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Martin Zickel 7 Dezember 1876 in Breslau 14 Juli 1932 in Berlin war ein deutscher Regisseur und Theaterleiter Martin Zickel mit Ehefrau Marie Mallinger und Sohn Hans 1905Martin Zickel Friedrich Kayssler und Max Reinhardt 1901 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Familie 3 Filme 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenMartin Zickel stammte aus einer judischen Familie Er studierte Germanistik in Berlin bei dem Literaturwissenschaftler Erich Schmidt und promovierte 1900 mit einer Arbeit uber szenarische Bemerkungen im Zeitalter von Gottsched und Lessing zum Doktor der Philosophie 1 2 Bereits als Student hatte Zickel mit Friedrich Kayssler Josef Kainz und Max Reinhardt die Gruppe Die Brille gegrundet die 1898 99 Spielabende mit satirischen Szenen Improvisationen und Einaktern veranstaltete Daraus entwickelte sich das Anfang 1901 eroffnete Kabarett Schall und Rauch bei dessen Programmen Zickel oft selbst auftrat 1 Im Sommer 1900 grundete und betrieb Zickel zusammen mit dem Wiener Paul Martin vorher Schauspieler am Deutschen Theater in den Raumen des umgebauten ehemaligen Alexanderplatz Theaters in der Alexanderstrasse 40 die Secessionsbuhne Martin fungierte als Direktor Zickel fuhrte Oberregie 3 Die Neue Zurcher Zeitung schrieb ruckblickend 2 Wie sich die fortschrittlichen Maler von ihren stehengebliebenen Kollegen durch Grundung der Sezession abgezweigt hatten wollte Zickel dem stagnierenden Buhnenwesen durch Eroffnung der Sezessionsbuhne am Alexanderplatz frisches Blut zufuhren Der hyperaktive Zickel veranstaltete ausserdem Matineen an Sigmund Lautenburgs Residenztheater in der Blumenstrasse und zusammen mit Martin am Neuen Theater am Schiffbauerdamm Zickel und Martin wollten die Theaterszene reformieren und brachten als Erste die gegen den Naturalismus im Theater rebellierenden Maurice Maeterlinck und Frank Wedekind auf die Berliner Buhne 4 5 Eduard von Winterstein hebt ruckblickend hervor dass Zickel der Einzige gewesen sei der die Kuhnheit hatte die Fehler und Unterlassungssunden der Berliner Theaterdirektoren gutzumachen und diese beiden Dichter in Berlin zu propagieren Die Secessionsbuhne eroffnete mit Henrik Ibsens Komodie der Liebe und hielt ein hohes Niveau war aber finanziell auf Dauer nicht zu halten 6 In das Theater zog Ernst von Wolzogens Uberbrettl ein Dadurch kam es zum ersten grossen Bruch in Zickels Leben Er arbeitete zwar noch 1902 03 einige Monate als Oberregisseur im Uberbrettl warf dann aber alles hin und zog sich aus der innovativen Theaterszene zuruck 3 1904 wandte Zickel sich zur allgemeinen Uberraschung dem kommerziellen Schwank und Operettentheater zu und wurde Direktor des neueroffneten Berliner Lustspielhauses 7 In einem Nachruf auf Zickel heisst es zu diesem Umschwung spater 2 Aus dem Vorkampfer fur esoterische Werke wurde ein Verschleisser gangbarer Publikumsware ein illusionsloser kuhler Rechner Auf seine ruhmreichen Anfange blickte er fast wie auf eine Jugendsunde zuruck Stellte man ihn wegen dieses Gesinnungsumschwungs zur Rede so zuckte er die Achseln und erwiderte seinem Ehrgeiz genuge es wenn er am Ersten jedes Monats samtlichen Angestellten die Gage auszahlen konne Zickel war am