www.wikidata.de-de.nina.az
Lucius Appuleius Saturninus um 138 v Chr 10 Dezember 100 v Chr war ein romischer Volkstribun und Vertreter der popularen Gruppe Munze des Lucius Appuleius Saturninus aus dem Jahr 104 v Chr Vorderseite Roma mit Helm Ruckseite Saturnus der eine Quadriga lenkt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bewertung der Gesetze 3 Anmerkungen 4 Literatur 4 1 Quellen 4 2 SekundarliteraturLeben BearbeitenAls Quaestor 104 v Chr uberwachte er den Kornimport im Hafen von Ostia wurde aber durch den Senat abgesetzt und durch Marcus Aemilius Scaurus ersetzt einen Anfuhrer der optimatischen Gruppe 1 Er scheint nicht der Unfahigkeit oder schlechter Amtsfuhrung beschuldigt worden zu sein so dass wohl die gefuhlte Willkur bei seiner Abberufung ihn zu einem popularen Vorgehen gebracht haben konnte 2 103 v Chr wurde er zum Volkstribun gewahlt und arbeitete mit Gaius Marius zusammen Vermutlich um sich dessen Gunst und der seiner Soldaten zu versichern schlug er vor jedem der Veteranen des Marius in Africa 100 Joch Land zu uberlassen Damit trug er wesentlich zum vierten Konsulat des Marius im Jahr 102 v Chr bei 3 Eine Gelegenheit sich provokativ gegen den Senat zu stellen bot sich ihm bei der Ankunft der Botschafter des Konigs Mithridates VI von Pontus im Jahr 101 v Chr die grosse Geldsummen zur Bestechung des Senats mitbrachten Saturninus machte kompromittierende Enthullungen durch welche die Gesandten beleidigt wurden Er wurde deshalb vor Gericht gebracht und entkam der Verurteilung nur durch einen ad misericordiam Appell vor dem Volk Dem ersten Tribunat des Saturninus ist vermutlich auch sein maiestas Gesetz zuzuordnen dessen genaue Vorschriften unbekannt sind dessen Ziel aber wohl die Starkung der Macht des Tribuns und der Popularen war Das Gesetz drehte sich um die minuta maiestas verminderte Autoritat des romischen Volkes das heisst um alle Taten die geeignet waren die Integritat des Gemeinwesens zu beeintrachtigen behandelte also Umfassenderes als das moderne Wort Verrat Dieses Gesetz ermoglichte auch Senatoren bei Verstoss aus dem Senat zu entfernen und bedrohte somit das Kooptionsprinzip innerhalb der romischen Eliten die durch die Censoren Senatsmitglieder rekrutierten 4 Saturninus brachte ferner auch ein Gesetz ein dessen Ziel es war das einfache Volk durch Erwerb von Getreide zu einem festgelegten Preis zu unterstutzen Der Quaestor Quintus Servilius Caepio erklarte dass der Staatsschatz dies nicht aushalte und Saturninus eigene Kollegen sprachen daraufhin ihr Veto aus Saturninus befahl dennoch mit der Abstimmung fortzufahren so dass Caepio die Versammlung mit Gewalt auflosen musste 5 Hauptziel von Saturninus personlichen Interessen war Quintus Caecilius Metellus Numidicus der sich als Censor vergebens darum bemuht hatte Saturninus wegen Unmoral aus dem Senat auszuschliessen Um sich beim Volk beliebt zu machen das weiterhin das Gedenken an die Gracchen pflegte zeigte sich Saturninus mit Equitius einem bezahlten Freigelassenen der von sich behauptete der Sohn des Tiberius Gracchus zu sein 6 Obwohl Sempronia Schwester der Gracchen sich weigerte ihn anzuerkennen bewarf das Volk Caecilius Metellus mit Steinen weil dieser Equitius die Burgerrechte verweigerte Spater wurde Equitius zum Volkstribun gewahlt Marius der nach seinem Sieg uber die Kimbern durch Volksentscheide eine Landverteilung