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Max Wilhelm Friedrich Dieckmann 5 Juli 1882 in Herrmannsacker bei Stolberg Harz 28 Juli 1960 in Grafelfing war ein deutscher Hochfrequenztechniker Er wirkte als ausserordentlicher Professor fur Radiotechnik und Flugfunkwesen an der Technischen Universitat Munchen und leitete das Institut fur Radiotechnik Dieckmann war Vorreiter auf dem Gebiet der Flugfunk Forschung und mit der Entwicklung der ersten elektronischen Aufnahmerohre auch ein Pionier der Fernsehtechnik in Deutschland 1908 grundete er die Drahtlostelegraphische und Luftelektrische Versuchsstation Grafelfing DVG 1937 das Flugfunkforschungsinstitut Oberpfaffenhofen FFO die Keimzelle des Forschungszentrums Oberpfaffenhofen des Deutschen Zentrums fur Luft und Raumfahrt DLR 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Studium 1 2 Assistenztatigkeit 1 3 Erster Weltkrieg 1 4 Professur in Munchen 2 Auszeichnungen Preise und Ehrungen 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und Studium Bearbeiten nbsp Geburtshaus Dieckmanns in HerrmannsackerDieckmann wurde als Sohn des Domanenpachters und Landwirts Theodor D Dieckmann und seiner Frau Alma geb Seipke in Herrmannsacker geboren Bis 1903 lernte er an der humanistischen Thomasschule zu Leipzig und erwarb sein Abitur ebenda 2 Danach studierte er Mathematik Chemie Experimentalphysik und allgemeine Elektrotechnik an der Georg August Universitat Gottingen und der Universitat Leipzig 1905 ging er an das Physikalische Institut der Kaiser Wilhelms Universitat Strassburg wo er Assistent von Professor Ferdinand Braun Nobelpreistrager 1909 war der sich dort mit drahtloser Telegraphie beschaftigte 1907 promovierte er zum Dr phil nat mit einer Arbeit uber Hochfrequenztechnik Das Thema seiner Dissertation lautete Uber zeitliche Beziehungen von Schwingungen in Kondensatorkreisen Am 8 Juni 1906 bewiesen er und sein Mitarbeiter Gustav Glage 3 mit einem Zweischlittenapparat gegen den Willen Professor Brauns der solche Anwendungen fur unwissenschaftliche Spielerei hielt die Eignung der Kathodenstrahlrohre als Bildschreiber fur Ubertragung von Schriftzeichen Damit konnte ein Bildpunkt bewegt und fotografisch aufgezeichnet werden Am 10 Oktober 1906 meldeten sie dies als Kathodenstrahl Relais nach dem Prinzip der Braunschen Rohre zum Patent DRP 184710 Stetig quantitativ wirkendes Relais unter Benutzung der elektrischen Ablenkbarkeit von Kathodenstrahlen an Sie bezogen sich auf die Arbeit des osterreichischen Physikers Robert von Liebens vom 4 Marz 1906 verwendeten jedoch eine gerade Kathode und eine Lochmaske um einen moglichst scharfen Kathodenstrahl zu erzeugen Braun war jedoch uber das Patent verargert und um ihre Promotion nicht zu gefahrden verfolgten sie es nicht weiter Es lief durch die Nichtbenutzung aus Assistenztatigkeit Bearbeiten Er zog 1907 nach Munchen wo er als erster Assistent an der Technischen Hochschule Munchen Messungen zur Elektrizitat der Luft durchfuhrte zunachst im Ostermeier Garten der TU dann mit Fesselballon und Drachen an der Universitats Sternwarte Im selben Jahr baute er das erste elektrische Fernsehgerat mit einem drei mal drei Zentimeter grossem Bildschirm jeweils 20 Zeilen und Spalten und 10 Bilder pro Sekunde Eine Kamera stand jedoch noch nicht zur Verfugung