Lustspielhaus mit leichter Unterhaltungskost ausserst erfolgreich 7 Seine Abkehr von den literarischen Prinzipien seiner Jugend 6 wurde von seinen Buhnenkollegen und den Theaterkritikern aber mit Verwunderung aufgenommen Seine bisherige Pioniertatigkeit 5 wurde jedoch allgemein anerkannt 2 4 Nur Siegfried Jacobsohn sprach spater Zickel jegliches ernsthaftes Interesse an einer Weiterentwicklung des Theaters ab 8 Er ist nichts wert Sein Ernst war immer Falle Wenn er sich mit Hamsun Hofmannsthal und Maeterlinck zu schmucken strebte oder streberte geschah es nicht weil er sie schatzte oder gar verstand sondern weil er sich bei einer literarischen Kritik beliebt machen weil er von ihr gefordert sein wollte Das gelang zu unvollkommen als dass der Schornstein davon hatte rauchen konnen Er war untersetzt neigte zu Ubergewicht hatte ein rundes Gesicht mit lustig zwinkernden Augen und einer grossen fleischigen Nase 4 Dennoch ubte er eine starke Anziehungskraft auf Frauen aus was schliesslich zur grossten Krise in seinem Leben fuhren sollte 1910 kam es auf Initiative der Buhnengenossenschaft durch den Berliner Polizeiprasidenten Traugott von Jagow zu einer Anklage gegen Zickel weil er Verhaltnisse mit mehreren seiner Schauspielerinnen hatte Da er moralisch nicht geeignet sei ein Theater wurdig zu leiten wurde nach einer Reihe von Verfahren Zickel durch Urteil des Preussischen Oberverwaltungsgerichts die Konzession zur Fuhrung eines Schauspielunternehmens auf Lebenszeit entzogen Zickels Berufung wurde zuruckgewiesen Notgedrungen trat er im November 1911 als Direktor des Lustspielhauses zuruck und zog sich vorubergehend ins Privatleben zuruck Nachfolger als Direktor wurde Heinrich Bolten Baeckers 7 8 Erst 1914 trat Zickel wieder offentlich in der Berliner Theaterszene in Erscheinung 1914 1916 war er Oberspielleiter am Residenztheater 1915 17 am Lustspielhaus ab 1919 am Central Theater das damals kurzzeitig Eden Theater hiess und inszenierte wieder Unterhaltungsstoffe 3 1920 erhielt er die Erlaubnis zur Fuhrung einer Buhne zuruck und war bis 1922 Direktor des Central Theaters 1924 1926 leitete er das Theater in der Kommandantenstrasse das 1925 26 Teil von Zickels eigenem Theaterverbund Vereinigte Buhnen wurde Zu dem Verbund gehorten ausserdem das Thalia Theater sowie das Residenztheater 1 9 Der Theaterverbund war finanziell aber nur massig erfolgreich In der Spielzeit 1928 29 ubernahm Zickel deshalb erneut die Direktion des Lustspielhauses und 1929 30 der Komischen Oper 1 Als auch diese Unternehmungen finanziell scheiterten wurde Zickel schliesslich Produktionschef des Deutschen Lichtspiel Syndikats der Film Produktionsfirma der Vereinigung der freien Lichtspieltheaterbesitzer 4 10 1930 inszenierte er bei den Salzburger Festspielen Don Pasquale Zickel schrieb auch fur das Theater insbesondere Libretti fur Operetten von Ralph Benatzky Hugo Hirsch sowie Walter Kollo Ab 1918 19 war er auch gelegentlich als Filmregisseur tatig Ausserdem spielte er im Deutschen Buhnenverein der Organisation der Theaterleiter jahrelang eine fuhrende Rolle 6 Er starb im Sommer 1932 erst 56 jahrig an einem Nierenleiden 2 Sein fruher Tod so beschreibt der Schauspieler Eduard von Winterstein ruckblickend bewahrte ihn vor den traurigen