www.wikidata.de-de.nina.az
Ludwig I der Altere Graf von Sayn zu Wittgenstein 2 7 Dezember 1532 auf Schloss Wittgenstein 2 Juli 1605 auf der Reise bei Altenkirchen regierte ab 1558 die Grafschaft Wittgenstein an den Oberlaufen von Lahn und Eder Er fuhrte in seinem Herrschaftsbereich den Reformierten Glauben ein und war einflussreicher Politiker im Dienste der Kurpfalz Graf Ludwig von Sayn zu Wittgenstein Stich nach einem Gemalde in Schloss Berleburg 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Die Wittgensteiner Teilung 1605 2 Nachkommen 3 Literatur in chronologischer Reihenfolge 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLudwig war der Sohn von Wilhelm I Graf von Sayn Wittgenstein 24 August 1488 18 April 1570 und der Johanetta von Isenburg Grenzau 1500 nach 1561 Ludwig war als nachgeborener Sohn eigentlich fur eine geistliche Karriere vorgesehen Die erste Schulbildung erhielt er auf Schloss Wittgenstein durch den Pastor von Weidenhausen Danach ging er 1543 mit seinen Brudern zur weiteren Bildung nach Koln und erwarb dort profunde Kenntnisse sowohl in alten wie in lebenden Sprachen Neben Latein und Griechisch beherrschte er Englisch Franzosisch Italienisch sowie etwas Spanisch Seit 1545 studierte er zusammen mit zwei Brudern an den Universitaten von Lowen Paris und Orleans Zwischen 1553 und 1556 bereiste er Sud und Westeuropa Padua Malta Rom Savoyen Frankreich England Kurze Zeit diente er Papst Pius IV als Kammerer Am 9 August 1555 schrieb er sich als Stiftsherr der Kolner Domkirche cathd eccl Coloniensis canonicus in Rom in das Bruderschaftsbuch des Collegio Teutonico di Santa Maria dell Anima ein 3 1556 nach Wittgenstein zuruckgekehrt stellte Ludwig fest dass sein Vater inzwischen eine gemassigt lutherische Kirchenordnung erlassen hatte Er selbst beschaftigte sich daraufhin mit der neuen Lehre und schloss sich ihr an 1558 ubernahm er die Regentschaft von seinem in Brussel verstorbenen alteren Bruder Wilhelm II der sie 1551 noch zu Lebzeiten ihres betagten Vaters Wilhelm I angetreten hatte Im folgenden Jahr heiratete Ludwig der Altere auf dem Dillenburger Schloss am 14 August Anna Grafin von Solms Braunfels 1538 1565 Seine Residenz verlegte das Paar von der vaterlichen Hohenburg Schloss Wittgenstein uber Laasphe in das ehemalige Jagdschloss im Anschluss an die Stadt Berleburg Kurze Zeit spater begann er auch ein Tagebuch zu fuhren Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1567 in zweiter Ehe Elisabeth Grafin zu Solms Laubach 6 Marz 1549 1599 Graf Ludwig der Altere war ein humanistisch und theologisch hochgebildeter Regent der in regem geistigen Austausch vor allem mit seinen calvinistisch gesinnten Zeitgenossen stand Er reiste in die Niederlande und besuchte das Grab von Erasmus von Rotterdam Er begann einen intensiven Briefwechsel mit verschiedenen Gelehrten seiner Zeit Als Folge dieser Kontakte begann er sich immer mehr der reformierten Lehre zuzuwenden Im Jahr 1568 reiste er nach Zurich und kam dort mit zahlreichen Vertretern der Reformierten in Kontakt Auch hieraus ergab sich ein intensiver Briefkontakt Korrespondenzpartner waren u a Nikolaus Zell Johannes Pincier Heinrich Bullinger Rudolf Gwalther Theodor Beza und Hieronymus Zanchi Zwischen 1574 und 1577 amtierte er als Grosshofmeister am reformierten Hof von Kurfurst Friedrich III in Heidelberg Von diesem wurde er mit zahlreichen politischen Auftragen betraut Auch in Heidelberg trat er in engen Kontakt mit reformierten Theologen und Gelehrten Nachdem die Pfalz unter Ludwig VI zum Luthertum zuruckgekehrt war endete sein Dienst dort Bei seiner Ruckkehr brachte er den Reformator Caspar Olevian mit in seine heimatliche Grafschaft Wittgenstein wo ab 1578 auch ausserlich das reformierte Bekenntnis durch Abschaffung der Altare und Bildnisse eingefuhrt wurde Bereits in den Jahren 1563 und 1565 wurden reformierte Kirchenordnungen erlassen Graf Ludwig war eng mit seinem fast gleichaltrigen Nachbarn dem ebenfalls reformiert gesinnten Grafen Johann VI von Nassau Dillenburg 1536 1606 befreundet seit 1586 sogar eng verwandt Ludwig von Wittgenstein war mit ihm an der Grundung