an seine Veteranen erreichen wollte schloss eine Ubereinkunft mit Saturninus und seinem Verbundeten Gaius Servilius Glaucia die von den Veteranen des Marius und dem notleidenden einfachen Volk unterstutzt wurde 7 Marius wurde im Jahr 100 v Chr zum sechsten Mal zum Konsul gewahlt Saturninus brachte nun ein Agrargesetz in Erweiterung des bereits vorgestellten afrikanischen Gesetzes ein Es sah vor dass alles Land nordlich des Padus Po das zuvor im Besitz der Kimbern war einschliesslich des Gebiets der unabhangigen Kelten die von ihnen zeitweise unterworfen worden waren fur die Verteilung unter den Veteranen des Marius bereitgehalten werden sollte Kolonien sollten in Sizilien Achaea und Macedonia gegrundet werden fur die das Tolosanische Gold der von Quintus Servilius Caepio Konsul 106 v Chr und Vater des gleichnamigen Quastors unterschlagene Tempelschatz eingesetzt werden sollte Des Weiteren sollte die italische Bevolkerung zu diesen Kolonien zugelassen werden und da es sich um Burgerkolonien handelte hatte dies die Verleihung des Burgerrechts bedeutet Dieser Teil des Gesetzes wurde von der stadtromischen Plebs abgelehnt Eine Klausel bestimmte dass innerhalb von funf Tagen nach dem Beschluss jeder Senator einen Eid auf das Gesetz ablegen sollte Andernfalls wurden Bussgelder und Ausschluss aus dem Senat angedroht 8 Alle Senatoren legten den Eid ab bis auf Caecilius Metellus der deswegen ins Exil ging 9 Senatorische Gegner argumentierten gegen das Gesetz weil Donner gehort worden sei Saturninus antwortete der Senat solle lieber ruhig bleiben weil dem Donner ansonsten Hagel folgen wurde Die Gesetzentwurfe leges Appuleiae liess Saturninus schliesslich mit Hilfe der Veteranen des Marius beschliessen 10 Marius der sich von seinen Verbundeten ubergangen und durch ihre entschiedene Vorgehensweise kompromittiert fuhlte dachte ernsthaft daran mit ihnen zu brechen Saturninus und Glaucia sahen ihre einzige Aussicht auf Unversehrtheit in einem weiteren Verbleib in einem offentlichen Amt Saturninus wurde fur die Amtszeit die am 10 Dezember 100 v Chr begann zum dritten Mal zum Volkstribun gewahlt und Glaucia obwohl bereits Praetor und daher bis zum Ablauf von zwei Jahren nicht wahlbar wollte fur das Konsulat kandidieren Doch Marius liess Glaucias Kandidatur nicht zu Marcus Antonius Orator wurde ohne Gegenkandidaten gewahlt der andere Gaius Memmius der hochstwahrscheinlich gewahlt worden ware wurde durch von Saturninus und Glaucia gedungene Manner wahrend des Wahlgangs erschlagen Saturninus besetzte daraufhin das Kapitol und versuchte wohl eine Legitimierung einer Kandidatur von Glaucia zu erzwingen Dieser Vorgang erzeugte einen vollstandigen Umschwung in der offentlichen Meinung Der Senat traf sich am folgenden Tag erklarte Saturninus und Glaucia zu Staatsfeinden und stattete Marius mit einem senatus consultum ultimum aus um die Republik zu verteidigen 11 Marius hatte keine Alternative als zu gehorchen Marius der ihnen vermutlich die Schonung ihres Lebens versprochen hatte brachte sie in die Curia Hostilia in der Absicht gesetzeskonform gegen sie vorzugehen 12 Aber die impulsiveren Mitglieder des Senats kletterten aufs Dach rissen die Dachziegel heraus und steinigten Saturninus und viele andere zu Tode 13 Glaucia der in ein Haus geflohen war kam ebenfalls gewaltsam ums Leben Bewertung der Gesetze BearbeitenBetrachtet