da es noch keine Verstarker fur den Strom aus dem Selen Fotoelement gab Als abzubildende Objekte verwendeten sie Metallschablonen die zehnmal in der Sekunde von 20 spiralformig angeordneten Kontaktbursten einer rotierenden Scheibe galvanisch abgetastet wurden Am 14 Oktober 1908 pachtete er im Munchner Vorort Grafelfing Bergstrasse 42 seit 1945 Prof Kurt Huber Strasse eine Wiese mit Holzhutte um dort luftelektrische Messungen vorzunehmen Er grundete 1908 die Drahtlostelegraphische und Luftelektrische Versuchsstation Grafelfing DVG fur Experimente mit Studenten Spender unterstutzten ihn beim Aufbau von Werkstatten und Funksendern 1909 interessierte sich Ferdinand Graf von Zeppelin fur den funkentelegraphischen Sender und sie unternahmen Testfluge uber dem Bodensee Er untersuchte elektrischen Eigenschaften von Ballonstoffen deren Leitfahigkeit er bis 1911 mit Feingoldauflagen erhohte so dass keine Reibungselektrizitat entstehen konnte In der Folge wurde die Ballonhullengesellschaft Tempelhof spater BG Textilwerke GmbH gegrundet Ebenfalls wies er nach dass die bis dahin gefurchtete drahtlose Telegraphie gefahrlos an wasserstoffgefullten Luftschiffen verwendet werden kann 1910 habilitierte er sich mit der Arbeit Experimentelle Untersuchungen aus dem Grenzgebiet zwischen drahtloser Telegraphie und Luftelektrizitat Er war Assistent von Hermann Ebert und betreute ab 1912 als Privatdozent fur Reine und Angewandte Physik rund 25 Studenten Mit ihnen richtete er ein Stationshaus in Grafelfing ein Fernsehen stand seinerzeit in wissenschaftlichen Kreisen etwa ebenso hoch im Ansehen wie das Perpetuum mobile Als er 1913 an der TU eine Vorlesung zum Thema Drahtloses Fernsehen halten wollte erhob der Senat Einspruch Er musste sie umbenennen in Fernubertragung hoher Mannigfaltigkeit Erster Weltkrieg Bearbeiten Wahrend des Ersten Weltkriegs wurde die Station in Grafelfing militarisch genutzt Dieckmann selbst meldete sich als Freiwilliger und wurde der Nachrichten Ersatz Abteilung Munchen zugeteilt Seit Ausbruch des Krieges entwickelte er militarisches Material So sind auf ihn Gerate zum ausfindig machen franzosischer Telegraphenkabel Fernsprecher fur Spahkorbbeobachter und Goniometer Peiler realisiert worden Er war Referent fur Fragen zu Luftschiffen in Berlin und Verantwortlicher der wissenschaftlichen Abteilung der Preussischen Inspektion der Luftschifftruppe Ausserdem war er Mitglied der Gaskommission der Kaiserlichen Marine 1915 wurde er wieder in Grafelfing tatig und fuhrte Versuche zur Peilung durch und bearbeitete Dienstvorschriften Seit Ende 1917 stand er dem Rohrenlaboratorium bei der Flieger Nachrichten Versuchsabteilung in Doberitz vor Dieses entwickelte Funkbildgerate fur die Artillerie Flieger Abteilung 1919 wurde seine Station vorubergehend von Roten Truppen besetzt und er suchte nach zivilen elektrophysikalischen Auftragen Er verbesserte das Verfahren zur Metallisierung von Textilstoffen wie es in den Edison Laboratorien in West Orange in den Vereinigten Staaten bei der Metallisierung von Modetextilien fur Revue Shows verwendet wurde Ein besonderes Augenmerk hatten dabei die Vakuumtechnik Spektroskopie und Hochspannung nbsp Bildtelegraphie System Dieckmann1920 nahm er eine ausserordentliche Professur in Munchen an 1922 grundete er in