www.wikidata.de-de.nina.az
Die Martinskirche ist eine romanisch fruhgotische evangelische Kirche im historischen Stadtkern von Lauffen am Neckar im baden wurttembergischen Landkreis Heilbronn Das Bauwerk mit seinem machtigen Turm war bis zu seiner Profanierung Ende des 18 Jahrhunderts als Nikolauskapelle das Gotteshaus des Lauffener Stadtle Durch eine Verwechslung mit dem Vorlaufer der Regiswindiskirche wurde die Kapelle 1884 nach ihrer Sanierung neu als Martinskirche eingeweiht Martinskirche in Lauffen am Neckar Jan 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Wandmalereien 2 2 Glocken 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUm 1200 ging rechts des Neckars die 1219 erstmals erwahnte Stadt Lauffen aus dem links des Flusses gelegenen Dorf hervor Die Ursprunge der Kapelle liegen im Dunklen doch ist davon auszugehen dass sie im Rahmen der Stadtgrundung erbaut wurde Die dicken Mauern des Turms weisen darauf hin dass er als Flucht und Beobachtungsturm gedient haben konnte Moglicherweise entstand der Beobachtungsturm an der heutigen Stelle des Neuen Heilbronner Tors erst in spaterer Zeit Patron war der Heilige Nikolaus Da die Stadt durch die weltliche Herrschaft also durch die Grafen von Lauffen oder ihre Nachfolger gegrundet wurde anderten sich die kirchlichen Strukturen durch die Grundung nicht Die Pfarrei fur Dorf und Stadt Lauffen blieb weiterhin bei der Regiswindiskirche so dass die Stadt lediglich uber eine Kapelle verfugte Da die Stadt auch in spateren Jahrhunderten weniger Einwohner als das Dorf hatte blieb diese Situation bis heute bestehen Vor der Reformation war die Kapelle trotz ihrer geringen Bedeutung reichhaltig begutert Ab 1446 gehorte ein Hof in der Stadt zu ihrem Vermogen 1466 und 1495 wurde es erweitert Seinerzeit gab es in der Kapelle zwei Pfrundner einen fur einen Nikolaus und einen fur einen Johannisaltar Die Reformation schlug das Vermogen der Kapelle zum grossten Teil der Kirchenverwaltung des Amtsbezirks zu zum kleinen Teil dem Armenkasten von Dorf und Stadt Lauffen Fur die Kapelle waren nun nur noch der Pfarrer und der Diakon der Regiswindiskirche zustandig Gottesdienste fanden nur noch selten statt wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs gar nicht Am 19 Juni 1652 beschadigte ein Blitzschlag den Turm stark er wurde anschliessend erneuert 1779 erhielt die Kirche eine neue Uhr 1792 musste der Fachwerkaufbau des Turms wegen Einsturzgefahr abgebrochen werden er wurde durch einen niedrigeren Aufbau ersetzt Wahrend des Ersten Koalitionskriegs forderte das KK Artillerie Depot 1795 die Kapelle als Magazin an Der letzte Gottesdienst fand am Johannistag 1795 statt Mit der militarischen Nutzung wurde das Gestuhl unbrauchbar Seitdem diente die Kapelle als Scheune Die Turmuhr erfullte fur die Stadt eine wichtige Funktion und war ungeachtet des desolaten Allgemeinzustands der Kapelle weiter in Betrieb Da der ursprungliche Name der mittlerweile profanierten Kirche im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten war nahmen Lokalhistoriker im 19 Jahrhundert irrigerweise an es handele sich bei der Kapelle im Stadtle um die im 8 Jahrhundert erstmals erwahnte alte Martinskirche Diese alte Martinskirche war jedoch ein Vorgangerbau der Regiswindiskirche Nach einem 1881 abgelehnten Ersuchen des ortlichen Turnvereins der die Kirche als Ubungsraum nutzen wollte bemuhte sich die Kirchengemeinde ab 1882 darum die Kirche als solche wiederherzustellen Durch zahlreiche Spenden gelang dies zum Martinstag 1884 Dafur erhielt das Gotteshaus ein neues Gestuhl und eine