man die Abfolge in der Gesetzestatigkeit von Saturninus so liegt die Vermutung nahe dass er nicht vollig willkurlich gehandelt hat Das Getreidegesetz kann als populare und populare Massnahme zur Gewinnung des Volkes fur spatere Gesetze gesehen werden 14 Das Landgesetz kam allein Marius bzw dessen Veteranen zugute Andererseits war die Veteranenversorgung ein grosses Problem der Republik das gelost werden musste Die lex de maiestate wertete die Position eines Volkstribuns auf Die offensive und offensichtliche Wahlwerbung fur den Marius spricht fur sich 15 Das Exil oder die Verbannung des Metellus bietet mehr als das Motiv des abgesetzten Quastors der sich rachen will Metellus war auch ein Gegner von Marius und zudem ein starker Mann der optimatischen Gruppe die gegen den sechsmaligen Konsul arbeitete Saturninus scheint die balance of power der Republik vergessen zu haben Mit der vielversprechenden Ignorierung von Interzessionen mit dem Eid auf seine Gesetze und der Exilierung des beruhmten Metellus spatestens aber mit dem Mord an Memmius uberschritt er die Grenzen des Ertraglichen Damit wurde er auch fur Marius zu extrem 16 So blieb diesem keine andere Moglichkeit als seinen Unterstutzerkreis zu eliminieren Saturninus war ein ehrgeiziger und machtpolitisch versierter Mann der zur treibenden Kraft wurde und dabei die Realitaten und Sachzwange des politischen Verfahrens vergass 17 Anmerkungen Bearbeiten Cicero Pro Sestio 39 Plutarch Marius 28 30 Siehe auch Jochen Martin Die Popularen in der Geschichte der spaten Republik S 179 f Plutarch Marius 14 7 f Martin S 181 Rhetorica ad Herennium 1 21 De Viris illustribus 73 3 f Plutarch Marius 28 5 Plutarch Marius 2 4 Plutarch Marius 29 6 8 Velleius Paterculus 2 25 4 hingegen spricht von einer Verbannung De Viris Illustribus 73 3 De Viris Illustribus 73 10 Plutarch Marius 30 3 Cicero De Legibus 2 14 Martin S 180 Florus Epitomae 2 4 1 Martin S 185 Leonhard Burckhardt Politische Strategien der Optimaten in der spaten romischen Republik Stuttgart 1988 S 148 f Literatur BearbeitenQuellen Bearbeiten Rhetorica ad Herennium Buch 1 21 Sextus Aurelius Victor De viris illustribus 73 Appian Die Burgerkriege Buch 1 28 33 Marcus Tullius Cicero De Oratore 2 197 201 Pro Balbo 48 Brutus 224 Pro Sestio 37 De legibus 2 14 Diodorus Siculus 36 12 Florus 2 4 Livius Periochae 69 Orosius 5 17 Plutarch Marius 28 30 Valerius Maximus 3 8 4 und 3 2 18 9 7 1 Velleius Paterculus Buch 2 12 6 Sekundarliteratur Bearbeiten Ernst Badian The Death of Saturninus In Chiron 14 1984 S 101 147 Jochen Martin Die Popularen in der Geschichte der spaten Republik Dissertation Freiburg i Br 1965 Theodor Mommsen Romische Geschichte Buch IV Kap 6 Lukas Thommen Das Volkstribunat der spaten romischen Republik Stuttgart 1989 ISBN 3 515 05187 2 Frederick Walter Robinson Marius Saturninus und Glaucia Jena 1912 Elimar Klebs Appuleius 29 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II 1 Stuttgart 1895 Sp 261 269 Normdaten Person GND 121308146 lobid OGND AKS LCCN nr2001000041 VIAF 139149106003868490464 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Appuleius Saturninus LuciusALTERNATIVNAMEN Saturninus Lucius AppuleiusKURZBESCHREIBUNG romischer VolkstribunGEBURTSDATUM um 138 v Chr STERBEDATUM 10 Dezember 100 v Chr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lucius Appuleius Saturninus amp oldid 236614640