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Das Dillenburger Schloss das ab den 1520er Jahren zu einer modernen Festung Festes Schloss ausgebaut wurde war die Hauptresidenz der Grafen von Nassau Dillenburg Vor allem die Wohn und Wirtschaftsbauten wurden 1760 im Siebenjahrigen Krieg zerstort 1768 wurden die Festungsanlagen oberirdisch geschleift Die Kasematten aus dem 16 Jahrhundert sind zum Teil erhalten 1872 1875 wurde auf dem ehemaligen oberen Schlosshof der Wilhelmsturm nach Planen des Baumeisters Friedrich Albert Cremer errichtet Wilhelm Dilich Ansicht von Dillenburg 1605 in den Hessischen Chronika Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ehemalige Ausstattung 3 Historische Beschreibungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeGeschichte Bearbeiten nbsp Dillenburg mit dem bekronenden Schloss in der Ausbaustufe um 1575 hier nach Braun Hogenbergs Theatri praecipuarum Totius Mundi Urbium Liber Sextus 1617 nbsp Stadt und Schloss Dillenburg 1655 nbsp Zeitgenossischer Plan der Einnahme von Dillenburg am 7 Januar 1760 nbsp Grundriss des Dillenburger Schlosses 1763 durch den Fahnrich I H von Pfau aufgenommen Teil eines mehrteiligen Plansatzes nbsp Schlossberg Dillenburg mit dem Wilhelmsturm 2017 nbsp Luftaufnahme des Schlossberges 2013 Der Vorgangerbau des Dillenburger Schlosses war eine Burganlage der Grafen von Nassau aus dem 12 Jahrhundert Nach den Ausgrabungen vor allem in den 1950er Jahren besass sie eine etwa kreisrunde Ringmauer von ungefahr 30 Meter Durchmesser in deren Inneren sich ein frei stehender Turm mit Seitenlangen von 8 7 30 Meter erhob Vermutlich handelte es sich um einen Wohnturm mit Fachwerkgeschossen auf Steinunterbau da in seinem Brandschutt Reste von Gefachlehm und Ofenkacheln gefunden wurden Diese erste Burg wurde in der Dernbacher Fehde um 1325 27 zerstort Um die Mitte des 15 Jahrhunderts wurde die alte Burg wieder aufgebaut und erweitert Vor allem sollte sie nun auch gegen die immer wirksamer werdenden Feuerwaffen zu verteidigen sein In den Jahren 1458 1462 war auf der Sudseite ein Rondell auf halbrundem Grundriss im Bau mit dem zunachst als vorgeschobenes eigenstandiges Werk der Graben nach beiden Seiten mit kleineren Feuerwaffen gesichert werden sollte 1 Noch bis in das 17 Jahrhundert erhob sich uber einem im Graben versenkten gemauerten Geschoss mit Schiessscharten ein Fachwerkaufsatz Bei dem Dillenburger Artillerierondell handelt es sich um einen sehr fruhen Bau dieses Typs 1463 69 wurde ein Zwinger genannt also ein der Hauptmauer vorgelegter Gelandestreifen der durch eine niedrigere Vormauer gesichert war er wird sich auf der Sud und Sudostseite erstreckt haben und wurde spater durch den grossen Graben und die Kasematten ersetzt 1463 64 wurde auch ein erstes Buchsenhaus Zeughaus erwahnt Dillenburg wurde seit der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts zu der standig bewohnten Hauptresidenz der Grafen von Nassau aus der ottonischen Linie Vermutlich wurden damals auch die Wohngebaude und die Burgkapelle erneuert genaue Nachrichten fehlen aber Mit Sicherheit war die Anlage damals schon in einen oberen Hof auf der Bergkuppe und den im Suden und Sudosten vorgelagerten unteren Hof gegliedert wo sich spater Marstall Schmiede und das neue Zeughaus befanden In den Jahrzehnten nach 1500 war die politische Lage besonders zu der benachbarten Landgrafschaft Hessen angespannt Graf Wilhelm der Reiche von Nassau regierte 1519 bis 1559 begann angesichts dieser Bedrohungen seine