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Leuconostoc bildet eine Gattung grampositiver Bakterien in der Familie der Leuconostocaceae die zur Ordnung der Lactobacillales Milchsaurebakterien gehort Leuconostoc Arten sind in der naturlichen Umwelt weit verbreitet sie spielen bei verschiedenen industriellen und Lebensmittel Fermentationen eine wichtige Rolle LeuconostocSystematikDomane Bakterien Bacteria Abteilung FirmicutesKlasse BacilliOrdnung Milchsaurebakterien Lactobacillales Familie LeuconostocaceaeGattung LeuconostocWissenschaftlicher NameLeuconostocVan Tieghem 1878 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Erscheinungsbild 1 2 Wachstum und Stoffwechsel 2 Vorkommen 3 Bedeutung 4 Systematik 4 1 Aussere Systematik 4 2 Innere Systematik 5 Quellen 5 1 Literatur 5 2 Einzelnachweise 6 WeblinksMerkmale BearbeitenErscheinungsbild Bearbeiten Die meisten Arten treten in flussiger Kultur als Kokken in Erscheinung die Zellform ist rund bis oval Die Zellen kommen einzeln als Diplokokken und als kurze Ketten von Kokken vor 1 In der Gramfarbung verhalten sie sich grampositiv besitzen keine Flagellen zur aktiven Bewegung und bilden keine Uberdauerungsformen wie Endosporen 2 Ihr Erscheinungsbild im Lichtmikroskop ahnelt den Vertretern der Gattung Lactococcus jedoch sind bei Leuconostoc nicht die fur Kokken typischen kugeligen Zellen vorherrschend sondern es sind eher ovale bzw ovoide eiformige Zellformen zu beobachten 1 Der Gattungsname lasst sich auf das Aussehen der Kolonien zuruckfuhren leukos aus dem Altgriechischen bedeutet hell oder klar 1 3 Wachstum und Stoffwechsel Bearbeiten Als typische Vertreter der Milchsaurebakterien wachsen sie anaerob aber aerotolerant d h sie wachsen in der Anwesenheit von Luftsauerstoff benotigen aber keinen Sauerstoff fur ihren Stoffwechsel Dabei sind sie Katalase negativ und Oxidase negativ 1 Sie sind jedoch in der Lage Cytochrome zu bilden wenn sie auf Nahrboden kultiviert werden die Hamine oder Blut enthalten In diesem Fall zeigen sie dann eine positive Reaktion im Oxidase Test Weiterhin ist ein fur Milchsaurebakterien typisches Kennzeichen der Bedarf an komplexen Wachstumsfaktoren und Aminosauren bei der Kultivierung 2 Unter aeroben anaeroben und mikroaerophilen Bedingungen wird eine heterofermentative Milchsauregarung durchgefuhrt D Glucose oder D Fructose werden uber den Pentosephosphatweg zu einer aquimolaren Menge D Milchsaure Ethanol und Kohlenstoffdioxid umgewandelt 2 Nur einige Arten der Gattung sind in der Lage Lactose Milchzucker auf diesen Weg abzubauen 4 Dazu wird das Disaccharid Lactose mit Hilfe des bakterieneigenen Enzyms b Galactosidase in die beiden Bestandteile Glucose und Galactose gespalten Hingegen gehoren L Arabinose D Mannose und Maltose zu den Kohlenhydraten die von den meisten Leuconostoc Arten verwertet werden konnen 4 Alle Arten konnen auch Saccharose abbauen typisch ist dabei die Bildung von Dextranen aus dem Substrat Saccharose Durch die Bildung von Dextranen konnen saccharosehaltige Losungen in eine Gelee artige Masse verwandelt werden 2 Das gebildete Polysaccharid Dextran sammelt sich um die Zellen als sogenannter Schleim an Werden Leuconostoc Arten auf einem saccharosehaltigen festen Nahrmedium kultiviert so bilden sie grosse schleimige Kolonien wahrend sie auf einem glucosehaltigen Nahrmedium als kleine Kolonien ohne Schleimbildung wachsen 5 Andere Stoffwechselwege beinhalten die Umwandlung von Acetyl CoA zu Acetoin und Diacetyl wobei letzteres bei der Herstellung milchsaurer Lebensmittel als Geschmacksstoff von Bedeutung ist 2 Zur Kultivierung dieser Bakterien wird das MRS Medium benutzt in flussiger Form MRS Bouillon oder mit Zusatz von Agar Agar als festes Nahrmedium Es handelt sich nicht um ein Selektivnahrmedium sondern bietet allen Milchsaurebakterien ein geeignetes Nahrstoffangebot da neben Glucose auch Fleischextrakt Hefeextrakt Pepton und verschiedene Mineralstoffe enthalten sind Die optimale Temperatur fur die Inkubation liegt bei ca 30 C 6 Die Vertreter der Gattung Leuconostoc konnen einen hohen Gehalt an Glucose tolerieren ohne dass ihr Wachstum beeinflusst wird Ahnlich wie die osmophilen Hefen konnen sie sich in Habitaten mit geringer Wasseraktivitat