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Als Lageparameter oder Lagemasse bezeichnet man in der deskriptiven Statistik gewisse Kennzahlen einer Stichprobe die eine zentrale Tendenz des Datensatzes zum Ausdruck bringen 1 Im einfachsten Fall geben sie an wo sich das Zentrum der Stichprobe befindet also in welchem Bereich sich ein grosser Teil der Stichprobe befindet Typische Beispiele fur Lageparameter sind das mittlere Einkommen und das durchschnittliche Einkommen bei Erhebungen des Einkommens Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Wichtige Lageparameter 2 1 Modus 2 2 Median 2 3 Arithmetisches Mittel 3 Beispiele und Eigenschaften 3 1 Existenz 3 2 Eindeutigkeit 3 3 Robustheit 4 Weitere Lagemasse 4 1 Quartile und Quantile 4 2 Getrimmter Mittelwert 4 3 Geometrisches Mittel 4 4 Harmonisches Mittel 4 5 Winsorisiertes Mittel und Lehmann Hodges Mittel 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenManche Autoren fordern von Lageparametern die sogenannte Verschiebungsaquivarianz 2 Ist L x displaystyle L x nbsp ein Lageparameter und ist y x 1 a x 2 a x n a displaystyle y x 1 a x 2 a dots x n a nbsp ein um den Wert a displaystyle a nbsp verschobener Datensatz so soll L y a L x displaystyle L y a L x nbsp gelten Eine Verschiebung der Daten um einen gewissen Wert resultiert also immer in einer Verschiebung des Lageparameters um diesen Wert Nicht alle Parameter die gangigerweise als Lageparameter bezeichnet werden erfullen diese Bedingung Meist werden deshalb Lageparameter umschrieben als Kennzahlen die eine zentrale Tendenz des Datensatzes zum Ausdruck bringen 3 1 Wichtige Lageparameter BearbeitenModus Bearbeiten Hauptartikel Modus Statistik Der Modus oder Modalwert D displaystyle D nbsp einer Stichprobe ist definiert als derjenige Wert der am haufigsten in der Stichprobe auftritt Treten mehrere Werte gleich haufig auf so werden sie alle als Modus bezeichnet der Modus ist also nicht eindeutig Man spricht dann von multimodalen Verteilungen Der Modus existiert fur beliebige Stichproben da er sich im Gegensatz zu den anderen Lagemassen schon definieren lasst wenn nur eine Nominalskala gegeben ist Median Bearbeiten Hauptartikel Median Der Median mit x displaystyle tilde x nbsp x 0 5 displaystyle tilde x 0 5 nbsp oder x m e d displaystyle x med nbsp bezeichnet ist derjenige Wert der die Stichprobe in zwei Halften teilt Eine Halfte kleiner als der Median Eine Halfte grosser als der MedianDazu wird zuerst die Stichprobe x 1 x 2 x n displaystyle x 1 x 2 dots x n nbsp der Grosse der Werte nach geordnet Der so entstandene Datensatz wird dann mit x 1 x 2 x n displaystyle x 1 x 2 dots x n nbsp bezeichnet Somit ist x k displaystyle x k nbsp der k displaystyle k nbsp grosste Wert der Ausgangsstichprobe Der Median wird dann definiert als x x n 1 2 falls n ungerade 1 2 x n 2 x n 2 1 falls n gerade displaystyle tilde x begin cases x frac n 1 2 amp text falls n text ungerade frac 1 2 left x frac n 2 x frac n 2 1 right amp text falls n text gerade end cases nbsp Arithmetisches Mittel Bearbeiten Hauptartikel Arithmetisches Mittel Das arithmetische Mittel auch empirischer Mittelwert oder einfach kurz Mittelwert genannt und mit x displaystyle overline x nbsp bezeichnet ist die Summe der Merkmalsauspragungen in der Stichprobe geteilt durch die Grosse der Stichprobe hierbei sind mehrfach auftretende Merkmalsauspragungen auch mehrfach zu summieren Es ist also x 1 n i 1 n x i displaystyle overline x frac 1 n sum i 1 n x i nbsp nach Aggregation und entsprechend