Neukirchen ist sowohl als Katastralgemeinde als auch Ortschaft Teil der oberösterreichischen Gemeinde Altmünster im Bezirk Gmunden mit 2608 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023). Sie befindet sich im nordöstlichen Salzkammergut und gehört hinsichtlich der traditionellen Regionengliederung des Bundeslandes zum Traunviertel.
Neukirchen (Rotte) Ortschaft Katastralgemeinde Neukirchen | ||
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Basisdaten | ||
Pol. Bezirk, Bundesland | Gmunden (GM), Oberösterreich | |
Gerichtsbezirk | Gmunden | |
Pol. Gemeinde | Altmünster | |
Koordinaten | 47° 52′ 28″ N, 13° 42′ 35″ O | |
Höhe | 566 m ü. A. | |
Einwohner der Ortschaft | 2608 (1. Jän. 2023) | |
Fläche d. KG | 28,26 km² | |
Postleitzahlen | 4813, 4814 | |
Vorwahl | +43/7618 | |
Statistische Kennzeichnung | ||
Ortschaftskennziffer | 08601 | |
Katastralgemeinde-Nummer | 42144 | |
Zählsprengel/ -bezirk | Neukirchen (40701 005) | |
Flugaufnahme von Neukirchen mit Traunsee und Traunstein im Hintergrund | ||
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; DORIS |
Mit einer Fläche von 28,26 km² ist Neukirchen die größte Katastralgemeinde von Altmünster. In ihr liegt ein Teil des Höllengebirges mit einigen markanten Berggipfeln und die denkmalgeschützte Hochlecken-Großhöhle.
Der Ortskern von Neukirchen liegt im oberen Aurachtal südwestlich von Altmünster auf 566 m ü. A. Neukirchen ist Hauptort des Hochtals Viechtau, das dem Ort seinen ursprünglichen Namen „Vichtaw in Münsterer Pfarr“ gab (erstmalige urkundliche Erwähnung 1346). Der Name Neukirchen ist erst seit 1780 in Gebrauch.
Geografie Bearbeiten
Topografie Bearbeiten
Die KG Neukirchen grenzt innerhalb der Marktgemeinde Altmünster im Norden an die Katastralgemeinden Reindlmühl und Grasberg, im Osten an die KG Eben und im Süden an die KG Mühlbach.
Die KG Weyregg der Gemeinde Weyregg am Attersee reicht im Norden und die KG Steinbach am Attersee der gleichnamigen Gemeinde im Westen an Neukirchen heran, wobei die Grenze in diesem Bereich zugleich die Grenze zu dem im Hausruckviertel gelegenen Bezirk Vöcklabruck ist. Benachbarte Katastralgemeinden im Süden sind Mühlbachberg in der Gemeinde Traunkirchen und Oberlangbath in der Gemeinde Ebensee.
Das steil aufragende Kalkmassiv des Höllengebirges trennt im Südwesten und Westen Neukirchen von den benachbarten Gemeinden. Die höchste Erhebung Neukirchens ist mit 1708 m ü. A. der Brunnkogel (Neukirchner Kogel). Mehr als eintausend Höhenmeter weisen im Bereich der Gemeinde auch der Hochleckenkogel (1691 m), der Hohe Spielberg (1538 m), die Bischofsmütze (1446 m) und der Klausgrabenkogel (1008 m) auf.
Der Aurachursprung befindet sich ganz im Westen der Katastralgemeinde auf 820 m ü. A. Die Aurach durchfließt das Gebiet zunächst von Südwesten nach Nordosten, biegt in der Ortschaft Neukirchen nach Norden ab und verlässt die Katastralgemeinde an ihrem tiefsten Punkt entlang der Grenze zur KG Grasberg Richtung Reindlmühl bei etwa 550 m ü. A. Nennenswerte Zuflüsse sind aus nördlicher Richtung der Weidenbach und der Moosbach, aus südlicher Richtung der Zehningbach. Einziger See ist der 1716 durch das Aufstauen des Aurachbaches entstandene Taferlklaussee.
