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Mara Jakisch eigentlich Martha Jakisch 4 September 1905 in Dresden 27 Dezember 2005 in Frankfurt am Main war eine deutsche Opernsangerin Sopran und Schauspielerin Bekannt wurde sie in der Nachkriegszeit als Sibirische Nachtigall eine Bezeichnung die sich auf ihre langjahrige Lagerhaft in der Sowjetunion bezog Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Tonaufnahmen 3 Filmografie 4 Ehrungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMara Jakisch wurde am 4 September 1905 als einziges Kind ihrer Eltern in Dresden geboren Ihre Gesangsausbildung absolvierte sie in ihrer Heimatstadt und trat ab den 1930er Jahren in Theatern in ganz Deutschland u a Bautzen Hannover Chemnitz aber auch im Ausland auf 1 Ihr erstes Engagement beim Film war 1934 in der Operettenverfilmung Der letzte Walzer Weitere Filmrollen folgten in den nachsten Jahren so 1935 an der Seite von Theo Lingen in Der Ammenkonig Bei den Proben zu Der Bettelstudent lernte sie den Schauspieler und Sanger Erwin Hartung kennen den sie am 4 Januar 1939 in Berlin heiratete 2 Im selben Jahr kam auch der gemeinsame Sohn Gotz zur Welt Die Kriegsjahre verbrachte die Familie in Berlin bis dort die Wohnung ausgebombt wurde und Jakisch mit ihrem Sohn alleine nach Dresden zog 1 Ihr Mann war noch 1944 zur Wehrmacht eingezogen worden Auch die Bombenangriffe auf die Stadt im Februar 1945 erlebte sie mit Jakisch stand ursprunglich auf der im September 1944 erstellten Gottbegnadeten Liste des Reichsministeriums fur Volksaufklarung und Propaganda in der Rubrik der im Rustungseinsatz tatigen aber fur Stunden im Rundfunk und Konzert gelegentlich beschaftigten Kunstler Ihr Name wurde spater handschriftlich wieder durchgestrichen vielleicht auch deshalb weil sie Adolf Hitler zwar vorgesungen sich einer weiteren Zusammenarbeit und einem Umzug nach Munchen aber verweigert hatte 3 Nach dem Krieg und der Scheidung von ihrem Mann Anfang 1946 wohnte sie wieder in Berlin und arbeitete am Theater des Volkes besuchte aber fur Gastauftritte auch immer wieder Dresden Dort wurde sie am 28 Dezember 1946 nach einer Vorstellung von Bezauberndes Fraulein von der sowjetischen Geheimpolizei wegen Spionageverdachts verhaftet 4 Es folgten Verhore in der Haftanstalt Bautzner Strasse und fast drei Jahre Einzelhaft im Untersuchungsgefangnis am Munchner Platz 1 Auch ihre Mutter war Ende 1946 verhaftet worden starb aber bereits kurz nach der Festnahme an den Folgen der Haft 5 Die einzige Form der Kontaktaufnahme unter den Haftlingen bestand darin sich mit Klopfzeichen durch die Wande hindurch zu verstandigen Diesen Umstand greift Susanne Schadlich in ihrem Tatsachenroman Herr Hubner und die sibirische Nachtigall von 2014 auf Mara Jakisch und der damals 21 Jahre alte Dietrich Hubner waren Zellennachbarn im Untersuchungsgefangnis am Munchner Platz in Dresden lernten sich aber personlich nie kennen sondern hatten sich ihre Namen nur per Klopfzeichen mitgeteilt Beide Lebensgeschichten werden von der Autorin parallel zueinander erzahlt Nach einem Suizidversuch wahrend der Einzelhaft wurde Jakisch im Oktober 1948 in das Speziallager Sachsenhausen verlegt Dort wurde ihr im August 1949 das Fernurteil aus Moskau mitgeteilt das sie zu 25 Jahren Lagerhaft in Sibirien verurteilte Im Februar 1950 erfolgte per Bahn der Abtransport in das Lager Taischet 1 Die Fahrt uber Brest Litowsk Moskau Omsk und Nowosibirsk dauerte zwei Monate Im Lager mussten die Frauen Baume fallen die zu Schwellen fur die Baikal Amur Magistrale verarbeitet wurden In Susanne Schadlichs Roman heisst es Mara war zum Holzschlagen eingeteilt Sieben Tage die Woche Drei Baume am Tag Bei nur zweien gab es weniger Brot Dann assen sie die Rinde von Baumen Im Morgengrauen marschierte die Brigade in den Wald Die Wege festgetretene Schneewalle Die Axt rutschte aus den erfrorenen