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Die Observantenkirche ist ein Kirchengebaude in der Altstadt von Munster an der Schlaunstrasse Ecke Rosenstrasse Sie war bis zur Klosteraufhebung im Jahr 1811 die Klosterkirche der Franziskaner Observanten Die Observantenkirche ist Eigentum des Landes Nordrhein Westfalen und ist heute die Evangelische Universitatskirche und Konzertkirche der evangelisch theologischen Fakultat der Universitat Munster Die Observantenkirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte von Kirche und Kloster 1 1 Vorgeschichte 1 2 Observantenkloster 1614 1811 1 3 Aufhebung des Klosters Weiternutzung der Kirche 2 Kirchengebaude 3 Ausstattung 3 1 Orgeln 3 2 Glocken 4 Einzelnachweise 5 WeblinksGeschichte von Kirche und Kloster BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Die Bruder des 1210 gegrundeten Franziskanerordens Ordo fratrum minorum Minderbruder Orden hatten seit der Mitte des 13 Jahrhunderts eine Niederlassung in Munster die zur Kustodie Westfalen der Kolnischen Franziskanerprovinz Colonia gehorte Ihre Klosterkirche war die heutige Apostelkirche Als der Franziskanerorden sich 1517 als Folge des Armutsstreits im Orden teilte in die Konventualen heute Minoriten genannt und Observanten schloss sich der Konvent in Munster den Minoriten an Das Minoritenkloster uberdauerte mit einigen Schwierigkeiten die Reformation und die Auseinandersetzungen um die Wiedertaufer in den Jahren 1533 bis 1535 es bestand bis zur Aufhebung infolge der Sakularisation am 14 November 1811 1 Observantenkloster 1614 1811 Bearbeiten Die Franziskaner Observanten bereiteten offenbar bald nach der Trennung der Ordenszweige die Grundung einer Niederlassung in Munster vor 1558 schlossen die westfalischen Kloster der Kolnischen Franziskanerprovinz mit den Fraterherren einen Vertrag der ihnen in Munster bei den Fraterherren ein Unterkunftsrecht einraumte 2 Im Februar 1614 liessen sich dann die Observanten in leerstehenden Gebauden bei der Johanniter Kommende nieder nachdem im April 1613 der Kolner Erzbischof und Furstbischof von Munster Ferdinand von Bayern auf Anfrage des Provinzials der Kolnischen Franziskanerprovinz dazu die Erlaubnis erteilt hatte Die Klostergrundung stiess auf den Widerstand der mit den Franziskanern konkurrierenden Minoriten 1619 wurde die Niederlassung zum Konvent erhoben 1627 trat die Kolnische Franziskanerprovinz neben anderen Klostern auch den Munsteraner Konvent an die nach der Reformation wiedererrichtete Sachsische Franziskanerprovinz Saxonia ab 3 Zwischen 1629 und 1634 entstanden an der Bergstrasse neue Klostergebaude und die Observantenkirche Der Konvent in Munster wurde zum Hauptkloster der Saxonia bestimmt ab 1630 war er auch Sitz des Provinzialministers In Munster wurde eines der dreizehn Hausstudien fur den Ordensnachwuchs eingerichtet und zwar fur Philosophie ab 1633 war es das Hauptstudienkloster der Provinz fur dogmatisch scholastische Theologie 4 Die Klostergebaude wurden bei einem Brand am 7 Mai 1671 zerstort Bibliothek und Archiv konnten gerettet werden Die Gebaude wurden bis 1684 wieder aufgebaut Ab 1687 wurde die Observantenkirche unter Leitung des Jesuiten Anton Hulse mit barocker Ausstattung wieder aufgebaut und am 28 Oktober 1698 geweiht 5 Das Barockportal wurde im Jahr 1700 vollendet Ausgerichtet ist das Gebaude nicht in Ost West Richtung sondern in Nord Sud Richtung Die Ordensleute waren als Seelsorger in der Stadt sehr beliebt und leisteten neben der Tatigkeit in ihrer eigenen Klosterkirche Aushilfe in zahlreichen Pfarrkirchen in der Stadt und im Umland Auch der Domprediger am Munsteraner Dom war haufig ein Franziskaner 6 Mehrere Mitglieder des Konvents lehrten als Professoren an der 1774 eroffneten Universitat Munster und zwar Basilius Zurhorst Innozenz Gocken und Kasimir Schnosenberg an der theologischen und Alexander Murarius an der philosophischen Fakultat Dies war auch dem Wohlwollen zuzuschreiben dass der Kurator der Universitat