Orgel 1897 ubernahm die Gemeinde eine 1752 gebaute Orgel aus Bonnigheim zuvor diente ein Harmonium als Behelf 1905 gab es in der Martinskirche sonn und feiertags 18 20 Gottesdienste pro Jahr zweimal ein Abendmahl ausserdem fand dort im Winter jede dritte Bibelstunde statt Die Kirche konnte beheizt werden ab 1906 gab es Gaslicht 1911 wurde der Turm saniert 1934 sanierte die Gemeinde die Fassade und den Turm des Gebaudes Nach dem Luftangriff auf Lauffen vom 13 April 1944 lagerten die Bewohner geborgenen Hausrat in der Kirche ein Als die Alliierten Lauffen einnahmen beschadigten Granattreffer die Kirche schwer Gestuhl Empore Orgel und Kanzel wurden zerstort Am 9 Oktober 1949 konnte der Landesbischof Theophil Wurm die Kirche wieder einweihen Von 1977 bis 1978 war eine umfassende Sanierung erforderlich da das Gebalk Faulnis und Schaden durch den Bockkafer aufwies Beschreibung Bearbeiten nbsp Ansicht des Turms von Sudosten Okt 2013 Die Martinskirche zeigt sich als einfache und weitgehend schmucklose Kirche im romanischen und im fruhgotischen Stil Der Turm der Chorturmkirche verfugt uber dicke Mauern die auf seine mogliche Funktion als Flucht und Beobachtungsturm hindeuten Weitere Anzeichen dafur sind die bei der Renovierung 1883 84 entfernten Schiessschartenfenster Der Chor weist ein Tonnengewolbe auf Der Altar im Chorraum war einst dem heiligen Nikolaus geweiht Daruber hinaus gab es an der Ostwand des Schiffs zwei Nebenaltare mit Ziborien Einer war Johannes dem Taufer geweiht der andere der Heiligen Katharina Die Konsolen des Altargewolbes sind heute noch erkennbar ausserdem traten die Grundsteine bei Bauarbeiten zu Tage Nach der Reformation erhielt die Martinskirche eine Kanzel Dafur wurde der sudliche Nebenaltar entfernt ausserdem musste ein Durchbruch vom Chor geschaffen werden um die Kanzel von dort aus zu erreichen An Bauschmuck haben sich zwei Fratzenkonsolen innen an der Westtur erhalten sowie eine beim linken Nebenaltar Das Sakramentshaus an der Nordwand des Chors liegt daruber hinaus in einer Wandnische mit einem Rahmen aus einer oben dreieckigen und mit einem Gesims uberdachten Steinplatte Der Rahmen ist seitlich mit Reliefs geschmuckt links ist eine Figur erkennbar nbsp Die Zwolf Apostel als Wandmalerei an der Sudwand des ChorsWandmalereien Bearbeiten Bedeutendster Schmuck der Martinskirche sind die Wandmalereien im Chor Sie wurden wahrend der Reformation ubertuncht und traten spatesten im 19 Jahrhundert wieder zu Tage Bei der Sanierung der Kirche in den 1880er Jahren sprachen sich der zustandige Landeskonservator Eduard Paulus und der Bauinspektor Heinrich Dolmetsch fur eine Restaurierung der Wandmalereien aus der Staat und ein Verein stellten dafur Fordermittel in Aussicht Da die Lauffener Kirchengemeinde an einer schnellen Wiedereroffnung der Kirche interessiert war und den Wert der Gemalde nicht anerkannte wurden die Gemalde bei der Sanierung erneut ubertuncht und beschadigt Bei Untersuchungen konnten insgesamt sechs Malschichten an den Wanden identifiziert werden die alteste Schicht stammt aus romanischer Zeit Unter den Seccomalereien ist insbesondere die zweite Schicht herausragend die sich in einer Hohe von zwei bis vier Metern uber die Nord Sud und Ostwand erstreckt Sie datiert moglicherweise aus der Zeit nach 1400 Dargestellt werden an der Sudwand die Zwolf Apostel mit ihren Zeichen und an der Ost und der Nordwand verschiedene Szenen mit dem Heiligen Nikolaus Soweit die Malereien noch erhalten sind lassen sich die Bilder als eine Grab eine Seenot eine Hinrichtungs und eine Traumszene