vermehren Bakterien werden in diesem Zusammenhang als xerotolerant bezeichnet Leuconostoc Arten wachsen in einem Medium das 30 40 Glucose enthalt und sind somit xelotolerant 4 Vorkommen BearbeitenMilch ist das naturliche Habitat zahlreicher Leuconostoc Arten Leuconostoc mesenteroides kann von vielen Pflanzenoberflachen isoliert werden wobei dies bei intakten aber auch bei sich zersetzenden Pflanzenteilen der Fall ist 2 Bei der Herstellung von Sauerkraut sind oft die naturlicherweise auf dem Weisskohl vorhandenen Leuconostoc Arten beteiligt ein aus Sauerkraut isolierter Stamm wurde 1992 als neue Spezies identifiziert 7 Bedeutung BearbeitenSie spielen bei verschiedenen Fermentationen eine wichtige Rolle Beispielsweise wird die Unterart Leuconostoc mesenteroides subsp cremoris in Molkereien als Starterkultur fur die Herstellung von Butter und Kase verwendet Andere Arten sind bei der Herstellung von Silage und Sauerkraut beteiligt bei der ebenfalls die Milchsauregarung von Bedeutung ist 1 Bei der Fermentation von Kaffeebohnen wirken viele verschiedene Mikroorganismen mit Untersuchungen aus dem Jahre 2007 zeigten dass auch dort Leuconostoc beteiligt ist und fuhrten zur Entdeckung einer neuen Art 8 Leuconostoc Arten konnen aber auch zum Verderb von Lebensmitteln fuhren wenn die Bildung von Milchsaure nicht erwunscht ist Neben dem Verderb von frischer Milch durch Sauerwerden 5 sind auch vakuumverpackte Fleisch und Wurstwaren betroffen da die Bakterien dort unter anaeroben Bedingungen wachsen konnen Gleiches gilt fur unter Schutzgasatmosphare wie Kohlenstoffdioxid verpackte Produkte 9 Bei immunsupprimierten Patienten konnen Leuconostoc Arten Bakteriamien und Abszesse im Bauchraum verursachen 10 Systematik BearbeitenAussere Systematik Bearbeiten Leuconostoc ahnelt vom zellularen Erscheinungsbild den Vertretern der Gattung Lactococcus Beide Gattungen weisen auch Ahnlichkeiten in ihrer DNA Zusammensetzung auf Der GC Gehalt der Anteil der Nukleinbasen Guanin und Cytosin in der Bakterien DNA liegt jeweils bei 38 41 Mol Prozent Sie unterscheiden sich jedoch in ihrem Stoffwechsel da Leuconostoc eine heterofermentative Milchsauregarung durchfuhrt wahrend fur Lactococcus die homofermentative Milchsauregarung typisch ist 5 Innere Systematik Bearbeiten Der Gattung gehoren zahlreiche Arten an die z T noch in Subspezies Unterarten unterteilt sind Die Systematik der Bakterien verandert sich regelmassig da neue Forschungsergebnisse eine andere Klassifizierung notwendig machen oder neue Arten entdeckt und beschrieben werden Der aktuelle Stand kann in der List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature LPSN eingesehen werden 3 Auch das Leibniz Institut DSMZ Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH fuhrt eine entsprechende Liste 11 Danach Stand 2013 gehoren die folgenden 13 Arten zur Gattung Leuconostoc Leuconostoc carnosum Shaw amp Harding 1989 9 Leuconostoc citreum Farrow et al 1989 Leuconostoc fallax Martinez Murcia amp Collins 1992 7 Leuconostoc gasicomitatum Bjorkroth et al 2001 Leuconostoc gelidum Shaw amp Harding 1989 9 Leuconostoc holzapfelii De Bruyne et al 2007 8 Leuconostoc inhae Kim et al 2003 Leuconostoc kimchii Kim et al 2000 Leuconostoc lactis Garvie 1960 Leuconostoc mesenteroides Tsenkovskii 1878 van Tieghem 1878 Typusart nun unterteilt in die Subspezies Leuconostoc mesenteroides subsp cremoris Knudsen and Sorensen 1929 Garvie 1983 Leuconostoc mesenteroides subsp dextranicum Beijerinck 1912 Garvie 1983 Leuconostoc mesenteroides subsp mesenteroides Tsenkovskii 1878 Garvie 1983 Leuconostoc mesenteroides subsp suionicum Gu et al 2012 Leuconostoc miyukkimchii Lee et al 2012 Leuconostoc palmae Ehrmann et al 2009 Leuconostoc pseudomesenteroides Farrow et al 1989Vier Bakterienarten die vorher der Gattung Leuconostoc zugeordnet waren gehoren seit 2008 zur neuen Gattung Fructobacillus Fructobacillus durionis Leisner et al 2005 Endo and Okada 2008 vorher Leuconostoc durionis Fructobacillus ficulneus Antunes et al 2002 Endo and Okada 2008 vorherLeuconostoc ficulneum Fructobacillus fructosus Kodama 1956 Endo and Okada 2008 vorher Leuconostoc fructosum Fructobacillus pseudoficulneus Chambel et al 2006 Endo and Okada 2008 vorher Leuconostoc