Geologie Bearbeiten
Das Aurachtal zählt geologisch zur Flyschzone. Die Aurach floss ehemals bei Neukirchen nicht nach Norden, sondern nach Osten direkt zum Traunsee. Während der vorletzten Riß-Kaltzeit war das Becken des Traunsees von einem deutlich mächtigeren Gletscher erfüllt als während der letzten Eiszeit. Dieser reichte im Norden bis Ohlsdorf, Ehrendorf und Gschwandt sowie im Westen bis Neukirchen. Durch diese Eiszunge war der Aurach der Weg nach Osten verbaut und sie floss daher über das höher liegende Tal nach Norden zur Wessenaurach, wobei sich das Flussbett tief in den Talboden einschnitt. Nach dem Rückzug des Eises verblieb sie dort, weil der alte Flussverlauf von Moränen verlegt war. Das Tal östlich von Neukirchen blieb bestehen und entwässert nach wie vor zum Traunsee. Während der letzten Eiszeit reichte das Eis nur bis zur Viechtau, wo heute noch die Endmoränen zu sehen sind. Dadurch wurde das Tal mit einem Moränenwall abgeschlossen und bis auf das heutige Niveau mit Geröll und Schlamm gefüllt. So entstand der breite, ebene Talboden.
Viechtau Bearbeiten
Neukirchen ist der Hauptort der Viechtau, eines Hochtals, das sich vom nördlichen Rand des Höllengebirges über die Großalm bis zum Westufer des Traunsees erstreckt. Zu ihr zählen das Aurachtal bis nach Reindlmühl und Kufhaus einschließlich der Ortschaften Eben, Gmundnerberg, Grasberg, Mühlbach (alle Gemeinde Altmünster) und Mühlbachberg (Gemeinde Traunkirchen). Dieses Gebiet wird innere Viechtau genannt, zur erweiterten Viechtau zählen zusätzlich die Altmünsterer Ortschaft Nachdemsee und die KG Winkl der Gemeinde Traunkirchen.
Die Viechtau ist eine Gewitter- und Hagelzone mit etwa 25 bis 30 Gewittertagen pro Jahr. Zwischen 1840 und 1870 wurden in dieser Gegend zahlreiche Hagelschläge gemeldet, die Stroh- und Schindeldächer völlig vernichteten. Der in der Viechtau überfallsartig auftretende Gewitterwind wird „Viechtauer“ genannt und bereitet am Traunsee mehrmals im Jahr Probleme. Es handelt sich um einen stürmischen Westwind, der entsteht, wenn über dem Bergland in Neukirchen eine hohe Gewitterzelle steht, Kaltluft absinkt und der dann aus der Viechtau durch einen Windsog auf den See hinausweht. Durch den „Viechtauer“ wurden immer wieder Katastrophen ausgelöst: Unter anderem versanken 1677 auf dem Traunsee drei Salzfuhren und 1854 ertranken neun Fischer. Am 6. Oktober 1857 kamen zehn Menschen ums Leben und am 31. Juli 1910 verunglückten 15 Personen.
Namensgebung Bearbeiten
Es gibt zahlreiche orthografische Varianten des Namens. So existierten im Laufe der Zeit neben dem heute üblichen Viechtau als Varianten Fichtau, Führtau, Fürtau, Vichtau, Viechtau, Viehau, Viehtau, Viertau, Vietau und Virtau. Auffallend sind außerdem die Namensvarianten auf -ach, nämlich Veitach und Viechtach. Josef Theodor Fischer spricht sich in seiner Geschichte von Altmünster aus dem Jahre 1827 gegen die Herleitung des Namens von der Fichte aus. Für ihn ist die einzig richtige Schreibung Fürtau, abgeleitet von fürt in der Bedeutung von Vorsprung, der/das Vordere. Die Fürtau wäre demnach eine Au, die dem Hochgebirge vorgelagert ist.
Gemäß lokaler Überlieferung sollen jedoch die ersten Ansiedler in dieser Gegend nicht Virtauer oder Fürtauer, sondern Viehauer oder Viehtaurer geheißen haben, und zwar, weil sie Viehzucht in der Aurach oder Taurach betrieben hätten. Der innere Teil der Viechtau wird heute noch d’Aura (nach der Aurach, oder Taurach) genannt. Der Sage nach sollen die Viehtaurer so stark wie Stiere (lateinisch taurus = Stier) gewesen sein. Diese Erklärungsvarianten haben aber volksetymologischen Charakter.
Geschichte und Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten
Jahr | Häuser | Einwohner |
---|---|---|
1526 | 49 | |
1589 | 69 | |
1749 | 115 | |
1776 | 144 | 843 |
1788 | 153 | |
1800 | – | 917 |
1825 | 166 | 1003 |
1846 | 199 | |
1851 | – | 1188 |
1869 | 201 | 1187 |
1880 | 215 | 1126 |
1890 | 208 | 1082 |
1900 | 211 | 1159 |
1910 | 212 | 1215 |
1923 | 215 | 1221 |
1934 | 241 | 1395 |
1951 | 263 | 1548 |
1961 | 278 | 1355 |
1971 | 342 | 1406 |
1981 | 423 | 1471 |
1991 | 496 | 1586 |
2001 | 536 | 1747 |
Angaben über die Bevölkerung der Ortschaft Neukirchen (früher Viechtau) liegen seit dem 16. Jahrhundert vor.
