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Die Multiplikatormethode ist ein marktorientiertes Verfahren zur Unternehmensbewertung Dabei wird das in Transaktionspreisen verdichtete Preisfindungswissen des Marktes bezuglich vergleichbarer Unternehmen auf ein zu bewertendes Unternehmen zwecks Wertermittlung ubertragen 1 Die Multiplikatormethode ist unter Praktikern beliebt da sie einfach und rasch eine uberschlagige erste Wertindikation produziert Die Multiplikatormethode ist grundsatzlich fur folgende Zwecke geeignet Plausibilitatsprufung der Unternehmenswerte die mittels anderer Bewertungsverfahren ermittelt wurden Einschatzung des Unternehmenswerts im Wettbewerb durch Vergleich der Multiplikatoren des zu bewertenden Unternehmens mit Multiplikatoren der branchenidentischen Vergleichsunternehmen Bestimmung des Unternehmenswerts des zu bewertenden Unternehmens mithilfe bereits bekannter Multiplikatoren vergleichbarer Unternehmen 2 Prognoseerstellung uber mogliche Entscheidungen anderer Marktteilnehmer da die Multiplikatormethode weit verbreitet ist und sich so selbst erfullende Prophezeiungen induzieren konnten 3 Ein weiterer Zweck liegt in der Bereitstellung eines belastbaren Argumentationswerts zur Unterstutzung der Kaufpreisvorstellung eines prasumtiven Kaufers bzw Verkaufers in der Kaufpreisverhandlung uber ein Unternehmen Der Interessenkonflikt besteht in dem Verhandlungsziel des Kaufers bzw Verkaufers einen moglichst niedrigen bzw hohen Transaktionspreis durchzusetzen Die Multiplikatormethode stellt zur Ermittlung des Unternehmenswerts auf Marktpreise vergleichbarer Unternehmen ab und greift damit die in diesen Preisen immanente Objektivitat des Marktes auf Sonach liefert die Multiplikatormethode Ergebnisse in Sonderstellung Inhaltsverzeichnis 1 Pramissen 2 Vorgehensweise 2 1 Bildung einer geeigneten Vergleichsunternehmensgruppe 2 1 1 Datenerhebung uber die Vergleichsunternehmensgruppe 2 2 Berechnung von Multiplikatoren 2 3 Berechnung des Unternehmenswerts 2 3 1 Wertermittlung anhand einer Bezugsgrosse 2 3 2 Mehrere Bezugsgrossen bei einem Vergleichsunternehmen 2 4 Bedeutung der Spannweite 3 Wertkorrekturen und finaler Unternehmenswert 3 1 Zuschlage 3 1 1 Kontrollzuschlag 3 1 2 Fungibilitatszuschlag 3 1 3 Zuschlag auf Personengesellschaften im Vergleich zu Kapitalgesellschaften 3 2 Abschlage 3 2 1 Portfeuilleabschlag 3 2 2 Small Cap Discount 3 3 Bedeutung von Wertkorrekturen in der Kaufpreisverhandlung 3 4 Finaler Unternehmenswert 4 Verfahrensvarianten 4 1 Variante der borsennotierten Vergleichsunternehmen 4 2 Variante der kurzlichen Akquisition 4 3 Arten von Multiplikatoren 4 3 1 Multiplikatoren nach Zeitbezug 4 3 1 1 Vergangenheitsorientierter Multiplikator 4 3 1 2 Zukunftsbezogener Multiplikator 4 4 Multiplikatoren nach Herkunft der Bezugswerte 4 4 1 Equity Value Multiplikator 4 4 2 Enterprise Value Multiplikator 4 5 Multiplikatoren nach Eigenart des Marktes 4 5 1 Borsenpreismultiplikator 4 5 2 Merger and Aquisition Multiplikator 4 6 Tendenzaussagen uber Multiplikatoren 4 7 Beispiele fur Multiplikatoren auf Basis von Bilanzgrossen 4 7 1 Kurs Buchwert Verhaltnis 4 7 2 Verschuldungsgrad 4 8 Beispiele fur Multiplikatoren auf Basis von Grossen der Gewinn und Verlustrechnung 4 8 1 Enterprise Value Umsatz Verhaltnis 4 8 2 Enterprise Value EBIT Verhaltnis 4 8 3 Kurs Gewinn Verhaltnis 5 Konzeptionelle Schwachen 5 1 Mangelnde Differenzierung zwischen Wert und Preis 5 2 Annahme der Proportionalitat von Bezugsgrosse und Unternehmenswert 5 3 Inkonsistente Anwendung des Objektivitatsprinzips durch Zu und Abschlage 5 4 Fehlender Entscheidungswert 5 5 Manipulationsanfalligkeit 6 EinzelnachweisePramissen BearbeitenGemass der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur mussten annahernd gleichartige Guter vergleichbare Preise aufweisen Dabei konnen Unternehmen bzw die bruchstuckhaften Eigentumsrechte daran wie z B Aktien als Kapitalguter interpretiert werden Die Multiplikatormethode unterstellt vereinfachend einen linearen Zusammenhang zwischen dem Wert eines Unternehmens und der ausgewahlten wertrelevanten Bezugsgrosse z B Umsatzerlose oder EBIT Durch die Auswahl einer Bezugsgrosse werden hinsichtlich samtlicher anderer Einflussfaktoren die nicht Teil dieser Bezugsgrosse sind zwischen dem zu bewertenden Unternehmen und der Vergleichsunternehmensgruppe sonst gleiche Bedingungen unterstellt Die Berucksichtigung mehrerer Bezugsgrossen ist moglich und zielfuhrend da dadurch einige der restriktiven ceteris paribus Annahmen hinfallig werden was eine bessere Abbildung der Realitat ermoglicht 4 Die Multiplikatormethode postuliert stets positive Bezugsgrossenauspragung Ein negativer Multiplikator fuhrte zu einem negativen Unternehmenswert was nicht zweckmassig ware Bei einem Unternehmen das Verluste fahrt sollte also statt des Gewinns z B der Umsatz als regelmassig jedoch nicht zwingend nichtnegative Bezugsgrosse herangezogen werden Ebenfalls ausgeschlossen sind nullwertige Bezugsgrossen da sie zur Division durch Null fuhrten Bisweilen wird im einschlagigen Schrifttum festgestellt 5 dass Bezugswert Dividend und Bezugsgrosse Divisor des Multiplikators in einer speziellen Ahnlichkeitsbeziehung zueinander stehen mussen Damit soll vermieden werden dass Eigenkapitalanspruche wie etwa der Jahresuberschuss