Vorliegen der Haufigkeiten kann x 1 n j 1 m a j F j displaystyle overline x frac 1 n sum j 1 m a j F j nbsp verwendet werden Worin n die Grosse der Stichprobe i den Index uber alle Merkmalstrager j den Index uber die Menge der moglichen Merkmalsauspragungen Ergebnisraum mit der Machtigkeit m und F die absolute Haufigkeit bezeichnen Beispiele und Eigenschaften BearbeitenEs wird die Stichprobe x 10 1 3 1 9 8 9 displaystyle x 10 1 3 1 9 8 9 nbsp betrachtet Die Werte 10 displaystyle 10 nbsp 3 displaystyle 3 nbsp und 8 displaystyle 8 nbsp sind je nur einmal in der Stichprobe enthalten die Werte 1 displaystyle 1 nbsp und 9 displaystyle 9 nbsp zweimal Kein Wert wird dreimal angenommen Damit sind die beiden Modi D 1 1 displaystyle D 1 1 nbsp und D 2 9 displaystyle D 2 9 nbsp Zur Bestimmung des Medians sortiert man die Stichprobe der Grosse nach und erhalt so s 1 1 3 8 9 9 10 displaystyle s 1 1 3 8 9 9 10 nbsp Es ist n 7 displaystyle n 7 nbsp ungerade also nach der Definition x x 7 1 2 x 4 8 displaystyle tilde x x 7 1 2 x 4 8 nbsp Als arithmetisches Mittel erhalt man x 1 7 10 1 3 1 9 8 9 1 7 41 5 9 displaystyle overline x frac 1 7 left 10 1 3 1 9 8 9 right frac 1 7 cdot 41 approx 5 9 nbsp Existenz Bearbeiten Vorteil des Modus ist dass er stets existiert So lasst sich auch bei Stichproben wie Zebra Elefant Giraffe Zebra displaystyle text Zebra text Elefant text Giraffe text Zebra nbsp noch der Modus zu Zebra zu bestimmen Die Bestimmung des Medians ist hier nicht sinnvoll da keine klar definierte Ordnung gegeben ist Noch unsinniger ware die Bestimmung des arithmetischen Mittels da unklar ist was mit Zebra Giraffe displaystyle text Zebra text Giraffe nbsp gemeint ist In Situationen in denen eine Ordnungsstruktur gegeben ist ist auch der Median definiert Auch in solchen Situationen ist das arithmetische Mittel im Allgemeinen nicht definiert da aus dem Vorhandensein von grosser kleiner Relationen nicht folgt dass addiert werden kann Eindeutigkeit Bearbeiten Wie bereits im oberen Beispiel gezeigt wurde ist der Modus im Allgemeinen nicht eindeutig Im Gegensatz dazu ist der Median eindeutig jedoch existieren in der Literatur leicht unterschiedliche Definitionen welche aus verschiedenen pragmatischen Uberlegungen entstammen Daher kann bei Verwendung verschiedener Definitionen der Median auch verschiedene Werte annehmen Robustheit Bearbeiten Der Median ist im Gegensatz zum arithmetischen Mittel robust Dies bedeutet dass er sich bei Anderungen der Stichprobe in wenigen Werten z B einzelnen Ausreissern nur wenig verandert Betrachtet man zum Beispiel die oben gegebene Stichprobe x 10 1 3 1 9 8 9 displaystyle x 10 1 3 1 9 8 9 nbsp so ist wie bereits gezeigt wurde x m e d 8 displaystyle x med 8 nbsp und x 41 7 5 9 displaystyle overline x frac 41 7 approx 5 9 nbsp Betrachtet man nun die Stichprobe x 10 1 3 1 9 8 1000 displaystyle x 10 1 3 1 9 8 1000 nbsp bei der nur ein Wert verandert wurde so ergibt sich nach neuerlicher Berechnung fur den Median immer noch x m e d 8 displaystyle x med 8 nbsp wohingegen fur das arithmetische Mittel x 1032 7 147 displaystyle overline x frac 1032 7 approx 147 nbsp gilt Der Ausreisser macht sich also beim arithmetischen Mittel stark bemerkbar wahrend er den Median nicht verandert Weitere Lagemasse BearbeitenQuartile und Quantile Bearbeiten Hauptartikel Empirisches Quantil Eng mit dem Median verwandt sind die sogenannten p Quantile Ein p displaystyle p nbsp Quantil ist als diejenige Zahl definiert so dass ein Anteil von p displaystyle p nbsp