Mundenheim ist einer der zehn Ortsbezirke der Stadt Ludwigshafen am Rhein in Rheinland-Pfalz.
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Wappen | Karte | |
Daten | ||
Fläche: | 4,25 km² | |
Einwohner: | 12.904 | |
Bevölkerungsdichte: | 3,036 Einwohner/km² | |
Postleitzahl: | 67061/67065 |
Es ist ein traditionsreicher, im Schwerpunkt katholischer Ort mit einer mehr als tausendjährigen Geschichte.
Geschichte Bearbeiten
Auf dem Gebiet Mundenheims befand sich eine römische Militär- oder Straßenpolizeistation, allerdings ohne Zeitangabe. Außerdem wurde auf dem Gelände des Schulzentrums ein römischer Brunnen gefunden.
Nach den Römern folgten die Alemannen und um 500 n. Chr. dann die Franken. Es war ein fränkischer Clanchef namens Mundo, der sich mit einer Gruppe von Untergebenen im Heim des Mundos (Mundinheim) niederließ.
Der Sage nach kam der Franke Mundo auf der Landsuche den Rhein herauf, wohin ihm seine Gefährtin Hita bereits vorausgeeilt war. Als er das Hochufer emporstieg, sah er eine Wiese mit Schlüsselblumen. Hita zeigte ihm den Platz. Mundo war begeistert und sagte zu Hita:
Der Schlüssel findet sich noch heute im Ortswappen, allerdings wird er dort mit dem Heiligen Petrus in Verbindung gebracht.
Die erste urkundliche Erwähnung Mundenheims findet sich in einer Urkunde vom 27. Juni 770 im Lorscher Codex, wonach ein gewisser Imbrecht dem Kloster Lorsch eine Hofreite schenkte.
In der 1903 erschienenen Stadtchronik Ludwigshafens heißt es:
Chronologie Bearbeiten
Mundenheim wurde bereits im Jahr 770 in dem im südhessischen Kloster Lorsch verfassten „Codex Laureshamensis“ (Lorscher Codex) etwa zeitgleich mit den anderen heutigen Ludwigshafener Orts- bzw. Stadtteilen Hemshof und Maudach erwähnt. Die Kirche St. Sebastian und Peter wurde 1231 erstmals genannt. Das Kloster Weißenburg verkaufte 1482 seine kompletten Rechte an das Wormser St. Andreas-Stift. Das Haus Hirschhorn wurde (Hirschhorn am Neckar) erworben. Philipp Christoph von Sötern (Kurfürst-Erzbischof von Trier und Bischof von Speyer) wurde 1632 in Mundenheim eingezogen. Der Ort kam 1653 an das Bistum Speyer zurück. Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges von 1688 bis 1697 wurde das gesamte Dorf zerstört. Ab 1709 gehörte Mundenheim zur Kurpfalz.
Es kam 1720 zu einem Aufschwung in Mundenheim, durch die Verlegung der Haupt- und Residenzstadt der Kurpfalz von Heidelberg nach Mannheim. Der Adel siedelt sich an. Es wurden große Hofgüter gegründet.
Mundenheim hatte im Jahr 2003 12.941 Einwohner, im Jahr 1985 waren es 13.792 Einwohner.
Die Ortsgeschichte wurde für das 1250-jährige Wiederkehr der Ersterwähnung im Lorscher Codex neu dokumentiert.
Raschig-Werke Bearbeiten
Im Jahr 1891 gründete Fritz Raschig am Rande von Mundenheim ein Chemiewerk, die heutige Raschig GmbH.
Raschig kam nach seinem Chemiestudium in Berlin und Heidelberg zur BASF. Sein erstes Patent erhielt er für seine Arbeit über das Verhalten von Salpetriger zur Schwefligen Säure. Er stieg zum Betriebsleiter auf, schied dann aber aus der BASF aus und gründete seine eigene Chemiefabrik, die mit der Gewinnung reiner Teerbestandteile wie Anthracen, Naphthalin, Karbolsäure, Toluol und Benzol erfolgreich war. Die Erfindung des Raschig-Rings stellte einen Durchbruch in der Verfahrenstechnik dar.
Zitat aus der Stadtchronik Bearbeiten
Kunst und Kultur Bearbeiten
Langemarck-Denkmal Bearbeiten
1936 wurde am Hofgut auf Initiative des Kriegervereins das Langemarck-Denkmal eingeweiht. Die Inschrift, ein Zitat aus der Edda, lautet:
1914 starben bei Langemarck in Flandern viele junge Soldaten, die ohne längere Vorbereitung an die Front geschickt worden waren.