pseudoficulneum Neben genetischen Untersuchungen zeigten auch stoffwechselphysiologische Merkmale dass die Zuordnung zur Gattung Leuconostoc nicht schlussig war Die Fructobacillus Arten produzieren kein Ethanol der aber ein typisches Stoffwechselprodukt der heterofermentativen Milchsauregarung ist Bei ihnen wird stattdessen Glucose zu Milchsaure und Essigsaure abgebaut Ausserdem zeigt das Bild im Rasterelektronenmikroskop stabchenformige Zellen 4 Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Michael T Madigan John M Martinko Jack Parker Brock Mikrobiologie Deutsche Ubersetzung herausgegeben von Werner Goebel 1 Auflage Spektrum Akademischer Verlag GmbH Heidelberg Berlin 2000 ISBN 3 8274 0566 1 A Endo S Okada Reclassification of the genus Leuconostoc and proposals of Fructobacillus fructosus gen nov comb nov Fructobacillus durionis comb nov Fructobacillus ficulneus comb nov and Fructobacillus pseudoficulneus comb nov In International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology Band 58 Nr 9 2008 S 2195 2205 doi 10 1099 ijs 0 65609 0 sgmjournals org PDF 300 kB abgerufen am 16 August 2013 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Mikroorganismen im Unterricht In Horst Bayrhuber Eckhard R Lucius Hrsg Handbuch der praktischen Mikrobiologie und Biotechnik 1 Auflage Band 3 Metzler Schulbuchverlag Hannover 1992 ISBN 3 8156 3351 6 S 60 62 a b c d e f Hans G Schlegel Christiane Zaborosch Allgemeine Mikrobiologie 7 Auflage Thieme Verlag Stuttgart New York 1992 ISBN 3 13 444607 3 a b Jean Euzeby Aidan C Parte Genus Leuconostoc In http www bacterio net List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature LPSN Archiviert vom Original am 4 November 2013 abgerufen am 15 August 2013 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bacterio net a b c d A Endo S Okada Reclassification of the genus Leuconostoc and proposals of Fructobacillus fructosus gen nov comb nov Fructobacillus durionis comb nov Fructobacillus ficulneus comb nov and Fructobacillus pseudoficulneus comb nov In International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology Band 58 Nummer 9 September 2008 S 2195 2205 ISSN 1466 5026 doi 10 1099 ijs 0 65609 0 PMID 18768629 a b c Michael T Madigan John M Martinko Jack Parker Brock Mikrobiologie Deutsche Ubersetzung herausgegeben von Werner Goebel 1 Auflage Spektrum Akademischer Verlag GmbH Heidelberg Berlin 2000 ISBN 3 8274 0566 1 Katalog Mikroorganismen In Webseite des Leibniz Institut DSMZ Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH Abgerufen am 16 August 2013 a b A J Martinez Murcia M D Collins A phylogenetic analysis of an atypical leuconostoc description of Leuconostoc fallax sp nov In FEMS Microbiology Letters Band 82 Nummer 1 Juli 1991 S 55 59 doi 10 1111 j 1574 6968 1991 tb04839 x a b K De Bruyne U Schillinger u a Leuconostoc holzapfelii sp nov isolated from Ethiopian coffee fermentation and assessment of sequence analysis of housekeeping genes for delineation of Leuconostoc species In International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology Band 57 Nummer 12 Dezember 2007 S 2952 2959 doi 10 1099 ijs 0 65292 0 a b c B G Shaw C D Harding Leuconostoc gelidum sp nov and Leuconostoc carnosum sp nov from Chill Stored Meats In International Journal of Systematic Bacteriology Band 39 Nummer 3 Juli 1989 S 217 223 doi 10 1099 00207713 39 3 217 Marianne Abele Horn Antimikrobielle Therapie Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten Unter Mitarbeit von Werner Heinz Hartwig Klinker Johann Schurz und August Stich 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Peter Wiehl Marburg 2009 ISBN 978 3 927219 14 4 S 264 Prokaryotic Nomenclature Up to date In Webseite des Leibniz Institut DSMZ Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH Abgerufen am 16 August 2013 Weblinks BearbeitenJean Euzeby Aidan C Parte Genus Leuconostoc In List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature LPSN Abgerufen am 15 August 2013 Taxonomy Browser Leuconostoc In Webseite des National Center for Biotechnology Information NCBI Abgerufen am 15 August 2013 Normdaten Sachbegriff GND 4167480 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leuconostoc amp oldid 239283953