Fingern die nur Klavierspiel kannten Die Sage frass sich fest im Stamm Der Frost sich durch die Kleidung in die Knochen 6 Im Lager begann Jakisch fur die inhaftierten deutschen Frauen zu singen so lange bis die Lagerleitung den Gebrauch der deutschen Sprache verbot Deshalb lernte sie Russisch ubersetzte die deutschen Lieder und sang nun auch fur die russischen Mitgefangenen Sogar ein Konzert konnte sie geben 7 und bekam den Beinamen Sibirische Nachtigall Nach dem Tod Stalins 1953 und den damit verbundenen Hafterleichterungen konnte sie sogar einen Chor grunden der zu den Geburtstagen der Frauen sang Im September 1955 besuchte Bundeskanzler Adenauer Moskau und konnte die Heimkehr der letzten Kriegsgefangenen und der SMT Verurteilten erreichen Zu ihnen zahlte auch Jakisch und im Oktober 1955 erreichte sie das Grenzdurchgangslager Friedland in Niedersachsen Nach neun Jahren Haft hatte sie ihre Freiheit zuruck Worauf sich ihre Verurteilung stutzte konnte nie abschliessend geklart werden Nach ihrer Ruckkehr nahm sie Kontakt zu ihrem Sohn Gotz auf der in Kinderheimen in der DDR gross geworden war und lebte ab 1957 in Frankfurt am Main Sie trat als Sangerin nur noch selten auf 8 meistens vor Kurgasten und in Vereinshausern und gelegentlich im Rundfunk Spater nahm sie eine Burotatigkeit an 1995 wurde das gegen sie verhangte Urteil aufgehoben und sie wurde durch die Behorden der Russischen Foderation rehabilitiert 9 Jakisch starb im Alter von hundert Jahren am 27 Dezember 2005 und wurde auf dem Neuen Friedhof in Bockenheim auf dem Urnenfeld anonym bestattet 10 Christoph Busch Pfarrer der Gemeinde beendete seine Trauerrede mit den folgenden Satzen die auch Susanne Schadlich in ihrem Roman wiedergibt Wir alle sind bewegt von der Lebensgeschichte dieser ungewohnlichen Frau Dresden war ihr Geburtsort Berlin der Ort ihrer Triumphe als Sangerin und als Filmstar Moskau fur sie der Ort der Schrecken in der Einzelhaft Sibirien ihr Archipel Gulag die Glocke von Friedland ertonte auch zu ihrer Befreiung in unserer Stadt Frankfurt hat sie sich neu gefunden 11 Tonaufnahmen BearbeitenWenn die Guitarren klingen Eugen Jahn mit seinem Orchester Gesang Mara Jakisch und Erwin Hartung Phonoton 1026A Aufnahme vom 15 Mai 1941 Berlin 12 Ein Walzer fur dich und fur mich Eugen Jahn mit seinem Orchester Gesang Mara Jakisch Phonoton 1032 Aufnahme vom 15 Juni 1941 Berlin 13 14 Peter Peter wo warst du heute Nacht Eugen Jahn mit seinem Orchester Gesang Mara Jakisch Phonoton 1034 Aufnahme vom 15 Juni 1941 Berlin Filmografie Bearbeiten1934 Der letzte Walzer Regie Georg Jacoby 1935 Der Ammenkonig Regie Hans Steinhoff 1936 Der schuchterne Casanova Regie Karel Lamac 1936 Der lustige Witwenball Regie Alwin Elling 1936 Es geht um mein Leben Regie Richard Eichberg 1936 Hummel Hummel Regie Alwin Elling 1936 Karo Konig Regie Carl Heinz Wolff 1937 Besuch in der Abendstunde Regie Carl Echtermeier Ehrungen Bearbeiten2022 wurde in Frankfurt Bockenheim der Mara Jakisch Platz nach ihr benannt 15 Literatur BearbeitenHeidrun Dorken An einen ehemaligen Filmstar In Klaus Mollering Hrsg Eigentlich ein Liebesbrief Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2002 S 75 83 ISBN 3 374 01975 7 Susanne Schadlich Herr Hubner und die sibirische Nachtigall Droemer Knaur Verlag Munchen 2014 ISBN 978 3 426 19975 6 Leseprobe Monika Danhardt Vor 65 Jahren von Dresden ins sibirische Arbeitslager In Sachsische Zeitung vom 15 August 2014 Axel Reitel Vor dem Paradies wacht die Niedertracht In tabularasa Zeitschrift fur Gesellschaft amp Kultur vom 9 September 2014 Cornelia Geissler Freiheit im Kopf und in der Kehle In Frankfurter Rundschau vom 19 Januar 2015 Stiftung Sachsische Gedenkstatten Gedenkstatte Munchner Platz Dresden Hrsg Verurteilt Inhaftiert Hingerichtet Politische Justiz in Dresden 1933 1945 1945 1957 Schriftenreihe der Stiftung Sachsische Gedenkstatten