in Beziehung zu Bezugsgrossen gesetzt werden die den Unternehmenswert aus Eigen und Fremdkapitalgeberperspektive darstellen Die Missachtung dieses Grundsatzes hatte einen verzerrten Unternehmenswert zur Folge da im Rahmen einer Unternehmensubernahme fur Kaufer bzw Verkaufer der Wert des Rechts am Eigenkapital vordergrundig bedeutsam ist Vorgehensweise BearbeitenBildung einer geeigneten Vergleichsunternehmensgruppe Bearbeiten Zur Bildung von Multiplikatoren werden Unternehmen identifiziert die hinsichtlich des zu bewertenden Unternehmens eine hochstmogliche Vergleichbarkeit aufweisen sie bilden die Vergleichsgruppe Unternehmen gelten dann als untereinander vergleichbar wenn sie bezuglich der an die Eigentumer adressierten Zahlungsstrome in zeitlichem Anfall Hohe und Unsicherheit moglichst weitgehend einander ahneln Zudem kommen folgende aussere Unternehmensmerkmale zur Vergleichbarkeitsprufung in Betracht Bearbeitung identischer bzw vergleichbarer Markte Kriterien u a geografische Prasenz des Marktes Art und Umfang der gehandelten Leistungen Marktvolumen Distributionskanale etc Identische Phase im Produkt bzw Unternehmenslebenszyklus Vergleichbare Wachstumsaussichten Vergleichbare Grossenkriterien Vergleichbare Forschungs und Entwicklungsaktivitaten Vergleichbare Finanzierungsstrukturen Dabei ist eine detaillierte Ertrags und Cashflowanalyse der Kern der Vergleichbarkeitsprufung die oben genannten Unternehmensmerkmale dienen der Erweiterung der Vergleichbarkeitsanalyse 6 Datenerhebung uber die Vergleichsunternehmensgruppe Bearbeiten Im Weiteren werden Informationen zu den Vergleichsinformationen erhoben zusammengestellt und aufbereitet In Betracht kommen Grossen aus der Kapitalflussrechnung und dem Jahresabschluss denkbar sind auch nichtfinanzielle Kennzahlen wie Anzahl der Website Besuche 7 Auf Basis von Vergangenheitsdaten kommen ausschliesslich normalisierte Ergebnisse in Ansatz da einmalige Effekte die Wertermittlung verzerren wurden 8 Bei Jahresabschlussgrossen ist zu beachten dass diese nur vergleichbar sind wenn sie nach denselben Rechnungslegungsvorschriften erstellt wurden Anpassungsbedarf ergibt sich z B beim Umsatzrealisationszeitpunkt nach HGB und IFRS 9 Berechnung von Multiplikatoren Bearbeiten Zur Berechnung eines einzelnen Multiplikators wird der Bezugswert wie z B die Marktkapitalisierung ins Verhaltnis zu einer Bezugsgrosse wie etwa dem EBIT des Vergleichsunternehmens gesetzt M B W V U B G V U displaystyle M frac BW VU BG VU nbsp mit M displaystyle M nbsp Multiplikator B W displaystyle BW nbsp Bezugswert B G displaystyle BG nbsp Bezugsgrosse V U displaystyle VU nbsp VergleichsunternehmenDie Berechnungsweise veranschaulicht dass ein Multiplikator das Vielfache einer gewahlten Bezugsgrosse vom Unternehmenswert in Form einer Beziehungszahl 10 darstellt Die Multiplikatoren werden anschliessend als Mittelwert uber alle Vergleichsunternehmen aggregiert Aggregation als arithmetisches Mittel M 1 n i 1 n M i displaystyle overline M frac 1 n sum i 1 n M i nbsp Aggregation als Median M M n 1 2 1 2 M n 2 M n 2 1 displaystyle overline M begin cases M frac n 1 2 frac 1 2 M frac n 2 M frac n 2 1 end cases nbsp Obere Zeile fur n displaystyle n nbsp ungeradeUntere Zeile fur n displaystyle n nbsp geradeDer Median reagiert relativ unempfindlich gegenuber Ausreissern Dadurch ist die Verzerrung des aggregierten Multiplikators durch extrem hohe bzw niedrige Bezugsgrossenauspragungen tendenziell geringer Werden mehrere Bezugsgrossen berucksichtigt mussen diese gewichtet werden Gewichtungsfaktoren sind wie Multiplikatoren Verhaltniszahlen In den Pramissen werden nullwertige sowie negative Bezugsgrossenauspragungen ausgeschlossen Demnach ist die Bezugsgrosse eines Multiplikators stets ratioskaliert Das geometrische Mittel ist der passende Lageparameter fur dieses Skalenniveau Das geometrische Mittel uber Multiplikatoren unter Berucksichtigung von identischen Gewichtungsfaktoren ergibt sich nach M i 1 n n M i a displaystyle overline M sqrt n prod i 1 n M i alpha nbsp mit a displaystyle alpha nbsp GewichtungsfaktorBerechnung des Unternehmenswerts Bearbeiten Wertermittlung anhand einer Bezugsgrosse Bearbeiten Zur Berechnung des Werts des zu bewertenden Unternehmens wird der aggregierte Multiplikator der Vergleichsunternehmensgruppe mit der Bezugsgrosse des zu bewertenden Unternehmens multipliziert W b U M B G b U displaystyle W bU overline M cdot BG bU nbsp mit W b U displaystyle W bU nbsp Wert des zu bewertenden UnternehmensM displaystyle overline M nbsp Mittelwert der Multiplikatoren der einzelnen Vergleichsunternehmen B G b U displaystyle BG bU nbsp Bezugsgrosse des zu bewertenden UnternehmensDie Bezugsgrosse des zu bewertenden Unternehmens muss dieselbe sein auf deren Basis zuvor die Multiplikatoren berechnet wurden 11 Mehrere Bezugsgrossen bei einem Vergleichsunternehmen Bearbeiten In den Pramissen wird die Berucksichtigung lediglich einer Bezugsgrosse problematisiert Manche Autoren schlagen daher die Berucksichtigung mehrerer Bezugsgrossen eines einzelnen Vergleichsunternehmens vor W b U i 1 n a i B W V U B G i V U B G i b U mit i 1 n a i 1 displaystyle W bU sum i 1 n alpha i cdot frac BW VU BG i VU BG i bU quad text mit quad sum i 1 n alpha i 1 nbsp Problematisch an diesem Vorschlag ist dass die Wertermittlung