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Nora Platiel geborene Eleonore Block auch Nora Block und Nora Platiel Block Pseudonym Nora Kolb 14 Januar 1896 in Bochum 6 September 1979 in Kassel war Juristin Politikerin SPD und Widerstandskampferin gegen den Nationalsozialismus Sie war als erste Frau in Hessen Landgerichtsdirektorin und von 1967 bis 1971 Richterin am Staatsgerichtshof des Landes Hessen in Wiesbaden Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend in Bochum 1 2 Juristischer Werdegang in der Weimarer Republik 1 3 Fluchtlingshelferin im Exil 1 4 Juristin und Politikerin im Nachkriegsdeutschland 1 5 Ehrenamtliches Engagement 1 6 Tod 2 Ehrungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend in Bochum Bearbeiten Eleonore Block wurde als achtes von zehn Kindern des judischen Ehepaars Bendix und Therese Block geb Mayer geboren Die Eltern waren Besitzer eines Bekleidungsgeschaftes fur Herren und Knaben in Bochum Block besuchte zunachst eine judische Volksschule und von 1906 bis 1912 eine evangelische Schule fur hohere Tochter 1911 gab der Vater das Bekleidungsgeschaft auf und grundete die erste Bochumer Werbeagentur die Reklame Verwertung Bendix Block GmbH Nora war erst 16 Jahre alt als ihr Vater 1912 starb Sie musste danach ihre Schulausbildung zeitweise unterbrechen um der Mutter im Betrieb zu helfen Drei ihrer Bruder zogen als Freiwillige 1914 in den Ersten Weltkrieg 1917 musste der elterliche Betrieb schliessen Nora meldete sich zum Kriegshilfsdienst als Sekretarin und wurde in Rumanien eingesetzt 1 Juristischer Werdegang in der Weimarer Republik Bearbeiten Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zog Nora Block nach Berlin Von 1918 bis 1919 arbeitete sie als Sekretarin fur Helene Stocker und Elisabeth Rotten beim Deutschen Bund fur Mutterschutz und Sexualreform und in der Padagogischen Abteilung der Deutschen Liga fur Volkerbund Von 1920 bis 1921 arbeitete Block an der Katalogisierung einer Kunstsammlung in Danemark mit 2 Helene Stocker ermutigte Block das Abitur nachzuholen Block konnte sich darauf mit Hilfe eines Stipendiums vorbereiten und 1922 das Abitur in Berlin ablegen 1922 trat Nora Block der SPD bei und schloss sich einige Jahre spater dem Internationalen Sozialistischen Kampfbund ISK Gruppe Bochum an Sie schrieb sich 1922 fur Volkswirtschaftslehre und Sozialwissenschaften in Frankfurt am Main ein wechselte aber 1924 nach Gottingen um Rechtswissenschaften und Rechtsphilosophie zu studieren Sie schloss das Studium 1927 erfolgreich ab Anschliessend absolvierte sie ihr Gerichtsreferendariat in Bochum und Kassel unter anderem bei Erich Lewinski Block war 1931 die erste Frau in Bochum die als Rechtsanwaltin zugelassen wurde Sie ubernahm Ehescheidungen vertrat auch Gegner der NSDAP und war fur die Rote Hilfe aktiv 1 3 In Gottingen begegnete Nora Block dem Philosophen Leonard Nelson der sie mit seinen Positionen nachhaltig pragte Nelson beeinflusste mit seinen Forderungen vegetarisch zu leben auf Alkohol zu verzichten aus der Kirche auszutreten und sich nicht zu binden um frei fur politisches Engagement zu sein auch ihre Lebensweise 4 Fluchtlingshelferin im Exil Bearbeiten nbsp Grab von Nora Platiel auf dem Hauptfriedhof KasselNach