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Martin Johann Rucker Freiherr von Jenisch 8 Juni 1861 in Hamburg 22 September 1924 auf Schloss Blumendorf bei Oldesloe war ein deutscher Diplomat des Kaiserreichs Martin Rucker Freiherr von Jenisch 1913 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Laufbahn 1 3 Bautatigkeit und Archaologie 1 4 Jenisch sche Freischule 1 5 Familie 2 Weblinks 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Jenischs Geburtsname lautete Martin Johann Rucker Er war das dritte Kind und der alteste Sohn von Alfred Rucker einem Hamburger Senator und fruheren hanseatischen Ministerresidenten am Hof von St James in London und dessen Ehefrau Olga Adelaide geb d Araujo Abrea 1840 1890 Der deutsche Reichskanzler Bernhard von Bulow war sein Cousin da dessen Mutter Luise Victorine eine Schwester von Ruckers Vater war Dass er die Vornamen Martin Johann erhielt die traditionell vom Oberhaupt der Hamburger Kaufmannsfamilie Jenisch gefuhrt wurden zeigt dass er als zukunftiger Erbe seines vier Jahre vor seiner Geburt kinderlos verstorbenen Grossonkels Martin Johann Jenisch ausersehen war Der Erbfall trat allerdings unerwartet fruh ein da Rucker bereits im Alter von sieben Jahren seinen Vater verlor nbsp Martin Rucker Jenisch als junger Diplomat um 1890 Laufbahn Bearbeiten Rucker besuchte das Gymnasium in Plon absolvierte nach dem Abitur sein Dienstjahr als Einjahrig Freiwilliger 1 beim 1 Garde Ulanen Regiment und studierte dann Rechtswissenschaften in Bonn und Berlin In Bonn gehorte er dem exklusiven Corps Borussia an und war damit Corpsbruder des spateren Kaisers Wilhelm II nbsp Jenisch im Gefolge von Kaiser Wilhelm II auf Highcliffe Castle 1907 hintere Reihe 2 von links 1881 erbte er von seiner Grosstante Fanny Henriette Jenisch der Witwe Martin Johann Jenischs des Jungeren den Jenisch schen Familienfideikommiss bestehend aus dem damaligen Mustergut Flottbek sowie den Gutern Blumendorf und Fresenburg bei Oldesloe Zum Familienbesitz gehorte ausserdem das danische Gut Kalo bei Ronde in Djursland 2 Martin Johann Jenisch der Jungere hatte den Fideikommiss testamentarisch errichtet und dabei festgelegt dass ein Erbe den Namen Jenisch annehmen musse 3 Durch Hamburgisches Senatsdekret vom 10 August 1881 wurde Ruckers Antrag stattgegeben unter Beibehaltung des Namens Rucker als Vornamen fortan den Familiennamen Jenisch zu fuhren 4 Nach Abschluss des Studiums mit der Promotion und kurzer Tatigkeit im Justizministerium trat Martin Rucker Jenisch in den diplomatischen Dienst und war zunachst von November 1886 bis November 1887 Attache an der Botschaft in Washington dann ein Jahr im Auswartigen Amt in Berlin 1889 Legationssekretar an der deutschen Botschaft in Wien und ab Dezember 1890 in derselben Stellung an der deutschen Botschaft in Buenos Aires Von 1891 bis Januar 1897 war er Zweiter Sekretar an der deutschen Botschaft in London 1897 zum Legationsrat befordert war er kurze Zeit an der preussischen Gesandtschaft in Munchen tatig und dann von 1898 bis 1900 an der deutschen Botschaft in Brussel Von dort berief man ihn 1901 unter Ernennung zum Wirklichen Legationsrat als Vortragenden Rat in die Politische Abteilung des Auswartigen Amts Der fahige Diplomat gehorte wohl nicht zuletzt dank seiner Verwandtschaft mit Bulow zum engeren Kreis um Kaiser Wilhelm II den er uber viele Jahre als Vertreter des Auswartigen Amtes auf zahlreichen Reisen begleitete Zum 1 Januar 1903 erhielt er den Rang eines Gesandten mit dem Titel Exzellenz und ging als Generalkonsul nach Kairo Kurz bevor er im Mai 1906 als preussischer Gesandter nach Darmstadt versetzt wurde verlieh ihm der Kaiser am 27 Januar 1906 den erblichen preussischen Adel und erhob ihn zugleich in den Freiherrnstand gebunden an den Besitz des Familienfideikommisses 5 Jenisch der sowohl das Vertrauen Bulows als auch das des Kaisers genoss war auch in die Affare um das Daily Telegraph Interview des