interpretieren Sowohl diese ungewohnliche Auswahl als auch die detaillierte Darstellung deuten auf einen lothringischen oder niederlandischen Maler hin Glocken Bearbeiten Die alteste erhaltene Glocke fur die Martinskirche wurde 1594 gegossen Sie ist auf den Ton ais1 gestimmt und wiegt 520 kg Ihre Inschrift lautet In Gotes Namen leit man mich wer das hort der freiet sich zu sant Nickclas bin ich genant 1594 Unterhalb des Spruchs befindet sich ein Akanthusfries Der Spruch nimmt Bezug darauf dass die Glocke einst im Stadtle zur Morgen Mittags Vesper und Abendzeit lautete Die Glocke musste im Zweiten Weltkrieg fur die Rustungsindustrie abgegeben werden sie wurde jedoch im Glockenlager der Huttenwerke Kayser in Lunen wiederaufgefunden und kam 1947 nach Lauffen zuruck Sie hangt seit 1949 in der Regiswindiskirche Daruber hinaus sind zwei weitere ehemalige Glocken aus der Martinskirche uberliefert Heinrich Kurtz aus Stuttgart lieferte 1884 eine 205 kg schwere Glocke die im Ersten Weltkrieg abgegeben wurde und verloren ging Als Ersatz lieferte die Glockengiesserei Bachert in Kochendorf 1920 eine 252 kg schwere Glocke die der Rustungsproduktion im Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel Das heutige Gelaut setzt sich aus drei Glocken zusammen und klingt im diatonischen Dreiklang h1 cis2 dis2 Es ist auf die Glocken der Regiswindiskirche eingestimmt Die h1 Glocke stammt aus der Regiswindiskirche Sie wurde 1920 bei Bachert als Ersatz fur eine im Ersten Weltkrieg abgelieferte Glocke gegossen und wiegt 260 kg Ihr Spruch lautet Herr mach uns frei Im Jahr 1920 von Albert Mugler hier als Ersatz fuer die im Kriege dem Vaterland geopferte Glocke von 1566 in die Regiswindiskirche zu Lauffen a N gestiftet Gegossen von Gebr Bachert in Kochendorf Sie ziert ein Halsfries mit Trauben und Rebblattern der Bugel tragt Engelskopfchen Die Glocke kam 1949 im Tausch gegen die Glocke von 1594 zur Martinskirche Die cis2 Glocke wurde 1955 von Kurtz gegossen Sie wiegt 229 kg und tragt die Inschrift Suchet den Herrn so werdet ihr leben Martinskirche Lauffen a N 1955 Sie tragt die Symbole Kreuz und Schlange Die dis2 Glocke wurde ebenfalls von Kurtz gegossen Sie wiegt 162 kg und tragt die Inschrift Ziehet den neuen Menschen an der nach Gott geschaffen ist Martinskirche Lauffen a N 1955 Sie wird von einer Taube einem Kreuz und einem Fisch geziert Die Glocke folgte einer 1949 von Kurtz gegossenen Glocke die zwar als dis2 Glocke beauftragt wurde aber als d2 geliefert wurde und daraufhin sechs Jahre spater neu gegossen wurde 1 Literatur BearbeitenAlbrecht Kottmann Gudrun Kottmann Evangelische Kirchen in Lauffen am Neckar Regiswindiskirche Regiswindiskapelle Martinskirche 2 Auflage Schnell amp Steiner Munchen 1980 Otfried Kies 750 Jahre erste Stadterwahnung In Heimatbuch anlasslich des Stadtfestes 1984 Stadt Lauffen a N Lauffen a N 1984 S 119 133 Hermann Ehmer Die Martinskirche ein Zeugnis Lauffener Geschichte Zum 110jahrigen Jubilaum der Wiedereinweihung In Lauffener Heimatblatter Nr 12 Lauffen am Neckar 1995 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Martinskirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Martinskirche auf der Website der evangelischen Kirchengemeinde Lauffen am NeckarEinzelnachweise Bearbeiten Quelle fur den Abschnitt Glocken Norbert Jung Gott rufet noch Ein Beitrag zur Glockengeschichte der Stadt Lauffen am Neckar Heilbronn 2001 ISBN 3 934096 10 7 49 07593 9 162413 Koordinaten 49 4 33 N 9 9 45 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martinskirche Lauffen am Neckar amp oldid 209106375