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Unter dem Begriff Nordwestblock werden einer Theorie zufolge Bevolkerungsgruppen zusammengefasst die in den letzten Jahrhunderten v Chr im Nordwesten Mitteleuropas ansassig waren und weder Keltisch noch Germanisch sondern ein von diesen Auspragungen verschiedenes indogermanisches Idiom gesprochen haben sollen Man bezeichnet den Nordwestblock deswegen auch als die Volker zwischen Germanen und Kelten Der These zufolge wurde der Grossteil des Nordwestblocks um Christi Geburt germanisiert Der Nordwestblock Inhaltsverzeichnis 1 Die Nordwestblock Hypothese 2 Kritik 3 Einzelnachweise 4 Siehe auch 5 LiteraturDie Nordwestblock Hypothese BearbeitenDie Hypothese der Existenz des Nordwestblocks wurde von dem Sprachwissenschaftler Hans Kuhn erstmals im Jahre 1959 aufgrund seiner Auswertung von Ortsnamen zum Teil auch Personennamen und anderen sprachlichen Indizien aufgestellt und in den folgenden Jahren weiter ausgebaut Die Sudgrenze zum keltischen Sprachraum reicht Kuhn zufolge von der Somme uber die Oise bis zum Main Erkennbar sei dies z B an der Verbreitung keltischer Ortsnamen mit der Endung dunon lateinisch dunum z B Noviodunum oder briga die nordlich der genannten Linie nicht vorkommen Im Norden und Nordosten reicht das Gebiet des Nordwestblocks bis an die Unterweser die Aller und den Harz sowie nach Thuringen und Hessen hinein Nordlich und ostlich davon sassen germanischsprachige Volker Charakterisiert ist der Nordwestblock durch ein Vorkommen folgender Erscheinungen die jedoch nicht gleichmassig uber den gesamten Raum verbreitet sind 1 Bewahrung von indogermanischem p gegenuber Verschiebung zu f im Germanischen bzw dem vollkommenen Verlust im Keltischen Bewahrung von unverschobenen bzw nicht vollstandig verschobenen Verschlusslauten Vorkommen eines st Suffixes in Orts und teilweise auch in Personennamen k Suffix Element apa in Flussnamen Suffix andr in Ortsnamen Vorkommen bestimmter Wort oder Namensstamme z B im Osten des Veneter im Westen des Belgier Namens Hans Kuhn brachte Indizien dafur vor dass der Raum des Nordwestblocks nordlich entlang der Nordseekuste und sudlich durch Thuringen und Hessen von Wanderungen germanischsprachiger Gruppen umfasst wurde So kennt Caesar den Fluss Schelde bereits unter seinem germanischen Namen Scaldis was darauf hindeutet dass um die Mitte des 1 Jahrhunderts v Chr hier mit einer germanischsprachigen Bevolkerung zu rechnen ist Der Kernraum des Nordwestblocks wurde laut Kuhn erst um Christi Geburt germanisiert Zum Nordwestblock gehorten demnach auch die Chatten und Cherusker bei denen es sich also ursprunglich nicht um Germanen gehandelt haben soll In Bezug auf den Stammesnamen der Cherusker wies Kuhn darauf hin dass das Suffix sk nicht germanisch sei beziehungsweise als solches unublich Er sieht ein Kompositum vorliegen das an indogermanisches Sprachgut aus dem Nordwestblock anzuknupfen sei 2 3 Die Germanisierung durch eine germanische Oberschicht zu der auch der Cherusker Arminius gehort haben soll ist nach der Auffassung Hans Kuhns durch den Abwehrkampf gegen die Romer befordert worden Im Unterschied zu den Germanen seien die Nordwestblock Stamme bodenstandig gewesen und waren es die ganze Volkerwanderung uber geblieben Fruher sahen einige Historiker und Sprachwissenschaftler den Nordwestblock als Illyrer an Hans Kuhn hielt es 1962 fur die wahrscheinlichste Annahme dass der Nordwestblock die venetische Sprache oder eine mit ihr nahe verwandte Sprache benutzte Kritik BearbeitenDie Hypothese Hans Kuhns stiess auf Zustimmung aber auch auf heftige Ablehnung wobei seine Kritiker Kuhn fluchtiges und ungenaues Arbeiten vorwerfen Wolfgang Meid halt die Anwesenheit einer ursprunglich nicht keltischen und nicht germanischen jedoch sprachverwandten Bevolkerung im nordwestlichen Mitteleuropa fur erwiesen hat jedoch Zweifel in der Frage der raumlichen Ausdehnung dieses sprachlichen Substrates und in der Frage der spateren Germanisierung 4 Kritiker wie der Onomastiker Jurgen Udolph sehen in den als Hauptargument vorgebrachten Gewassernamen auf apa lediglich eine Ableitung von idg ap ab im Zuge der germanischen Lautverschiebung und rechnen das Gebiet des angeblichen Nordwestblocks mit seiner angeblichen Ausdehnung im sudwestlichen Niedersachsen Westfalen den sudlichen Niederlanden und nordlichen Belgien zu den germanischen Kerngebieten 5 Einzelnachweise Bearbeiten Meid 1986 S 186 187 Hans Kuhn Arminius In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 1 1973 S 420 421 Kuhn 1959 S 36 Meid 1986 S 200 Udolph 1994 S 940 Siehe auch BearbeitenVeneter RaterLiteratur BearbeitenRolf Hachmann Georg Kossack Hans Kuhn Volker zwischen Germanen und Kelten Schriftquellen Bodenfunde und Namengut zur Geschichte des nordlichen Westdeutschlands um Christi Geburt Wachholtz Neumunster 1962 Hans Kuhn Vor und fruhgermanische Ortsnamen in Norddeutschland und den Niederlanden In Westfalische Forschungen 12 1959 ISSN 0083 9027 S 5 44 Wolfgang Meid Hans Kuhns Nordwestblock Hypothese Zur Problematik der Volker zwischen Germanen und Kelten In Heinrich Beck Hrsg Germanenprobleme in heutiger Sicht 2 Auflage de Gruyter Berlin u a 1986 ISBN 3 11 010806 2 Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsbande 1 S 183 212 Jurgen Udolph Namenkundliche Studien zum Germanenproblem de Gruyter Berlin u a 1994 ISBN 3 11 014138 8 Reallexikon der germanischen Altertumskunde Erganzungsbande 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nordwestblock amp oldid 236969480