Die erste urkundliche Erwähnung von „Vichtaw in Münsterer Pfarr“ erfolgte 1346. Da Holz in reichlicher Menge vorhanden war, begannen die Menschen, alle im damaligen Haushalt und in der Landwirtschaft gebräuchlichen Gegenstände herzustellen. Die Viechtau wurde zu einem Zentrum der Hausindustrie. Einem Bericht aus dem Jahr 1524 zufolge hatte die Holzwarenerzeugung bereits waldschädigende Ausmaße angenommen. Da diese Gefährdung weiter anhielt, wurde 1647 in einem Memorial versucht, die Viechtauer Holzwarenerzeugung abzuschaffen. Man erließ ein indirektes Berufsverbot, indem man die Holzzuteilung an bestimmte Personengruppen stark einschränkte.
Die Holzwaren wurden im Familienverband hergestellt, wobei jedes Haus eine andere Spezialität hatte. Zum einen wurden haus- und landwirtschaftliche Gegenstände gefertigt, zum anderen Spielwaren. Produziert wurden Pinselgriffe, Spanschachteln, Teller, Löffel, Spielzeug. Ein Großteil der Produkte wurde auf Salzschiffen und Holzflößen in die österreichischen Kronländer exportiert.
Zur Deckung des Holzbedarfs der 1607 in Ebensee eröffneten Saline (Sudhaus) wurde unter anderem in der Viechtau Holz geschlägert. Die meisten Männer arbeiteten als Holzknechte und schlägerten und transportierten große Mengen Brennholz für die Befeuerung der Sudpfannen für die Salzgewinnung. Für den Transport wurden die Aurach und deren Nebenbäche als Wasserstraße ausgebaut. 1716 wurde die Taferlklause mit dem Taferlklaussee errichtet, von wo eine drei Kilometer lange Wasserriese zur großen Aurachklause (Nadasdy-Klause benannt nach dem Präsidenten der Wiener Hofkammer Graf Mihály Nádasdy von Nádasd und Fogarasföld) unterhalb der Großalm führte.
1753 ließ Kaiserin Maria Theresia in Viechtau eine Kirche erbauen, einerseits, um den Bewohnern den Besuch der Messe zu erleichtern und andererseits, um der Ausbreitung des Protestantismus entgegenzuwirken. Ab ungefähr 1780 wurde der Name Neukirchen üblich. Die Zeit der Franzosenkriege (1790 bis 1815) bewirkte in Neukirchen und den Nachbarorten einen Bauboom. Insgesamt wurden in der Viechtau mehr als 100 Objekte neu errichtet, 28 davon in Neukirchen. 1828 wurden 166 Häuser mit 1003 Einwohnern gezählt.
Nach der Revolution von 1848/49 wollten sich einige Ortschaften von Altmünster abtrennen und selbständige Gemeinden gründen. Neukirchen wurde 1850 eigenständig, war aber ebenso wie Orth nicht lebensfähig und bereits 1861 durch eine Entscheidung der Statthalterei wieder aufgelöst sowie mit Altmünster vereinigt. Einziger Bürgermeister während der Zeit als selbständige Gemeinde war Matthias Wolfsgruber.
1922 wurde in Neukirchen Telefon und elektrisches Licht eingeleitet. Anfangs gab es nur sechs Telefoneinzelanschlüsse mit einer Sprechzeit von 8 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr. Zum Hochfest Allerheiligen 1924 wurden am Kriegerdenkmal in Neukirchen zwei neue Gedenktafeln enthüllt. 46 Gefallene und neun Vermisste aus der Pfarre Neukirchen waren zu beklagen. 1938 wurde in Neukirchen am Fuße des Kollmannsberges ein Lager des Reichsarbeitsdienstes errichtet. Das bis 1942 vorgesehene Arbeitsprogramm sah Bodenmeliorationen, Güterwegebauten und Uferverbauungen vor.
Im August 1951 errichtete die Katholische Jugend Neukirchen auf dem Brunnkogel ein Heimkehrerkreuz. Im April 1971 wurde das Volksschulgebäude in das Hauptschulgebäude umgewidmet und der Beschluss gefasst, ein neues Volksschulgebäude zu errichten. Weiters wurde die sogenannte „Rabenwies“ von der Gemeinde gekauft, um dieses typische Viechtauerhaus als Heimathaus zu etablieren.