der Machtubernahme der NSDAP 1933 wurde Block aus rassischen und politischen Grunden von der Anwaltsliste gestrichen war akut gefahrdet und floh nach Paris wo sie mit Eva und Heinz Lewinski in der Arbeitervorstadt Malakoff eine Wohnung bezog Auch Gerhard Kumleben wurde in die Wohngemeinschaft aufgenommen es entwickelte sich eine Beziehung zwischen ihm und Nora Block 1934 kam der gemeinsame Sohn Roger zur Welt den sie jedoch aufgrund ihrer politischen und finanziellen Situation in ein Heim fur Emigrantenkinder gab 5 Anfangs arbeitete Nora Block als Privatsekretarin von 1934 bis 1939 war sie Syndikus und juristische Beraterin bei der Firma Omnium Metallurgique 1939 wurde sie Leiterin der Abteilung Soziale Enquete eines Pariser Fluchtlingskomitees Ausserdem war Block in der ISK Gruppe aktiv und arbeitete fur die Exilzeitschrift Das Neue Tage Buch Nach der Besetzung von Paris 1940 wurde Block im Camp de Gurs in den Pyrenaen interniert in dem zeitweise 20 000 Juden zusammengepfercht wurden Sie floh jedoch bald nach Montauban wo sie in der Illegalitat lebte sich dennoch in der Fluchtlingshilfe engagierte und die Leitung eines Fluchtlingskomitees ubernahm Dort lernte sie Hermann Platiel kennen 1942 floh das Paar in die Schweiz und heiratete 1943 an Noras 47 Geburtstag Sie wurden jedoch bald wieder getrennt und interniert 4 Nora Platiel wurde auf Grund von Haftunfahigkeit wegen einer Wirbelsaulenverletzung entlassen Hermann Platiel wurde erst nach dem Krieg entlassen Im Oktober 1944 wurde ihr Bruder Max Block im KZ Auschwitz ermordet In der Schweiz war Nora Platiel in den folgenden Jahren zunachst ehrenamtlich und ab 1946 hauptamtlich fur das Schweizerische Arbeiterhilfswerk in Zurich tatig 1945 nahm sie an der Fluchtlingskonferenz in Montreux teil Von 1946 bis 1949 leitete Platiel Hilfsaktionen fur Kinder Mutter und Jugendliche und war Mitglied eines Komitees zur Unterstutzung von kriegsgeschadigten Kindern 1 3 1946 konnten Nora und Hermann Platiel den damals zwolfjahrigen Roger zu sich in die Schweiz holen wo er Deutsch lernte und in eine Internatsschule im Berner Oberland ging 6 7 Juristin und Politikerin im Nachkriegsdeutschland Bearbeiten Auf Betreiben und mit Unterstutzung von Erich Lewinski liess sich die Familie 1949 in Kassel nieder wo Nora Platiel wieder der SPD beitrat und als Landgerichtsratin und Vorsitzende einer Entschadigungskammer arbeitete Am 1 Januar 1952 wurde sie als erste Frau in Hessen zum Landgerichtsdirektor ernannt 8 9 Ihr Sohn Roger Platiel vervollstandigte unter den schwierigen Nachkriegsbedingungen seine Ausbildung in Kassel ging bald nach Paris und wurde Kunstler 7 Bei der Landtagswahl 1954 wurde die Spezialistin fur Rechts und Kulturpolitik erstmals in den Hessischen Landtag gewahlt dem sie bis 1966 angehorte von 1960 bis 1966 als stellvertretende Vorsitzende der SPD Fraktion Als Landtagsabgeordnete war Platiel zudem Mitglied des Rechtsausschusses und des Richterwahlausschusses Sie thematisierte aktiv die Benachteiligung von Frauen im Familien und Arbeitsrecht und die ungenugende Entnazifizierung der deutschen Justiz und Politik 10 Bei der Nominierung des Kandidaten der SPD Fraktion fur das Amt des Landtagsprasidenten unterlag sie 1962 mit einer Stimme