nicht auf Basis einer Vergleichsunternehmensgruppe sondern nur aufgrund eines einzelnen vergleichbaren Unternehmens erfolgt Zwecks Ausgleich von Bewertungsfehlern fruherer Transaktionen fordert die Multiplikatormethode indes eine bestimmte Mindestanzahl an vergleichbaren Unternehmen 1 Dieses Postulat wird durch die empfohlene Berechnungsweise nicht berucksichtigt Erkennbar ist dies daran dass in der Berechnungsformel der Bezugswert des Vergleichsunternehmens nicht mit einem Summationsindex versehen ist und sich somit auf nur ein Vergleichsunternehmen referenziert Bedeutung der Spannweite Bearbeiten Mithilfe der Spannweite konnen sich die prasumtiven Parteien im Vorfeld der eigentlichen Kaufpreisverhandlung auf eine preisliche Verhandlungsbasis einigen Dabei ergibt sich aus dem betragsmassig kleinsten bzw grossten Multiplikator der Mindest bzw Hochstpreis der etwaigen Transaktion Aufgrund der in Multiplikatoren immanenten Marktobjektivitat kann der Bewertende damit zur Vorteilnahme Unternehmenswerte aufgrund anderer Verfahren argumentativ ausschliessen 12 Die Spannweite wird folgendermassen ermittelt W S b U W H b U W K b U displaystyle W S bU W H bU W K bU nbsp mit W S displaystyle W S nbsp Wertspannweite des zu bewertenden Unternehmens W H displaystyle W H nbsp Hochster Unternehmenswert W K displaystyle W K nbsp Kleinster UnternehmenswertWertkorrekturen und finaler Unternehmenswert BearbeitenZuschlage Bearbeiten Kontrollzuschlag Bearbeiten Ein Bruchstuck am Eigentum eines Unternehmens beinhaltet in der Regel das Recht am Gewinn zu partizipieren sowie ein Stimmrecht bei der Hauptversammlung Eine einzelne Aktie ermoglicht praktisch keinen Einfluss auf die Geschaftsfuhrung Mit steigender Anzahl von Aktien kann der Kaufer verstarkt Einfluss auf die Geschaftsfuhrung ausuben und damit seine individuelle Strategie verfolgen Beispielsweise soll das zu bewertende Unternehmen zwecks Synergien in einen Konzern eingegliedert werden oder neue Geschaftsfelder operationalisieren Diese Moglichkeit begrundet den Kontrollzuschlag als Preis desjenigen Vorteils der uber den blossen Gewinnanspruch hinausreicht In der Praxis sind Kontrollzuschlage von 20 50 ublich Ein Kontrollzuschlag entsteht entweder als Paketzuschlag durch den Kauf eines grosseren Aktienpakets oder dadurch dass der Kaufer schrittweise Freefloat Aktien am Publikumsmarkt erwirbt und dadurch Preissteigerungen auslost 13 Fungibilitatszuschlag Bearbeiten Der Fungibilitatszuschlag druckt die relativ bessere Marktgangigkeit des zu bewertenden Unternehmens hinsichtlich der Vergleichsunternehmen als Aufpreis aus Die Borsennotierung vereinfacht die Wiederverausserbarkeit und rechtfertigt so einen Zuschlag Der Fungibilitatszuschlag kann sich z B aus einem Sockel der die blosse Borsenhandelbarkeit ausdruckt und einer Liquiditatskomponente die sich am Borsenumsatz bemisst zusammensetzen Zuschlag auf Personengesellschaften im Vergleich zu Kapitalgesellschaften Bearbeiten Nach deutschem Handelsrecht gilt ein entgeltlich erworbener Geschafts oder Firmenwert als zeitlich begrenzt nutzbarer Vermogensgegenstand mit der Folge dass er erfolgswirksam abzuschreiben ist 246 Abs 1 S 4 HGB 253 Abs 3 S 4 HGB steuerliche Abschreibung 7 Abs 1 S 3 EStG Bei Kapitalgesellschaften vollzieht sich die Ubernahme als so genannter Share Deal dabei gehen die Eigenkapitaltitel auf den Kaufer uber Die im Zielunternehmen vorhandenen Bilanzposten bleiben davon unberuhrt da lediglich die Zugangsbewertung der Eigenkapitaltitel mit den Anschaffungskosten erfolgt 247 Abs 1 HGB Demzufolge entsteht beim Share Deal kein entgeltlich erworbener Geschafts oder Firmenwert im Sinne des Handelsrechts Die Ubernahme von Personengesellschaften vollzieht sich als Asset Deal Dabei gehen samtliche Vermogensgegenstande und Schulden des Zielunternehmens einzeln auf das akquirierende Unternehmen uber Sofern im Ubernahmezeitpunkt gilt Kaufpreis gt Vermogen Schulden entsteht ein entgeltlich derivativer erworbener Geschafts oder Firmenwert Dadurch ergibt sich fur eine zu bewertende Personengesellschaft im Vergleich zu Kapitalgesellschaften eine Abschreibungsquelle mit entsprechend positiver Steuerwirkung die einen Zuschlag rechtfertigt Die Uberlegung gilt analog fur einen Geschafts oder Firmenwert Abschlag bei einer zu bewertenden Kapitalgesellschaft die mit Personengesellschaften verglichen wird Abschlage Bearbeiten Portfeuilleabschlag Bearbeiten Die Uberlegung zum Portfeuilleabschlag wird am Grenzfall dass das zu bewertenden Unternehmen ein Einproduktunternehmen ist die Vergleichsgruppe jedoch aus diversifizierten Unternehmen besteht deutlich Diversifizierte Unternehmen konnen durch Bearbeitung weitere Geschaftsfelder zusatzlich Mehrwerte erzielen dem Einproduktunternehmen bleiben diese vorenthalten Diese nichtrealisierbaren Mehrwerte werden als Porteuilleabschlag ausgedruckt 14 Sofern ein Portfeuilleabschlag gerechtfertigt erscheint konnte die Vergleichsunternehmensgruppe mangelhaft mit dem zu bewertenden Unternehmen vergleichbar sein Die Unternehmensbewertung mithilfe von Multiplikatoren ist sonach fragwurdig Besser ware die Selektion von vergleichbaren Geschaftsfeldern aus der Vergleichsunternehmensgruppe Problematisch ist inwieweit ein Portfeuilleabschlag ohne die Pramisse der Vergleichbarkeit zu verletzen