Down Film Kōdansha Manga Preis 1986 fur Adolf Asahi Preis 1987 fur seine kreativen Leistungen im Bereich Manga und Anime in der Nachkriegszeit Eisner Award 2004 und 2005 Best U S Edition of Foreign Material fur Buddha Max und Moritz Preis Nominierung 2006 fur AdolfWerke Auswahl BearbeitenManga Bearbeiten Ma chan no Nikkichō マアチャンの日記帳 1946 Shin Takarajima 新宝島 1947 1 Band Mahō Yashiki 魔法屋敷 1948 1 Band Gessekai Shinshi 月世界紳士 1948 1 Band Lost World ロストワールド rosuto varudo 1948 2 Bande Metropolis メトロポリス metoroporisu 1949 1 Band Faust ファウスト fausuto 1950 1 Band Kimba der weisse Lowe ジャングル大帝 Janguru Taitei 1950 1954 3 Bande Kitarubeki sekai 来るべき世界 1951 2 Bande Bambi バンビ 1951 1 Band Captain Atom アトム大使 1951 1952 Boku no Son Goku ぼくのそんごくう 1952 1959 8 Bande Astro Boy 鉄腕アトム Tetsuwan Atomu 1952 1968 21 Bande Ribon no Kishi リボンの騎士 1953 1956 3 Bande Hi no Tori 火の鳥 1954 1957 1967 1973 1976 1981 1986 1988 17 Bande Big X ビッグX 1963 1966 4 Bande W3 1965 1966 3 Bande Vampires バンパイヤ banpiya 1966 1967 4 Bande Dororo どろろ 1967 1968 4 Bande Kuki no soko 空気の底 1968 1970 2 Bande Umi no Triton 海のトリトン 1969 1971 4 Bande The Crater ザ クレーター 1969 1970 3 Bande Fushigi na Melmo ふしぎなメルモ 1970 1971 2 Bande Kirihito 1970 1971 Ayako 奇子 1972 1973 3 Bande Barbara 1973 2 Bande Buddha ブッダ 1972 1983 14 Bande Black Jack ブラック ジャック Burakku Jacku 1973 1984 25 Bande Mittsume ga Tōru 三つ目がとおる 1974 1978 13 Bande Mw 1976 1978 3 Bande Uniko ユニコ 1976 1979 2 Bande Don Dracula ドン ドラキュラ 1979 3 Bande Nanairo Inko 七色いんこ 1981 1983 7 Bande Hidamari no Ki 陽だまりの樹 1981 1985 11 Bande Adolf アドルフに告ぐ Adorufu ni Tsugu 1983 4 Bande Midnight ミッドナイト 1986 1987 6 Bande Gringo グリンゴ 1987 1989 3 Bande Ludwig B ルードウィヒ B 1987 1989 2 Bande Neo Faust ネオ ファウスト 1989 1 Band Anime Bearbeiten Saiyuki Kinofilm 西遊記 1960 Storyboard Aru Machikado no Monogatari Kinofilm ある街角の物語 1962 Produzent Drehbuch Arabian Knight Sindbad no Bōken Kinofilm アラビアンナイト シンドバッドの冒険 1962 Drehbuch Astro Boy TV Serie 鉄腕アトム Tetsuwan Atomu 1963 1966 Regie bei mehreren Episoden Shin Takarajima 新宝島 1965 Regie Sen ichiya Monogatari Kinofilm 千夜一夜物語 1969 Produzent Drehbuch Cleopatra Kinofilm クレオパトラ 1970 Regie Drehbuch Hi no Tori 2772 Ai no Cosmoszone Kinofilm 火の鳥2772 愛のコスモゾーン 1980 Regie Drehbuch Unico Das Hornchen Kinofilm ユニコ 1981 Regie Bagi TV Spezial 1984 Broken Down Film Kurzfilm Onboro Film おんぼろフィルム 1985 Regie Drehbuch Muramasa Kurzfilm 村正 1987 Regie Drehbuch Mori no Densetsu OVA 森の伝説 1987 Regie Drehbuch Charakterdesign Literatur BearbeitenSusanne Phillips Tezuka Osamu Figuren Themen und Erzahlstrukturen im Manga Gesamtwerk iudicum Munchen 2000 ISBN 3 89129 810 2 Frederik L Schodt The Astro Boy Essays Osamu Tezuka Mighty Atom and the Manga Anime Revolution Stone Bridge Press Berkeley 2007Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Osamu Tezuka Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Osamu Tezuka im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Osamu Tezuka in der Internet Movie Database englisch Tezuka Osamu World Umfangreiche offizielle Website japanisch und englisch Artikel in der Welt uber Osamu Tezuka und Astro Boy Osamu Tezuka bei Lambiek englisch detaillierte Fanseite englisch Einzelnachweise Bearbeiten 1 2 Vorlage Toter Link en tezuka co jp Biografie in Flash bei Tezuka Osamu World Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im September 2022 Suche in Webarchiven a b Jaqueline Berndt Phanomen Manga edition q Berlin 1995 ISBN 3 86124 289 3 S 190 a b c d Jonathan Clements Anime A History Palgrave Macmillan 2013 S 112 130 ISBN 978 1 84457 390 5 Gutierrez Jon The Real Astro Boy Story Depressing as Hell abgerufen am 4 Marz 2014 Frederik L Schodt Dreamland Japan Writings On Modern Manga Collector Edition Stone Bridge Press Berkeley 2011 ISBN 978 1 880656 23 5 S 237 englisch Schodt S 136 Charakterseite von Hyōtan Tsugi abgerufen am 4 Marz 2014 Miriam Brunner Manga Wilhelm Fink Paderborn 2010 ISBN 978 3 7705 4832 3 S 27 31 Jaqueline Berndt Manga Mania Dis Kontinuitaten Perspektivenwechsel Vielfalt In Ga netchu Das Manga Anime Syndrom Henschel Verlag 2008 S 13 f Normdaten Person GND 119413795 lobid OGND AKS LCCN n84050367 NDL 00083890 VIAF 40771534 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tezuka OsamuALTERNATIVNAMEN 手塚 治虫 japanisch 手塚 治 japanisch wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG japanischer Arzt und Manga ZeichnerGEBURTSDATUM 3 November 1928GEBURTSORT ToyonakaSTERBEDATUM 9 Februar 1989 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Osamu Tezuka amp oldid 236385176