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Die Evangelische Stadtpfarrkirche St Marien und St Martin in Wittstock Dosse ist eine dreischiffige Hallenkirche der Backsteingotik Sie erlangte ihre grosste Bedeutung in der Zeit von 1271 bis 1548 als die Bischofe von Havelberg die Stadt Wittstock mit der Alten Bischofsburg als Residenz und Bischofssitz bevorzugten Die Kirche war ursprunglich nur dem Heiligen Martin geweiht und erst 1453 mit der Ausbreitung des Marienkultes dem Patrozinium Marias unterstellt Die Marienkirche in WittstockDie Gemeinde gehort zum Kirchenkreis Wittstock Ruppin im Sprengel Potsdam in der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Ausstattung 2 1 Altar 2 2 Kanzel 2 3 Sakramentshaus 2 4 Sandsteinmadonna 2 5 Taufbecken 2 6 Weitere Bildwerke 2 7 Orgel 2 8 Glocken 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBaugeschichte Bearbeiten nbsp Merian Ansicht von 1652 mit dem spitzen TurmhelmDie Ursprunge der Marienkirche gehen nach den Vermutungen der Bauforscher in ihrem westlichen Teil mit dem monumentalen Turmbau auf den planmassigen Stadtausbau Wittstocks um 1240 zuruck Ab Ende des 13 Jahrhunderts erfolgte der Ausbau zur dreischiffigen Hallenkirche zunachst mit vier Jochen Das Langhaus wurde nach Osten zunachst von einem polygonalen Chor abgeschlossen Die Bischofe von Havelberg veranlassten ab 1471 die massive dreischiffige Erweiterung nach Osten Dieser fiel der ursprungliche Chor zum Opfer der zugunsten des heutigen Baukorpers weichen musste und daher abgebrochen wurde Zu dieser Zeit entstand also der gerade Abschluss des Chors an der St Maria Strasse An der Nordseite des Langhauses wurde 1484 die Marienkapelle angebaut Die Sudkapelle mit ihrem doppelten Stufengiebel entstand 1498 Der Turm hatte ursprunglich einen spitzen Helm wie heute noch auf der Stadtansicht Wittstocks von Matthaus Merian d J aus dem Jahr 1652 zu sehen Dieser Helm wurde nach seiner Zerstorung 1698 im Jahr 1704 durch einen barocken Helm mit seinen charakteristischen ubereinanderliegenden Laternen ersetzt Die untere Laterne des 68 m hohen Turms ist heute als Aussichtsplattform zuganglich 1 Die Kirche musste mehrfach umfassend saniert werden so nach einem Stadtbrand in den Jahren 1512 bis 1519 Entwurf und Ausfuhrung Christoph von Luneburg wobei auch der spitze Turm entstand und in den Jahren 1843 bis 1846 Im Jahr 2009 wurde das Kirchendach uber dem ostlich Teil des Langhauses bzw dem Chor erneuert Ausstattung BearbeitenAltar Bearbeiten nbsp Wittstocker Schone Madonna nbsp Altar Detail Bedeutend ist der spatgotische Altaraufsatz der Kirche der vermutlich bei der Sanierung des Innenraums der Kirche 1846 aus zwei spatgotischen Retabeln zusammengesetzt wurde Der untere kam um 1550 aus der Heilig Geist Kirche in die Marienkirche Zentrum des geschnitzten Mittelschreins mit seiner reichen Masswerkarchitektur ist die Marienkronung sie wird von einer Anna selbdritt und einer Heiligen die man als Hl Dorothea interpretiert hat flankiert In den Flugeln stehen die ebenfalls geschnitzten und zu vier bewegten Dreiergruppen geordneten 12 Apostel Die gemalte Predella zeigt die Halbfiguren von Christus zwischen den vier Kirchenvatern In diesem Zustand prasentiert sich den Besuchern der Altar normalerweise Wenn der untere Altar geschlossen wird indem die Apostelreliefs nach innen geklappt werden werden vier gemalte Tafeln sichtbar in der Mitte eine Verbildlichung der Trinitat in Gestalt des Gnadenstuhls neben einer Darstellung der Mondsichelmadonna aussen der Hl Georg als Drachentoter und der Hl Christophorus Bei dem Schnitzwerk handelt es sich um eine spate Arbeit um 1530 aus der Werkstatt des Lubecker Bildhauers Claus Berg der auch in Odense wirkte Sein Altar in der dortigen Sankt Knuds Kirke stimmt in wichtigen Details mit denen des Wittstocker Altars uberein das gilt besonders fur die zentrale Marienkronung wahrend die Apostel augenfallig an Bergs Apostel im Gustrower Dom erinnern Die Malereien vor allen die ausseren beiden Heiligen stehen dagegen dem Stil der Cranach Schule nahe Das aufgesetzte obere Retabel wird in der Kunstgeschichte als norddeutsche moglicherweise rheinisch beeinflusste Arbeit eines unbekannten Bildschnitzers um 1520 angesehen Die Strahlenkranzmadonna wird von den beiden Johannes und auf den Flugeln von acht weiteren Heiligenreliefs begleitet Auch die gemalte Predella mit Schmerzensmann Christgeburt und Hl Andreas wurde in den Aufbau ubernommen Der obere Aufsatz stammt aus der ehemaligen privaten Marienkapelle der Havelberger Bischofe in der benachbarten Alten Burg und wurde nach dem Dreissigjahrigen Krieg aufgrund des zunehmenden Verfalls der Burg in die