ansetzbar ist Small Cap Discount Bearbeiten Der Small Cap Discount SCD wird angesetzt sofern der Marktfuhrer Teil der Vergleichsunternehmensgruppe ist Damit soll die nachrangige Marktstellung des zu bewertenden Unternehmens als Abschlag berucksichtigt werden Der Small Cap Discount kann objektiviert werden indem er an der Umsatzdifferenz zwischen Marktfuhrer und zu bewertendem Unternehmen gewichtet mit dem Marktanteil des Marktfuhrers relativ zur Vergleichsunternehmensgruppe in Relation zum Gesamtmarktumsatz bemessen wird S C D U M F U b U U V U U b U a M F wobei a M F U M F U V U displaystyle SCD frac U MF U bU sum U VU U bU cdot alpha MF quad text wobei quad alpha MF frac U MF sum U VU nbsp mit S C D displaystyle SCD nbsp Small Cap Discount U M F displaystyle U MF nbsp Umsatz des Martkfuhrers U b U displaystyle U bU nbsp Umsatz des zu bewertenden Unternehmens U V U displaystyle U VU nbsp Umsatz der Vergleichsunternehmen a M F displaystyle alpha MF nbsp Marktanteil des MarktfuhrersDie Uberlegung gilt analog fur ein Small Cap Premium Bedeutung von Wertkorrekturen in der Kaufpreisverhandlung Bearbeiten Wertkorrekturen als Zu und Abschlage sind in Art und Hohe subjektiv d h abhangig von den Verhandlungsparteien und ausgerichtet auf eine konkrete Verhandlungssituation Sie sind Mittel um den Kaufpreis dem jeweiligen Interesse gemass zu erhohen bzw zu senken In der Kaufpreisverhandlung kommt es darauf an wie plausibel derartige Wertkorrekturen auf den Unternehmenswert argumentiert werden Grundsatzlich wird der prasumtive Kaufer Verkaufer durch einen Zuschlag Abschlag in seiner Preisvorstellung benachteiligt weswegen er das die Wertkorrektur begrundende Argument zu entkraften suchen wird 15 Finaler Unternehmenswert Bearbeiten Unter Berucksichtigung der Zu und Abschlage sowie der unterschiedlichen Berechnungsweisen kann der endgultige Unternehmenswert nach der Multiplikatormethode folgendermassen bestimmt werden W f b U M B G b U Z A displaystyle W f bU overline M cdot BG bU Z A nbsp mit W f b U displaystyle W f bU nbsp Finaler Wert des zu bewertenden Unternehmens B G b U displaystyle BG bU nbsp Bezugsgrosse des zu bewertenden Unternehmens Z displaystyle Z nbsp Zuschlage A displaystyle A nbsp AbschlageVerfahrensvarianten BearbeitenVariante der borsennotierten Vergleichsunternehmen Bearbeiten Die Variante der borsennotierten Vergleichsunternehmen ist ein einzelbewertungsorientiertes Verfahren 16 Bei dieser Variante wird die Marktkapitalisierung vergleichbarer Unternehmen als Bezugswert angesetzt 17 Die Marktkapitalisierung errechnet sich aus dem stichtagsbezogenen Borsenkurs multipliziert mit der Gesamtanzahl von Aktien M K K 0 i 1 n A i displaystyle MK K 0 cdot sum i 1 n A i nbsp mit M K displaystyle MK nbsp Marktkapitalisierung K 0 displaystyle K 0 nbsp Aktienkurs zum Stichtag t 0 displaystyle t 0 nbsp A i displaystyle sum A i nbsp Anzahl aller AktienFur den Borsenwert ist eine hohe Liquiditat an den Umschlagsplatzen notig um die Preisentscheidungen uber moglichst viele Aktien von tendenziell vielen Anbietern und Nachfragern einbeziehen und somit die objektive Preisfindung des Marktes weitgehend aufgreifen zu konnen Prinzipiell indizieren ein hoher Free Float eine hohe Anzahl von Preisfeststellungen pro Zeitspanne und ein hohes Handelsvolumen ausreichende Liquiditat 18 Bedenklich ist die Folgerung auf den Unternehmenswert aufgrund der relativ geringen Anzahl von an der Preisbildung beteiligten Aktien es wird unterstellt dass samtliche nicht an der Preisbildung beteiligten Aktien einen identischen Preis erzielten Die Variante der borsennotierten Vergleichsunternehmen verstosst gegen das Prinzip der Gesamtbewertung sie ist daher fur die Ermittlung individueller Entscheidungswerte ungeeignet 19 Problematisch ist ausserdem dass Borsenkurse eine vergleichsweise hohe Volatilitat aufgrund von Spekulationen Herdentriebverhalten oder Panikreaktionen aufweisen 20 Dadurch wird unmittelbar der Wert des Multiplikators und mittelbar der Wert des zu bewertenden Unternehmens innerhalb kurzer Zeit stark beeinflusst Dieser Effekt kann abgemildert werden indem die Marktkapitalisierung uber den Mittelwert bspw Der Tages oder Monatsschlusskurse berechnet wird Die Marktkapitalisierung errechnet sich dann folgendermassen M K 1 n i 1 n K i j 1 k A i displaystyle MK frac 1 n sum i 1 n K i cdot sum j 1 k A i nbsp mit M K displaystyle MK nbsp Marktkapitalisierung n displaystyle n nbsp Anzahl der Kursfeststellungen K displaystyle K nbsp festgestellter Kurs A i displaystyle sum A i nbsp Anzahl aller AktienVariante der kurzlichen Akquisition Bearbeiten Die Variante der kurzlichen Akquisition ist ein gesamtbewertungsorientiertes Verfahren das auf historische Transaktionspreise uber gesamte Unternehmen abstellt Bei dieser Variante werden historische Transaktionspreise als Bezugswerte angesetzt 14 Problematisch ist die Erhebung einer ausreichenden Datenmenge uber historische Transaktionen um einen statistisch belastbaren Multiplikator zu berechnen Hierfur ist ein geeigneter Datenbankzugang erforderlich Sofern die Transaktionen in unterschiedlichen Marktzyklen angefallen sind konnen sie ganzlich ungeeignet sein Wurden historische Transaktionen etwa in einer Baisse Phase getatigt sind die Transaktionspreise relativ niedriger Die Unternehmensbewertung