Seit 1971 besteht eine Partnerschaft mit dem Stadtteil Niederau der deutschen Stadt Düren, die auf einer 1965 entstandenen Beziehung zwischen dem Musikverein Neukirchen und dem Männergesangsverein Niederau-Krauthausen basiert.
Kultur Bearbeiten
Jahr | Ausführung |
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1902 | Austausch des Zwiebelturmes durch einen Spitzturm |
1923 | elektrisches Licht |
1942 | Renovierung des Turmdaches |
1956–1957 | Innenrenovierung der Kirche |
1958–1959 | Außenrenovierung (Missionskreuz) |
1961 | Kreuzweg auf den Kalvarienberg (Prof. Sepp Moser) |
1964 | Anbau an den Pfarrhof und neue Josefskapelle |
1965 | Umstellung auf elektrisches Geläut |
1967 | Einbau der Kirchenheizung |
1968 | Außenrenovierung |
1972 | Innenrenovierung und Neugestaltung, Kanzel wurde als Ambo adaptiert. |
1984 | Außenrenovierung |
1985 | Kircheninnenrenovierung – Kirchenfenster 3-fach-Verglasung und Empore |
2000 | letzte große Kirchenrenovierung |
KG Neukirchen: Nadasky-Klause, Forsthaus-Klausmeisterhaus-Klausstube, Heimathaus Viechtau, Kalvarienbergkirche und Kath. Pfarrkirche Maria Schnee. Weiters steht seit 1969 die Hochlecken-Großhöhle unter Denkmalschutz.
Sakrale Bauten Bearbeiten
Pfarrkirche Maria Schnee Bearbeiten
Mangels einer Kirche in der Viechtau mussten alle Gläubigen nach Altmünster zum Gottesdienst gehen. Ab dem 17. Jahrhundert gab es viele Protestanten im Aurachtal, die geheim in abgelegenen Häusern ihren Gottesdienst abhielten. Nicht selten nahmen auch Katholiken daran teil, weil ihnen der Kirchgang nach Altmünster zu weit war. Um 1750 kamen Arbeiter und Regierungsbeamte auf der Suche nach Eisenerz in die Viechtau. Diese erkannten, dass es im Winter oft unmöglich war, bis Altmünster in die Kirche zu gehen. Sie meldeten es daher der Kaiserin Maria Theresia. 1753 befahl die Hofkammer in einem Schriftstück dem Salzamtmann von Gmunden, eine Kirche samt Pfarrhaus in der Viechtau zu bauen.
„…damit die Irrlehren sich nicht / weiter audehnen, habe man beschlossen, in der so genannten / Vichtau eine Kirche nebst Wohnung, wo zwei / Missionsbrüder wohnen können, erbauen zu lassen. Es soll / aber nicht eine prächtige, sondern eine solche Kirche erbaut / werden, dass darinnen der Gottesdienst gehalten werden / könne. Der Bau dürfe auf nicht mehr als 2000 Gulden zu / stehen kommen…“
Die bereits 1754 fertiggestellte Kirche war ein einfaches Gebäude mit einem Holzgewölbe und einem Dachreiter für eine Glocke und war bereits am 5. August 1846 der Gottesmutter „Maria Schnee“ geweiht worden. Ab 1757 wirkten dort Weltpriester. Kirche und Pfarrhaus wurden von 1754 bis 1787 zunächst als Missionsstation geführt, anschließend wurde daraus eine Expositur von Altmünster. Etwa ab 1780 wurde die Bezeichnung „Neukirchen“ für das Seelsorgezentrum üblich. 1798 wurde die Sakristei, 1822 der Friedhof in der „Liendhalt“ und 1840 der Zwiebelturm errichtet.
1850 wurde die Turmuhr angeschafft, 1867 erhielt Neukirchen ein eigenes Vikariat ab 1855 einen eigenen Friedhof. 1891 wurde Neukirchen eine selbständige Pfarre.
Für die drei am 20. Oktober 1916 für Kriegszwecke abgelieferten Glocken der Pfarrkirche, der Kalvarienberg- und der Großalmkapelle erhielt die Pfarre am 3. Oktober 1920 neue Glocken. 2012 hatte die Pfarre Neukirchen 1931 Katholiken.
Die Pfarrkirche Neukirchen bei Altmünster (Maria Schnee) verfügt über einen barocken Altar, der um 1780 von Wien nach Neukirchen gebracht worden war. Neben der jetzigen Minoritenkirche in Wien stand seinerzeit eine kleine Kirche, die Maria Schnee geweiht war. Kaiser Joseph II. ließ die Kirche abreißen, weil er den Platz für ein Regierungsgebäude benötigte. Über das Salzamt in Gmunden kam der Altar nach Neukirchen. Der Innenraum zeigt die Figur des heiligen Joachim (Vater der Mutter Gottes).