Kaisers involviert Jenisch war bei den Gesprachen auf Highcliffe Castle zugegen die dem Interview zugrunde lagen und als Wilhelm II den Text an Bulow mit der Bitte um Begutachtung sandte fugte Jenisch ein Begleitschreiben bei in dem er darauf hinwies dass an mehreren Stellen die Allerhochstihm in den Mund gelegten Worte einer Korrektur bedurften weil sie mit den Tatsachen nicht ubereinstimmen 6 Eine solche Korrektur erfolgte jedoch vor der Veroffentlichung nicht Im Januar 1913 wurde Jenisch als Nachfolger Gottlieb von Jagows zum Botschafter in Rom ernannt konnte diese Stellung jedoch aufgrund einer Herzkrankheit an der er bis zu seinem Lebensende litt nicht mehr antreten 7 und schied mit dem Titel Koniglich preussischer Wirklicher Geheimer Rat aus dem Staatsdienst aus Jenisch verstarb 63 jahrig nach langem Leiden in Schloss Blumendorf und wurde im Jenisch schen Erbbegrabnis auf dem Friedhof Nienstedten beigesetzt Zur Trauerfeier sandte auch der fruhere Kaiser aus Doorn einen Kranz Bautatigkeit und Archaologie Bearbeiten In den Jahren 1898 1899 baute der bekannte danische Architekt Hack Kampmann im Auftrag Jenischs auf dem Gut Kalo das die Familie zu Ferien und Jagdaufenthalten aufsuchte ein von deutschen Vorbildern inspiriertes kleines Jagdschlosschen 2 Jenisch beauftragte Kampmann auch mit der Modernisierung und Erweiterung des dortigen Herrenhauses und weiterer Gutsgebaude 8 und 1904 mit dem Bau einer Jagd und Badehutte fur Jenischs Verlobte Thyra Grafin Grote der bis heute so genannten Thyrahytten 9 Anlasslich seiner Erhebung in den Adelsstand liess Jenisch fur einen Besuch des Kaisers 1906 das heute noch bestehende Kaisertor im Jenischpark errichten 3 Im selben Jahr erhielt Schloss Blumendorf eine Neugestaltung im neobarocken Stil 10 Wahrend seiner Tatigkeit in Agypten unterstutzte Jenisch die Arbeit deutscher Archaologen wie Ludwig Borchardt und erwarb selbst Mumien und andere agyptische Altertumer die er dem Museum fur Volkerkunde Hamburg schenkte und so dessen altagyptische Sammlung begrundete 11 12 In Kalo liess er 1903 durch den Archaologen C M Schmidt vom Danischen Nationalmuseum die Ruinen der mittelalterlichen Burg Kalo ausgraben und konservieren Dabei wurden die Fundamente der Burg freigelegt ihr Grundriss geklart und die vom Verfall bedrohte Turmruine ausgebessert allerdings auch viel aus heutiger Sicht archaologisch wertvolles Material vernichtet 13 Jenisch sche Freischule Bearbeiten Als Familienoberhaupt stand Jenisch auch an der Spitze der von seiner Verwandten Margaretha Elisabeth Jenisch begrundeten Stiftung die die Jenisch sche Freischule in Lubeck betrieb Als die Schule 1923 nach dem inflationsbedingten Verlust des Stiftungsvermogens aus finanziellen Grunden ihre Arbeit einstellen musste war Jenisch als Patron der Schule an den Verhandlungen um die Schliessung beteiligt 14 Familie Bearbeiten Am 16 Januar 1905 heiratete Jenisch in Varchentin seine Cousine 2 Grades Thyra Grafin Grote 1881 1967 Wohnsitze der Familie waren Schloss Blumendorf und das Jenisch Haus in Hamburg Aus der Ehe gingen zwei Tochter und drei Sohne hervor Marie Izabel 1906 1971 seit 1934 verheiratet mit Victor Baron von Plessen Ursula 1907 Wilhelm Martin und Johann Christian Der alteste Sohn Wilhelm von Jenisch 1908 starb 1943 als Oberleutnant der Wehrmacht in Griechenland sein Bruder Martin 1910 fiel ebenfalls 1943 im Zweiten Weltkrieg Alleinerbe wurde der jungste Bruder Johann Christian von Jenisch 1915 2003 15 Das Gut Blumendorf und der Derbypark in Hamburg Klein Flottbek befinden sich nach wie vor im Familienbesitz 10 16 das danische Gut Kalo wurde 1945 als feindliches Eigentum entschadigungslos enteignet 17 nbsp Schloss Blumendorf in Bad Oldesloe nbsp Jenisch Haus in Hamburg nbsp Jagdschloss in KaloWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Martin Rucker von Jenisch Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenMartin Johann Rucker Freiherr v Jenisch