mit diesen Daten in einer folgenden Hausse Phase wurde dann einen zyklisch fehlerhaften Wert produzieren 8 Der Vorteil dieser Variante besteht darin dass fur die Gesamtheit der Eigenkapitaltitel ein Transaktionspreis vorliegt und damit die zuvor problematisierte Hochrechnung vom Wert des bruchstuckhaften Eigentums auf den Wert des Gesamteigentums entfallt Historische Kaufpreise von vergleichbaren Unternehmen beinhalten jedoch meist transaktionsspezifische Einflusse etwa durch die relative Verhandlungsposition oder die individuellen Motive der Parteien Dies fuhrt oftmals zu hoherwertigen Multiplikatoren Die Wertubertragung im Sinne von Multiplikatoren aufgrund historischer Transaktionspreise ist demnach ohne weiteres fragwurdig Auch relevant ist ob der Kaufpreis zahlungswirksam oder durch Aktientausch abgegolten wurde Der Aktientausch kann zu uberhohten Kaufpreisen fuhren da Aktiengesellschaften junge Aktien vergleichsweise einfach emittieren konnen 21 Arten von Multiplikatoren Bearbeiten Multiplikatoren nach Zeitbezug Bearbeiten Vergangenheitsorientierter Multiplikator Bearbeiten Vergangenheitsorientierte Multiplikatoren basieren auf Istwerten der jeweiligen Bezugsgrosse Sie sind nur stichtagsbezogen aktuell Demnach muss die Bewertung auf Basis vergangenheitsorientierter Multiplikatoren zeitnah nachdem die Istbezugsgrossenauspragungen feststehen erfolgen Die Bezugsgrossenauspragungen konnen den Jahresabschlussen der betreffenden Unternehmen entnommen werden diese werden z B fur bestimmte Gesellschaften im Bundesanzeiger publiziert 22 Zukunftsbezogener Multiplikator Bearbeiten Zukunftsbezogene Multiplikatoren basieren auf Schatzungen zukunftiger Bezugsgrossenauspragungen durch Finanzmarktanalysten Diese Einzelschatzungen werden als Konsensschatzung in Form eines Mittelwerts aggregiert Zukunftsbezogene Multiplikatoren basieren ebenso auf Schatzungen zukunftiger Bezugsgrossenauspragungen Diese Einzelschatzungen werden ebenfalls als Konsensschatzung in Form eines Mittelwerts aggregiert 23 Multiplikatoren nach Herkunft der Bezugswerte Bearbeiten Equity Value Multiplikator Bearbeiten Zur Bildung von Equity Value Multiplikatoren wird der Marktwert des Eigenkapitals als Bezugswert angesetzt Fur borsennotierte Aktiengesellschaften mit liquidem Markt ist die Marktkapitalisierung jederzeit aktuell aus dem Produkt aus Aktienanzahl und Aktienkurs berechenbar Der Marktwert des Eigenkapitals stellt den Wert der Eigentumsrechte des Unternehmens aus Sicht der Marktteilnehmer dar Dieser Eigentumerbezug kann in einem Multiplikator nur dann konsistent beibehalten werden wenn die gewahlte Bezugsgrosse ausschliesslich den Eigentumern zusteht Es muss sich folglich stets um eine Ergebnisgrosse nach Zinsen und Steuern handeln 24 Ein Equity Value Multiplikator hat folgende Form M M W E K V U B G V U displaystyle M frac MW EK VU BG VU nbsp mit M displaystyle M nbsp Multiplikator M W E K V U displaystyle MW EK VU nbsp Marktwert des Eigenkapitals von Vergleichsunternehmen B G V U displaystyle BG VU nbsp Bezugsgrosse von VergleichsunternehmenEnterprise Value Multiplikator Bearbeiten Der Enterprise Value stellt den Wert des gesamten operativen Geschafts eines Unternehmens dar Es handelt sich um den Wert eines Unternehmens aus Eigen und Fremdkapitalgebersicht Der Enterprise Value erweitert den Wert aus Sicht der Eigenkapitalgeber um den Wert aus Fremdkapitalgeberperspektive Die Bezugsgrosse muss diesen Umstand widerspiegeln um den Multiplikator konsistent zu halten Demnach darf der Enterprise Value nur in Relation zu Bezugsgrossen vor Zinsen und Steuern gesetzt werden Der Enterprise Value hat folgende Form M E V V U B G V U displaystyle M frac EV VU BG VU nbsp mit M displaystyle M nbsp Multiplikator E V V U displaystyle EV VU nbsp Enterprise Value von Vergleichsunternehmen B G V U displaystyle BG VU nbsp Bezugsgrosse von VergleichsunternehmenMultiplikatoren nach Eigenart des Marktes Bearbeiten Borsenpreismultiplikator Bearbeiten Diese Multiplikatoren werden auf Basis der taglich fur kleinere Aktienmengen gebildeten Borsenpreise berechnet Da an Borsen der Marktwert fur Eigenkapitalanspruche zustande kommt handelt es sich um einen Equity Value Multiplikator 25 Ein Borsenpreismultiplikator setzt die Marktkapitalisierung in Beziehung zu einer Bezugsgrosse nach Zinsen und Steuern M M K V U B G V U displaystyle M frac MK VU BG VU nbsp mit M displaystyle M nbsp Multiplikator M K V U displaystyle MK VU nbsp Marktkapitalisierung von Vergleichsunternehmen B G V U displaystyle BG VU nbsp Bezugsgrosse von VergleichsunternehmenEin Vorteil liegt in der jederzeitigen Verfugbarkeit aktueller Aktienkurse Weiterhin sind fur die in Betracht eines Borsenpreismultiplikators kommenden Unternehmen vergleichsweise viele Informationen verfugbar Nach deutschem Handelsrecht gelten kapitalmarktorientierte Kapitalgesellschaften stets als grosse Kapitalgesellschaften mit der Folge dass sie ein erweiterndes Bilanzgliederungsschema fur ihren Jahresabschluss anwenden bzw nach den in 315e HGB genannten IFRS bilanzieren mussen Abschlusse nach IFRS sind wegen ihres Fokus auf Information der Investoren besonders geeignet 26 Merger and Aquisition Multiplikator Bearbeiten M amp A Multiplikatoren basieren auf historischen Preisen von M amp A Transaktionen In der Praxis