Bd 15 Texte von Gerald Hacke und Birgit Sack Sandstein Verlag Dresden 2016 ISBN 978 3 95498 202 8 Inhaltsverzeichnis Weblinks BearbeitenIndexeintrag von Mara Jakisch bei der Deutschen Biographie Personendossier Mara Jakisch bei der Akademie der Kunste Mara Jakisch bei Discogs Filmografie von Mara Jakisch bei IMDb Bunte Filmbilder Nr 184 von Maja Feist und Mara Jakisch 1936 Verschiedene Aufnahmen von Mara Jakisch Portrataufnahme von Mara Jakisch aus dem Jahr 1938 vor einer Operettenpremiere Mara Jakisch spielt die Molly in dem Film Ehekrach Mein Film in Wien Folge 658 vom 5 August 1938 Gedenkstatte Munchner Platz Dresden Broschure der Dauerausstellung mit Abb einer Autogrammkarte von Mara Jakisch Notenheft in deutscher und russischer Sprache von Mara Jakisch aus der sibirischen Lagerhaft Ausstellungsstuck der Gedenkstatte Munchner Platz Dresden Fotografie der Ankunft von Mara Jakisch im Grenzdurchgangslager Friedland 1955 Ausstellungsstuck der Gedenkstatte Munchner Platz Dresden Frauen u a Mara Jakisch in Friedland Sonderausstellung des Museums Friedland Uble Schicksale im DDR Knast Interview mit Susanne Schadlich Herr Hubner und die sibirische Nachtigall vom 2 September 2014 auf Deutschlandfunk Kultur Buchvorstellung Herr Hubner und die sibirische Nachtigall der Verlagsgruppe Droemer Knaur vom 7 Oktober 2014 Veranstaltungsrezension einer Lesung von Susanne Schadlich Herr Hubner und die sibirische Nachtigall in den Raumen der Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Kommunismus vom 26 Mai 2015 Advent in der Wuste Morgenandacht von Pfarrerin Heidrun Dorken uber Mara Jakisch vom 23 Dezember 2019 Neuer Strassenname fur die bisherige Kasernenstrasse Mara Jakisch Strasse Antrag der Partei Die Linke im Romer vom 2 November 2022Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Stiftung Sachsische Gedenkstatten Gedenkstatte Munchner Platz Dresden Hrsg Verurteilt Inhaftiert Hingerichtet Politische Justiz in Dresden 1933 1945 1945 1957 Dresden 2016 S 259 Susanne Schadlich Herr Hubner und die sibirische Nachtigall Munchen 2014 S 25 Susanne Schadlich Herr Hubner und die sibirische Nachtigall Munchen 2014 S 26 Theaterarchiv Dresden Chronologie des kulturellen Neubeginns Auszug 2023 abgerufen am 22 Februar 2023 Personlicher Hinweis von Frau Pfarrerin Heidrun Dorken vom 21 Februar 2023 Frau Dorken hat Mara Jakisch seelsorgerisch begleitet und ihren Lebenslauf niedergeschrieben Dieser und der weitere Nachlass befinden sich heute im Archiv der Gedenkstatte Bautzner Strasse in Dresden Susanne Schadlich Herr Hubner und die sibirische Nachtigall Munchen 2014 S 85 Susanne Schadlich Herr Hubner und die sibirische Nachtigall Munchen 2014 S 89 Institut fur Stadtgeschichte Frankfurt am Main 8 Juni 1957 Sechster Heimattag der Gemeinschaft Dresdner Heimatfreunde in Westdeutschland 2023 abgerufen am 27 Februar 2023 Susanne Schadlich Herr Hubner und die sibirische Nachtigall Munchen 2014 S 204 Personlicher Hinweis von Frau Pfarrerin Heidrun Dorken vom 21 Februar 2023 Susanne Schadlich Herr Hubner und die sibirische Nachtigall Munchen 2014 S 209 Discogs com Wenn die Giutarren klingen 2023 abgerufen am 17 Februar 2023 Discogs com Ein Walzer fur dich und fur mich 2023 abgerufen am 17 Februar 2023 Deutsche National Bibliothek Ein Walzer fur dich und fur mich 19 Januar 2023 abgerufen am 10 Marz 2023 Regierungsprasidium Darmstadt Amtsblatt Nr 49 153 Jhg PDF 6 Dezember 2022 abgerufen am 22 Februar 2023 Normdaten Person GND 1061716791 lobid OGND AKS VIAF 311649626 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jakisch MaraALTERNATIVNAMEN Jakisch Martha wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG deutsche Opernsangerin Sopran und SchauspielerinGEBURTSDATUM 4 September 1905GEBURTSORT DresdenSTERBEDATUM 27 Dezember 2005STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mara Jakisch amp oldid 233333757