Zedtwitz-Brunnen Bearbeiten
Im Jahr 2006 wurde in unmittelbarer Nähe des Hofguts ein Denkmal für Freiherr Peter Emanuel von Zedtwitz eingeweiht, das von Nachfahren der früheren Besitzer des Hofguts, Familie Böhmer, gestiftet und vom Bildhauer Gernot Rumpf und seiner Frau Barbara gestaltet wurde.
In der Mitte des Denkmals steht eine drei Meter hohe Säule mit Schlüsseln. Das Denkmal hat folgende Elemente:
- Freiherr von Zedtwitz: Staatsminister unter Kurfürst Carl Theodor in Mannheim (am Rücken: Tintenfass, Buch und Taschenrechner)
- Säule mit Schlüssel: Petrusschlüssel im Ortswappen; Erinnerung an die Gründung einer Petruskirche unter der Herrschaft des Klosters Weißenburg
- Schwan: Erinnerung an das Gasthaus Zum Schwanen in der Ortsmitte
- Fischernetz: Erinnerung an das ehemalige Fischerdorf Mundenheim
- Brauereigerste und Käse: Musterbetrieb im Hofgut mit Brauerei und Molkerei
- Hahn: Mundenheimer Gockel
Umspannwerk Bearbeiten
Neben dem Friedhof Mundenheim steht ein ehemaliges Umspannwerk der Technischen werke, das ab 2011 zu einem Künstlerhaus umgebaut wurde und seit 2012 neun Künstlern und Künstlergruppen als Ateliergebäude dient, in dem auch Veranstaltungen stattfinden.
Kulturdenkmäler Bearbeiten
Siehe Liste der Kulturdenkmäler in Ludwigshafen-Mundenheim
Schulen Bearbeiten
Im Mundenheimer Schulzentrum befinden sich:
- Karolina-Burger-Realschule plus (kooperative Form)
- Heinrich-Böll-Gymnasium
Schillerschule
- Grundschule Schillerschule
- Schillerschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen.
Religion Bearbeiten
Die Statistik der Stadt Ludwigshafen zählte zum 31. Dezember 2013 in Mundenheim an katholischen Christen 32 % und an evangelischen Christen 21 % der Bevölkerung Mundenheims. Sonstige Religionsgemeinschaften und Konfessionslose stellten 47 %.
In Mundenheim gibt es zwei Kirchengemeinden.
Katholische Kirche Bearbeiten
Die katholische Pfarrkirche St. Sebastian (und St. Peter) ist ein Ersatzbau, nachdem der Vorgängerbauwerke 1943 durch Kriegseinwirkungen ausgebrannte und die Kirchenruine 1951 zur Bauplatzfreimachung gesprengt werden musste.
Der Neubau war der erste Kirchenbau in ausgemauerter Stahlbeton-Skelettbauweise in Süddeutschland. Die großflächig gestalteten Fenster in Bleiverglasung wurden nach Entwürfen des Münchner Professors Albert Burkart gefertigt. Die Einweihung der neu erbauten Kirche fand am 29. August 1954 statt.
Protestantische Kirche Bearbeiten
Die protestantische Christuskirche wurde in den Jahren 1901 bis 1903 nach Plänen von Franz Schöberl erbaut. Im Zweiten Weltkrieg brannte die Kirche 1943 völlig aus und wurde in den Jahren 1952 bis 1954 wieder aufgebaut.
Flurkapelle Bearbeiten
Mundenheim hatte mehrere Flurkapellen, von denen sich eine am alten Wallfahrtsweg nach Oggersheim (Wollstraße) gegenüber der Großen Blies und dem Friedhof erhalten hat.
Kreuze Bearbeiten
Großes Kreuz Bearbeiten
Das 3,50 m hohe Große Kreuz aus dem Jahr 1757 erinnerte wohl an die Überschwemmungen jener Jahre, bei denen der Rhein Mundenheim fast zerstörte. Die Inschrift auf der Vorderseite lautete:
Kleines Kreuz Bearbeiten
Das Kleine Kreuz wurde zusammen mit der katholischen Kirche im Jahr 1943 zerstört. Die Inschrift auf dem Sockel lautete:
Heutiges Kleines Kreuz Bearbeiten
Das Kleine Kreuz wurde im Jahr 1893 vom Lehrer und Bürgermeister Franz Butscher gestiftet. Die Inschrift lautet:
Buddhistischer Tempel Bearbeiten
Direkt an der Bahnlinie liegt das Wat Thai Buddha Apa, ein Kloster (Wat, Thai: วัด) der frühbuddhistischen Theravada-Tradition, der 2003 gegründet wurde und vom thailändischen Kulturverein Wat Thai Buddha Apa e. V. betreut wird.