Kapellen Bearbeiten
- Schacherin-Kapelle
- Mehlgraben-Kapelle
- Kalvarienbergkapelle
„Gewidmet von den Gründern und Erbauern der Kalvarienbergkapelle Franz und Aloisia Pesendorfer, Holzwarenhändler in Winterleiten, Neukirchen, Wien und Budapest. 1885 gegossen von F. Gössner in Wien. – Ich mahne zum Gebete, wann der Morgen erwacht, II Und läutet zur Ruhe, wenn das Tagwerk vollbracht.“
- Gschwandt-Kapelle
„zum Dank für die glückliche Heimkehr aus dem Ersten Weltkrieg und zum frommen Gedenken für die Nachwelt – Ehre der Mutter Gottes von der immerwährenden Hilfe“
- Weitwies-Kapelle
- Pichlmann-Kapelle
- Rabenwies-Kapelle
Marterl Bearbeiten
1982 begann der Kulturkreis Altmünster mit der Erfassung von Marterln (Bildstöcken), Kreuzen und Kapellen. Eine lückenlose Dokumentation konnte wegen der großen Anzahl und Vielfalt nicht erreicht werden. Diese Marterl mit Kruzifix, Heiligenbild und Erinnerungsschriften befinden sich an Stellen, wo sich der Tod eines Unglücklichen ereignet hat, oder drücken den Dank für besondere Ereignisse aus. Einige dieser schönen Denkmäler werden hier beschrieben und abgebildet:
- Anton-Erber-Martel
- Hollerbichl-Marterl
- Weber-Gedenkkreuz
- Weitmoos-Marterl
Sacherl Bearbeiten
Als Sacherl bezeichnet man die Häuser der Holzwarenhersteller, die typisch für die Viechtau sind. Sie waren als Einhäuser mit niedrigen Raumhöhen konzipiert, teilweise unterkellert und aus Holz gebaut, lediglich die Haussockel und ofenseitigen Mauern bestanden zur Verringerung der Brandgefahr aus Stein. Ihre giebelseitige Aufschließung, die kleinen Fenster um den Wohnbereich, die Luken im Wirtschaftstrakt und die tief heruntergezogenen, abgewalmten Dächer verliehen den Häusern das typische Erscheinungsbild. Da ein Großteil der Viechtauer auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges von der Holzwarenproduktion lebte, war in vielen Häusern eine Werkstatt untergebracht. Plumpsklo und Brunnen befanden sich, ebenso wie bei den bäuerlichen Gehöften, meist außerhalb des Hauses.
An den meisten Sacherln haftet ein Holzservitut. Es garantiert den Hausbesitzern gegenüber der Forstbehörde das Recht auf den jährlichen Bezug einer bestimmten Menge an Bau-, Zeug- und Brennholz. Das Bauholz sollte für Ausbesserungen am Haus, vor allem am Dachstuhl Verwendung finden, das Zeugholz der Erneuerung von Schindeln und Brettern und als Möbelholz dienen. In Zeiten der hausindustriellen Produktion waren viele Erzeuger jedoch bemüht, Bau- und Zeugholz gegen Arbeitsholz einzutauschen, um mehr produzieren zu können. Die Bausubstanz der Häuser begann zu leiden, was in vielen Fällen als Argument für den späteren Abriss herhalten musste.
Heimatmuseum Bearbeiten
Auf einer Anhöhe etwas oberhalb Neukirchens steht die „Rabenwies“, ein im typischen Baustil der Viechtau errichtetes Haus. In diesem zweistöckigen Haus lebten noch 1960 elf Personen. Sie besaßen, wie allgemein üblich in solchen Sacherln, zwei bis drei Kühe, ein Schwein und einige Hühner. Ein Hausgarten und ein Erdäpfelacker lieferten das Nötigste für den wenig abwechslungsreichen Speisezettel. Bis 1930 gingen die „Rabenwies-Leut'“, um einen Zuverdienst zu haben, im Winter jeweils der Holzwarenerzeugung nach: „Birntrompeterl“ und „Pfeifvogerl“ (Blasinstrumente für Kinder).