Residenz mit grossem Aufwand zu einer modernen Festung auszubauen In grosseren Territorien sollten solche Aufgaben spezialisierte Landesfestungen ubernehmen wie beispielsweise Ziegenhain und Giessen in Hessen in der kleinen Grafschaft wahlte man die Ubergangsform des Festen Schlosses das weiterhin auch als Residenz der Regentenfamilie zu dienen hatte Zunachst brach man um 1524 den gros thurn zu Dillenbergk vor der kuchen 2 ab da er bei einem Artilleriebeschuss beim Niedersturzen die Gebaude hatte beschadigen konnen Unter dem Baumeister Ulrich Utz von Ansbach der auch in der Metropole Nurnberg tatig war wurde 1523 bis 1536 die sogenannte Hohe Mauer auf der Stadtseite aufgefuhrt die fast 200 000 Gulden kostete Auch auf der Hauptangriffsseite im Suden entstanden zu beiden Seiten des alteren Rondells hohe Futtermauern mit Erdhinterfullung die Kanonenbeschuss standhalten konnten Hier besass das Bauwerk an seinem Sockel noch erhaltene Kasemattengange mit Schiessscharten fur Handfeuerwaffen fur die Grabenverteidigung wahrend die schweren Geschutze auf einer spater abgetragenen oberen Plattform standen Dank des vorgelegten Hauptgrabens konnte nur der obere Teil der Mauer vom Feind beschossen werden wahrend die Kasematten mit den Schiessscharten in einem Toten Winkel lagen Im Zusammenhang mit den neuen Mauern und Wallen entstanden zwei weitere nun vermutlich in Anlehnung an die neue italienische Erfindung der Bastion auf polygonalem Grundriss ausgefuhrte Bollwerke im Westen das sogenannte Jagergemach und im Osten das Junkerngemach die beide ausgedehnte Kasematten besassen Alle diese Anlagen beschrieb 1559 der Dillenburger Beamte Gottfried Hatzfeld in einem Gedicht Im Inneren des Schlosses wurde 1547 ein neues Buchsenhaus Zeughaus auf der Westseite des unteren Hofes gebaut Seit 1553 erganzte im inneren Schlosshof der Neue Bau der einen grossen Saal enthielt die altere Bebauung Auf einer um 1575 gezeichneten spater von Braun und Hogenberg 1617 veroffentlichten Ansicht des Festen Schlosses Dillenburg ist die Anlage im fertigen Ausbauzustand zu sehen Einen guten Eindruck gibt auch eine Zeichnung von Wilhelm Dilich aus dem Jahr 1605 Im Dreissigjahrigen Krieg konnte das Schloss aufgrund seiner starken Verteidigungsanlagen einer Belagerung standhalten Das Ende der Festung kam im Siebenjahrigen Krieg Im November 1759 besetzte der Hauptmann Otto Moritz von During mit 100 Mann das Schloss In den letzten Tages des Dezembers 1759 und Anfang Januar 1760 wurde das Dilltal und die Stadt von den Franzosen besetzt Aber in der Nacht vom 7 auf den 8 Januar vertrieben Truppen des Herzogs Ferdinand von Braunschweig diese wieder aus der Stadt Das Schweizerregiment Waldner wurde uberrascht und vernichtet 700 Mann gerieten in Gefangenschaft 3 Daraufhin wurde die Schlossbesatzung vergrossert und die Truppen mit zusatzlichem Proviant ausgestattet Im Juni 1760 ruckten 5000 franzosische Soldaten ein und begannen das Schloss zu belagern Die Aufforderung zur Kapitulation wurde vom Hauptmann abgelehnt So begann der Beschuss des Schlosses und am 13 Juli 1760 wurde dabei ein Heuschober in Brand geschossen Da nicht genugend Wasser und Mannschaften zum Loschen zur Verfugung standen brannte der Grossteil der Wohnbauten ab 1768 wurden auch die Befestigungsanlagen geschleift indem man die meisten oberirdischen Bauteile abbrach und die Kasematten verfullte Wesentliche Teile der Kasematten wurden 1930 1934 und 1967 68 ausgegraben und sind nun teilweise wieder zuganglich Ehemalige Ausstattung