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Lennart Georg Meri ˈlennɑr t ˈg eɔrg ˈmer i 29 Marz 1929 in Tallinn 14 Marz 2006 ebenda war ein estnischer Schriftsteller Filmemacher und Politiker Von 1992 bis 2001 war er Prasident von Estland Sein Cousin war Arnold Meri Lennart Meri 1998 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Kunstlerisches Wirken 1 3 Meri als Politiker 2 Auszeichnungen Auswahl 3 Schriften Auswahl 4 Literatur zu Meri 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Meri wurde in Tallinn als Sohn des estnischen Diplomaten und spateren Shakespeare Ubersetzers Georg Meri geboren Seine Familie verliess Estland bald Meri besuchte insgesamt neun verschiedene Schulen in vier verschiedenen Sprachen Neben Estnisch lernte er noch Finnisch Franzosisch Deutsch Englisch Russisch und Latein Zum Zeitpunkt der sowjetischen Besetzung Estlands im Juni 1940 befand sich die Familie jedoch wieder in Estland 1941 wurde sie nach Sibirien deportiert wie Tausende anderer Esten Letten und Litauer Die Familienoberhaupter wurden von ihren Angehorigen getrennt und in Lager gebracht in denen es nur wenige Uberlebende gab Im Alter von 12 Jahren musste Meri sich als Holzfaller verdingen Er arbeitete auch als Kartoffelschaler und Flussruderer um zum Unterhalt seiner Familie beizutragen Wahrend seiner Zeit im unfreiwilligen Exil entwickelte sich bei ihm das Interesse an der finno ugrischen Sprachfamilie zu der neben dem Estnischen Finnischen und Ungarischen auch verschiedene im inneren Russlands und in Sibirien gesprochene Sprachen gehoren Die Verwandtschaft der finno ugrischen Volkerfamilie war lebenslang ein Motiv in seinen Werken Die Familie uberlebte und gelangte zuruck nach Estland wo Lennart Meri 1953 an der Geschichts und Sprachfakultat der Universitat Tartu graduierte Die Sowjetmacht erlaubte ihm nicht den Beruf des Historikers auszuuben er fand jedoch Arbeit als Dramatiker im Vanemuine dem altesten Theater Estlands und spater auch als Produzent von Horspielen fur den Estnischen Rundfunk Mehrere seiner Filme fanden grossen Beifall bei der Kritik Kunstlerisches Wirken Bearbeiten Nach einer Reise ins Tianshan Gebirge in Zentralasien und in die fruhen islamischen Statten der Karakum Wuste schrieb Lennart Meri 1958 sein erstes Buch das von der Offentlichkeit mit Interesse aufgenommen wurde Schon als Student hatte er sich seinen Lebensunterhalt mit Schreiben verdienen konnen nachdem sein Vater zum dritten Mal von den sowjetischen Behorden festgenommen worden war Mit der Hilfe seines jungeren Bruders der zum Abbruch des Studiums gezwungen worden war und als Taxifahrer arbeitete konnte Meri seine Mutter versorgen und sein eigenes Studium abschliessen Seit 1963 war er Mitglied des Estnischen Schriftstellerverbandes In den 70er Jahren wurde er zum Ehrenmitglied der finnischen Literaturgesellschaft SKS gewahlt Tulemagede Maale 1964 1 war eine Chronik von Meris Reise nach Kamtschatka in den 60er Jahren Zur Expedition gehorten Geologen Botaniker ein Photograph und der Kunstler Kalju Polli Das Reisen ist die einzige Leidenschaft die sich vor dem Intellekt nicht zu schamen braucht schrieb Meri Er unterschatzte nicht die Nachteile des Massentourismus glaubte jedoch dass die Wissenschaft uns aus den Ketten der Grossstadte losen und zuruck zur Natur fuhren wird Das Buch uber Meris Reise zur Nordostpassage Virmaliste Varaval 1974 wurde in der Sowjetunion zu einem grossen Erfolg Es wurde 1977 als Teil einer Serie uber Sowjetliteratur ins Finnische ubersetzt In diesem Werk verband Meri die Gegenwart mit der historischen Perspektive und nutzte Material von Entdeckern und Forschern wie Cook Forster Wrangel Dahl Sauer Middendorff und Cochran Das bekannteste Werk Meris ist vermutlich Hobevalge 1976 2 Das Buch rekonstruiert die Geschichte Estlands und des Ostseegebiets Wie in seinen anderen Werken kombiniert Meri auch hier historische Quellen und wissenschaftliche Forschung mit schopferischer Phantasie Wenn die Geographie Prosa ist so sind Landkarten Ikonographie schrieb er Hobevalge basiert auf vielfaltigem Material uber die fruhe Seefahrt und enthullt nach und nach das Geheimnis des legendaren Ultima Thule Dieser Name wurde in klassischer Zeit einer Landmasse im Norden gegeben die Berichten