In Bernhard Koerner Hrsg Deutsches Geschlechterbuch Band 27 Hamburgisches Geschlechterbuch Band 5 C A Starke Gorlitz 1914 S 202 204 Carl Theodor Plessing Gesandter a D Freiherr von Jenisch In Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1924 25 Nr 3 2 November 1924 S 10 11 Digitalisat der Zeitschrift beim Archiv der Hansestadt Lubeck PDF 39 7 MB abgerufen am 25 November 2017 Gesandter a D Freiherr v Jenisch In Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1924 25 Nr 4 16 November 1924 S 13 Hans Friedrich von Ehrenkrook Friedrich Wilhelm Euler Jurgen von Flotow Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Hauser B Briefadel Band I Band 7 der Gesamtreihe GHdA C A Starke Glucksburg Ostsee S 176 177 ISSN 0435 2408 DNBEinzelnachweise Bearbeiten Bei seinem Tod hatte er den Rang eines Majors d R a D inne a b Lea Glerup Moller A Country House for Leisure and Recreation the Jenisch Family at Kalo 1825 1945 Memento vom 11 November 2017 imInternet Archive auf herregardskortet dk abgerufen am 10 November 2017 a b Reinhard Crusius Paul Ziegler Peter Klein Chronologische Daten zu Caspar Voght zu seinem Mustergut und zum Jenisch Park und seiner Umgebung bis heute aktualisierte Fassung Januar 2015 PDF 100 KB S 9 abgerufen am 9 November 2017 Eduard Lorenz Lorenz Meyer Oskar Louis Tesdorpf Hamburgische Wappen und Genealogien Hamburg 1890 S 180 online bei SUB Hamburg PDF 153 MB Hans Ficker Deutsche Standeserhebungen aus dem Jahre 1906 In Archiv fur Stamm und Wappenkunde 7 1906 07 S 146 Digitalisat im Internet Archive Abgedruckt bei Peter Winzen Das Kaiserreich am Abgrund Die Daily Telegraph Affare und das Hale Interview von 1908 Darstellung und Dokumentation Historische Mitteilungen Beiheft 43 Franz Steiner Verlag Stuttgart 2002 ISBN 3 515 08024 4 S 102 Tobias C Bringmann Handbuch der Diplomatie 1815 1963 Auswartige Missionschefs in Deutschland und deutsche Missionschefs im Ausland von Metternich bis Adenauer de Gruyter 2001 S 143 Vilfred Friborg Hansen Hack Kampmann pa Djursland PDF 1 2 MB danisch abgerufen am 25 November 2017 Vilfred Friborg Hansen Thyrahytten bei Borgerforeningen Mols PDF 276 KB danisch abgerufen am 25 November 2017 a b Tonio Keller Das adlige Gut Blumendorf 2004 auf der Website des Kreises Stormarn abgerufen am 12 November 2017 Sammlung Altagypten Memento vom 10 November 2017 im Internet Archive auf der Website des Museums fur Volkerkunde Hamburg abgerufen am 10 November 2017 Renate Germer Das ungeloste Ratsel einer Kindermumie In Nicole Kloth Karl Martin Eva Pardey Es werde niedergelegt als Schriftstuck Festschrift fur Hartwig Altenmuller zum 65 Geburtstag Buske Verlag Hamburg 2003 S 133 Vilfred Friborg Hansen Kalo Jenisch familien 2010 danisch abgerufen am 25 November 2017 Gesandter a D Freiherr v Jenisch In Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1924 25 Nr 4 16 November 1924 S 13 Digitalisat der Zeitschrift beim Archiv der Hansestadt Lubeck PDF 39 7 MB abgerufen am 25 November 2017 Heino Grunert Wie der Jenischpark an die Stadt Altona kam Kurzfassung eines Vortrages vor dem Verein Freunde des Jenischparks am 14 Januar 2009 PDF 114 KB abgerufen am 9 November 2017 Jens Meyer Odewald Martin Freiherr von Jenisch der Herr des Derbyparks In Hamburger Abendblatt 3 Juni 2011 abgerufen am 9 November 2017 Vilfred Friborg Hansen Kalo konfiskeret et justitsmord In Djursland Posten April 2015 online PDF 695 KB danisch abgerufen am 25 November 2017 Normdaten Person GND 117615064 lobid OGND AKS VIAF 25384522 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rucker von Jenisch MartinALTERNATIVNAMEN Rucker Freiherr von Jenisch Martin Johann vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher DiplomatGEBURTSDATUM 8 Juni 1861GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 22 September 1924STERBEORT Schloss Blumendorf bei Bad Oldesloe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin Rucker von Jenisch amp oldid 231545817