werden mit M amp A Multiplikatoren meist kleine Unternehmen wie Handwerksbetriebe Arztpraxen oder Wirtschaftspruferkanzleien bewertet Ein M amp A Multiplikator hat folgende Form M historischer Transaktionspreis V U B G V U displaystyle M frac text historischer Transaktionspreis VU BG VU nbsp Tendenzaussagen uber Multiplikatoren Bearbeiten Multiplikatoren konnen sich auf Bilanzgrossen Grossen der Gewinn und Verlustrechnung Grossen der Kapitalflussrechnung und auf nichtfinanzielle Grossen beziehen Tendenziell sind Grossen die primar aus Cash Komponenten bestehen relativ robust da die Abhangigkeit von Bewertungsspielraumen bzw Rechnungslegungsvorschriften relativ gering ist Mit fortschreitender Berechnung des Jahresuberschuss ausgehend vom Umsatz vergrossert sich der Bewertungsfreiraum sodass umsatzferne Grossen tendenziell starker von bilanzpolitischen bzw gesetzgeberischen Erwagungen verzerrt sein konnen 27 Die robusten umsatznahen Bezugsgrossen unterstellen bezuglich aller anderen Einflussgrossen die nicht in dieser Bezugsgrosse enthalten sind zwischen den Unternehmen sonst gleiche Bedingungen Damit wird weitgehend die bewertungsrelevante Realitat negiert Insofern besteht hier ein Konflikt Gemass einer Studie von Liu Nissim Thomas verringern Rechnungslegungsgrossen gegenuber Cashflow Grossen die Differenz zwischen tatsachlichem und prognostizierten Preis sonach eignen sie sich besser zur Bildung von Multiplikatoren 28 Beispiele fur Multiplikatoren auf Basis von Bilanzgrossen Bearbeiten Kurs Buchwert Verhaltnis Bearbeiten Das Kurs Buchwert Verhaltnis KBV ist ein Equity Value Multiplikator Es setzt das bilanzielle Eigenkapital ins Verhaltnis zur Marktkapitalisierung K B V M K V U bilanzielles E K V U displaystyle KBV frac MK VU text bilanzielles EK VU nbsp mit K B V displaystyle KBV nbsp Kurs Buchwert Verhaltnis M K V U displaystyle MK VU nbsp Marktkapitalisisierung von VergleichsunternehmenDas KBV ist eine reine Substanzwertbetrachtung es wird durch den Verschuldungsgrad stark beeinflusst Das KBV eignet sich zur Bestimmung des Vermogensstatus eines Unternehmens Im Zeitreihenvergleich bildet es unter anderem Trends in der Bilanz und Ausschuttungspolitik ab Wegen des strengen Vergangenheitsbezugs eignet es sich nicht fur Ruckschlussen auf die zukunftige Ertragskraft 29 Verschuldungsgrad Bearbeiten Der Verschuldungsgrad setzt das bilanzielle Fremdkapital ins Verhaltnis zum bilanziellen Eigenkapital Der Verschuldungsgrad Multiplikator ist sonach M bilanzielles F K V U bilanzielles E K V U displaystyle M frac text bilanzielles FK VU text bilanzielles EK VU nbsp Damit kann das Risiko der Finanzierungsstruktur des zu bewertenden Unternehmens und der Vergleichsgruppe bewertet werden Ein hoher Verschuldungsgrad indiziert einen relativ geringen Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital Das Eigenkapital stellt das Verlustauffangpotenzial eines Unternehmens dar Sofern dieses entsprechend klein ist kann eine unerwartete Reduktion des Cashflows etwa durch Absatzstockungen relativ schnell zu Einschrankungen der Kapitaldienstfahigkeit fuhren 30 Ob grundsatzlich ein erhohtes Risiko des zu bewertenden Unternehmens hinsichtlich der Finanzierungsstruktur bestehen konnte kann mithilfe des Verschuldungsgrad Multiplikators folgendermassen ermittelt werden bilanzielles F K V U bilanzielles E K V U E K bilanziell b U F K bilanziell b U lt 0 displaystyle frac text bilanzielles FK VU text bilanzielles EK VU cdot EK text bilanziell bU FK text bilanziell bU lt 0 nbsp Diese Berechnung pruft ob das zu bewertende Unternehmen gemessen am Eigenkapital relativ mehr Fremdkapital als die Vergleichsunternehmensgruppe halt Bei dieser Risikoprufung muss zugleich die Fristigkeit der Fremdkapitalposten sowie die Liquiditat untersucht werden Sofern das zu bewertende Unternehmen einen relativ hoheren Bestand an Cash bzw liquiditatsnahen Aktiva als die Vergleichsunternehmen aufweist ist ein hoherer Fremdkapitalbestand zunachst unbedenklich Beispiele fur Multiplikatoren auf Basis von Grossen der Gewinn und Verlustrechnung Bearbeiten Enterprise Value Umsatz Verhaltnis Bearbeiten Das Enterprise Value Umsatz Verhaltnis EV U setzt den Wert des operativen Geschafts in Beziehung zum Umsatz Als Multiplikator hat das EV U Verhaltnis folgende Form M E V V U U V U displaystyle M frac EV VU U VU nbsp mit M displaystyle M nbsp Multiplikator E V V U displaystyle EV VU nbsp Enterprise Value von Vergleichsunternehmen U V U displaystyle U VU nbsp Umsatz von VergleichsunternehmenDer Umsatz ist diejenige Grosse in der Gewinn und Verlustrechnung die am wenigsten empfindlich gegenuber Bewertungsspielraumen sowie Unterschieden zwischen Rechnungslegungsvorschriften ist Damit ist der EV U Multiplikator vergleichsweise robust Problematisch bleiben der Umsatzrealisationszeitpunkt und die Frage was als Umsatz gelten soll Prinzipiell sind Umsatze verschiedener Unternehmen nur bei identischen Rechnungslegungsvorschriften vergleichbar 31 Die Eignung von Einzelabschlussen von Konzernunternehmen ist fur Multiplikatoren aufgrund verzerrender interner Leistungsverflechtungen fraglich Bei umsatzbasierten Multiplikatoren ist generell nachteilig dass sie die Ertragskraft des Unternehmens unbeachtet lassen Weiterhin bleiben unterschiedlich hohe Margen der Vergleichsunternehmen