Politik Bearbeiten
Ortsbeirat Bearbeiten
Politisches Gremium für den Ortsbezirk ist der Ortsbeirat Mundenheim und die Ortsvorsteherin. Der Ortsbeirat hat elf Mitglieder. Er ist zu allen wichtigen, den Ortsbezirk betreffenden Fragen zu hören.
Zur Zusammensetzung des Ortsbeirats siehe die Ergebnisse der Kommunalwahlen in Ludwigshafen am Rhein.
Ortsvorsteher Bearbeiten
Ortsvorsteherin von Mundenheim ist seit 2004 Anke Simon (SPD). Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wurde sie mit einem Stimmenanteil von 50,77 % in ihrem Amt bestätigt.
Freizeit und Sport Bearbeiten
MSV Ludwigshafen 1903 Bearbeiten
Die Fußballer des MSV Ludwigshafen haben den Spitznamen „Schubännel“ (hochdeutsch: Schnürsenkel). Dies geht auf einen Vorfall aus den 1930er Jahren zurück, als einem Spieler während des Spiels in der Gauliga der Schnürsenkel riss. Er rief den Betreuern zu, dass er einen neuen „Schuhbännel“ brauche. Die Betreuer antworteten ihm, dass sie keinen hätten. Der Spieler beschäftigte sich mehr mit seinem Schuhwerk als mit dem Spiel und rief: „Wenn ihr jetzt keinen Schubännel besorgt, kann ich nicht mehr weiterspielen.“
Die Mannschaft stieg 2007 in die Bezirksklasse auf. In der Saison 2010/2011 kam der Gewinn der 1. Kreisklasse Rheinpfalz Süd durch die 2. Mannschaft des MSV. Man beendete die Saison punktgleich mit der Mannschaft des BSC Oppau II. Jedoch führte am Ende die bessere Torausbeute dazu, dass der MSV erster wurde.
VTV Mundenheim Bearbeiten
Die VTV Mundenheim 1883 sind vor allem in den Bereichen Handball und Volleyball aktiv.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Die Rheinpfalz, Marktplatz LU, 9. März 2011
- Zitiert nach Friedrich Kirsch: Mundenheim. Bilder zu seiner Geschichte vom Anfang bis zu seiner Eingemeindung am 1. Dezember 1899. Ludwigshafen, 1999.
- Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 4), Urkunde 1275 27. Juni 770 – Reg. 518. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 180, abgerufen am 22. Januar 2016.
- Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 4), Urkunde 1140 17. März 771 – Reg. 590. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 128, abgerufen am 22. Januar 2016.
- Zitiert aus Geschichte der Stadt Ludwigshafen am Rhein. Herausgegeben vom Bürgermeisteramt. Ludwigshafen, 1903.
- Stadtarchiv der Stadt Ludwigshafen am Rhein, Stefan Mörz, Klaus Jürgen Becker (Hrsg.): Geschichte der Stadt Ludwigshafen am Rhein: Bd. 1. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Ludwigshafen am Rhein 2003, ISBN 3-924667-35-7, S. 73.
- Theodor Karst: Das Kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt. Studien zu seiner Entstehung, Entwicklung, Verfassung und Verwaltung vom 12. bis zum 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zu Territorial- und Verwaltungsgeschichte der Pfalz. Historischer Verein der Pfalz, Speyer 1960, S. 46.
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 515.
- Förderverein „1250 Jahre Mundenheim 2020“ e.V. (Hrsg.): 1250 Jahre Mundenheim 770-2020. Llux Agentur & Verlag, Ludwigshafen am Rhein 2020, ISBN 978-3-924667-52-8, S. 312.
- Geschichte der Stadt Ludwigshafen am Rhein. Herausgegeben vom Bürgermeisteramt. Ludwigshafen: 1903.
- Die Rheinpfalz, Ausgabe vom 21. Mai 2008.
- Karolina-Burger-Realschule.
- Heinrich-Böll-Gymnasium.
- Stadt Ludwigshafen am Rhein: Hauptsatzung Stadt Ludwigshafen am Rhein. § 2, Hauptsatzung vom 22. Juli 1974, zuletzt geändert durch Satzung vom 15. Mai 2019. Abgerufen am 10. Oktober 2019.
- Der Landeswahlleiter RLP: Direktwahlen 2019. Ludwigshafen, siehe neunte Ergebniszeile. Abgerufen am 10. Oktober 2019.
Weblinks Bearbeiten
- Stadtteil Mundenheim (Stadt Ludwigshafen)
- Literatur über Mundenheim in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Koordinaten: 49° 27′ 41″ N, 8° 25′ 36″ O