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Ludwig Geissel 25 August 1916 in Alzey Rheinhessen 20 November 2000 in Stuttgart war Vizeprasident des Diakonischen Werkes der EKD sowie Mitbegrunder der Aktion Brot fur die Welt 1 und der Diakonie Katastrophenhilfe Er ist der Vater von Volker Geissel Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Weltkrieg 1 2 Arbeit fur das Diakonische Werk und Haftlingsfreikaufe 1 3 Tatigkeiten im Ruhestand 2 Varia 3 Werke 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und Weltkrieg Bearbeiten Ludwig Geissel wurde als Altester von funf Kindern in Alzey geboren 2 Er trat nach seinem Abitur in die Reichswehr ein Sein erster Stationierungsort war Juterbog wo er in der geheimen Heeresnachrichtenschule diente Im Rahmen der Aufrustung der Wehrmacht erfuhren die jungen Soldaten dass sie die zukunftige Fuhrungskader der im Aufbau befindlichen Reichswehr seien 3 Von 1938 bis 1945 diente er in der Nachrichtenstaffel fur das Fuhrerhauptquartier 4 Ab Beginn des Uberfalls auf Polen war er in Zossen Wunsdorf stationiert wo sich das Nachrichtenregiment 601 befand 5 Arbeit fur das Diakonische Werk und Haftlingsfreikaufe Bearbeiten 1945 wurde er im Rang eines Hauptmanns aus der Wehrmacht entlassen 6 Er plante zunachst an der Universitat Hamburg zu studieren wurde dann aber Leiter eines Hamburger Fluchtlingslagers In dieser Funktion war er nach kurzem Mitarbeiter der Sozialbehorde des Hamburger Senats und trat im Jahr 1947 in das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland ein 1949 war er an der Grundung des Patenschaftswerks West Ost beteiligt Im Bundestagswahl 1949 machte er in Lauenburg Elbe Wahlkampf fur die CDU der er angehorte 7 Er lernte dort den spateren Minister fur innerdeutsche Beziehungen Herbert Wehner kennen 1950 wurde er Leiter der Aussenstelle Hamburg des Hilfswerks dessen Aktivitaten in der Katastrophenhilfe 1953 begannen 1955 ubernahm er als Hauptgeschaftsfuhrer im Zentralburo in Stuttgart den Bereich Nothilfe Nach der Fusion mit dem Centralausschuss fur die Innere Mission zum Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland mit Sitz in Stuttgart im Jahr 1957 wurde er zu dessen Direktor ernannt Sein Zustandigkeitsbereich umfasste die Finanzen die Nothilfe und die Verwaltung 1972 erfolgte seine Berufung zum Vizeprasidenten des Diakonischen Werks der EKD Nach Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1982 war er noch als Unternehmensberater tatig Als Vertreter der Diakonie war Ludwig Geissel an verschiedenen meist im okumenischen Verbund geleisteten Hilfsaktionen beteiligt so an der Betreuung von Fluchtlingen des Volksaufstandes in Ungarn von 1956 an der von Brot fur die Welt mitgetragenen Aktion Indien hungert an der Organisation der Kinderluftbrucke von Nigeria nach Gabun fur die Opfer des Biafra Krieges im Jahr 1968 sowie an Erdbebenhilfen in der Turkei in Griechenland im Iran und in Italien Zudem gehort er zu den Vatern der Aktion Brot fur die Welt die er von Anfang an mitgestaltete und zeitweise auch leitete Ab dem 9 Juni 1958 wirkte Ludwig Geissel als Bevollmachtigter der westdeutschen Landeskirchen bei der Regierung der DDR gemeint sind die evangelischen Kirchen der EKD am wirtschaftlich finanziellen Transfer zur Unterstutzung der Landeskirchen in der DDR mit 8 Er war viele Jahre lang fur die EKD massgeblich in die Kirchenbauprogramme in der DDR und in den Wiederaufbau des Berliner Doms eingebunden Rund 40 Prozent des Haushalts der evangelischen Kirchen in der DDR wurde von den westdeutschen Landeskirchen ubernommen und Geissel spielte eine Rolle bei diesem Transfer 9 Der Berliner evangelische Bischof Kurt Scharf setzte sich bei den DDR Behorden fur verhaftete kirchliche Mitarbeiter ein wurde aber bald von den Behorden nicht mehr als Gesprachspartner akzeptiert 10 Er beauftragte seinen Mitarbeiter Rechtsanwalt Reymar von Wedel diese Aufgabe zu ubernehmen Dieser arbeitete mit dem Westberliner Rechtsanwalt Jurgen Stange und dem Ostberliner Anwalt Wolfgang Vogel zusammen 11 Als es Weihnachten 1962 zum ersten Haftlingsfreikauf kam wurde bald die Forderung laut dass der Staat sich um diese Dinge kummern solle Der damalige Bundesminister fur innerdeutsche Beziehungen Erich Mende FDP wurde nun offiziell zustandig In diesem Zusammenhang ubernahm Geissel 1964 verschiedene Aufgaben beim Freikauf politischer Gefangener durch die Bundesregierung zu seinen Gesprachs und Verhandlungspartnern auf der Seite