BearbeitenObwohl fast die gesamte Ausstattung des Schlosses bei dem Brand 1760 zerstort wurde sind viele Details in alteren Quellen uberliefert Am ausfuhrlichsten berichtet ein Inventar des Schlosses aus dem Jahr 1613 uber die einzelnen Raume und ihre damalige Ausstattung Zu dieser gehorten zahlreiche wertvolle Tapisserien darunter auch die beruhmten acht 1531 in Brussel gewebten Wandbehange zur Stammfolge des Hauses Nassau Die Stammfolge war ein Geschenk Graf Heinrichs von Nassau Breda an seinen Bruder Graf Wilhelm den Reichen von Nassau Dillenburg Wahrend die Teppiche selbst seit dem spaten 17 Jahrhundert verschollen sind sind die Vorlagenkartons des niederlandischen Malers Bernard van Orley noch erhalten nbsp Bernard van Orley Teppichkarton mit Johann IV von Nassau und seiner Frau Maria von Loon Heinsberg kurz vor 1531 Los Angeles J Paul Getty Museum inv no 97 GG 24 Historische Beschreibungen BearbeitenDas Dillenburger Schloss wurde 1559 von dem graflichen Beamten Gottfried Hatzfeld in einem Gedicht anlasslich einer dort stattfindenden dreifachen Hochzeit in der furstlichen Familie beschrieben Vernim des hauss gelegenheit Bericht ich dich mit der warhait Am hochsten sichstu die kirch stan Gegen orient Osten herfur ghan Ein alter sal darbei stet Da man die windelstiege Treppenturm ufgeht Die gewelbte stube nah darbej Wie schon die gemalet sej Beweist die schlacht vor Pavej Schlacht bei Pavia Wer vil zu sagen und zu schreiben Wils am negsten lassen bleiben Die kuch die stet zur rechten handt zur linken ich die bottlej fandt Ein furstlich bau stet gegen uber Ist nit zw hoch noch zu nider Den man an den wapen kent Und den newen sal itzt nent Daran man die aufschrift list Wie alt disser baw ist Von golt florirt lieblich schon Das datum lauth also darvon Nach Christi geburt als man zalt Dausend funfhundert vorgestalt Funfzig drei 1553 wohl bedracht Ist disser new bau gemacht Ein herrengemach der erden gleich Gebawet ist ganz kunstlich Im mitten platz ein bronnen stadt Der durch sechs roren aussghadt Der kumpf ist kostlich gehawen Drum stehen nackent man und frawen Die speien stetz das wasser auss Vom platz geht man ufs sommerhaus Solicher baw ist new gemacht Und zugericht uf welschen bracht antiker Stil Wirth nhun ein gewelbte stube genant Dan geht man uf die lincke handt So kompt man in die schreyberej Die gesindstub ist allernegst darbej Des kelners gemach das backhaus Dan geht man zw der pforten auss Einen weiten platz unterer Schlosshof daselbst man findt Darauf die stell nach ordnung sindt Gewelbet und versorget wol Das in kein fewer schaden sol Die schmidt und der megd haus Dan geht man uf den wal hinaus Da ist ein garten lustig schon daruff vil feiner beum ston Auch frembd gewechs sind weit bracht her mancherlej art nach hertz beger Diss haus ist auch befestigt wol Mit mauren und weln wie es sein soll Mit einer dicken maur umbgeben Drej boltweg Bollwerke hat es auch darneben Dern ein im graben im Suden steht Da man zur hindersten pforten Feldtor ghet Das ander sicht die Marpach an sog Jagergemach im Westen Das dritt gegen die Hutt Huttenplatz thut ghan sog Junkerngemach im Osten Ein grosser grab uf einer seiten im Suden ist dieff und von gutter weiten Einen starcken walh darbei es hat Acht wechter wachen fru und spat Hindern schloss ein gleicher plan Daselbst ein schon lind thut stan Das Heider Weltgen nahe darbej Leigt von allen bergen frej Die Rundel Sudrondell steht und die streichwehr Und was dergleichen bew sind mehr die grosse