Die Räume im nunmehrigen Heimathaus entsprechen jenen der einstigen Rabenwies. Weder Wände noch Fenster wurden dazugefügt oder weggenommen, lediglich eine bauliche Sanierung fand statt. Allerdings wurde die Entfeuchtung der Mauern, Vergitterung der Fenster samt Fensterläden, Dacheindeckung mit Holzschindeln, Verschalung des Oberstockes mit Holz und Hinzufügung des schmalen Trockenbalkons durchgeführt. Das Haus ist umgeben von den stets kräftig blühenden roten Pelargonien. Die dargestellte heimische Volkskultur ist ein Beispiel für die Geschichte der Holzindustrie des 14. Jahrhunderts. Einen Schwerpunkt bildet die Heimarbeit – das Schnitzen und Drechseln –, die damals für den Lebensunterhalt unerlässlich war.
450 Jahre lang – bis 1979 – war die romantische Talschaft geprägt von der Erzeugung und Fertigung von Holzwaren und Holzspielzeug, das die Viechtauer Schnitzer und Drechsler, Schaffel- und Schachtelmacher, Kluppenmacher und Besenbinder bis nach Russland, in die Türkei, nach Rumänien und ins Berchtesgadener Land exportierten. Docken (bemalte Holzpuppen) und Holzlöffel stehen noch heute als Symbol für die Arbeit- und Lebenswelt der Menschen in der Viechtau. 2008 war das Heimathaus Teil der oberösterreichischen Landesausstellung „Salzkammergut“.
- Die Vogerlschnitzer
- Das Vorhaus
- Die Stube
Sgraffiti Bearbeiten
Beim Sgraffito handelt es sich um eine Fassadendekoration, bei der die Zeichnung in die noch feuchte Putzschicht geritzt wird, bis der meist gefärbte Kratzgrund sichtbar wird.
- Wolfsgruber – Jagerl in der Alm
„ZUM GEDAECHTNIS AN UNIV.PROF.
UND HOFPREDIGER DR.P. COELE-
STIN WOLFSGRUBER KAPITULAR
DES SCHOTTENSTIFTES WIEN /
HIER GEB. AM 11.5.1848 IN WIEN
GEST. AM 26.11.1924 DEN FRUCHT-
BAREN KIRCHENHISTORIKER /
FROMMEN ORDENSPRIESTER
/ IDEALEN FOERDERER VON
PRIESTERBERUFEN TREUESTEN
SOHN SEINES HEIMATLANDES“
- Haus Schobesberger
- Haus am Bach
- Kirchenwirt Neukirchen
- Sgraffiti mit Zunftzeichen
Volkskultur Bearbeiten
Kulturelle Traditionsvereine Bearbeiten
- Freiwillige Feuerwehr
- Musikverein
- Schützenverein
Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten
- Dreikönigsreiter
- Glöcklertag
Der Glöcklerlauf findet in der letzten Rauhnacht, am 5. Januar, der Nacht vor Dreikönig, statt und war eine so genannte Freinacht, in der besondere Rechte und Freiheiten galten. Der Name „Glöckler“ kommt nicht von „Glocke“, sondern vom althochdeutschen Wort klockon beziehungsweise von den mittelhochdeutschen Wörtern klocken, köcken für „anklopfen, anpochen“ zurück und wird nur volksetymologisch mit den „Glocken“ schellen, die die Klöckler (die „Anklopfer“) tragen, in Zusammenhang gebracht.
Sagen Bearbeiten
- Sagen zur Viechtau
- Teufelskirche
Sport und Freizeit Bearbeiten
Das alpine Höllengebirge verbindet den Traunsee mit dem Attersee. Neukirchen ist Ausgangspunkt für Wanderungen und Mountainbike-Touren.
Zwei Stunden dauert die Bergwanderung vom Taferlklaussee zum Hochleckenhaus (1574 m) und weiter zum Brunnkogel (1708 m). Das Brunnkogel-Gipfelkreuz ist das größte Gipfelkreuz Europas. Der Grasberg kann sowohl zu Fuß als auch per Rad erklommen werden.
- Das Almgebiet Windlegern
Persönlichkeiten Bearbeiten
- Josef Ahamer (1874–1968) Förster in Reindlmühl und Neukirchen, Ehrenbürger der Marktgemeinde Altmünster mit vielen Auszeichnungen und Ehrungen. Als Autodidakt in der Malerei wurde er Mitglied der Vereinigung bildender Künstler.
- Josef Ahammer (* 1935 in Neukirchen; † 2017) war römisch-katholischer Priester und von 1982 bis 2003 Generalvikar der Diözese Linz.
- Rudolf Markschläger (1890–1982) war ab 1909 Lehrer und von 1913 bis 1920 Oberlehrer in Neukirchen. 1920 zog er als erster Vertreter des Salzkammergutes in den Nationalrat ein. Er gründete 1927 in Neukirchen den Männergesangverein Aurachtal, dem er bis September 1934 als Chormeister vorstand. Aus dieser Zeit kommt der Text des Neukirchner Liedes, das nach der Melodie des Ebenseer Liedes Kleine Häuserl in der Höh gesungen werden soll.