Folgen der antisemitischen Revolution von 1933 6 Die Beisetzung erfolgte auf dem interkonfessionellen Friedhof Heerstrasse in Charlottenburg heutiger Ortsteil Berlin Westend Das Grab ist nicht erhalten 11 Familie BearbeitenIn erster Ehe war Martin Zickel mit Maria Alexandrine Anna Freiin von Schimmelpfennig von der Oye verheiratet Als Schauspielerin und Sangerin war sie unter den Namen Marie Mallinger 1878 1959 bekannt Sie war eine Tochter der bekannten Sangerin Mathilde Mallinger 12 Marie Mallinger spielte einige Jahre lang auch unter Leitung ihres Ehemannes 1 13 Der gemeinsame Sohn Hans Zickel 19 April 1903 in Charlottenburg 14 wurde ebenfalls Regisseur und arbeitete von 1928 bis 1932 unter seinem Vater zuerst am Berliner Lustspielhaus dann an der Komischen Oper Berlin 1 In zweiter Ehe war Martin Zickel ab 1919 mit der Schauspielerin und Sangerin Molly Wessely verheiratet 15 Filme Bearbeiten1918 Der Stolz der Familie Drehbuch mit Willi Wolff 1919 Der rote Sarafan Regie 1919 Die gelbe Fratze Drehbuch Regie 1920 Die Beichte einer Toten auch Das Schicksal einer Ehe Regie 1920 Eine Demimonde Heirat Regie 1920 Die Prinzessin vom Nil Regie 1920 Napoleon und die kleine Wascherin Drehbuch mit Willi Wolff 1931 Les quatre vagabonds Drehbuch mit Johannes Brandt 1931 Gassenhauer Drehbuch mit Johannes BrandtWeblinks BearbeitenMartin Zickel in der Internet Movie Database englisch Martin Zickel bei filmportal de Martin Zickel Foto von etwa 1932 bei gettyimages co uk Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Deutsches Theater Lexikon Band VII 38 39 Lieferung Berlin u a 2011 S 3766 a b c d e Martin Zickel In Neue Zurcher Zeitung v 25 Juli 1932 Mittagausgabe a b c Neuer Theater Almanach Deutsches Buhnen Jahrbuch 12 1901 33 1922 a b c d M J d i Monty Jacobs Martin Zickel In Vossischen Zeitung v 15 Juli 1932 Morgen Ausgabe S 3 a b Gottfried Reinhardt Der Liebhaber Erinnerungen seines Sohnes Gottfried Reinhardt an Max Reinhardt Munchen Zurich 1975 S 235 239 Zitat S 237 a b c d Eduard von Winterstein Mein Leben und meine Zeit Berlin Ost 1967 S 233f a b c Max Epstein Das Theatergeschaft In Die Schaubuhne 8 1912 Nr 1 v 4 Januar 1912 S 8 12 Neuer Theater Almanach 24 1913 S 131 a b Siegfried Jacobsohn Der Fall Zickel In Die Schaubuhne 7 1911 Nr 46 v 16 November 1911 S 467 469 Zitat S 469 s a Ders Soweit Kritik beweisen kann Kommentar Gottingen 2005 S 199 202 Alfred Doblin Ein Kerl muss eine Meinung haben Berichte und Kritiken 1921 1924 Munchen 1981 passim Rudolph S Joseph Aus Grosser Theaterzeit Aachen 1994 S 62 Hans Jurgen Mende Lexikon Berliner Begrabnisstatten Pharus Plan Berlin 2018 ISBN 978 3 86514 206 1 S 497 Mathilde Mallinger Abgerufen am 30 April 2021 Ludwig Eisenberg s Grosses Biographisches Lexikon der Buhne Leipzig 1903 S 635 StA Charlottenburg I Geburtsurkunde Nr 416 1903 StA Wilmersdorf Eheurkunde Nr 1715 1919Normdaten Person GND 116986123 lobid OGND AKS VIAF 30301569 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Zickel MartinKURZBESCHREIBUNG deutscher Regisseur und TheaterleiterGEBURTSDATUM 7 Dezember 1876GEBURTSORT Breslau Deutsches KaiserreichSTERBEDATUM 14 Juli 1932STERBEORT Berlin Weimarer Republik Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin Zickel amp oldid 234984310