Franz Freiherr von Furstenberg den Franziskanern entgegenbrachte 7 In der Zeit der Sakularisation drohte dem Kloster im Fruhjahr 1804 die Verlegung ins Kapuzinerkloster weil es fur Zwecke der franzosischen Armee in Anspruch genommen werden sollte Dies konnte noch abgewehrt werden aber mit Einrucken der Franzosen in Munster im Oktober 1806 begann eine Zeit empfindlicher Beeintrachtigung Zunachst wurden 64 Soldaten einquartiert ein anderes Mal ubernachteten 200 gefangene Preussen in der Klosterkirche ein anderes Mal waren 100 kranke Hollander im Kloster untergebracht Im Januar 1807 richteten die Franzosen in fast allen unteren Klosterraumen eine Kaserne fur 150 dort stationierte Soldaten ein spater kam eine Militarschule hinzu Seine Seelsorgetatigkeit ubte das Kloster dennoch weiter aus 8 Aufhebung des Klosters Weiternutzung der Kirche Bearbeiten Am 2 Dezember 1811 wurde dem Kloster ein Dekret Napoleons vom 14 November 1811 bekanntgegeben nach dem die Franziskaner zum 2 Januar 1812 den Habit abzulegen und das Kloster zu verlassen hatten dasselbe galt fur die Franziskanerkloster in Elten Gemen Rheine und Vreden Die Franziskaner suchten Unterkunfte ausserhalb des Klosters und bekleideten in der Stadt zum Teil weiter kirchliche Amter Provinzial Firminus Floren leitete die Provinz Saxonia bis zu seinem Tod am 18 Marz 1822 als Commissarius provincialis von einer Privatwohnung in Munster aus weiter 9 Nach Auflosung des Klosters 1811 12 fiel das Gebaude in die Nutzung des preussischen Militars Am 3 Januar 1812 nahm eine Regierungskommission das Kloster in Besitz Es blieb bis 1819 geschlossen dann entfernte man das Kirchenportal und die Heiligenstatuen Turm und Sakristei riss man ab und zog in die Kirche eine Zwischendecke ein das untere Stockwerk wurde als Pferdestallung genutzt zu Beginn des 20 Jahrhunderts auch als Requisitenkammer des Theaters 10 Nach der fast volligen Zerstorung im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche in den 1950er Jahren wiederaufgebaut Sie ist innen schlicht gehalten Auf eine Rekonstruktion der barocken Ausstattung wurde verzichtet Seit 1961 dient sie als Evangelische Universitatskirche und als Konzertkirche der studentischen Chore der evangelisch theologischen Fakultat der Universitat Munster unter anderem mit einer Konzertreihe Observantenkonzert 11 Die Franziskaner kamen 1853 nach Munster zuruck und errichteten ein neues Kloster am Horsterplatz 12 Kirchengebaude BearbeitenDas genordete Gebaude geht aus einem Neubau zum Ende des 17 Jahrhunderts hervor Es ist eine Saalkirche mit einem neuzeitlichen Dachreiter Das Mauerwerk steht auf einem Sockel aus Bruchsteinen Die Strebepfeiler sind einer gotischen Kirche nachempfunden Backstein und die gotisierenden Fenster pragen die optische Wirkung des Baukorpers Die Fassade aus Sandstein weist zwei grosse Pilaster auf die die Breite des Kirchenschiffs zwischen den eingezogenen Stutzpfeilern zeigen In der Mitte dominiert ein grosses Rundbogenfenster mit gotischem Masswerk seitlich befinden sich zwei Nischen Im Giebelbereich befindet eine Adikula mit einer Nische Das Hauptportal wurde 1960 von Ulrich Henn gestaltet Ausstattung BearbeitenOrgeln Bearbeiten Die Observantenkirche hat drei Orgeln Fur konzertante Zwecke stehen eine kleine zweimanualige Orgel mit Pedal und ein Orgelpositiv zur Verfugung Bis zu Beginn des 19 Jahrhunderts stand in der Kirche eine historische Orgel aus dem 17 Jahrhundert Nach der Auflosung der Kloster wurde das kunstvolle Orgelgehause verkauft Es befindet sich heute mit einem Orgelwerk von 1896 in der Liebfrauenbasilika Zwolle 13 Die Hauptorgel auf der Sudempore wurde 1962 von der Orgelbaufirma Paul Ott Gottingen nach einem Dispositionsentwurf von Rudolf Reuter erbaut Das Schleifladen Instrument hat 36 Register auf drei Manualen und Pedal Das Brustwerk ist zugleich Schwellwerk die Schwellturen werden uber einen Handhebel bedient Die Spiel und Registertrakturen sind mechanisch Nachfolgend die