ihrem Fraktionskollegen Franz Fuchs 3 Von 1950 bis 1954 war sie stellvertretendes nicht richterliches Mitglied und von 1967 bis 1971 standiges nicht richterliches Mitglied des Hessischen Staatsgerichtshofes 11 12 Ehrenamtliches Engagement Bearbeiten Neben der SPD Mitgliedschaft war Platiel aktives Mitglied in der Gewerkschaft Offentliche Dienste Transport und Verkehr OTV Von 1961 bis 1969 leitete sie den Kasseler Kunstverein Sie forderte das Kasseler Staatstheater und engagierte sich im Bundesvorstand der Freunde der Hebraischen Universitat Jerusalem 3 Tod Bearbeiten Nora Platiel starb im Alter von 83 Jahren Holger Borner damals Ministerprasident in Hessen bezeichnete sie in seinem Nachruf als eine der bedeutendsten Frauen in der Geschichte der hessischen Sozialdemokratie In der Presse wurde ihr politisches und kulturpolitisches Engagement im Nachkriegsdeutschland gewurdigt 4 Ehrungen Bearbeiten1966 Grosses Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland 1966 Goethe Plakette des Landes Hessen 13 1970 Wilhelm Leuschner Medaille 2017 Grab auf dem Hauptfriedhof Kassel wurde zum Ehrengrab erklart 14 Auf dem Gelande der Universitat Kassel ist eine Strasse nach ihr benannt 3 Seit 2007 gibt es auch in der Gemeinde Lohfelden bei Kassel eine nach ihr benannte Strasse Der Verein zur Forderung von Forschung und Wissenstransfer in Sozialrecht und Sozialpolitik e V vergibt seit 2021 den Nora Platiel Preis fur herausragende Masterarbeiten in den Fachgebieten Sozialrecht und Sozialpolitik 10 15 Literatur BearbeitenJochen Lengemann Das Hessen Parlament 1946 1986 Biographisches Handbuch des Beratenden Landesausschusses der Verfassungsberatenden Landesversammlung und des Hessischen Landtags 1 11 Wahlperiode Hrsg Prasident des Hessischen Landtags Insel Verlag Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 458 14330 0 S 350 351 hessen de PDF 12 4 MB Helga Haas Rietschel Sabine Hering Nora Platiel Sozialistin Emigrantin Politikerin Eine Biographie Bund Verlag Koln 1989 ISBN 3 7663 2127 7 Jochen Lengemann MdL Hessen 1808 1996 Biographischer Index Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Band 14 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Band 48 7 Elwert Marburg 1996 ISBN 3 7708 1071 6 S 294 Sabine Hering Platiel Nora geborene Block In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 512 f Digitalisat Wolfgang Matthaus Mareike Gotz Hrsg Wege von Frauen Kasseler Strassennamen Geschichte und Geschichtspolitik Kassel 2006 Nora Platiel 1896 1979 In Gisela Notz Hrsg Wegbereiterinnen Beruhmte bekannte und zu Unrecht vergessene Frauen aus der Geschichte 1 Auflage Arbeitsgemeinschaft sozialpolitischer Arbeitskreise Neu Ulm 2018 ISBN 978 3 945959 27 5 S 264 f Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Nora Platiel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Platiel Nora Hessische Biografie In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Laura Schibbe Nora Platiel 1896 1979 Ein Neuanfang in Kassel Nicht mehr online verfugbar In Stadtportal Kassel Stadt Kassel 18 Dezember 2013 archiviert vom Original am 27 Januar 2016 abgerufen am 21 Januar 2022 Kurzportat Liste der Mitglieder des Staatsgerichtshofs des Landes Hessen Nora Platiel Rogers Lebensweg PDF 