Manfred Viktor Maria Mautner Markhof (* 17. September 1903 in Floridsdorf; † 4. Jänner 1981 ebenda) war ein österreichischer Unternehmer aus der Familie Mautner Markhof.
Leben Bearbeiten
Als Urenkel des ursprünglich jüdischen Firmengründers Adolf Ignaz Mautner wuchs er auf dem Firmengelände der der Familie gehörenden und von Vater und Onkel geleiteten Brauerei zum St. Georg im bis 1904 eigenständigen Florisdorf auf, welches in diesem Jahr nach Wien eingemeindet wurde. Mautner Markhof besuchte Volksschule und Realgymnasium in seinem Heimatbezirk. Das Studium an der TU Wien sowie der Brauereiakademie in Weihenstephan schloss er mit dem Grad eines Diplom-Brauingeniers ab. Anschließend war er im Vorstand der Mautner Markhof AG tätig und führte das Unternehmen als "Viererzug" gemeinsam mit seinem Bruder Gerhard sowie seinen Cousins Georg III. und Gustav.
Ab 1936 als Mitglied des Verwaltungsrates der Mautner Markhof Brauerei Schwechat AG verblieb er nach dem Anschluss Österreichs 1938 im Vorstand der Brauerei, die von der NSDAP 1940 zwangsweise zur „Brauerei Schwechat AG“ umgegründet und – unter massiver Beeinträchtigung der als "nicht arisch und nicht jüdisch" geltenden Eigentümerfamilie Mautner Markhof – de facto arisiert wurde. Formell musste Mautner Markhof aus allen Funktionen ausscheiden. Manfred Mautner Markhof diente im Zweiten Weltkrieg ab 1941 als Kraftfahrer bei der Flugabwehr, wurde aber nach Intervention seiner Frau als für den Betrieb Unabkömmlich gestellt. Schon in den Kriegsjahren führte er de facto die Geschäfte der familiären Unternehmungen und übernahm 1945 im Alleingang die Unternehmensleitung.
Maßgeblich unter seiner Führung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1945 die von Kriegsschäden schwer gezeichnete Brauerei Schwechat als auch das familiäre Unternehmen in Simmering wieder aufgebaut. Schon kurz nach Kriegsende stellte dieses Unternehmen wieder Hefe für die russische Besatzungsmacht her. Ab 1949 teilte er sich die Geschäftsführung mit seinem Cousin Georg III. Mautner Markhof.
Wirtschaftspolitisch war er von 1946 bis 1972 Vizepräsident der Industriellenvereinigung, zudem auch langjähriger Präsident des ÖAMTC und des ÖOC und galt durch sein vielfältiges Engagement als ein Beispiel eines Multifunktionärs. Sein missglücktes Telegramm an IOC-Präsident Avery Brundage über den Ausschluss von Karl Schranz von den Olympischen Winterspielen 1972 in Sapporo sorgte für einen Boykott von Mautner Markhof-Produkten. Daraufhin zog er sich verbittert aus dem operativen Geschäft zurück und überließ seinem Sohn Manfred Mautner Markhof jun. und seinem Neffen Georg IV. die Leitung des Konzerns. In den folgenden Jahren wehrte er sich gegen den Verkauf der Brauerei Schwechat, musste aber drei Jahre vor seinem Tod beim Verkauf an die Brau Union zustimmen.
Zeitweise galt Manfred Mautner Markhof als reichster Österreicher. Er machte sich auch als Kunstmäzen einen Namen. Maler wie Ernst Fuchs, Arnulf Rainer und Friedensreich Hundertwasser wurden von ihm gefördert. Als Sammler unterstützte er auch z. B. seinen Freund Fritz Wotruba und war Präsident der Wiener Konzerthausgesellschaft. Zu seinem engeren Bekanntenkreis zählten unter anderem Fritz Hochwälder, Heimito von Doderer, Friedrich Dürrenmatt, Paul Hindemith, Herbert von Karajan, Karl Böhm und Richard Strauss. Letzterer war es auch, der am 11. Juni 1939 durch persönliche Intervention bei Goebbels erreichen konnte, dass Manfred Mautner Markhof und sein Vetter Georg aus der von Reinhard Heydrich persönlich angeordneten Überstellung ins Konzentrationslager Dachau (wegen "Zersetzung des deutschen Wesens") freigelassen wurden und erwirkte somit zugleich deren Enthaftung von der Gestapo.