Disposition der Hauptorgel 14 I Ruckpositiv C g31 Gedackt 8 2 Prinzipal 4 3 Rohrflote 4 4 Gemshorn 2 5 Sifflote 1 1 3 6 Sesquialter II 2 2 3 7 Scharff V 1 8 Dulzian 16 9 Krummhorn 8 Tremulant II Hauptwerk C g310 Quintade 16 11 Prinzipal 8 12 Spitzflote 8 13 Oktave 4 14 Gedackt 4 15 Nasat 2 2 3 16 Oktave 2 17 Mixtur VI 2 2 3 18 Trompete 16 19 Trompete 8 III Brustschwellwerk C g320 Holzgedackt 8 21 Blockflote 4 22 Prinzipal 2 23 Oktave 1 24 Quinte 1 1 3 25 Terz 1 3 5 26 Regal 8 Tremulant Pedal C f127 Prinzipal 16 28 Subbass 16 29 Oktave 8 30 Gedackt 8 31 Holzflote 4 32 Nachthorn 2 33 Hintersatz V34 Posaune 16 35 Trompete 8 36 Cornett 4 Koppeln I II III II I P II P III PGlocken Bearbeiten Im Dachreiter der Observantenkirche hangen drei Glocken 15 Nr Name Gussjahr Giesser Durchmesser mm Masse kg Schlagton HT 1 16 1 1959 800 h1 32 1959 669 d2 53 1959 585 e2 7Einzelnachweise Bearbeiten Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 245 277 453 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 303 unter Bezug auf Ralf Nickel Westfalische Neugrundungen der Franziskaner Observanten im 17 Jahrhundert In Franziskanerkloster Wiedenbruck Hrsg 350 Jahre Franziskanerkloster Wiedenbruck Werl 1994 S 37 54 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Werl 1999 S 335 337 Didakus Falke Kloster und Gymnasium Antonianum der Franziskaner zu Geseke Franziskanische Studien Beiheft 1 Aschendorff Munster 1915 S 48 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Werl 1999 S 353 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Werl 1999 S 343 345 349 353 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Werl 1999 S 381 389 393 Didakus Falke Kloster und Gymnasium Antonianum der Franziskaner zu Geseke Franziskanische Studien Beiheft 1 Aschendorff Munster 1915 S 48 Eduard Hegel Geschichte der katholisch theologischen Fakultat in Munster 1773 1964 1 Teil Munster 1966 S 55 Willibald Kullmann Die Sachsische Franziskanerprovinz ein tabellarischer Leitfaden ihrer Geschichte Dusseldorf 1927 S 21 Autbert Groeteken Die Professoren aus der sachsischen Provinz an der alten Universitat Munster In Beitrage zur Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinz Dusseldorf 1908 S 119 ff Berthold Bockholt Die Orden des hl Franziskus in Munster Munster 1917 S 41 43 Berthold Bockholt Die Orden des hl Franziskus in Munster Munster 1917 S 41 43 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Werl 1999 S 453 Franz Josef Esser Die Sachsische Franziskanerprovinz vom Hl Kreuz am Vorabend der Sakularisation und ihre Geschichte in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Unveroffentlichtes Manuskript o O 1973 S 98 Compendium Chronologicum Provinciae Saxoniae S Crucis Ordinis fratrum minorum S Francisci Recollectorum Warendorf 1873 S 71 Berthold Bockholt Die Orden des hl Franziskus in Munster Eine allgemeine Ubersicht uber das Wohnen und Wirken der drei Orden des heiligen Franziskus in Munster i W mit besonderer Berucksichtigung der Franziskanerobservanten Munster 1917 S 42ff Musik in der Evangelischen Universitatskirche Munster abgerufen am 2 Mai 2021 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Werl 1999 S 477 481 vgl die Informationen zur Orgel auf der Website der Liebfrauenbasilika Zwolle Informationen zu den Orgeln der Observantenkirche insbesondere zur grossen Ott Orgel Memento des Originals vom 10 Marz 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www orgelmagazin de Informationen zu den Glocken Memento des Originals vom 21 Dezember 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www muenster org PDF Datei 90 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Universitatskirche Munster Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Observantenkirche im MunsterWiki Website der Kirchenmusik an der Observantenkirche51 965555555556 7 6233333333333 Koordinaten 51 57 56 N 7 37 24 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Observantenkirche Munster amp oldid 232521482