also p 100 displaystyle p cdot 100 nbsp der Stichprobe kleiner als das p displaystyle p nbsp Quantil sind und ein Anteil von 1 p displaystyle 1 p nbsp also 1 p 100 displaystyle 1 p cdot 100 nbsp der Stichprobe grosser sind als das p displaystyle p nbsp Quantil Somit ist der Median genau das 1 2 displaystyle tfrac 1 2 nbsp Quantil Einige p Quantile zu speziellen p Werten tragen Eigennamen zu ihnen zahlen die Terzile die Quartile die Quintile die Dezile und die Perzentile Getrimmter Mittelwert Bearbeiten Hauptartikel Getrimmter Mittelwert Der getrimmte Mittelwert entsteht wenn man aus einem Datensatz einen gewissen Anteil der grossten und der kleinsten Werte weglasst und aus den restlichen Daten das arithmetische Mittel bildet Geometrisches Mittel Bearbeiten Hauptartikel Geometrisches Mittel Auch zu den Lageparametern zahlt das geometrische Mittel 4 Es ist definiert als die n displaystyle n nbsp te Wurzel des Produktes der Stichprobenelemente also x geom x 1 x 2 x n n displaystyle x text geom sqrt n x 1 cdot x 2 dotsm x n nbsp fur eine Stichprobe x 1 x 2 x n displaystyle x 1 x 2 dots x n nbsp Harmonisches Mittel Bearbeiten Hauptartikel Harmonisches Mittel Ein weiterer Lageparameter ist das harmonische Mittel 5 Es ist gegeben als x harm n 1 x 1 1 x n displaystyle x text harm frac n frac 1 x 1 dotsb frac 1 x n nbsp Winsorisiertes Mittel und Lehmann Hodges Mittel Bearbeiten Weitere Lagemasse sind das sogenannte winsorisierte Mittel und das Lehmann Hodges Mittel 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks M A T H E m a T R i x displaystyle begin smallmatrix mathbf MATHE mu alpha T mathbb R ix end smallmatrix nbsp Mathematik fur die Schule Lageparameter nbsp Wikibooks M A T H E m a T R i x displaystyle begin smallmatrix mathbf MATHE mu alpha T mathbb R ix end smallmatrix nbsp Mathematik fur die Schule Vergleich von Mittelwerten nbsp Wikibooks M A T H E m a T R i x displaystyle begin smallmatrix mathbf MATHE mu alpha T mathbb R ix end smallmatrix nbsp Mathematik fur die Schule Argumentationsaufgaben Einzelnachweise Bearbeiten a b Reinhold Kosfeld Hans Friedrich Eckey Matthias Turck Deskriptive Statistik Grundlagen Methoden Beispiele Aufgaben 6 Auflage Springer Gabler Wiesbaden 2016 ISBN 978 3 658 13639 0 S 67 doi 10 1007 978 3 658 13640 6 Helge Toutenburg Christian Heumann Deskriptive Statistik 6 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2008 ISBN 978 3 540 77787 8 S 49 doi 10 1007 978 3 540 77788 5 Thomas Cleff Deskriptive Statistik und Explorative Datenanalyse Eine computergestutzte Einfuhrung mit Excel SPSS und STATA 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Springer Gabler Wiesbaden 2015 ISBN 978 3 8349 4747 5 S 36 doi 10 1007 978 3 8349 4748 2 Reinhold Kosfeld Hans Friedrich Eckey Matthias Turck Deskriptive Statistik Grundlagen Methoden Beispiele Aufgaben 6 Auflage Springer Gabler Wiesbaden 2016 ISBN 978 3 658 13639 0 S 89 doi 10 1007 978 3 658 13640 6 Thomas Cleff Deskriptive Statistik und Explorative Datenanalyse Eine computergestutzte Einfuhrung mit Excel SPSS und STATA 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Springer Gabler Wiesbaden 2015 ISBN 978 3 8349 4747 5 S 44 doi 10 1007 978 3 8349 4748 2 Ulrich Krengel Einfuhrung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik Fur Studium Berufspraxis und Lehramt 8 Auflage Vieweg Wiesbaden 2005 ISBN 3 8348 0063 5 S 171 doi 10 1007 978 3 663 09885 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lageparameter deskriptive Statistik amp oldid 212951410