1981 starb Manfred Mautner Markhof bei einem selbst verursachten Autounfall auf der Simmeringer Hauptstraße in Wien.
Privates Bearbeiten
Manfred Mautner Markhof heiratete am 17. April 1926 auf Brioni Maria Kupelwieser (1900–1990), Urenkelin von Leopold Kupelwieser. Er war der Vater von Manfred Mautner Markhof junior, Christiania und Eleonore Mautner Markhof. Über seine Zwillingsschwester Getrud war Manfred Mautner Markhof zudem der Schwager des Historikers und Autors Egon Caesar Conte Corti.
Manfred Mautner Markhof galt als passionierter Jäger und besaß Jagdreviere in St. Martin am Grimming und Wolfsthal, wo er auch Ehrenbürger war.
Trivia Bearbeiten
Aufgrund seines markanten, übrigens bereits von seinem Urgroßvater getragenen Backenbartes trug er den Spitznamen "Senf-Tegetthoff". Mautner Markhof erwähnt in seinen Memoiren, dass John F. Kennedy anlässlich seines Wien-Besuches ihn aufgrund seines Backenbartes für ein Mitglied des ehemaligen Kaiserhauses gehalten habe und sich bei der Verabschiedung in Schloss Schönbrunn bei ihm für dessen Gastfreundschaft bedankte.
Durch die speziell in den 1950er Jahren sehr starke öffentliche Präsenz von "MMM" und dessen Nimbus als Multifunktionär war dieser des Öfteren Zielscheibe bissiger Parodien, wie zum Beispiel durch den auch in der Statur ähnlichen Helmut Qualtinger. Dieser veröffentlichte in seinen mit Carl Merz verfassten Kabarettprogrammen unter anderem ein "Interview mit MMM" und ahmte dabei die Mimik und Sprachweise von Mautner Markhof (in Schönbrunner Deutsch) gekonnt nach.
Ehrungen Bearbeiten
- 1959: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland
- 1966: Großkreuz des Ordens für Verdienste um Landwirtschaft und Gewerbe
- 1969: Ehrenbürger der Universität Wien
Literatur Bearbeiten
- Manfred Mautner Markhof: Haltestellen und Stationen in meinem Leben. Guardaval, Wien, 1978, keine ISBN
- Manfred Mautner Markhof: Mit euch, ihr Großen, zu spazieren. Aus meinem lückenhaften Gedächtnis. Amalthea-Verlag, Wien 1971
Weblinks Bearbeiten
- Literatur von und über Manfred Mautner Markhof senior im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Manfred Mautner Markhof senior in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ Manfred I. - Mautner Markhof. Abgerufen am 24. Oktober 2023 (deutsch).
- ↑ Manfred Mautner Markhof: Haltestellen in meinem Leben. Wien 1978
- ↑ Manfred Mautner Markhof senior im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- dazu: Records of the German External Assets Branch of the U.S. Allied Commission for Austria (USACA) Section, 1945–1950. Record Group 260, Publication Number M1928, Roll 0109: Brauerei Schwechat. Holocaust International Resources des National Archives and Records Administration (NARA). Umfangreicher Restitutionsakt seitenweise nach Registrierung abrufbar: Fold3 by Ancestry
- Mautner Markhof (Unternehmen) im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- Geschichte – Vom Zweiten Weltkrieg bis Heute. In: Website der Brauerei Schwechat (Brau Union)
- ÖNB-ANNO - NU - Jüdisches Magazin für Politik und Kultur. Abgerufen am 13. November 2023.
- Untersuchungen sollen nun Unfall Mautner Markhofs klären. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 7. Jänner 1981, S. 2.
- Manfred I. Mautner Markhof Archive - Mautner Markhof. Abgerufen am 13. November 2023 (deutsch).
- Manfred I. Mautner Markhof Archive - Mautner Markhof. Abgerufen am 13. November 2023 (deutsch).
- Interview mit M.M. Abgerufen am 13. November 2023 (deutsch).