und des zu bewertenden Unternehmens unberucksichtigt Dafur ist der EV U Multiplikator auch anwendbar wenn das zu bewertenden Unternehmen Verluste schreibt 30 Enterprise Value EBIT Verhaltnis Bearbeiten Das Enterprise Value EBIT Verhaltnis EV EBIT setzt den Wert des operativen Geschafts in Relation zum Gewinn vor Zinsen und Steuern Als Multiplikator hat das EV EBIT Verhaltnis nachstehende Form M E V V U E B I T V U displaystyle M frac EV VU EBIT VU nbsp mit M displaystyle M nbsp Multiplikator E V V U displaystyle EV VU nbsp Enterprise Value von Vergleichsunternehmen E B I T V U displaystyle EBIT VU nbsp Earnings before Interests and Taxes von VergleichsunternehmenDer EV EBIT Multiplikator ist der am haufigsten verwendete Enterprise Value Multiplikator Demnach eignet er sich besonders zur Prognose des wahrscheinlichen Verhaltens anderer Marktteilnehmer 32 Der EV EBIT Multiplikator berucksichtigt Unterschiede hinsichtlich Kapitalintensitat und Ertragskraft Er ist anfallig gegenuber Verfalschungen durch unterschiedliche Abschreibungsverfahren Kurs Gewinn Verhaltnis Bearbeiten Das Kurs Gewinn Verhaltnis KGV setzt die Marktkapitalisierung ins Verhaltnis zum Gewinn nach Steuern Jahresuberschuss Als Multiplikator hat das KGV folgende Form M M K V U E A T V U displaystyle M frac MK VU EAT VU nbsp mit M displaystyle M nbsp Multiplikator M K V U displaystyle MK VU nbsp Marktkapitalisierung von Vergleichsunternehmen E A T V U displaystyle EAT VU nbsp Jahresuberschuss von Vergleichsunternehmen EAT Earnings after Taxes Das KGV ist in der Praxis der gebrauchlichste Ertragsmultiplikator Das KGV kann als die Anzahl der Perioden interpretiert werden die es dauert bis ein Investor sein investiertes Kapital von auf Unternehmensebene versteuerten Gewinnen zuruckerhalten konnte Die Unternehmensbewertung aufgrund des KGV ist besonders problematisch da etwa das Zinsergebnis von der Zinspolitik des jeweiligen Wahrungsraumes abhangt Weiterhin ergeben sich Verzerrungen aufgrund der Bonitat die wiederum u a von der Kapitalstruktur abhangt Uberdies sind Unternehmen die in verschiedenen Staaten belegen sind aufgrund der nationalen Steuerregimes schwer uber das KGV vergleichbar Sofern ein Unternehmen Verlustvortrage aus Vorperioden mit Gewinnen der Betrachtungsperiode verrechnen kann zahlt es keine Ertragssteuern ein Vergleich musste dann unter Einbeziehung eines fiktiven Nachsteuerergebnis stattfinden 33 Konzeptionelle Schwachen BearbeitenMangelnde Differenzierung zwischen Wert und Preis Bearbeiten Die Multiplikatormethode schliesst aufgrund der am Markt gebildeten Preisen von vergleichbaren Unternehmen auf den Wert eines zu bewertenden Unternehmens Die Identitat von Wert und Preis trifft auf unvollkommenen Markten jedoch nur auf den Grenzanbieter und Grenznachfrager zu Fur alle anderen Anbieter und Nachfrager muss der Marktpreis unterhalb des individuellen Werts liegen da sie sonst nicht zu einer Transaktion bereit waren Demnach sind in Marktpreisen nur ein Teil der Unternehmenswerte reprasentiert Der mithilfe von Multiplikatoren ermittelte Unternehmenswert ist damit stets zu niedrig 34 35 36 37 Annahme der Proportionalitat von Bezugsgrosse und Unternehmenswert Bearbeiten Die Multiplikatormethode unterstellt dass sich Bezugswert und Bezugsgrosse eines Unternehmens linear verhielten Diese Annahme ist zweifelhaft und theoretisch nicht fundiert Sie setzt implizit voraus dass samtliche Marktteilnehmer ein identisches und konstantes Austauschverhaltnis zwischen ihrer Werteinschatzung und der betrachteten Bezugsgrosse hatten Weiterhin durften samtliche Marktteilnehmer nur eine Bezugsgrosse entscheidungsabhangig machen Dies ist besonders bedenklich da die Unternehmensbewertung mit Multiplikatoren zentral auf dieser Proportionalitatsannahme beruht 38 Inkonsistente Anwendung des Objektivitatsprinzips durch Zu und Abschlage Bearbeiten Die Multiplikatormethode produziert als marktorientiertes Bewertungsverfahren objektive Unternehmenswerte Dieses Prinzip wird durch den Ansatz von Wertkorrekturen in das Subjektivitatsprinzip verkehrt Die Zu und Abschlage liegen im Ermessen des Bewertenden bzw sind Ergebnis einer konkreten Kaufpreisverhandlung die unter anderem durch relative Verhandlungspositionen subjektabhangige Absichten sowie individuelle Konzessionsgrenzen der prasumtiven Parteien beeinflusst werden 13 Bereits die Auswahl der Vergleichsunternehmen durch den Bewertenden stellt eine Durchbrechung des Objektivitatsprinzips dar Dies ist jedoch weniger problematisch da die Vergleichbarkeitsprufung zumindest intersubjektiv nachvollziehbar sein kann Problematisch ist die Auswahl der Bezugsgrossen da diese von den Praferenzen des Bewertenden abhangen So ist fur einen Pharmakonzern z B das Synergiepotenzial der Forschungs und Entwicklungsaktivitaten eines zu bewertenden Unternehmens mutmasslich besonders relevant fur einen Aktienfonds hingegen etwa die Dividendenrendite 39 Fehlender Entscheidungswert Bearbeiten Die Multiplikatormethode ist zur Ermittlung des eigenen Entscheidungswerts ungeeignet da der Bezug zum Zielsystem und Entscheidungsfeld des Entscheidungssubjekts fehlt Die Preisschatzung des Marktes ermoglicht keinen Ruckschluss auf die individuellen Grenzpreise der prasumtiven Parteien Der Entscheidungswert ist das Ergebnis eines