der Hohen Schule Herborn beteiligt Er war auch der Forderer des bedeutenden calvinistischen Rechtsgelehrten Johannes Althusius der an der Hohen Schule lehrte und spater Syndicus der Stadt Emden war 4 Zwischen 1592 und 1594 amtierte er ein zweites Mal als Grosshofmeister in Heidelberg nachdem dort wieder das reformierte Bekenntnis eingefuhrt worden war Von grosster Bedeutung fur die Grafschaft Wittgenstein war das auf Ludwig zuruckgehende sogenannte Wittgensteiner Landrecht eine Sammlung von Gesetzen und Rechtsordnungen aus den 1560er und 1570er Jahren die derart fortschrittlich waren dass die preussische Regierung sie nach 1816 teilweise als Partikularrecht in Kraft beliess 5 Von seinen Tagebuchern sind umfangreiche Teile erhalten geblieben Furstliches Archiv Berleburg von denen nur Auszuge im 19 Jahrhundert gedruckt wurden Sie stellen eine wichtige Quelle fur die Geistes und Politikgeschichte seiner Zeit dar Auch der umfangreiche Briefwechsel ist noch nicht vollstandig ausgewertet Die Wittgensteiner Teilung 1605 Bearbeiten Graf Ludwig der Altere hatte bereits am 19 Mai 1593 ein Testament errichtet wonach die Sohne Georg und Wilhelm seine Lander erhalten sollten Unstreitig war die Erbschaft des altesten Sohnes Georg bezuglich der Nordgrafschaft mit Schloss Berleburg sowie der Herrschaft Homburg Weil aber der kunftige Erblasser bereits eine Anwartschaft auf die Grafschaft Sayn hatte verfugte Ludwig der Altere am 5 Februar 1601 neu Sein Sohn Wilhelm sollte die Grafschaft Sayn erhalten der dritte Sohn Ludwig sollte den Sudteil der Grafschaft erhalten dazu fiel ihm noch die Herrschaft Vallendar zu Hierbei legte Ludwig der Altere eine derart genaue Abgrenzung der nordlichen und sudlichen Halfte der Grafschaft Wittgenstein fest dass es nach seinem Tode zu keinem Streit unter den Sohnen gekommen ist Weitere Teilungen der Grafschaft Wittgenstein werden gleichzeitig durch Ludwig den Alteren untersagt da die weitere Zerteilung der Grafschaft nicht nur den Untertanen zu merklichen Beschwerden sondern auch der Herrschaft und deren Nachkommen zur Verkleinerung des graflichen Stammes und Namens gereicht 6 Diese klugen Vorkehrungen gegen eine weitere Zersplitterung waren geeignet den festen Bestand der Nord und Sudgrafschaft bis zur grossen Umwalzung der napoleonischen Zeit zu sichern 7 Mit dem Rucktritt des Grafen Ludwig des Alteren trat die Teilung unter die Sohne im Jahre 1603 in Kraft Dennoch setzten seine drei nun regierenden Sohne am 17 August 1603 einen Vertrag auf wonach der Vater das Familienoberhaupt bleiben solle Mit dem Tode des Grafen Ludwig im Jahre 1605 war die Dreiteilung der Macht endgultig besiegelt Nachkommen BearbeitenLudwig I hatte aus seinen beiden Ehen insgesamt zwanzig Kinder neun Sohne und elf Tochter von denen aber sieben Kinder bereits in den ersten Lebensjahren verstarben Aus seiner ersten Ehe mit Grafin Anna 1538 20 Mai 1565 Tochter des Grafen Philipp zu Solms Braunfels gingen folgende drei Kinder hervor Johannette von Sayn Wittgenstein 15 Februar 1561 13 April 1622 verheiratet 1586 mit Graf Johann VI von Nassau Dillenburg 1536 1606 Juliane 18 September 1562 1563 Georg V Graf von Sayn Wittgenstein Berleburg 30 April 1565 16 Dezember 1631 verheiratet 1 1596 mit Grafin Elisabeth von Nassau Weilburg 1572 1607 und 2 1608 mit Grafin Maria Anna Juliana von Nassau Beilstein 1592 1645 Aus seiner zweiten Ehe mit Grafin Elisabeth 6 Marz 1549 5 August 1599 Tochter des Grafen Friedrich Magnus zu Solms Laubach gingen folgende siebzehn Kinder hervor Agnes von Sayn Wittgenstein 18 April 1568 April 1617 verheiratet 1590 mit Graf Johann Albrecht I zu Solms Braunfels 1563 1623 Wilhelm III Graf von Sayn Wittgenstein Hachenburg 14 Marz 1569 8 November 1623 verheiratet 1 1591 mit Grafin Anna Elisabeth von Sayn 1572 1608 und 2 1609 mit Grafin Anna Ottilie von Nassau Weilburg 1582 1635 Anna 11 Februar 1570 1571 Ludwig II Graf von Sayn Wittgenstein Wittgenstein 15 Marz 1571 1634 verheiratet 1598 mit Grafin Juliane zu Solms Braunfels 1578 1630 Conrad 5 Mai 1572 1573 Friedrich Magnus 15 August 1574 1574 Magdalene von Sayn Wittgenstein 28 Oktober 1575 1634 