zufolge sechs Tagesreisen von Grossbritannien entfernt Mehrere Orte wurden von Wissenschaftlern mit den historischen Uberlieferungen in Verbindung gebracht darunter die Shetland Inseln Island und Norwegen Meri vermutet dass der Name Thule moglicherweise aus estnischen Volkslegenden stammt die die Entstehung des Kratersees von Kaali Saaremaa beschreiben 3 In seinem Essay Tacituse tahtel 2000 untersucht Meri fruhe Begegnungen zwischen Esten und dem Romischen Imperium und beschreibt dass Pelze Bernstein und insbesondere im Brennofen getrocknetes Getreide zu den wichtigsten Beitragen der Esten gehorten das Getreide diente in Durrejahren als Saatgut in ganz Europa Der Film Die Winde der Milchstrasse eine internationale Produktion in Zusammenarbeit mit Finnland und Ungarn wurde in der Sowjetunion nicht gezeigt gewann aber eine Silbermedaille beim New Yorker Filmfestival Meris Filme und Texte wurden in finnischen Schulen als Studienmaterial verwendet 1986 erhielt er die Ehrendoktorwurde der Universitat Helsinki Meri grundete 1988 das nichtstaatliche Estnische Institut Eesti Instituut um die kulturelle Begegnung mit dem Westen und den Studentenaustausch zu fordern Meri als Politiker Bearbeiten Nach mehr als zwanzig Jahren des Ausreiseverbots erteilten die sowjetischen Behorden in den spaten 70er Jahren erstmals eine Reisegenehmigung und Meri nutzte wiederholt die Moglichkeiten von Finnland aus die demokratischen Staaten auf die Existenz Estlands aufmerksam zu machen Er knupfte zahlreiche Kontakte mit Politikern Journalisten und Esten im Exil Er war der erste Este der die Proteste gegen die sowjetischen Plane zum Phosphatabbau in seiner Heimat offentlich bekannt machte durch welche ein Drittel der Region unbewohnbar gemacht worden ware Aus der Umwelt wurde bald eine politische Bewegung gegen die sowjetische Vorherrschaft in Estland die singende Revolution angefuhrt von estnischen Intellektuellen Eine Rede Meris welche sich mit den Existenzproblemen der estnischen Nation befasste fand im Ausland ein grosses Echo 1989 grundete Meri das Estnische Institut das als Vorganger sowohl des spateren Aussenministerium als auch des Estnischen Kulturinstituts fungierte Meri war Grundungsmitglied der estnischen Volksfront die mit den entsprechenden Bewegungen in Lettland und Litauen zusammenarbeitete Nach den ersten freien Wahlen wurde Meri erster Aussenminister in der neuen Ara estnischer Souveranitat Er forderte den Aufbau einer jungen gebildeten und Englisch sprechenden Elite um die Kommunikation mit dem Westen zu fordern und gleichzeitig Estland wirksamer auf die internationale Buhne zu rucken Er nahm an den KSZE Konferenzen in Kopenhagen New York Berlin und Moskau sowie an der Grundungskonferenz des Ostseerats teil traf zahlreiche amerikanische und europaische Staatsoberhaupter und war der erste Politiker aus dem fruheren Ostblock der im NATO Hauptquartier in Brussel einen Vortrag hielt Nach einem kurzen Zwischenspiel als estnischer Botschafter in Finnland wurde Meri am 6 Oktober 1992 der zweite Prasident der Republik Estland Auch wenn im ersten Wahlgang Arnold Ruutel ehemaliger Vorsitzender des Prasidiums des Obersten Sowjets der Estnischen SSR mit 42 die meisten Stimmen erreicht hatte wahlte das Parlament dem die endgultige Entscheidung oblag mit der Mehrheit der Pro Patria Allianz Meri zum Prasidenten Wahrend des Wahlkampfs hatten Nationalisten versucht Meri Verbindungen mit dem KGB zu unterstellen Diese Vorwurfe konnten Meris Ruf und offentlichem Image jedoch nichts anhaben Am 20 September 1996 wurde Meri zu seiner zweiten und letzten Amtszeit wiedergewahlt nbsp Meris Grab in TallinnMeri sorgte 1994 beim Matthiae Festmahl in Hamburg fur einen Eklat Der als Ehrengast geladene Meri sprach unter Anwesenheit von Wladimir Putin der damals erster Vizeburgermeister von Hamburgs Partnerstadt St Petersburg war von Russlands erneutem Streben nach Vorherrschaft im Osten Daraufhin verliess Putin lautstark den Saal 4 Auf dem Tag der Heimat des deutschen Bundes der Vertriebenen im Jahr 1999 wandte sich Meri an die 1939 zwangsumgesiedelten Deutschbalten und rief sie zur Ruckkehr nach Estland auf Sie alle die Sie ihre Wurzeln in Estland haben sage ich aufrichtig Von ganzem Herzen willkommen 5 Lennart Meri war