der DDR zahlte auch Manfred Stolpe Bereits 1964 wurden 37 Millionen DM meist in Form von Waren gezahlt die Zahlungen wurden geheim gehalten und nur der Chef des Bundesrechnungshofes personlich wurde informiert 12 Seit 1962 war Ludwig Geissel zudem Vorstandsmitglied der Evangelischen Zentralstelle fur Entwicklungshilfe in Bonn Auch im Lutherischen Weltbund und im Okumenischen Rat der Kirchen beide in Genf hatte er Funktionen inne Tatigkeiten im Ruhestand Bearbeiten Im Ruhestand engagierte sich Ludwig Geissel weiter in der Diakonie vor allem im Gesundheitsbereich So leitete er z B 1984 1990 als Verwaltungsrats vorsitzender im Diakonissenmutterhaus der Olgaschwestern in Stuttgart grundlegende strukturelle Veranderungen ein die 1985 zur Umwandlung des zugehorigen Karl Olga Krankenhauses in eine GmbH unter Einbeziehung eines nichtdiakonischen Mehrheits Gesellschafters der Sana Kliniken GmbH amp Co KGaA mit Sitz in Munchen neben dem Diakonissenmutterhaus und 1987 zur Grundung der Karl Olga Altenpflege GmbH als alleiniger Tochter des Diakonissenmutterhauses fuhrten Zeitweise hatte er auch den Aufsichtsratsvorsitz der Karl Olga Krankenhaus GmbH inne Varia BearbeitenLudwig Geissel beziffert in seiner Autobiographie die Hilfen der Evangelischen Landes und Freikirchen der Diakonie der Bundesregierung und der Oekumene fur die Aufrechterhaltung der Arbeit von Kirche und Diakonie und zur Hilfe fur die Menschen in der DDR von 1957 1990 in sechs Unter Punkten auf die Summe von 4 027 729 548 96 D Mark zuzuglich Humanitare Massnahmen von 3 436 900 755 12 D Mark das entspricht der Gesamtsumme von 7 464 630 304 08 D Mark Ausdrucklich ausgeklammert also nicht enthalten sind dabei sowohl direkte Hilfen von Kirchgemeinde West an Kirchgemeinde Ost als auch die EKD Aufwendungen fur die Ostpfarrerversorgung 13 Werke BearbeitenHeinrich Hermann Ulrich Ludwig Geissel Hrsg Diakonie in den Spannungsfeldern der Gegenwart Herausforderung und Antwort Festschrift zum 60 Geburtstag von Theodor Schober Stuttgart Quell 1978 Ludwig Geissel Unterhandler der Menschlichkeit Erinnerungen Quell Stuttgart 1991 ISBN 978 3 7918 1984 6 Mit einem Begleitwort von Manfred Stolpe sowie mit Ubersichten auf 10 Seiten zu internationalen Spenden Hilfs und Transfer Zahlungen und in die DDR 1957 1990 480 Seiten Siehe auch BearbeitenHaftlingsfreikauf Kirchenbauprogramme in der DDRLiteratur BearbeitenTheodor Schober Hrsg Haushalterschaft als Bewahrung christlichen Glaubens Gnade und Verpflichtung Ludwig Geissel zum 65 Geburtstag gewidmet Stuttgart Vlg der Diakonie 1981 Handbucher fur Zeugnis und Dienst der Kirche 5 Wolfgang Brinkschulte Hans Jorgen Gerlach Thomas Heise Freikaufgewinnler Die Mitverdiener im Westen Frankfurt a M Berlin Ullstein 1993 Rudolf Mahler Hrsg Gott sendet seine Gute und Treue Der Weg des Diakonissenmutterhauses der Olgaschwestern von 1976 bis 2001 Stuttgart Diakonissenmutterhaus der Olgaschwestern in Stuttgart 2003 Reymar von Wedel Als Anwalt zwischen Ost und West Prozesse Gefangene Aktionen Mit einem Vorwort von Jurgen Schmude Verlag am Park Berlin 2005 ISBN 3 89793 102 8 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ludwig Geissel im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Nachruf auf der Seite des Diakonischen Werks 21 November 2000 von Archive org archivierte Version Ludwig Geissel Unterhandler der Menschlichkeit Erinnerungen Mit einem Begleitwort von Manfred Stolpe Quell Stuttgart 1991 ISBN 3 7918 1984 4 S 19 Ludwig Geissel Unterhandler S 27 f Ludwig Geissel Unterhandler S 29 Ludwig Geissel Unterhandler S 41 Ludwig Geissel Unterhandler S 79 Ludwig Geissel Unterhandler S 111 Ludwig Geissel Unterhandler S 276 Anke Silomon Anspruch und Wirklichkeit der besonderen Gemeinschaft der Ost West Dialog der deutschen evangelischen Kirchen 1969 1991 Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 2006 ISBN 978 3 525 55747 1 S 29 Ludwig Geissel Unterhandler S 328 Ludwig Geissel Unterhandler S 330 Ludwig Geissel Unterhandler S 234 Ludwig Geissel Unterhandler der Menschlichkeit Erinnerungen Quell Stuttgart 1991 ISBN 978 3 7918 1984 6 S 470 Normdaten Person GND 11853825X lobid OGND AKS LCCN n91117031 VIAF 74644378 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Geissel LudwigKURZBESCHREIBUNG deutscher Vizeprasident des Diakonischen Werkes der EKDGEBURTSDATUM 25 August 1916GEBURTSORT AlzeySTERBEDATUM 20 November 2000STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Geissel amp oldid 235272827