376 kB In platiel2019 de Ralf Schaper 11 Mai 2019 abgerufen am 21 Januar 2021 Abschrift der maschinenschriftlichen Vorlage durch Ralf Schaper aus dem Nachlass Minna Specht 1 MSAE000074 im Archiv der sozialen Demokratie Bonn das Original ist handschriftlich unterzeichnet mit Nora und Roger pla ti ɛl Ausstellung In platiel2019 de Ralf Schaper 2019 abgerufen am 21 Januar 2021 Nora Platiel Kassel West e V abgerufen am 21 Januar 2021 Nora Platiel Abgeordnete In Hessische Parlamentarismusgeschichte Online HLGL amp Uni Marburg abgerufen am 1 November 2023 Stand 14 Januar 2023 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Susanne Schmidt Portrat von Nora Platiel geborene Block Stadt Bochum abgerufen am 28 August 2021 Hessische Parlamentarismusgeschichte Zugang zu Quellen amp Materialien Abgerufen am 9 November 2023 a b c d e Karl Heinz Nickel Harald Schmidt Florian Tennstedt Heide Wunder Kurzbiographien In Georg Wannagat Hrsg Kassel als Stadt der Juristen Juristinnen und der Gerichte in ihrer tausendjahrigen Geschichte Carl Heymanns Koln 1990 ISBN 3 452 21555 5 S 483 484 a b c Nora Platiel Kassel West e V abgerufen am 21 Januar 2022 Helga Haas Rietschel Sabine Hering Nora Platiel Sozialistin Emigrantin Politikerin Eine Biographie Koln 1989 ISBN 3 7663 2127 7 Biografie Nora Block In Gedenkstatte Deutscher Widerstand Abgerufen am 24 Oktober 2023 a b Nora Platiel Rogers Lebensweg PDF 376 kB In platiel2019 de Ralf Schaper 11 Mai 2019 abgerufen am 21 Januar 2021 Abschrift der maschinenschriftlichen Vorlage durch Ralf Schaper aus dem Nachlass Minna Specht 1 MSAE000074 im Archiv der sozialen Demokratie Bonn das Original ist handschriftlich unterzeichnet mit Nora und Roger Deutscher Richterbund Hrsg Handbuch der Justiz 1953 S 84 Georg Wannagat Die Rolle und Bedeutung des Wirkens der Juristen fur Staat und Gesellschaft in der 1000 jahrigen Geschichte der nordhessischen Region In Kassel als Stadt der Juristen Juristinnen und der Gerichte in ihrer tausendjahrigen Geschichte Heymanns Koln Berlin Bonn Munchen 1990 ISBN 3 452 21555 5 S 359 a b Nora Platiel Preis Universitat Kassel abgerufen am 20 Januar 2022 Plenarprotokoll 2 6 PDF 5 2 MB Hessischer Landtag 21 Marz 1951 S 138 162 abgerufen am 28 August 2021 Plenarprotokoll 6 7 PDF 6 4 MB Hessischer Landtag 15 Marz 1967 abgerufen am 28 August 2021 Hochste Auszeichnung Goethe Plakette Hessisches Ministerium fur Wissenschaft und Kunst abgerufen am 21 Januar 2022 Thomas Siemon Borner und Platiel Stadt wurdigt Kasseler Politiker Verfolgte und Dichter mit Ehrengrabern In HNA 27 Marz 2017 abgerufen am 27 Marz 2017 Nora Platiel Preis zum ersten Mal verliehen Universitat Kassel 23 September 2021 abgerufen am 20 Januar 2022 Normdaten Person GND 118902288 lobid OGND AKS LCCN n90721442 VIAF 59882620 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Platiel NoraALTERNATIVNAMEN Block Eleonore Geburtsname Block Nora Platiel Block Nora Kolb Nora Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutsche Politikerin SPD MdL Juristin und Widerstandskampferin gegen den NationalsozialismusGEBURTSDATUM 14 Januar 1896GEBURTSORT BochumSTERBEDATUM 6 September 1979STERBEORT Kassel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nora Platiel amp oldid 238958224