Marienkirche uberfuhrt Kanzel Bearbeiten Die geschnitzte Kanzel ist 1608 datiert wurde aber mehrfach restauriert und erganzt so 1846 mit einem Treppenaufgang Der Bildschnitzer der Tragefigur des Moses und der Apostelreliefs auf den Wandfeldern des Kanzelkorbs ist nicht bekannt Sakramentshaus Bearbeiten Das Sakramentshaus neben dem Altar ist eine spatgotische Arbeit aus der Zeit kurz vor der Reformation die in Wittstock allerdings erst um 1550 nach dem Tod des letzten Bischofs Busso II von Havelberg 1548 Einzug hielt Sockelstutze und Gehause sind aus einem Stuck geschnitzt die ursprungliche farbige Fassung ist verschwunden 1516 brachte man kupferne Turen an deren Inschriften nicht mehr vollstandig sind Mit der derben Gesamtgestalt kontrastiert die feiner geschnitzte Kielbogenbekronung in deren Zwickelreliefs Engel die Leidenswerkzeuge Christi halten Sandsteinmadonna Bearbeiten Die hohe asthetische Qualitat und das verwendete Material ein heller Sandstein machen die 1 15 m hohe stehende Muttergottes am Eingang zum Chor zu einem in der Region ungewohnlichen Kunstobjekt Als ein fruhes Beispiel der sogenannten Schonen Madonnen wird es auf das Ende des 14 Jahrhunderts datiert und stilgeschichtlich mit dem Lettner in Havelberg also mit parlerischem Einfluss in Verbindung gebracht gibt der kunsthistorischen Forschung aber weiterhin Ratsel auf Auffallig sind das Schriftband und die funf Engel auf der sehr hohen Krone Der Jesusknabe spielt mit einem Vogel Von geringen Resten abgesehen ist die farbige Fassung verloren Auch diese Skulptur stammt wahrscheinlich aus der 1389 erbauten Marienkapelle die Bischof Johannes Woepelitz errichten liess Taufbecken Bearbeiten Der holzerne Deckel der restaurierungsbedurftigen Stand 2022 Taufe von 1634 in der Marienkapelle ist ein schones Beispiel fur den manieristischen Knorpelstil Die musizierenden Engel ahmen eine Oberflache aus Bronze nach Weitere Bildwerke Bearbeiten Das alteste Bildwerk der Kirche die bedeutende hochgotische Statue eines Bischofs ist nur noch als Kopie im Turmuntergeschoss zu betrachten das Original wurde 1890 dem Markischen Museum als Leihgabe uberlassen Eine dendrochronologische Untersuchung ermittelte als Fallungsdatum der verwendeten Eiche das Jahr 1293 10 Es ist anzunehmen dass hier um 1300 der Hl Bischof Martin dargestellt ist der Patron der Stadtkirche vor ihrer Umwidmung in eine Marienkirche im 15 Jahrhundert 2 Aus grosseren Zusammenhangen Olberg Marienkronung stammen vereinzelte teils aus der Mitte des 15 Jahrhunderts stammende Sitzfiguren u a an der Chorostwand Seit 2018 stehen an den Pfeilern des Chorbogens die Holzskulpturen Adam und Eva des Berliner Bildhauers Hans Scheib Stand 2022 nbsp Konig David an der Orgelempore Rest eines Orgelprospektes aus dem 17 Jahrhundert Orgel Bearbeiten nbsp Die Orgel 2019Der Orgelprospekt geht zuruck auf die 1843 1847 gebaute Orgel von Friedrich Hermann Lutkemuller aus dem nahen Papenbruch Durch den Einbau und Betrieb einer Zentralheizung in der Marienkirche 1927 wurde dieses Instrument zerstort Die heutige Orgel wurde 1935 von der Firma Alexander Schuke in Potsdam in den neogotischen Prospekt Lutkemullers eingebaut Sie verfugt uber 45 Register und 3575 Pfeifen bei drei Manualen und Pedal Glocken Bearbeiten St Marien hatte nach dem Turmbrand von 1698 bis zum Jahr 1942 bis zu sieben Glocken die im Jahr 1942 wegen des kriegswichtigen Materials Bronze abgegeben werden mussten Die ersten sechs wurden 1700 von dem Rotgiesser Otto Elers in Berlin geliefert 1948 fanden sich drei davon darunter die Apostelglocke in Berlin wieder Mit der Neunuhrglocke wurde eine weitere Glocke spater auf dem Glockenfriedhof in Hamburg wiedergefunden und kam 1952 nach Wittstock zuruck Am Karfreitag des Jahres 2000 sprang die Apostelglocke beim Lauten und wurde bis 2021 repariert Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Kunstdenkmaler Brandenburg Berlin 2000 S 1120 1124 ISBN 3 422 03054 9 Kurt Zellmer St Marien zu Wittstock Karwe bei Neuruppin 2007 ISBN 978 3 935231 94 7 Kurt Zellmer Die St Marien Kirche zu Wittstock DKV Kunstfuhrer 428 3 Aufl Berlin Munchen Deutscher Kunstverlag 2017 ISBN 978 3 422 02444 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien St Marien auf der Homepage des Kirchenkreises Wittstock Ruppin Nr 09170003 des Brandenburgischen DenkmalregistersEinzelnachweise Bearbeiten St Marien Kirche Wittstock auf der Webseite der Stadt Wittstock Dosse Robert Suckale Die Bischofsstatue aus Wittstock in Ostprignitz Ruppin Jahrbuch 201053 161944444444 12 485555555556 Koordinaten 53 9 43 N 12 29 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkirche Wittstock amp oldid 237758364