Schutt vorgelagerter Wall mit Futtermauer auf der Westseite der Marpach zw Ich itzo nit alle beschreiben thue Dan Dilnberg ist also geziert Zur wehr und lust aedificirt Wen es nit hett dissen herren Eins Keysers haus wer es mit ehren 4 Literatur BearbeitenRudolf Knappe Mittelalterliche Burgen in Hessen 800 Burgen Burgruinen und Burgstatten 3 Auflage Wartberg Verlag Gudensberg Gleichen 2000 ISBN 3 86134 228 6 S 418f Elmar Brohl Die Dillenburg ihre Befestigungen gegen Feuerwaffen In Burgen und Schlosser im Westerwald Historische Wehr und Wohnbauten zwischen Sieg Lahn Dill und Rhein Hachenburg 1999 S 41 49 Elmar Brohl Festungen in Hessen Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft fur Festungsforschung e V Wesel Schnell und Steiner Regensburg 2013 Deutsche Festungen 2 ISBN 978 3 7954 2534 0 S 65 72 Walter Bauer Zur Baugeschichte der Dillenburg im Mittelalter und in der Neuzeit Bericht uber die Untersuchungen auf dem Dillenburger Schlossberg In Dillenburg 1568 1968 Beitrage zur nassau oranischen Geschichte Dillenburg 1968 S 64 87 Severin Todt Christof Rezk Salama Andreas Kolb Virtuelle Rekonstruktion und Interaktive Exploration der Schlossanlage Dillenburg In Manfred Bogen Roland Kuck Jens Schroter Hrsg Virtuelle Welten als Basistechnologie fur Kunst und Kultur Eine Bestandsaufnahme Bielefeld 2009 S 119 138 Onlineversion des Aufsatzes PDF 2 4 MB August Spiess Das Dillenburger Schloss Dillenburg 1869 Rolf Muller Hrsg Schlosser Burgen alte Mauern Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei Wiesbaden 1990 ISBN 3 89214 017 0 S 80f Kurt von Duering Die Zerstorung der Festung Dillenburg im Jahre 1760 1917 Carl Heiler Der Untergang des Dillenburger Schlosses Vortrag vom 28 Juni 1935 anlasslich der 175 jahrigen Wiederkehr der Schlosszerstorung 2 Auflage Verlag E Weidenbach Dillenburg 1953 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Dillenburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage des Museumsvereins Dillenburg Projektgruppe Virtuelles Schloss Dillenburg Virtuelle Rekonstruktion des Schlossbaus durch eine studentische Arbeitsgruppe an der Universitat Siegen Kasematten des Dillenburger Schlosses Rekonstruktionszeichnung aus Burgrekonstruktion de Literatur uber Dillenburger Schloss nach Register In Hessische BibliographieBelege Bearbeiten die Chronologie der Fortifikationsmassnahmen vor allem nach Brohl 1999 Gottfried Hatzfeld Chronicon Domus Nassavicae Manuskript um 1584 Henry Lloyd Geschichte des siebenjahrigen Krieges in Deutschland Band 3 S 377 Digitalisat HHStA Wiesbaden 3004 A 38 Zitiert nach Hans Jurgen Pletz Krehahn Stadt und Schloss Dillenburg nach einer Beschreibung aus dem Jahre 1559 In Hans Jurgen Pletz Krehahn Hrsg 650 Jahre Stadt Dillenburg Ein Text und Bildband zum Stadtrechtsjubilaum der Oranienstadt Dillenburg 1994 S 37 39 Burgen und Schlosser in Hessen im Lahn Dill Kreis Burg Alt Hohensolms Burg Alt Dernbach Burg Beilstein Burg Bicken Schloss Braunfels Burgstall Burg Dianaburg Dillenburger Schloss Oberburg Driedorf Burg Eisemroth Burg Greifenstein Burg Haiger Schloss Herborn Burg Hermannstein Burgruine Hessenwalt Ringwallburg Heunstein Burg Hohensolms Junkernschloss Burg Kalsmunt Burg Lichtenstein Palais Papius Burg Philippstein Ringwall Rittershausen Burg Tringenstein Von Ingelheim sches Palais Burg Wallenfels Schloss Werdorf 50 738269444444 8 2854083333333 265 Koordinaten 50 44 17 8 N 8 17 7 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dillenburger Schloss amp oldid 236826507