zweimal verheiratet Seine erste Frau Regina emigrierte 1987 nach Kanada Die zweite Frau Helle war bis 1992 Theaterschauspielerin Lennart Meri hatte zum Zeitpunkt seines Todes neben drei Kindern vier Enkelkinder Meri war Mitglied der Jury des Franz Werfel Menschenrechtspreises der vom Zentrum gegen Vertreibungen verliehen wird 1999 erhielt er die Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen Auszeichnungen Auswahl Bearbeiten1974 1977 Juhan Smuul Literaturpreis 1979 Verdienter Schriftsteller der ESSR 1986 Kreutzwald Erinnerungsmedaille 1986 Ehrendoktor der Universitat Helsinki 1995 Ferdinand Johann Wiedemann Preis 1997 Orden der Freiheit der Republik Slowenien in Gold 1999 Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen 2000 Kleinstaatenpreis des Herbert Batliner Europainstitut in Salzburg 6 2000 Ehrendoktor der Universitat Turku 2001 Mitglied der Estnischen Akademie der Wissenschaften 2004 Four Freedoms Award in der Kategorie Meinungsfreiheit 7 Schriften Auswahl BearbeitenBotschaften und Zukunftsvisionen Reden des estnischen Prasidenten Zusammengestellt und mit Jahreskommentaren versehen von Henno Rajandi Aus dem Estnischen ubersetzt von Mati Sirkel Bouvier Bonn 1999 ISBN 978 3 416 02737 3 Presidendikoned dt Literatur zu Meri BearbeitenLennart Meri Personaalnimestik Koost Kroot Liivak toim Andres Heinapuu Tallinn Eesti Rahvusraamatukogu 1991 119 S Andreas Oplatka Lennart Meri ein Leben fur Estland Dialog mit dem Prasidenten Verl Neue Zurcher Zeitung Zurich 1999 ISBN 3 85823 762 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lennart Meri Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Lennart Meri im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Offizielle Internetseite von Staatsprasident 1992 2001 Lennart Meri Artikel im Ostpreussenblatt Lennart Meri im Estonia Writers Online DictionaryEinzelnachweise Bearbeiten Deutsche Ubersetzung Es zog uns nach Kamtschatka Ubersetzt von M Brandt und G Hoppe aus dem Russischen Leipzig VEB F A Brockhaus 1968 314 S 1969 Auf Deutsch auszugsweise Estland Silberweiss Ubersetzt von Aivo Kaidja in Baltica Spezial Lennart Meri 1929 2006 Heft 2 4 Juni 2006 S 8 139 Vgl hierzu Cornelius Hasselblatt Ultima Thule liegt die Losung in Estland in Osteuropa 3 1985 S 153 157 Marc Oliver Rehrmann Ein Abendessen wie im Mittelalter NDR 11 Februar 2016 abgerufen am 11 Februar 2016 Das Ostpreussenblatt 50 Tag der Heimat Schluss mit dem Wegsehen BdV ehrt Estlands Prasident Meri Steinbach kritisiert Naumann und lobt Schily Meldung vom 11 September 1999 abgerufen am 11 Marz 2010 Europainstitut Memento vom 25 Mai 2010 im Internet Archive abgerufen am 28 Juni 2010 Roosevelt Institute Liste der Preistrager Memento vom 25 Marz 2015 im Internet Archive abgerufen am 14 Dezember 2012 Staatsoberhaupter der Republik Estland Otto August Strandman Jaan Tonisson Aadu Ado Birk Ants Piip Konstantin Pats Juhan Johann Kukk Friedrich Karl Akel Juri Jaakson Jaan Teemant August Rei Kaarel Eenpaluim Exil Juri Uluots August Rei Aleksander Warma Tonis Kint Heinrich MarkLennart Meri Arnold Ruutel Toomas Hendrik Ilves Kersti Kaljulaid Alar Karis Aussenminister der Republik Estland Jaan Poska Ants Piip Aadu Birk Kaarel Robert Pusta Otto August Strandman Ants Piip Aleksander Hellat Friedrich Karl Akel Otto August Strandman Kaarel Robert Pusta Ants Piip Friedrich Karl Akel Aleksander Hellat Hans Rebane Jaan Lattik Jaan Tonisson Mihkel Pung August Rei Ants Piip Julius Seljamaa Friedrich Karl Akel Karl Selter Ants PiipIm Exil August Rei Aleksander Warma August Koern Elmar Lipping Olev OleskLennart Meri Jaan Manitski Trivimi Velliste Juri Luik Riivo Sinijarv Siim Kallas Toomas Hendrik Ilves Raul Malk Toomas Hendrik Ilves Kristiina Ojuland Rein Lang Urmas Paet Keit Pentus Rosimannus Marina Kaljurand Jurgen Ligi Sven Mikser Urmas Reinsalu Eva Maria Liimets Andres Sutt Urmas Reinsalu Margus Tsahkna Normdaten Person GND 11930063X lobid OGND AKS LCCN n88622494 VIAF 84153775 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Meri LennartALTERNATIVNAMEN Meri Lennart GeorgKURZBESCHREIBUNG estnischer PolitikerGEBURTSDATUM 29 Marz 1929GEBURTSORT TallinnSTERBEDATUM 14 Marz 2006STERBEORT Tallinn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lennart Meri amp oldid 238134089