Kalkuls mit den Grossen Wert und Preis zwischen denen jedes Entscheidungssubjekt individuell abwagt Demnach sind Unternehmenswerte auf Basis der Multiplikatormethode wegen fehlendem Subjektbezug entscheidungsirrelevant 40 Manipulationsanfalligkeit Bearbeiten Je nach Auswahl von unter anderem Bezugsgrosse Bewertungsstichtag Vergleichsunternehmen Gewichtungsfaktor etc kann die Multiplikatormethode stark schwankende Unternehmenswerte produzieren Dem Bewertenden der mittels Multiplikatoren versucht seine Kaufpreisvorstellung in einer Verhandlung zu argumentieren hat damit viele potenzielle Ansatzstellen um den Unternehmenswert in seinem Sinne zu beeinflussen Hinsichtlich der zunachst plausiblen Objektivitat von Multiplikatoren liegt hier ein Prinzipal Agent Konflikt verborgen Der Bewertende handelt nach dem Grundsatz des rationalen Handelns demgemass ermittelt er den Unternehmenswert so dass er moglichst weit von seiner eigenen Konzessionsgrenze entfernt liegt zugleich wird er dies mithilfe des Arguments der Marktobjektivitat leugnen Der Bewertungsempfanger akzeptiert moglicherweise diesen Unternehmenswert als Marktpreisschatzung Damit liegt Informationsasymmetrie zum Nachteil des Bewertungsempfangers vor Ergebnisse aufgrund von Multiplikatoren mussen hinsichtlich ihrer Komponente Bezugswert und Bezugsgrosse sowie den Rahmenbedingungen interpretiert werden So konnen beispielsweise differierende Unternehmenswerte bei Anwendung eines Umsatz und EBIT Multiplikators infolge unterschiedlicher Umsatzrenditen zwischen dem zu bewertenden Unternehmen und der Vergleichsgruppe auftreten 30 Einzelnachweise Bearbeiten a b Drukarczyk J Schuler A Unternehmensbewertung 6 Auflage Munchen Regensburg 2009 S 453 Ernst D Schneider S Thielen B Unternehmensbewertungen erstellen und verstehen 4 Auflage Stuttgart 2010 S 173 249 Ballwieser W Hachmeister D Unternehmensbewertung 5 Auflage Munchen Hohenheim 2016 S 220 Matschke M J Brosel G Unternehmensbewertung Funktionen Methoden Grundsatze Greifswald illmenau 2005 S 548 Ernst D Schneider S Thielen B Unternehmensbewertungen erstellen und verstehen 4 Auflage Stuttgart 2010 S 179 Ballwieser W Hachmeister D Unternehmensbewertung 5 Auflage Munchen Hohenheim 2016 S 583 Ernst D Schneider S Thielen B Unternehmensbewertungen erstellen und verstehen 4 Auflage Stuttgart 2010 S 191 a b Lohnert G Bockmann U J Multiplikatorverfahren in der Unternehmensbewertung In Peemoller Hrsg Praxishandbuch der Unternehmensbewertung 4 Auflage Zurich CH Frankfurt a M 2009 S 575 Ernst D Schneider S Thielen B Unternehmensbewertungen erstellen und verstehen 4 Auflage Stuttgart 2010 S 174 Joos T Controlling Kostenrechnung und Kostenmanagement 5 Auflage Stuttgart 2014 S 68 69 Ernst D Schneider S Thielen B Unternehmensbewertungen erstellen und verstehen 4 Auflage 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Unternehmenswertung Funktionen Methoden Grundsatze Greifswald Ilmenau 2005 S 549 Ballwieser W Hachmeister D Unternehmensbewertung 5 Auflage Munchen Hohenheim 2016 S 217 Ernst D Schneider S Thielen B Unternehmensbewertung erstellen und verstehen 4 Auflage Stuttgart 2010 S 178 Ernst D Schneider S Thielen B Unternehmensbewertung erstellen und verstehen 4 Auflage Stuttgart 2010 S 197 Olbrich M Frey N Multiplikatorverfahren Hrsg Petersen Zwirner Brosel 2 Auflage Oktober 2017 S 317 Ernst D Schneider S Thielen B Unternehmensbewertung erstellen und verstehen 4 Auflage Stuttgart 2010 S 145 Brosel G Zwirner C Petersen K Unternehmensbewertung im Rahmen der Entscheidungsfunktion In Petersen Zwirner Brosel Hrsg Handbuch Unternehmensbewertung 2012 S 555 f Ernst D Schneider S Thielen B Unternehmensbewertung erstellen und verstehen 4 Auflage Stuttgart 2010 S 181 Ballwieser W Hachmeister D Unternehmensbewertung 5 Auflage Munchen Hohenheim 2016 S 217 f Lohnert G Bockmann U J Multiplikatorverfahren in der Unternehmensbewertung In Peemoller Hrsg Praxishandbuch der Unternehmensbewertung 4 Auflage Zurich CH Frankfurt a M 2009 S 576 a b c Lohnert G Bockmann U J Multiplikatorverfahren in der Unternehmensbewertung In Peemoller Hrsg Praxishandbuch der Unternehmensbewertung 4 Auflage Zurich CH Frankfurt a M 2009 S 577 Ernst D Schneider S Thielen B Unternehmensbewertung erstellen und verstehen 4 Auflage Stuttgart 2010 S 184 f Ballwieser W Hachmeister D Unternehmensbewertung 5 Auflage Munchen Hohenheim 2016 S 220 f Ernst D Schneider S Thielen B Unternehmensbewertung erstellen und verstehen 4 Auflage Stuttgart 2010 S 188 f Drukarczyk J Schuler A Unternehmensbewertung 6 Auflage Regensburg Munchen 2009 S 543 f Matschke M J Brosel G Unternehmensbewertung Funktionen Methoden Grundsatze Greifswald Ilmenau 2005 S 544 f Olbrich M Frey N Multiplikatorverfahren In Petersen Zwirner Brosel Hrsg Handbuch Unternehmensbewertung 2012 S 324 Ballwieser W Hachmeister D Unternehmensbewertung 5 Auflage Munchen Hohenheim 2016 S 221 Olbrich M Frey N Multiplikatorverfahren In Petersen Zwirner Brosel Hrsg Handbuch Unternehmensbewertung 2012 S 317 f 326 Olbrich M Frey N Multiplikatorverfahren In Petersen Zwirner Brosel Hrsg Handbuch Unternehmensbewertung 2012 S 325 Ernst D Schneider S Thielen B Unternehmensbewertung erstellen und verstehen 4 Auflage Stuttgart 2010 S 190 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Multiplikatormethode amp oldid 233567811