Philadelphia eine Fabrik zur Herstellung metallisch gefarbter Stoffe Ab 1923 widmete er sich der Erforschung des Strahlungsfeldes Seine Prufgerate fur Ballonstoffe Funkbildgerate und Gewitterwarner wurden in diesen Tagen in die USA England Japan und Russland verkauft 1925 erfand er mit seinem Assistent Rudolf Hell den fotoelektrischen Bildzerleger fur die Bildtelegrafie RPA 1927 Lichtelektronische Bildzerlegungsrohre fur Fernsehen 4 1925 konstruierte er mit Hilfe der Braun schen Rohre ein Fernsehgerat und entwickelt die photoelektrische Abtastung sowie die erste rein elektronische Aufnahmerohre Er fuhrte die drahtlose Ubertragung von Bildsignalen und Synchronisierungsstromen ein Daruber hinaus beschaftigte er sich mit mehreren Industriethemen Fur die Deutsche Reichsbahn arbeitete er an der elektronischen Zugbeeinflussung er diente der Reichspost und der Firma Junkers amp Co sowie der bayerischen Krongutverwaltung und dem Munchner Rundfunksender 1926 beauftragte ihn das Reichsverkehrsministerium in Berlin mit den Projekten drahtlose Fernbedienung und automatische Flugzeugsteuerung 1927 errichtete er auf dem Gelande der ehemaligen Bayerischen Faltboot Werft Steiner amp Hart die Aussenstelle Riederau am Ammersee 1931 wurde zu Forschungszwecken eine Rundstrahlantenne in Grafelfing aufgebaut 1932 gab es Vorfuhrungen mit einer sich selbst drehenden Peilung auf dem Flugplatz Oberwiesenfeld und dem Flugplatz Schleissheim Dieckmann begann die Antennenforschung an Flugkorpern u a einer Junkers F 13 Professur in Munchen Bearbeiten Ab 1933 wurde seine Tatigkeitsmoglichkeiten ausgebaut Oberst Albert Kesselring ab 1940 Generalfeldmarschall besuchte Grafelfing und garantierte als Vertreter des Reichsluftfahrtministerium Subventionen 1934 wurde ein neues Gebaude zur Herstellung von Rohren erbaut und die Forschung auf militarische Gerate der Reichswehr konzentriert 146 Personen arbeiteten zu dieser Zeit am Standort In Hohenpeissenberg entstand ein Labor mit Mikrowellenmessstrecke 1926 hatte die Deutsche Versuchsanstalt fur Luftfahrt DVL in Berlin Adlershof eine Abteilung fur Hochfrequenzforschung gegrundet Da die TH Munchen seine Abwerbung vereitelte wurde er im folgenden Jahr ersatzweise Mitglied des Technischen Beirates 1936 wurde er an der TH Munchen zum planmassigen ausserordentlichen Professor ernannt 1937 richtete man fur ihn das Institut fur Radiotechnik und Flugfunkwesen ein Im selben Jahr baute er durch Kontakte zu Claudius Dornier das Flugfunk Forschungsinstitut Oberpfaffenhofen FFO auf dem Flugplatz Oberpfaffenhofen der Dornier Werke auf in dem die DVG aufging 1956 wurde aus der FFO das Institut fur Flugfunk DVL aus der sich das Forschungszentrums Oberpfaffenhofen des Deutschen Zentrums fur Luft und Raumfahrt DLR entwickelte Nachdem im Mai 1937 die LZ 129 Hindenburg in Lakehurst verungluckte gehorte er zu den sechs Mitgliedern des Untersuchungsausschusses Hugo Eckener Joachim Breithaupt Gunther Bock Ludwig Durr und Fliegerstabsingenieur Friedrich Hoffmann Uber die elektrischen Eigenschaften des Cellon Anstrichs 5 war so gut wie nichts bekannt An Resten der Hulle der Hindenburg unternahm er in Grafelfing elektrostatische Untersuchungen Nur im englischen Bericht wurde sein Ergebnis uberliefert War die Aussenhulle mit der Originalfarbe des Graf Zeppelin