verheiratet 1619 mit Freiherr Wilhelm von Winneburg 1637 8 Eberhard 1576 1576 Anna Elisabeth 1577 1580 Philipp 1579 1580 Erika von Sayn Wittgenstein 1580 1657 Elisabeth von Sayn Wittgenstein 1581 1600 verheiratet 1600 mit Maximilian Marschall von Pappenheim 1580 1639 Juliane von Sayn Wittgenstein 26 Februar 1583 8 Februar 1627 verheiratet 1616 mit Graf Wolfgang Ernst I von Isenburg Birstein 1560 1633 Gebhard von Sayn Wittgenstein 1584 1602 Amalie von Sayn Wittgenstein 13 Oktober 1585 28 Marz 1633 verheiratet 1605 mit Graf Georg von Nassau Dillenburg 1562 1623 Bernhard von Sayn Wittgenstein 1587 1616 Katharina von Sayn Wittgenstein 10 August 1588 19 Mai 1651 verheiratet 1615 mit Graf Ludwig Heinrich von Nassau Dillenburg 1594 1662 Literatur in chronologischer Reihenfolge BearbeitenLudwig der Aeltere Graf von Sayn zu Wittgenstein in Erzahlung Brief und Verordnung sein Selbstbiograph Aus handschriftlichen Tagebuchern und Urkunden dargestellt von Fr Wilh Winckel evangel Oberpfarrer in Berleburg Berleburg 1855 Digitalisat bei Google Books Friedrich Wilhelm Cuno Gedachtnisbuch deutscher Fursten und Furstinnen reformierten Bekenntnisses 5 Lieferung Barmen o J 1883 S 44 61 Friedrich Wilhelm Cuno Sayn Wittgenstein Ludwig der Aeltere der Fromme Graf zu In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 43 Duncker amp Humblot Leipzig 1898 S 624 626 Johannes Burkardt Sayn Wittgenstein Ludwig der Altere In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 19 Bautz Nordhausen 2001 ISBN 3 88309 089 1 Sp 1190 1196 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Ulf Luckel Andreas Kroh Das furstliche Haus zu Sayn Wittgenstein Hohenstein Deutsche Furstenhauser Heft 11 Werl 2004 dort S 5 6 Johannes Burkardt Ulf Luckel Das furstliche Haus zu Sayn Wittgenstein Berleburg Deutsche Furstenhauser Heft 17 4 Auflage Werl 2008 S 5 6 Weblinks BearbeitenTagebucher Ludwig des Alteren online Diarivm Lvdovici Comitis Witgensteinii Anni MDLXX In Heinrich Christian von Senckenberg Hrsg Sammlung von ungedruckt und raren Schriften zu Erlauterung der Geschichten von Teutschland Bd II Johann Friedrich Fleischer Frankfurt am Main 1745 Google Books Tagebuch zum Reichstag von Speyer 1570 nicht in den Online Tagebuchern enthalten Einzelnachweise Bearbeiten Aus Alexander von Hachenburg Saynsche Chronik Bd 1 Bonn 1929 S 81 dort falsch zugeordnet das Bild musste auf S 83 stehen Heute gebrauchliche Form des Familiennamens zu Sayn Wittgenstein Carl Janig Hrsg Liber confraternitatis B Marie de Anima Teutonicorum de urbe quem rerum Germanicarum cultoribus offerunt sacerdotes aedis Teutonicae B M de Anima urbis in anni sacri exeuntis memoriam Typographia Polyglotta Rom 1875 S 58 Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek Munchen Nachtraglich Randbemerkung Perniciosissimus postea Calvinista in Palatinu Spater der ubelste Calvinist in der Pfalz Vgl dazu Gerhard Menk Johannes Althusius und die Grafschaft Wittgenstein In Johannes Burkardt Bernd Hey Hrsg Von Wittgenstein in die Welt Beitrage zur Westfalischen Kirchengeschichte 35 Bielefeld 2009 S 9 39 mit zahlreichen weiterfuhrenden Literatur und Quellenangaben Das Wittgensteiner Landrecht nach dem Original Codex von 1579 Bearb u hrsg v Wilhelm Hartnack Wittgenstein Blatter des Wittgensteiner Heimatvereins Beiheft 1 Laasphe 1960 Furst Wittgensteinsches Archiv WA Acta F 18 II Gunther Wrede Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein Marburg 1927 S 78 Stammtafel des mediatisierten Hauses Sayn Wittgenstein 1907 Tafel 4 Unveranderter Nachdruck der Ausgabe von 1907 Heimat Verlag und Antiquariat Angelika Wied Bad Laasphe 2009 Nr 9 100 Normdaten Person GND 132988054 lobid OGND AKS VIAF 18400638 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ludwig I ALTERNATIVNAMEN Ludwig I der Altere Ludwig I Graf von Sayn zu Wittgenstein Ludwig der Altere von Sayn zu WittgensteinKURZBESCHREIBUNG deutscher Graf von WittgensteinGEBURTSDATUM 7 Dezember 1532GEBURTSORT Schloss WittgensteinSTERBEDATUM 2 Juli 1605STERBEORT auf der Reise bei Altenkirchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig I Wittgenstein amp oldid 236731602