„Wo durch’s Tal die Aurach fliaßt,
dort a recht liab’s Dörferl grüaßt,
zwischenan Bergnan liegt’s schön drin:
das ist der Ort, wo i her bin.
Hoaßt Neukirchen in Viechtau,
blast der Wind a oft recht rau:
I bleib allweil recht gern da,
in Neukirchen, das is ggschmah.
…“
- Friedrich Pesendorfer (1867–1935). Er war Literat und Weltpriester. 1928 veröffentlichte er in seinem Buch Mein Salzkammergut auch ein Viechtauerlied.
„…
Neukirchen das Viechtauer-Dörfchen heißt,
Wo die Leute fleißig wie Bienen,
Wie freundlich die Häuschen, mit Blumen meilt
Am Fenster und weißen Gardinen.
Die stattliche Schule, sie macht sogleich
Mein Herz für die Jugend erwärmen,
Die arme Viechtauer ist ja kinderreich,
Die Städte an Kinder verarmen.
…“
- Pater Cölestin Wolfsgruber (1848–1924), der letzte kaiserliche Hofprediger in Wien, war ein Neukirchner. Zu seinen Ehren wurde im 19. Bezirk in Wien eine Straße nach ihm benannt.
- Sepp Moser (1925–1985), Bildhauer, hatte schon von Kindheit an den Umgang mit dem Werkstoff Holz gelernt. Seine Vorliebe galt den Harthölzern wie Eiche, Zwetschke und Nuss. Er schuf Werke aber auch aus Stein, z. B. Granit und Kalkfelsen, aber auch Steinguss und Bronzeguss versuchte er zu formen. Auch die Malerei gehörte zu seinen Tätigkeiten. Bekannte Werke: Kreuzigungsgruppe in der Kapelle von Sierning, Großplastik Hl. Georg an der Schlossbergstiege in Linz, Kreuzwegstationen zum Kalvarienberg, Gipfelkreuz auf dem Traunkirchner Sonnstein.
- Raphael Schauerte, deutscher Politiker, Ortsvorsteher und Feuerwehrmann aus der Partnerstadt Niederau
Infrastruktur Bearbeiten
Verkehr Bearbeiten
Die Katastralgemeinde wird von Osten nach Westen über die entlang der Aurach geführte Großalm-Landesstraße L 544 erschlossen. Die Straße zweigt am Attersee von der Seeleiten Straße B 152 ab und gelangt über das Kienbachtal in der Nähe der Taferlklause in die KG Neukirchen. In der Ortschaft Neukirchen verlässt die Straße das Aurachtal und führt über Eben und Ebenzweier nach Altmünster, wo sie in die entlang des Traunsees verlaufende Salzkammergutstraße B 145 mündet. Von der Ortschaft Neukirchen führt mit der L 1298 eine weitere Straße zum Traunsee, wo diese im Ortsteil Viechtau (Gemeinde Traunkirchen) in die B 145 mündet.
Schulen Bearbeiten
Bis zum Jahr 1808 wurden alle Neukirchner Kinder in den Schulen von Altmünster unterrichtet. Da es vielen Kindern nicht möglich war, den Schulunterricht in Altmünster zu besuchen, wurden sie vom Krämersohn und Holzwarenarbeiter Johann Schatzl aus Vöcklabruck im Privathaus „Moisenbach“ unterrichtet. Die Schülerzahl stieg rasch an und machte den Bau einer zweiklassigen Volksschule notwendig, die 1815 errichtet wurde.
1920 besuchten 100 Schüler die 3. Klasse und machten eine Teilung der Klasse erforderlich. Die nun fünfklassige Schule war vorübergehend im Gasthaus „Zur Sägemühle“ untergebracht. 1935/36 besuchten 322 Schüler die Volksschule Neukirchen und wurden in sechs Klassen unterrichtet. Die Kinderanzahl pro Klasse lag zwischen 41 und 73 Schülern. In der Volksschule (Jahresschwerpunkt 2012/13 „Dem Lernen auf der Spur“) werden Kinder in sechs Klassen unterrichtet.