angestrichen konnte unter keiner Bedingung eine Explosion ausgelost werden Bei Verwendung des Lacks der Hindenburg erfolgte dagegen jedesmal eine Detonation Dieser Absatz wurde aus dem deutschen Bericht getilgt Diese Diskrepanz in den Berichten fiel erst Anfang der 1990er dem Luftschiffexperten Gordon Vaeth auf 6 7 1947 ging Dieckmann in die USA zum Wright Patterson Airfield in Ohio kehrte aber bereits nach einem Jahr aus gesundheitlichen Grunden zuruck Er verstarb 1960 Auszeichnungen Preise und Ehrungen Bearbeiten1943 wurde er mit dem Deutschen Instrumentenflug und Flugnavigationspreis der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung ausgezeichnet Nach dem Wissenschaftler wurde 1978 in Grafelfing der Prof Max Dieckmann Platz benannt Werke BearbeitenUber zeitliche Beziehungen von Schwingungen in Kondensatorkreisen Drei Thermoelement Methode Berlin 1907 Experimentelle Untersuchungen aus dem Grenzgebiet zwischen drahtloser Telegraphie und Luftelektrizitat Berlin 1912 Leitfaden der drahtlosen Telegraphie fur die Luftfahrt Munchen 1913Literatur BearbeitenFranz Berndorfer Prof Dr Dieckmann 60 Jahre In Hochfrequenztechnik und Elektroakustik Jahrbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie Bd 60 Heft 1 Juli 1942 S 1 f Paul Freiherr von Handel Ansprache zum 60 Geburtstags des Ordentlichen Mitglieds Max Dieckmann In Jahrbuch der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung 1942 1943 S 206 ff Gerhart Goebel Der erste Fernseher In Die Zeit 31 1957 Hans Joachim Zetzmann Max Dieckmann In Jahrbuch 1960 der WGL S 484 ff Hans Joachim Zetzmann Zur Wurdigung von Professor Dr phil nat Max Dieckmann In Festschrift zum 50jahrigen Bestehen der DVL 1962 S 126 f Ernst Heinrich Hirschel Horst Prem Gero Madelung Aeronautical Research in Germany From Lilienthal until Today Springer Berlin 2004 ISBN 3 540 40645 X S 47 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Max Dieckmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Max Dieckmann im Munzinger Archiv Biographie von Max Dieckmann bei der DLR Max Dieckmann Grunder des Forschungsstandortes Oberpfaffendorf PDF 3 3 MB FFO Flugforschung OberpfaffenhofenEinzelnachweise Bearbeiten Dieckmann 1882 1960 bei der DLR Richard Sachse Karl Ramshorn Reinhart Herz Die Lehrer der Thomasschule zu Leipzig 1832 1912 Die Abiturienten der Thomasschule zu Leipzig 1845 1912 B G Teubner Verlag Leipzig 1912 S 108 G Glage Experimentelle Untersuchungen am Resonanzinduktor Inaug diss Strassburg 1907 inkl Vita Dr Max Dieckmann und Dipl Ing Rudolf Hell Lichtelektrische Bildzerlegerroehre fur Fernseher In Patentschrift Nr DE 450 187 Deutsches Reich Reichspatentamt 3 Oktober 1927 abgerufen am 30 Juli 2009 uni stuttgart de Funke am Lack In Der Spiegel Nr 15 1991 online Todlicher Funke fur tausend Theorien In Spiegel Online Wissenschaft 4 Mai 2007Normdaten Person GND 13374485X lobid OGND AKS LCCN no95024559 VIAF 67664615 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dieckmann MaxALTERNATIVNAMEN Dieckmann Max Wilhelm Friedrich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher HochfrequenztechnikerGEBURTSDATUM 5 Juli 1882GEBURTSORT Herrmannsacker bei Stolberg Harz STERBEDATUM 28 Juli 1960STERBEORT Grafelfing Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Dieckmann amp oldid 230363484