Am 15. September 1929 wurde auf dem Hochkreuth (damalige Schreibweise „Hochgreith“) der Unterricht in dem von der gräflichen Familie O’Donnell von Tyrconnel errichteten Montessori-Internat mit Volksschule, Kindergarten und Mittelschule begonnen. Dies war seinerzeit das erste und einzige österreichische Montessori-Internat. Bei der Eröffnung zählte das Internat sechs Volksschulkinder und drei Kinder für den Kindergarten. Die Schüler kamen aus mehreren europäischen Ländern, unter anderem aus Deutschland und den Niederlanden. Wegen der ab 1933 unruhigen politischen Lage in Österreich sowie der von Deutschland verhängten „Tausend-Mark-Sperre“ kamen keine Kinder mehr aus dem Ausland, das Internat musste geschlossen werden.
Seit 1. September 1973 besteht in Neukirchen eine Hauptschule, die seit dem Schuljahr 2009/10 als Neue Mittelschule geführt wird. Seit 13. April 2011 trägt die Neue Mittelschule Neukirchen das Zertifikat „OÖ Schule innovativ“. In der NMS werden Kinder in acht Klassen unterrichtet.
Bibliothek Bearbeiten
Die Öffentliche Bibliothek der Pfarre Neukirchen und Marktgemeinde Altmünster verfügte zu Jahresbeginn 2013 über rund 150 DVDs und ungefähr 2000 Bücher aus den Bereichen Kinder- und Jugendliteratur, Biografien, Comics, Geschichte, Lebenshilfe, Romane und Sachbücher. Für die Besucher stehen Sitzplätze bereit.
Literatur Bearbeiten
- Franz Ahammer: Das alte Münster am Traunsee: Die Ortsgemeinde Altmünster in Oberdonau im Spiegel ihrer Vergangenheit. Gemeinde Altmünster, Gmunden 1939.
- Johann Lüftinger: Kleindenkmäler in Altmünster, Neukirchen und Reindlmühl: vom Gedenkkreuz im Traunsee zum Gipfelkreuz auf dem Brunnkogel. Gemeinde Altmünster, Dezember 2007.
- Karl Rauch, Heinrich Marchetti, Johann Lüftinger: Heimatbuch der Marktgemeinde Altmünster. Gemeinde Altmünster, 1992.
- Gertraud Liesenfeld: Löffel • Docken • Souvenirs. Auf den Spuren der Viechtauer Hausindustrie. Geschichten zum Heimathaus. Wien 2005.
- Benedikt Pillwein (Hrsg.): Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg. Mit einem Register, welches zugleich das topographische und genealogische Lexikon ist und der Kreiskarte versehen. Geographisch-historisch-statistisches Detail nach Distrikts-Kommissariaten. 1. Auflage. Zweiter Theil: Der Traunkreis. Joh. Christ. Quandt, Linz 1828, S. 387–388 (Google eBook). 2. Auflage 1843 (Google Book)
Weblinks Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
- ↑ Ortsverzeichnis 2001 Oberösterreich (PDF; 4,9 MB), Statistik Austria, Wien 2005, ISBN 3-902452-43-9, S. 120.
- D. van Husen, L. Leitner: Der Traunsee. Eine Landschaft entsteht. Eigenverlag Marktgemeinde Altmünster, Altmünster 1998.
- K. Rauch, H. Marchetti, J. Lüftinger: Heimatbuch der Marktgemeinde Altmünster, 1992, S. 412.
- ↑ K. Rauch, H. Marchetti, J. Lüftinger: Heimatbuch der Marktgemeinde Altmünster. 1992. S. 36.
- Oberösterreichische Nachrichten, 10. Juli 2012
- Traunspiegel, Oktober 2007
- Dem entspricht auch das mundartliche Wort vür in der Bedeutung vor, wie zum Beispiel in folgendem Zitat:
„’s Vür(ch)ta, Vürtuach: Schürze / der Vürfleck: Männerschurz / Fuader vürgö(b)m: den Tieren zu fressen geben / vürnehma: sich etwas vornehmen.“
Vgl. J. Lüftinger: Kleindenkmäler in Altmünster, Neukirchen und Reindlmühl: vom Gedenkkreuz im Traunsee zum Gipfelkreuz auf dem Brunnkogel. 2007, S. 377.
- Die Variante Taurach für den Fluss könnte in Zusammenhang stehen mit dem Wortstamm Tau(e)r-, einem alten Wort für Berg, Gebirge Vgl. J. Lüftinger: Vom Gedenkkreuz im Traunsee zum Gipfelkreuz auf dem Brunnkogel. In: Kleindenkmäler in Altmünster, Neukirchen und Reindlmühl: Altmünster 2007, S. 378.
- Kurt Klein (Bearb.): Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Hrsg.: Vienna Institute of Demography [VID] d. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Oberösterreich Teil 1 (Onlinedokument, Erläuterungen. Suppl.; beide PDF – o.D. [aktual.]).
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